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- SD — ln der Schlacht hei Nancy, 1477, gefährlich verwundet, ward er in’s Johannis-Hospital nach Brügge gebracht,dort sorglich gepflegt und endlich geheilt. Aber er gefiel sich so wohl in dieser gastfreundlichen Anstalt, dass er noch nach vollständiger Genesung sechs, andere sagen zehn Jahre dort blieb und die Kirche mit den Erzeugnissen seiner Kunst, zugleich Beweise seiner Erkenntlichkeit, schmückte. — Das erste und vorzüglichste von den Werken Memling’s sind die Malereien auf dem Reliquien-Behällniss der hl Ursula (la CliAsse de S le Ursule). Dieses Behältniss selbst ist ein Meisterstück derGoldarbeiter-Kunst; essteilt ein alt-gothisches Gebäude, mit spitzem Dache vor, etwa zwei Fuss lang und fünfzehn Zoll hoch ; jede der langen Seiten bietet drei bogenförmige Abtheilungen dar. Diese sechs Felder nun, jedes etwa 8 Zoll breit, hat Memling mit den zierlichsten, vollendetsten Bildchen, die Lcrjende der hl. Ursula vorstellend, ausgefüllt. Die Vorderseite des Gebäudes enthält die hl. Jungfrau mit dem Jesus-Kinde, und zwei Hospitalsschwestern; die Rückseite, das Bild der hl. Ursula,die Gefährtinnen mit ihrem Mantel bedeckend; auch auf dem Dache sind noch mehrere wunderschöne .Miniaturstücke. Gewiss, dieses Kunstwerk gehört zu dem Köstlichsten, was je menschlicher Erfindungsgeist und ausdauernder Flciss hervorhraclite! Das Ganze steht unter einer Glas-Glocke auf einem sich drehenden Fussgestell, so dass der Beschauer es von allen Seiten und im günstigsten Lichte betrachten kann '. * Zum Verständnisse der Bilder Memlings halten wir für nölhig, die Hauptmomenle der Legende von der hl. Ursula als Note mitzulheilen: Im Jahre 220 herrschte über Gross-Britannien König