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Er konnte sagen, die Sonne gehe nicht unter in seinem weiten Reiche. Unter seiner Regierung war Gent wohl eine der grössten und bevölkertsten Städte Europas. Man zählte dort 35,000 Häuser und 175,000 Einwohner. Der Florentiner Guicciardini, welcher Flandern im Jahre 1535 durchreiste, sagt von Gent: « Diese feste und schöne Stadt ist eine der grössten Bu tt ropas; sie hat weitläufige Vorstädte und man vergleicht « sic gern mit dem volkreichen Milan ; sie hat etwas mehr «als drei Stunden (licues) im Umfange; man zählt in « ihrem Bezirke sechs und zwanzig kleine Inseln und acht «und neunzig grosse Brücken, eine ungezählte Menge « kleinerer nicht mit berechnet, so wie acht und fünfzig « Kirchen, Klöster, Hospitäler und andere heilige Orte.» Karl V., mit dem Worte Ganl (Handschuh) spielend, pflegte zu sagen: Je meltrai Paris dans mon Gand (gant). «Ich werde Paris in meinen Handschuh stecken.» Der Umfang Gents ist bis auf unsere Zeit geblieben, aber der Wohlstand und die Macht sind dahin. Karl V.ernannte seine Schwester, Maria v. Oesterreich, zur Regentin der Niederlande. Gent empörte sich auf’s Neue. Karl eilte aus Spanien herbei; Schrecken ergriff die Einwohner, sie baten um Gnade, aber der Kaiser erklärte, er werde nur mit dem Szepter in der einen und dem Schwerdle in der andern Hand seinen Einzug halten. An der Spitze einer furchtbaren Heeresmacht zog er am IG. Febr. 1540 in Gent ein. Der Herzog Alba rieth ihm, die Stadt in Schutt und Asche zu verwandelnder Kaiser aber, voll Anhänglichkeit an seine Geburtsstadt, zeigte sich milder als sein grausamer Feldherr. Ralh und Bürger schaft, mit cnlblösstem Haupte und Füssscn, einen Strick