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208 Die große Messe zn Ostrownoje. von allen Anderen auf das Strengste abgesondert, sic bilden mit ihren Schlitten eine Festung, in deren Innern sie in Zelten wohnen. Auch ihre Rcnnthiere befinden sich in diesem Kreise, dem Niemand zn nahen wagt, da die Leute alle sehr reichlich bewaffnet sind. Der Tag der großen Messe bricht an, in der kleinen Kapelle wird ein feierliches Hochamt gehalten. Während desselben breiten die Tschuk tschen ihre Waare ans den Schlitten aus und stellen sich hinter dieselben, immer wohl bewehrt, als ob sie diese gegen einen Gcwaltstreich vcrthei nigen müßten. Das Hochamt ist nunmehr beendet und jeder Russe nimmt diejenige Waare zur Hand, von der er hofft, daß sie den mehrstcn Reiz für die Tschuktschen haben werde. Jetzt ertönt eine Glocke znm Beginn des Marktes und alsbald stürzen die Leute wie rasend ans die Festung, auf die Schlittenburg zu, schon von weitem schreiend und die Nortrefs lichkeit ihrer Waaren anpreisend, indeß die Tschuktschen diesem tolle» Treiben mit der größten Ruhe zusehen und die sich überstürzenden Äa» fer erwarten. Jetzt geht das Fordern und Bieten seinen Gang, der Tschuktsche hat sich einmal vorgesetzt, so und so viel für seine Felle, für seine Zähne habe» zu wollen, das will der Russe nicht geben und in einem unsägliche» Tumult vergeht der erste Tag der Messe, meistens ohne eigentliches M' sultat. Am zweiten sehen die Russen, daß mit dem steifen Ernste der Tschuktschen nicht viel auszurichten ist, sie machen bessere Gebote und die Hälfte der Waaren geht aus einer Hand in die andere. Am dritten ist der Markt beendet und nun sind die Tschuktschen den russischen Kaufleute» völlig gleichgültig, sie bekümmern sich nicht mehr um sie, sondern packe» ihre Schlitten und eilen mit Hunden, Rennthiercn oder Pferden, nach Hause zu kommen. Bevor wir sie jedoch fortlassen, wollen wir uns ihre Art zu leben ei» wenig ansehen, denn obwohl die Lebensweise der sämmtlichen nordische» Völker große Aehnlichkeit unter einander hat, so sind doch viele davon «> einer oder der andern Art von allen übrigen unterschieden, so schon die Tschuktschen darin, daß auch die ansäßigcn nicht in festen Holz- oder Erd Hütten, sondern in Zelten wohnen und merkwürdiger Weise wissen sie sich dieselben wenigstens nach ihrer Art so wohnlich einzurichten, daß sie stck ganz wohl dabei fühlen, sicher aber uns um unsere Wohnung und säunut liche damit verbundene Luxusgegenstände nicht im Mindesten beneide», eine Thatsache, welche sich daraus crgicbt, daß die einzelnen Tschuktsche», welche weit nach Westen oder Süden gelangen und also eine russische Stadt mit hölzernen Häusern, doppelten Fester» und wohlschließende»