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Kalmückische Götzen. 421 die Priester, in der Mitte aber selbst nahm die hohe Geistlichkeit mit unter-geschlagenen Beinen, wie die Türken sitzen, auf einem Teppich Platz. Im Hintergründe, der Thür gegenüber, befand sich der Altar, welcher mit einer weißen Decke belegt war, die, von Seidenzeug, eine Menge gol dener Stickerei trug. Ueber diesem Altar befand sich ein Thronhimmel, auf welchem der große Drache ruhte, der mit seinen Klauen Blitz und Donner regiert. Auf dem Altäre standen mehrere der kalmückischen Götzen, welche alle von Metall gemacht waren und gewissermaßen als Wohnung hölzerne, bunt angestrichene Nischen hatten; die höchste Gottheit Dschag- dschamnni wurde durch eine weibliche Figur mit sehr großen Ohren repräsentirt. Daß der Maler hier eine weibliche Figur gesehen zu haben glaubte, mag wohl nur daher kommen, daß der kalmückische Künstler nicht eben unmäßig in der Anatomie des menschlichen Körpers bewandert war, es ihm also nicht darauf ankam, die Milchdrüsen, welche bekanntlich auch der Mann hat, etwas größer zu machen, als gerade erforderlich. Dschag- dschamuni ist der oberste Gott der Tübetaner und ist identisch mit dem Buddha der Indier, er ist eine Verkörperung des Wischnu und erscheint als Dschagdschamuni zum vierten male, um die Menschen zu erlösen; er ist der jetzige Regierer des Weltalls, nach ihm werden noch 996 Bnddha's oder Dschagdschamnni'S kommen, bevor die Welterlösnng vollendet ist. Alle Diejenigen, welche der in Tübet herrschenden Religion zugcthan sind, also auch die Mongolen, Kalmücken rc. betrachten ihn als den Stifter ihrer Religion und als den höchsten Gott, derselbe ist also keineswegs weiblichen Geschlechts, wie der kalmückische Künstler ihn dargestellt hat. Zur Seite dieses höchsten Gottes stand das Bild eines bösen, Erli- khan, derselbe schien im höchsten Zorne auf einer weiblichen Figur hcrum- zutreten, welche ausgestreckt unter seinen Füßen lag, in der rechten Hand hielt er einen Donnerkeil, welchen er auf die Sünderin herabznschleudern drohte, in der linken Hand schüttelte er eine Glocke, womit er die That der Sünderin der Welt verkündete. Seine Kopfbedeckung stellte eine Flamme dar, aus welcher sonder barer Weise eine Menge Priesterköpfe kuckten. Sollte das heißen, daß auch die Priester keineswegs frei von Sünden seien und gleichfalls den Höllcustrafcn verfielen, wer weiß das, Kiesewetter giebt uns hierüber kei nen Aufschluß. Auch einen Gürtel hatte dieses Götzennngehener und der selbe war ganz eigener Art, er bestand aus einer Perlenschnur Misscthäter- köpfe, die um seinen Leib vielfältig geschlungen war. Bor dieser schrecklichen Statue stand ein weibliches Götterbild mit vierundzwanzig Händen und eben so vielen Köpfen, welche seinen Zorn