Volltext Seite (XML)
422 Götzen. Opfer. Gebete. besänftigen zu wollen schien. Die Götzenbilder alle sind von Metall gegossen und inwendig hohl, sie dienen als Aufbewahrungsort für die Asche solcher Priester, welche nach ihrem Tode ehrenvoll verbrannt wor den sind. Vor dem Altar befand sich ein niedriger, zierlich geschnitzter Tisch mit einem Tuch bedeckt, auf welchem eine Menge silberner Opferschalen stan den, welche verschiedene Früchte, Samen und Wurzeln enthielten, sie sind heilig und dürfen nur bei schweren Krankheitsfällen als Medikament genom men werden; auf dem Tischchen standen auch zwei silberne Vasen mit Pfauenfedern geschmückt, welche wnnderthätiges Wasser enthielten. Vor diesem Tischchen stand ein Pfahl, auf welchem sich eine Schale befand, in welche die täglichen Opfer gelegt werden; diese dürfen nach einiger Zeit von den Priestern genossen werden. Auf beiden Seiten dieses Altars und der ganzen Götzengruppe standen zwei seidene Halbkugeln, hölzerne große runde Gewebe mit Seidenzeug überzogen, welche dazu dienen, um die Götter, wenn sie im Freien umhergetragen werden, vor Sonnenschein und Regen zu schützen. Der Maler durfte sich wohl sehr Glück wünschen, daß er alle diese Heiligthümer zu sehen bekam, so gut wird es selbst den Fürsten nicht geboten; wer sich dem Tempel nahen will, darf es nur auf Händen und Füßen kriechend thun, um Opfer zu bringen, durch welche er sich die Für sprache der Priester bei den Göttern erbittet. Zu beiden Seiten des Altars, welcher die metallenen Götter trug, hingen an den Wänden die gemalten, die guten sowohl als die bösen. Diese letzteren werden immer als entsetzliche Ungeheuer dargestellt, indessen die elfteren stets mit Flammen umgeben sind, denn sie bewohnen das Feuer und sind die Erzeuger von Wärme und Licht. Zu ihnen wird wenig gebetet, denn sie können nur unabänderlich Gutes thun. Die bösen dagegen müssen immerfort angefleht werden, damit sie ihren bösen Neigungen zum Schaden der Menschen nicht freien Lauf lassen, es ist das alte Sprüche wort: „dem Teufel müsse man zwei Lichter anzünden" in's Kalmückische übersetzt. Opfer und Gebete sind die Mittel, die bösen Götter zu beschwich tigen, beim Beten muß man aber die Lippen bewegen, denn still oder innerlich beten ist ganz zwecklos, hilft zu nichts; in dem Tempel stand auch die Gebetmaschine, man pflegt dieselbe so zu beschreiben, daß es zwei Wal zen seien, mit einander durch einen breiten Papierstreifen von großer Länge verbunden, auf welchem die Gebete stehen, die an die verschiedenen Götter um verschiedener Zwecke willen gerichtet werden. Dieses breite Band win det sich beim Drehen auf die eine der Walzen und windet sich von der