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436 Ein kalmückisches Fürstenzelt. Damen darin. achtung von den Flüssen zu sprechen, denen sie begegnen würden, um so mehr, als sie sich den Ufern des berühmten Terek näherten. „Wir gelangten zu einem kalmückischen Lager, in welchem ein Fürst mit seinen Untergebenen bereits seit mehreren Tagen Haus hält; das Zelt desselben wurde von uns besucht, cs ist genau so eingerichtet, wie die Zelte der Vasallen, welche es rings umgeben und gewissermaßen schirmen, mir ist es größer und inwendig prächtiger ausgestattet. Im Hintergründe be fand sich ein großes Bett mit rosa Seide bedeckt, mit Vorhängen von dem selben Stoff und mit einem Baldachin von blau und weiß gestreiftem Sei denzeug, der Boden des Zeltes war mit einem reichen persischen Teppich bedeckt, ein Divan, welcher zur Seite stand, ebenfalls, sowie eine Masse Kisten und Koffer, welche über einander standen und dem Auge durch einen solchen Teppich entzogen waren, auf der einen Seite befand sich eine Art von Altar. Auf einem lackirten Kasten von der schreiendsten Farbe stand ein Tisch mit kleinen Schalen besetzt, in denen sich Weizen und Reis be fand, ferner trug derselbe einige Glocken und mehrere Götzenbilder mit Tuch oder Seidcnzeug bekleidet, im Mittelpunkte dieses Altars stand eine Statue des Buddha, sorgfältig in Seidcnzeug eingcwickelt. „Diese Kibitken der Fürsten, sowie die der anderen Kalmücken sind nur von oben her erleuchtet, dort hinaus und durch die Thür entweicht der Rauch; der Fürst allein gebietet außer seinem Wohnzelt noch über ein zwei tes, worin die Küche besorgt wird, daher in der ersteren kein Rauch ist. Wie er sich während des Winters behilft, mögen die Götter wissen, es sei denn, daß er alsdann die Küche zur Wohnung macht. „Wir hatten die Ehre, der Fürstin vorgestellt zu werden, welche uns, auf dem Divan sitzend und umgeben von sechs kalmückischen Ehrendamcn, empfing. „Die Kleidung dieser Dame besteht aus einem langen Gewände, wel ches bis ans den Boden herabreicht und oben ganz offen ist, dasselbe läßt ein Unterkleidungsstück sehen, welches ähnlich unseren Hemden, wie die Herren sie tragen, geschnitten ist. Der Kragen desselben ist niedergeschlagen und auf der Seite durch Diamantknöpfe befestigt, das Obergewand ist. wie ein Frisirmantel von unten bis oben offen und unterscheidet sich von dem selben nur durch den kostbaren Stoff und dadurch, daß Aermel daran sind, die Haare sind in Zöpfe geflochten, die Frauen wickeln dieselben in seidene Beutel ein, die Mädchen tragen dieselben frei; die Kopfbekleiduug, bei allen ganz gleich, mit Ausnahme des Stoffs, ist die viereckige polnische Mütze, welche auffallend schräg auf den Kopf gesetzt wird und dem Gesicht daher einen eigenthümlichen, zierlich fremden Ausdruck giebt. „Wir gingen nach einer anderen Kibitke, welche einem niedrigen oder