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78 Wie ein Naturforscher in der tropischen Wildniß arbeitet. interessanten Briefe, den Humboldt aus der Havanna einige Monate später in noch frischer Erinnerung an seinen Freund Willdenow schrieb, gibt er ein Bild von den Arbeiten eines Naturforschers in der tropischen Wildniß. „In der Guyana", schreibt er, „wo man wegen der Mosquitos, die die Luft verfinstern, Kopf und Hände stets verdeckt haben muß, ist es fast unmöglich am Tageslicht zu schreiben; man kann die Feder nicht ruhig halten, so wüthend schmerzt das Gift der Jnsecten. Alle unsere Arbeit mußte daher beim Feuer in einer indianischen Hütte vorgeuommen werden, wo kein Sonnenstrahl ein dringt, und in welche man auf dem Bauch kriechen muß. Hier aber erstickt man wjeder vor Rauch, wenn man auch weniger von den Mosquitos leidet. In Maypures retteten wir uns mit den Indianern mitten in den Wasserfall, wo der Strom rasend tobt, aber der Schaum die Jnsecten vertreibt. In Higuerote gräbt man sich Nachts in den Sand, so daß bloß der Kopf hervorragt und der ganze Leib mit 3 bis 4 Zoll Erde bedeckt bleibt. Man hält es für eine Fabel, wenn man es nicht sieht. — Wenn unter solchen Beschwerden die Pflanzen endlich beschrieben sind, so geht ein neuer Jammer an, wenn man nach einiger Zeit die Kiste wieder öffnet. Die un ermeßliche Nässe des amerikanischen Klimas, die Ueppig- keit der Vegetation, in der es so schwer ist, alte aus gewachsene Blätter zu finden, haben über ein Drittel unserer Sammlungen verdorben. Täglich finden wir neue Jnsecten, welche Papiere nnd Pflanzen zerstören. Kampher, Terpentin, Theer, verpachte Bretter, Aufhängen der Kisten in freier Luft, alle in Europa ersonnenen Künste scheitern hier, und unsere Geduld wird auf eine