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Einfluß des Ackerbaus. 53 gehört?" So waren die Leute beschaffen, mit denen unsere Reisenden in diesem Lande außer den Indianern fast ausschließlich zu verkehren hatten. Was Humboldt's Aufmerksamkeit in diesem herrlichen Lande ganz besonders anregte, war der sichtbare Einfluß, den die üppige Fruchtbarkeit des Bodens und Klimas auf den Ackerbau und durch diesen ebenso ans die Phy siognomie der Landschaft wie ans das gesellschaftliche Zu sammenleben der Menschen ausübt. In Europa bedecken unsere nahrhaften Grasarten, Weizen, Gerste, Roggen, weite Landstreckeu, und überall, wo die Völker sich von Cerealien nähren, stoßen die bebauten Grundstücke nolh- wendig an einander. Anders ist es in der heißen Zone, wo ein kleines Stück Boden, auf dem Bananen, Manioc, Jams und Mais stehen, reichlich eine zahlreiche Bevöl kerung ernährt. Daß die Hütten einsam im Walde zer streut liegen, wird hier für den Reisenden ein Merkmal der Ueberfülle der Natur. In Europa schätzen wir darum die Zahl der Einwohner nach der Ausdehnung des urbaren Landes; unter den Tropen dagegen scheinen sehr stark bevölkerte Provinzen beinahe wüst zu liegen, weil der Mensch zu seinem Lebensunterhalt nur wenige Mor gen bebaut. Diese Umstände geben sowohl der physischen Gestaltung des Landes, als dem Charakter der Bewohner ein eigenthümliches Gepräge; beide erhalten dadurch in ihrem ganzen Wesen etwas Wildes, Rohes, wie cs zu einer Natur paßt, deren ursprüngliche Physiognomie durch die Kunst noch nicht verwischt ist. Ohne Nachbarn, fast ohne allen Verkehr mit Menschen, erscheint jede Ansiedler- Familie wie ein vereinzelter Volksstamm, ohne fortschrei tende Kulturentwickelung, aber mit erhöhtem Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit. Den Charakter der Land-