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Ein neuer Hinimel. 47 nur noch in Höhlen versteckte vertrocknete Mumien von ihrem einstigen Dasein berichten. Auf demselben Wege, den einst Columbus auf seiner ersten Reise verfolgte, und den seitdem alle Fahrzeuge nach den Antillen einschlugen, trug jetzt der Pizarro auch unfern Alexander v. Humboldt seinem Ziel entgegen. Unter einem wunderbar milden Klima und der sicheren Führung beständiger Passate, die den Matrosen kaum die Hand an die Segel legen lassen, gehört diese Fahrt zu den angenehmsten aller Meere. Fliegende Fische und schwimmende Tanginseln gaben den Reisenden Stoff ge nug zu Forschungen. Vor Allem aber war es die Schön heit des südlichen Sternhimmels, der seit dem Eintritt in die heiße Zone Humboldt's Blicke und Empfindungen beschäftigte. Ein sonderbares, seither unbekanntes Ge fühl, sagt er, wird rege, wenn mau beim Uebergang aus der einen Erdhälfte in die andere die Sterne, die man von Kindheit auf kennt, immer tiefer hiuabrücken und endlich verschwinden sieht. Nichts mahnt den Reisenden so ausfallend au die ungeheure Entfernung seiner Hei- math als der Anblick eines neuen Himmels. Die Grup- pirung der großen Sterne, einige zerstreute Nebelflecke, die an Glanz mit der Milchstraße wetteifern, Strecken, die sich durch tiefes Schwarz auszeichuen, geben dem Südhimmel eine ganz eigenthümliche Physiognomie. Es ist ein Schauspiel, das selbst die Einbildungskraft von Menschen aufregt, die den physischen Wissenschaften fern stehen und zum Himmelsgewölbe aufblicken, wie man eine schöne Landschaft oder eine großartige Aussicht be wundert. Für Humboldt war es zugleich die Erfüllung eines seiner frühesten Jugendträume, die ihm jene Nacht brachte, in der ihm zum ersten Male das südliche Kreuz