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144 Ein Weltbürger im edelsten Sinne des Wortes. ren manchmal über das sonst so heitere Gemüth Hum- boldt's lagerte, entsprang nicht diesen persönlichen Krän kungen, sondern dem Schmerze über sein Vaterland. Gewiß war Humboldt ein Weltbürger im ausgedehn testen und edelsten Sinne des Worts; aber das hinderte ihn nicht, sich als Deutscher zu fühlen und für das Wohl und Wehe seines engeren Vaterlandes zu empfinden. Wie zartfühlend er in Allem war, was die deutsche Ehre anging, beweist die Entrüstung, die er äußerte, als der französische Professor Philaröte Chasles die deutsche Literatur und die größten deutschen Schriftsteller in einem Zeitungs artikel geschmäht und verhöhnt hatte. Das preußische und das deutsche Vaterland hat keinen treueren Sohn besessen, als den Mann, der sich selbst einen halben Amerikaner nannte, und den Frankreich stolz unter seine klassischen Schriftsteller zählte. Oede wurde es um Humboldt. Einen seiner Freunde nach dem andern raffte der Tod hinweg, Leopold von Buch, A ago, Bonpland; sein königlicher Freund siechte umnachteten Geistes dahin in unheilbarem Leiden. Ein sam lebte er in dem stillen Hause der Oranien burger Straße, das ihm die hochherzige Familie Men delssohn zur Verfügung gestellt halte, unter der pflegen den Hand seines treuen Dieners Seisfert. Der Genuß heiteren Familienglücks war Humboldt nicht vergönnt gewesen. Haß in seinem Herzen kein Raum für die Liebe gewesen wäre, wer wollte das behaupten! Es verlautet sogar, daß auch er seine Jugendliebe gehabt habe, und zwar während seines Aufenthalts auf der Uni versität Frankfurt, und daß der Gegenstand dieser Liebe eine noch jetzt lebende Dame, die Mutter eines hochge stellten preußischen Beamten gewesen sei. Humboldt