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Abenteuerliche Schicksale Bonpland's. 107 fo eng verbundenen Mannes sind so wunderbar, daß sie hier nicht mit Stillschweigen übergangen werden dürfen. Bonpland hatte, als er mit Humboldt von seiner großen amerikanischen Reise zurückgckehrt war, durch die Liebens würdigkeit seines Charakters und besonders durch die Uneigennützigkeit, mit welcher er seine mitgebrachten Pflanzenschätze dem kaiserlichen Museum und den Treib häusern von Malmaison überließ, sich die Zuneigung der Kaiserin Josephine gewonnen. Durch ihre Gunst zum Intendanten der kaiserlichen Gärten ernannt, hatte er unter gemeinsamen Arbeiten mit Humboldt und im freundschaftlichen Verkehr mit den vielen berühmten Naturforschern des Kaiserreichs herrliche Tage in Frank reich verlebt. Zur Kaiserin war sein Verhältniß ein wahrhaft inniges, vertrauliches geworden. Ihm ver traute sie nicht bloß die Pflege ihrer geliebten Blumen, sondern auch den Schmerz ihres todlwunden Herzens an, als höhere Rücksichten die Trennung ihrer Ehe herbeiführten. Er war es, der am 29. Mai 1814 ihre letzten Seufzer empfing. Seit ihrem Tode und seit dem Sturze des glänzenden Kaiserreichs fand Bonpland keine Ruhe mehr in Europa. Die alte Reiselust überkam ihn, und schon gegen Ende des Jahres 1816 schiffte er sich mit einer Menge nutzbarer Gewächse und Obstbäume nach Buenos Ayreo, der Hauptstadt der jungen südame rikanischen Republik am La Plata-Strome, ein. Dort wartete seiner ein ehrenvoller Empfang, und er wurde sehr bald zum Professor der Naturgeschichte ernannt. Aber verstimmt durch die Verdächtigungen und Anfein dungen, die bald an die Stelle des anfänglichen Ver trauens traten, und die keinem Fremden in jenen Ländern erspart bleiben, beschloß er im Jahre 1820 eine große