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104 Die Schreckensnachricht von Caracas. anzuschließen, die von Sibirien aus über Kaschgar und Aarkand nach dem tibetanischen Hochlande gehen sollte. Die alte Reiselust war wieder geweckt und die asiatische Reise sehr -bald ein Lieblingsgedanke Humboldts. Da die Reise bereits im Anfänge des Jahres 1812 zur Ausführung kommen sollte, so eilte Humboldt im Som mer 1811 zu seinem Bruder nach Wien, um sich dort zu verabschieden. Inzwischen brach der Krieg zwischen Frankreich und Rußland aus und vereitelte das Unter nehmen. Er kehrte nach Paris zurück, um seine Ar beiten wieder aufzunehmen. Mitten in seinen Studien erhielt er eine Nachricht, die ihn auf das heftigste er schütterte. Die Stadt Caracas, in welcher er mit Bon- Pland zwei Monate gelebt und so herzliche Gastfreund schaft genossen hatte, war am 26. März 1812 durch ein furchtbares Erdbeben zerstört worden, 10,000 Menschen hatten unter den Trümmern ihrer Häuser und Kirchen den Tod gefunden. Von der Tiefe des Eindrucks, welchen dies Ereigniß auf ihn machte, zeugt noch die ergreifende Schilderung, die er uns davon in seinem Reisebericht hinterlasseu. „Das Haus, in dem wir wohnten," ruft er in schmerzlicher Erinnerung, „ist nur noch ein Schutt haufen. Die Stadt, die ich beschrieben habe, ist ver schwunden. An derselben Stelle, auf diesem zerklüfteten Boden erhebt sich allmählig eine neue Stadt. Die Trümmerhaufen, die Gräber einer zahlreichen Bevölke rung dienen bereits wieder Menschen zur Wohnung." Noch mehrere Male wurde Humboldt von seinen stillen Arbeiten abgerufen. Die Politik nahm auch seine Dienste in Anspruch; bei dem Wiederaufbau der Staaten Europa's nach den Stürmen der napoleonischen Kriege bedurfte man auch seiner Erfahrungen und seines Nathes.