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22 rascher den Gnadenstoß. In solcher Art dauerte der Krieg fort, bis des Mordens genug war. Dann ward ei» Herold mit schön verzierter Frie denspfeife gesandt, durch fie gesichert betrat er das Versammlungshaus seiner Feinde, bot sie himmelwärts dem guten Geist an, hielt sic dann erd wärts , die Geister der Unterwelt damit abzuwehren, schwenkte sie dann im Kreis ringsum, die Wasser- und Erdgeister herbeizurusen, und bot sie dann der Reihe entlang den feindlichen Häuptlingen an, die dann mit ihm zu unterhandeln begannen. Ward der Frieden angenommen, so ward die rothbemalte Kriegsart eingegraben, und ein mit Muschelschnüren behängter Wampumgürtel übergeben — bis daß die Kriegswuth aufs Neue ent brannte. So wild aber auch die Lust der Rothhäute in Jagd und Krieg war, so bilderreich dann auch ihre Beredsamkeit sich aussprach: im klebrigen waren sie starr, stumm, gefühllos. Kam nach monatelanger Abwesenheit der Hausvater einmal wieder in seine Hütte, fand er die Seinen alle munter — er setzte sich stumm nieder, ohne irgend ein Zeichen der Freude; waren Kinder während der Zeit gestorben — er gab kein Zeichen der Trauer, ob man sich dergleichen nun als unmännlich abgestumpft denkt oder ob cs über haupt von Haus aus nicht da war. Nur bei einer Gelegenheit bemerkten wohl Europäer sanftere Empfindungen in ihnen, bei den gewaltigen Wundern der Natur — bei'm Antonsfall Hörle Carver, der in der Mitte des vorigen Jahrhunderts das Dickicht und die Prairien des nördlichen Missistppi durch streifte, seinen indianischen Begleiter mit lauter Stimme zum großen Geist beten, er sei gekommen hier seine Macht zu schauen, er möge ihm auf wei terer Reise blauen Himmel, glänzende Sonne und seinen Schutz gewähren; er sah ihn dann dem großen Geist zu Ehren das Beste, was er besaß, seine schönste Pfeife, sein Tabaksfutteral, seine Armbänder in den Strom herab werfen, zuletzt nöthigte ihn sein Begleiter, mit ihm zusammen dem großen Geist eine Pfeife zu rauchen. Dem großen Geist war ihre Anbetung ge widmet — dem großen Geist, von dem fie sich allerdings kein Bildniß und kein Gleichniß machten, ein Zug, der gar manche Forscher in überheiligem Eifer dahin getrieben hat, sie — mit was für ungeheuren Wanderungen! — von den Juden abzuleiten — warum nicht auch von den Persern und Germanen, von denen doch AehnlicheS berichtet wird? Wenigstens ivar dieser große Geist nicht der einzige Geist, den sie verehrten, vielmehr, wie bei den Griechen, war jeder See, Fluß, Wald, Baum noch von besonderen Geistern erfüllt, deren Schutz man sich auch sonst empfahl; ganz besonders