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strlttenen Nea benützen kvnnten Dadurch fühlt sich Ll. in seinem Eigentum beschrankt und brachte seinen» Nachbar dadurch eine Schädigung bei. daß er den Weg aus eine weite Strecke hm intt Feldsteinen verhnrrtkadierte. Äl. »vurde daraufhin vom Köiria- steiker Schöffengericht wegen Sachbeschädigung zu 200 Mk. Gclp- sttase oder 20 Tagen Gefängnis verurteilt. Die von ihin «»ge rufene 2. Instanz vestätigt das ergangene Urteil. — Der Fabri kant Wilhelm Heinrich Paul Wagenknecht ans Radeberg wurde deS unlauteren Wettbewerbs beschuldigt. Er sagte in Zeitungs annoncen. daß die von ihm verkauften Strob- und Kokosmatte» fadxtküiäßig und in mehreren Betrieben hcraesteUt »viirden. Ein Konkurrent behauptete das Gegenteil und erstattete Anzeige, doch wurde W. vom zuständigen Schöffengericht frelgesprochen, da er Sverfahrensrelge^prvchcn >mrd der Invalid" und Geschäfts franz Arno aus Dresden, welcher wegen Betrugs vom hiesigen Schöffengericht zu S Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Der vorbestrafte Angeklagte hatte hiesige Geschäfts leute um Waren und Darlehen geschädigt. In der BerufungS- verhandlung bekundet der GeriHtSarzt, Obcrmcdizinalrat Dr. Donau, daß der Angeklagte zur Zeit der Tat sich in einem Zu stande der Unzurechnungsfähigkeit befunden habe. Das Urteil der Borinstanz wird daher ausgcbobe», der Angeklagte sieige- sprochen. — Verworfen werden die Berufungen des Jleischcr- meisterS Friedrich Franz Kurzrenther und dessen Bruders, des Jleischergefellen Robert Kurzrcuthcr, welche gemeinsani einen Ge hilfen des ersteren mißhandelten und darauf vom Schöffengericht zu je 30 Mt. Geldstrafe oder 3 Tagen Gefängnis verurteilt wurden. Die Hochzeitsfeier -es Kronprinzen. Aus Berlin wird uns unter dem gestrigen Dalum berichtet: „Einlas; zur Galerie, der königlichen Schloßkapelle am 6. Juni, nachmittags 5 Uhr", — die rosa Kärtchen, die diese Aus schuft trugen, wären gewiß von manchem der gegenwärtig die Berliner Hotels bevölkernden Amerikaner und Engländer mit hoben Summen bezahlt worden, wenn sie nämlich siir Geld er hältlich gewesen wären. Tie Galerie der Schloßkapelle vermag nur etwa 300 Personen auszunehmen und da bei der Hof behörde, von der die Verteilung der Plätze ansging, mehrere Tausend Gesuche um solche eingelaufe» waren, kann man sich leicht eine Vorstellung davon machen, wie viel Enttäuschung ent stehen mußte bei all denen, die eine Abweisung erfuhren. Auch muß man berücksichtigen, daß die Schloßkapelle selbst, das heißt, der untere, zum Gottesdienste bestimmte Raum, eben falls ein sehr beichränkter ist, und daher in Anbetracht der großen Zahl der fürstlichen Gäste, der Spezialgcsandten und ihrer Suiten, viele Personen, denen ihr Amt »nd ihr Rang sonst die Teilnahme an der Feier gestattet hätten, von dieser ausgeschlossen bleiben oder — mit einem Galerieplatze ge tröstet werden muhten. Es ist demnach auch ungerecht, wenn die ausländische Presse, die allein mehrere hundert Vertreter nach Berlin entsandt hatte, Mage geführt hat, daß diese nicht alle Zutritt zur Trauungsseier erhalten konnten, wie eS schließlich auch nur recht und billig ist, daß die deutsche Presse in erster Linie bevorzugt wurde. . . . Seitdem die Ziviltrauung obligatorisch geworden ist, besteht am preußischen Hofe der Brauch, dah sie unmittel bar vor der kirchlichen Trauung vollzogen wird, und zwar durch den Minister des königlichen Hauses, der ja im Grunde nur einer der obersten Hofbeamten ist und deshalb weder Staatsminister 'heißt, noch Sitz und Stimme im Staatsministerium hat. Er ist der Vermögensverwalter der Krone, er ist aber auch zugleich der Standesbeamte des königlichen Hauses. Und als solcher hat vorgestern nachmittag um 414 Uhr der derzeitige Minister Herr v. Wedel-Piesdors den Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen mit der Herzogin Cecilie zu Mecklenburg-Schwerin getraut. Der bedeutungsvolle Akt vollzog sich im sogenannten Kurfürstenzimmer und es waren bei ihm nur die nächsten Ver wandten des Brautpaares zugegen. Die Fragen, welche diesem vorgeleat wurden, decken sich übrigens ganz genau mit denen, die auch für den gewöhnlichen Sterblichen vorgeschricben sind, lvenn er rn den Ehestand tritt, und der einzige Unterschied be stand dürin, daß das Protokoll über den .Hergang in ein bcson dereS kostbares Buch eingezeichnet wurde und daß außer de» Zeugen auch der Reichskanzler Fürst Bülow seine Unterschrift darunter letzte. Alsbald nachdem dieS geschehen war, bildete sich der Hochzeitszug und trat in langer, feierlicher Reihe den Weg nach der Schloßkapelle an. Er führte durch den ganzen, noch Norden gelegenen Flügel des altchrwürdigen Königsschlosses, in dem sich so viele der schönsten und an historischen Traditionen reichen Gemächer befinden, wie der Rittersaal, der Branden burger-Saal mit seinen kostbaren seidenen Tapeten, die Schwarze Adler-Kammer mit dem vortrefflichen Bilde Friedrichs des Großen und die rote Samtkammer mit den Porträts des ersten preußischen Königs und seiner Gemahlin, der geistvollen Sophie Chorlotte, die lange Bildergalerie und schließlichZier prächtigste aller Säle des Schosses: der berühmt« Weiße Saal, von dem nur wenige Stufen hinab führen zur Kapelle. Inzwischen hatten sich in der Schloßkapelle bereits von der 4. Stunde ab die zu der Trau rings feierlich keil Ge ladenen versammelt. Die Kapelle, die sich in dem Teile des Schlosses befindet, dessen Front dem Nationaldcnkmale Muser Wilhelms I. gegenüber liegt, ist ein hoher, runder Kuppelbau, dessen Wände teils in Mosaikmalerei die Figuren der christlichen Geschichte auf Goldgrund zeigen, teils mit Alabaster, Malachit und Marmor reich ausgelegt sind. Alles ist in bellen, freund- lichen Farben gehalten, den Boden bedecken purpurne Tepvichc, und nur der Altar, zu dessen beiden Seiten sich goldgekrönte -Säulen erbeben, erinnert auf den ersten Blick an die gottes dienstliche Bestimmung deS in den edelsten Formen errichteten Raumes. Keine Stuhlreihen, keine Orgel. — sichend füllt dke Kapelle, durch deren Fenster lichte Sonnenstrahlen dringen, in feierlicher Erwartung die Hochzeitsgesellschaft. Es ist ein buntes, schimmerndes Gemenge von Uniformen in allen Schattierungen. Die Tomen sind in großer Eourtoilctte mit vom Haupte herabwallenden, .'duftigen Schleiern, und durch die Reihen geht ein vielgeschästiges. halblautes Begrüßen und Plaudern. Das Wort ist ein bißchen abgegriffen, aber doch drängt eS sich immer Nieder auf die Livven: ein glänzendes Tableau, das eines Menzels Pinsel würdia wäre. Noch fehlen einige Minuten an der festgesetzten Zeit, da offnen sich weit die Türen, die nach dem Weißen Saale führen, und während der Domchor hoch von dcr Galerie herab Mendels sohns Doppelquortstt aus den, „Elias": „Denn er lmt seinen Engeln befohlen über Dir, daß sic Dfch behüten auf allen Deinen Wegen, daß sie Dich auf den Händen tragen und Tu Deinen Fuß nicht an «inen Stein stoßest" erschollen läßt, er scheint der Zug an der Schwelle der Kapelle. Ihm voran schreitet Oberhofmorschall Graf Enlenburg, mit dem Staoe in der Hand, unmittelbar vor dem Brautvaare gehend. Der Kronprinz trägt, wie immer, die Uniform des i. Garde- Regiments, die Herzogin Cecilie, deren Hanoi die brillanten funkelnde vrenßische Prinzcssinnenkrone schmückt, sieht in ihrem weißen, silbergestickten Hochzeitsklcide so lieblich und reizend aus wie «ine richtige Märchenvrinzeß, Ihre lange, wohl 2 Meter breite Schlevpe wird von ihren Hofdamen geholten, die in bell blaue, mit weißen Mosen geschmückte Tüllkleider gebüllt sind. Sa nimmt daS Brautpaar Platz auf zwei niedrigen purpurnen Samtsesseln vor deni Altar, hinter ihnen siebt Graf Euienbura. rechts von ihnen die Oberhofmeisteri» Freifrau v, Tiele-Winckler in gelber Damastrobe. Dann — ein sehr nied liches Bild — schreiten die jüngsten GeschZstcr des Kronprinzen Prinzessin Victoria Luise und Prinz Joachim daher, sehr langsam, sehr würdig einander Hand bei Hand haltend. Und es folgt ihnen nun zunächst die Kaiserin in einem violetten, reich mit Silber bestickten Brokatgewand, geführt vom Großherzog Friedrich Franz im wten Galarock der Garde-Kürassiere. Die Kaiserin tritt links an den Altar: ihr gegenüber dcr Kaiser, in l. Garde- RegimentS-Uniform, mit der Großherzoain Anastasia, dir zu dem Ehrentage ihrer Tochter das Kleid angelegt hat, in dem sie einst selbst vor den Altar trat. Und »och weitere 24 fürstliche Paare schließen sich diesen ersten an, rotgekleidete Pagen tragen die Schleppen der Damen, Kammerherren eilen ihnen voran, um sie auf ihre Plätze zu geleiten, und alle Paare bilden schließlich «inen orokrn Halbkreis rings vor dem Altar und der» Brautpaar. Die AeiiMhk. bon dem DISserHor deS DonttS beglrltrt, t»to»trrt den Choral: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren", und als dessen letzte Klange verhallt sind, nimmt Oberhvsprediger I). Dryander, der einst auch den Kronprinzen lauste und bei seiner Großjährigkeit segnete, das Wort znrTranrede. Er knüpft daran au, daß nicht nur ein großer Kreis fürstlicher Verwandter, sondern ein ganzes Volk i» freudiger Teilnahme dieser Stunde gedenkt, in der der Kronprinz an derselben Stätte, wie einst vor 24 Jahren fein Vater, den Bund fürs Leben zu schließe» gedenkt, und er legt seinen Betrachtungen den Spruch aus de». Buche Ruth zu gründe: „Wo Du hingehsl, da will auch ich hinget,», wo Da bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, Dein Gott ist mein Gott: nur dcr Tod kan» uns scheiden!" Während nun draußen vom Lustgarten her die Geschütze donneriid hcrübergrüßen, richtet der Geistliche an das junge Paar die Frage, ob sie sich fürs Leben angehören wollen. Das „Ja" des Kronprinzen ist durch den ganzen weilen Raum vernehmlich, das der Herzogin nur den am nächsten Stehenden hörbar. Es folgt der Ringwechsel, segnend legt der Geistliche den nun Vermählten die Hände anss Haupt, überreicht ibnc» im Namen der Gemeinde eine Bibel »die ein Page schnell den Händen des Kronprinzen abnimmt, und der kirchliche Akt, der wundervoll feierlich und erhebend verging, ist zu Ende. Der Kronprinz und die Kronprinzessin verneige» sich tief vor dem Kaiser, dcr Kaiserin und der Großberzogin-Rkutter. die sie in sichtlicher Rührung aus beide Wangen küssen, der Kron prinz tritt an D. Drhander heran, der sich mit glückwünschenden Worten über die Hand der Kronprinzcssi» beugt, der Zug ordnet sich und verläßt unter den bransendcn Klängen des HochzcilS- mcirschcs, wie er gekommen, die Kapelle, um sich nach dem Weißen Saale zurückzubcaeben, wo. zum HochzeilSmahle überleitend, die G r a t u l a t i v » s - E o il r alsbald ihren Anfang nahm. Das Kaiserpnar nahm mit dem Brautpaar unter dem Bal dachin Platz. Die>er zeigte Straußensederbüjchel in den deut schen Farben. Der Farbenreichtum der Uniformen, Brillanten, Ordenssterne entfaltete sich im strahlenden Lichte des Weißen Saales zu einer entzückenden Süffonie. Tie Fürstlichkeiten ordneten sich rechts und links vom Throne in langer Reihe. Hinter den Herrichaften, stellten sich die Schleppe "tragenden Pagen und sämtliche Damen des Gefolges und die diensttuenden Herren auf. Die Kaiserin, die Braut und die Prinzessinnen nahmen auf Sesseln Platz, ebenso der Kaijer. Ter Kronprinz blieb stehen. Dann ging der Zug der Gäste an dem Braut paare und an dem Kaiserpaare vorüber. Nunmehr zogen die Fürstlichkeiten in feierlichem Zuge zum Nitterjaale zum Souper an der Königlichen Zeremonientafel. Zur Rechten der Braut saßen der Kaiser, die Großherzogin-Muttcr und Erz herzog Franz Ferdinand, links vom Bräutigam saßen die Kariert», der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, die Groß- Herzogin-Wilwe Marie, gegenüber der Kronprinz von Griechen land zwischen der Prinzessin Christian von Dänemark und dem Großherzog von Baden. Die anderen Fürstlichkeiten schlossen sich nach beide» Seiten an. Ten Kaiser beoicnic Oberst- Truchseß Fürst Radvlin und Oberstschcnk Herzog von Trachen- »erg, die Kaiserin Oberhosmeister Freiherr von Mirbach, die Braut Oberhosmarschall Freiherr von Reischach, den Bräutigam Hosmarschall von Trotha. Dcr Kaiser brachte aus die Gesundheit des hohen PaareS in einer längeren, überaus herzlichen lbercits im Abendblailc aemeldelens Aiffprach«, die auf alle Anwesenden einen tiesen Eindruck machte, Glückwünsche aus. In anderen Prnnkräumen waren weitere Tafeln beziv. Büfetts ausgestellt. Im Marine-Saal und im Königinnen-Zimmer speisten die Bot- schaster und deren Gemahlinnen, der Reichskanzler und die Fürstin Bülvw, die Mitglieder der außerordcnilichen Missionen nebst dem Ehrendienste, die Gesandten usw. Die anderen Gäste, im ganzen 1700, spellten in anderen Räumen des Schlosses. Den Schluß der Hochzeitsfcier dildete ein Fackel tanz im Weiße» Saale. Das Kaiservaar »nd das Brautpaar standen unierm Thronhimmel, links davon die hochfiirstlichen Damen, rechts die Fürsten und Prinzen. Gegenüber dem Throne hatten das Tiplo- matenkorps. der hohe Adel und die Exzellenzen Platz genommen. Zuletzt machte das Neuvermählte Paar einen Umgang im Saale unter Borantritt des Oberhofmarschalls Grasen Enlenburg und zwölf sackcltragcnder Pagen in scharlachroten Röcken, während die Musik der Gardc-Kürcffsicre die Polonäse spielte. Die Kron prinzessin, deren Schleppe vier Ehrendame» trugen, welchen Freifrau von Tiele-Winckler zur Seite schritt, wurde vom Kron prinzen an der Hand geführt. Alles im Kreise neigte sich. Nun mehr forderte die Kronprinzessin den Kaiser zum Tanze aus und dcr Kronprinz die Kaiserin. So erfolgte der zweite Um gang. Beim dritten Umgänge schritt die Braut mff dem Groß herzog von Mecklenburg-Schwerin und der Bräuligam mit der Großherzogin Anastasia. Beim vierten Umgänge gingen rechts von der Braut der Kronprinz von Griechenland und dcr Erz herzog Franz Ferdinand, links der Kronprinz von Schweden und Norwegen und Großfürst Michael, während der Bräutigam die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin und die Groh- herzogin Marie führte. Nach beendetem Fackeltanze traten die fackeltragendcn Pagen dem Zuge der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften bis zum Eingänge dcr für die Neuvermählicn ein gerichteten Gemächer vor. Tie königliche Prinzessinnenkrone wurde dem HauSschatze wieder überliefert, und die Oberhos- meisterin Freifrau von Tiele-Winckler nahm die Verteilung des Strumpfbandes vor. Hieraus entließ der Kaiser den Hof. Gegen 9 Uhr sollte der Kronprinz mit seiner Gemahlin die Hochzeitsreise nach Hubertusstock amrcten, und das Schloß unv die Linden waren umlagert von Männern, Frauen und Kindern, die dem jungen Paare noch HuidigungSgrüße nachzurusc» wünschten. Bald nach 9 Uhr verließ der Kaiser das Schloß, mit ihm die Prinzen des königlichen Hauses und zahl- reiche Herren aus den der königlichen Familie verwandten Häusern. Auf verschiedenen Wegen sichren sie nach dem Stettiner Bahnhof, während die anderen Hochzcitsgäste in Galakarassen, Equipagen, Automobilen und auch in bescheidenen Wcißlackicrten ihren Heimweg antraten. Gegen 1410 Uhr ging plötzlich eine Bewegung durch die Menge, die in dcr Nähe von Porta! V Stellung genommen hatte. Eine offene, mit zwei schönen Tra kehnern belvanntc Kalesche fuhr aus dem Schloßhos, und in der Kalesche saß ein sehr glücklich dreinjchaiiendcr junger Offizier in Jntcrimsrock mit der Mütze auf dem Kopse und neben ihm eine iugendjchöne Dame, die auch sehr zufrieden zu sein schien und der das kleine, blaue .Hütchen, das sie zu ihrem Hellen Mantel trug, vorzüglich zu Gesichte stand. Es waren dcr Kron prinz und die Kronprinzessin. Ein paar Wagen mit den Damen und Herren ans der Umgebung des jungen Paares folgten dem kronprinzlichcn Wagen, und freudige Hochrufe wurden den jungen Eheleuten zum Geleit nachgelandt, die der Spree entlang am Dom vorbei ihren Weg nach dem Bahnhofe nahmen, von wo die Abfahrt nach Huberlusstock erfolgte, nachdem der Kaiser von Sohn und Schwiegertochter zärtlichen Abschied genommen und Brüder und Vettern des inngen Paares ihm nachmals ihre besten Wünsche mit aus den Weg gegeben hatten. Dem Ver nehmen »ach gedachte das junge Paar aus einer der ersten Stationen nach Berlin den Zug zu verlassen und die Weiter reise im Automobil zu bewerkstelligen. Tligcsgeschlchte. Zur Erhebung des Reichskanzlers in den Fürstenstand schreibt die „Köln. Zkg.": „Am Hochzeitstage seines ältesten Sohnes hat der Küster den vierten Kanzler des Reiches in den Fürstenstand erhaben. Das ist eine um so größere Ehrung, als sie den Vergleich mit derselben Standcscrhöhung nahe legt, durch die Bismarck am 21. März 1871, nach dcr glück lichen Beendigung des großen Krieges, durch Kaiser Wilhelm I. ausgezeichnet wurde. An seinen Enkel und seine Berater .ist die Notwendigkeit, durch die ultiniu rstio rc-xmn das Reich zu verteidigen und das Erbe der Väter zu sichern, nicht hernn- getreten; aber wenn cs Wilhelm II. vertagt geblieben ist, kriegerischen Lorbeer um seine Stirn zu winden, so darf er als nicht geringer zu achtende Zier den Oelzwcig an seine Fahne heften, und laut und oft hat er sich dazu bekannt, daß er seine vornehmste Aufgabe darin sieht, seinem Volke de» Frieden zu erhalten und in seinem Schatten de» Ausbau deS Reiches zu ermöglichen. Deutschland weiß ihm Dank für die Tatkraft und unocirrtc Folgerichtigkeit, womit der Kaiser dieses Regierungs-Jdeal durchgeführt hat. Nicht als ob der Friede um jeden Preis ihm als dieses Ideal dorschwebte, er bat, ge treu dem Grundsätze, daß nur dcr Starke fähig ist, den Frieden auf-uerlegcn, ohne zu erlahmen, mit vorbildlicher Pflichttreue daran gearbeitet, das deutsche Schwert scharf zu halten siir alle Möglichkeiten. Der geschichtlichen Entwicklung vorauS- cilend. Kat er mit klarem Mick erkannt, daß die historische Be- INWmung Deutschland» st« im Zeitalter de» Weitverteyr« mit seinen weltumipannende» handelspolitischen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten über die engeren Grenzen der Mission, deren Erfüllung seinen Vorgängern und Bismarck zufiel, zur Welt politik erweitert und gedehnt hat. Die veränderte Lage erheischte andere Mittel und andere Formen dcr Betätigung, und in dem schwierigen Werke, sie zu finden und anzuwenden, ist ihm Bern hard V, Bülow ein sachkundiger und erprobter Berater In diesem Sinne, so glaube» wir, ist die hohe Ehrung, womit der Reichskanzler heule bedacht worden ist, als Tank seines Kaisers aufzusassen. Für das deutsche Volk bedcutei sie darüber hin aus einen neuen Beweis dafür, daß das Verhältnis zwischen Kaffer und Kanzler aus einem rn den großen Zwecken und Zielen harmonisches Einverständnis zeugende» Vertrauen be- ruht, das auch die Vorbedingung und die Gewähr einer ge- deihlichen Entwicklung unseres Vaterlandes ist, Titel und Wür den vermögen den Menschen nicht zu ändern: und so glauben wir dem Fürsten Bülow als besten Wunsch zu seiner Ehrung die Hoffnung aussprechen zu dürfen, daß er auch unter der Fürstenkrone der Aste bleibe und nach wie vor seine Ausgabe vor allem darin sehe, der ehrliche Mittler und Makler zwischen dem deutschen Volke und seinem Kaiser zu sein." Deutsches Reich. Durch kaiserliche Kabincttsordcr ist, wie schon gemeldet, derdeuIjche Kronprinz, der bereits ü I-r «utt,! des Grenadier-Regiments „Kronprinz" il. Ostprenßstchcsj Nr. I und des 2. Gardc-Landwehr-DieginienIS steht, auch L tu suito deS 1 ScebalaiilonS gestellt worden, ä Io rwita des 1. Grena dier-Regiments steht der Kronprinz lest dem Tage seiner Groß- jährigkeiis-Crklärung, dem 0. Mai 1900, ü In suite des 2. Gardc- Landwehr-Regimcnls sogar schon seit dem t>. Mai 1892, seinem zchnlen Geburtstage. Am 9. September 1893 wurde er » In suite des sächsischen Grenadier-Regiments Nr. 101, am 2. September 1897 n In suite des bahrischen 1. Ulancu- Ncgiments und am 7. September 1899 n In suile des württem- bergischcn Infanterie - Regiments dir. 120 gestellt: Chef aller drei Regimenter ist sein Vater, der Kaffer. I» außerdcutschcn Armeen ist der Kronprinz Chef des klcinrustischcn Dragoner- Rcgimcnls Nr. 40, zugleich n I« suire des Petersburger Leibgarde - Regiments „König Friedrich Wilhelm III." und Oberstinhaber des österreichischen Jazngier- und Kumanisr- Husaren-Ncgimcnts Nr. 13. n in suitn des Seebalaillons stand vor seiner Thronbesteigung auch der jetzt regierende Kaijer als Prinz Wilhelm seit dcm 3. Juni 1887. Auch Bischof Benzler hatte dem Kaiser zur Vermählung des Kronprinzen seinen Glückwunsch Largcbracht. Dein Bischof ist nun, nach der „Germania", seitens des Kaisers folgendes Anttvorffchreiben zugegangen: „Bischof Benzler, Metz. Neues Palais, l. Juni, 4 kchr 10 Min. nachmittags. Ihre freundlichen Glück- und Segenswünsche zur bevorstehenden Ver mählung Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kron prinzen hade ich gerne enigegengenommen. Empfangen Sie ineinen wärmsten Dank dafür. Wilhelm I. R." Tic B c rg g e s c tz n o v ell e n werden, wie jetzt endgültig sestgestcllt isst am 27. Juni >m preußischen Herre »Hause zur zweiten Lesung im Plenum gelangen. Man nimmt an, daß ste noch einmal an das Abgeordnetenhaus werden zurückgchcn müssen. Mit einem Anflug von Osfiziösität verkünden die „Verl. Pol. Nachr.", daß bei dcr jetzt in Aussicht genommenen Reform der Personentari'e nicht Verbilligung, sondern Verein fachung dcr in erster Linie leitende Gedanke gewesen sei, sie sichren hierüber ans: „Daneben gilt eS, schon im Interesse der Betriebsmittelgemeinschaft, auch das zur Zeit durchaus vielgestal tige Personentarffwesen für sämtliche deutsche Bahnen einheitlich zu gestatten. Diesem Ziele stellten sich insofern erhebliche Schwierigkeiten entgegen, als die süddeutschen Bahnen eine vierte Klasse nicht führen. Die preußisch-hessische Eisen- bahngcmeinschaft kann aber aus diese Klasse unter keinen Um ständen verzichten, und zwar aus verschiedenen Gründen. Ein mal. weil die Einrichlung bei der jetzigen Vervollkommnung der Personenwagen vierter Klasse eine für einen großen Teil des in dieser Klasse reisenden Publikums durchaus zweckmäßige und überaus billige Fahrgelegenheit bietet: sodann aber, weil die Abschaffung der vierten Klasse für einen beträchtlichen Teil derjenigen Reitenden, die jetzt sich der drillen Klasse bedienen, eine große Verteuerung der Reisegelcgcnheit bedeuten würde, weil sic, wenn das jetzt in der vierten Klasse beförderte Publikun in die dritte Ausnahme fände, in eine höhere Klasse gedrängt würden. Aber diese Schwierigkeiten haben sich schließlich doch nicht als unüberwindlich erwiesen, nachdem man auch in Bayern sich entschlossen hat, zwar nicht formell eine vierte Klasse cinzuführen, aber die dritte Klasse in zwei Abteilungen zu trennen, von denen die eine die Reisenden zu denselben billigen Fahrpreisen befördert wie im übrigen Deutschland die vierte Klasse. Der Schwerpunkt der geplanten Personentarifreform liegt in der Beseitigung der Rückfahrkarten, sowie aller übrigen zahlreichen Fahrkarten mit ermäßigten Preisen, und in der Einführung einer einheitlichen Fahrkarte etwa zum Haiden Preise der früheren Rückfahr karten. Wenn dabei auch die bisher in der preußisch-hessischen Staatsbahngemeiiffchast für die D-Züge eingesührten Platzkarten in Wegfall kommen, so kann doch nicht auf die verkchrstechnische Nolle verzichtet werde», die diese Platzkarten zu spielen bestimmt sind. Tenn sic verfolgen vor allem den Zweck, sicherzustellen, daß die naturgemäß nicht sehr zahlreichen Plätze in den besonders schnellen Zügen nicht siir den Lokalverkehr verbraucht werden, sondern dcnienigen Reisenden Vorbehalten bleiben., die weite Strecken zurückzulegen haben. Zu diesem Ende wird für die besonders schnellen Züge, gleichviel, ob D-Züge oder nicht, eine nach Zonen aögeslusle und in den Preis für die Fahrkarte ein- bercchnctc Zusclffaggebühr eingeführt werden. Endlich wird im Interesse der Einheitlichkeit des Gepäckverkehrs aus die Ge- Währung von Freigepäck, wie sie bisher in der preußisch-hessischen Eiscnbgyngcmeuffchast üblich war, verzichtet und dafür die süd deutsche Einrichlung verallgemeinert werden, wonach kür alles cnlszngebcndc Gepäck bezahlt werden muß, aber mit erheblich niedrigeren Sätzen, als sie jetzt in Preußen-Hessen für lieber- frack't zu entrichten sind." Aus Straßburg wird der „Germ." geschrieben: NcichstagS- abaeordneicr Wcttcrlö veröffentlicht in seinem „Journal de Colmar" die Rede, die er bei dcm Festmahl des Zentrums in Berlin gehalten hat, im ausführlichen Text. Tie wesentliche Stelle, betreffend die Frage des Zentrumsanschlusses, lautet: „Am Tage, an dem wir untere volle Autonomie erhalten haben und dem Reiche als vollkommener Bundesstaat angehören. wird die letzte Schranke gefallen sein, und das Zentrum wird keine ergebeneren Anhänger zählen, als die Katholiken Elsaß- Lothringens." Die Hamburger W a b l r c ch t s v o rl a g c ist über den Berg. Vorgestern abend wurde die erste Lesung in der Bürgerschaft beendet. Für die Uebcrweisung der gesamten Vorlage an einen Ausschuß stimmte nur eine kleine Minder heit. Las Haus trat daraus in die Einzclbcratung des Gesetz entwurfs über die Verfassungsänderung ein. Der Sozialdemokrat Stötten hatte einen Antrag eingebracht, der die Abschaffung der privilegierten Wahlen forderte. Dcr An trag wurde mit beinahe allen gegen wenige Stimmen abge lehnt. Die drei Artikel der Senatsvorlaae, die die Verfassungs änderung betreffen, wurde» in erster Lesung mit 125 gegen 30 Stimmen angenommen. Sodann wurde das eigentliche Wahlgesetz an eine» Ausichusi von 13 Mitgliedern ver wiesen. Die Weiterbcratnng der 'sengtsoorlage darf erst nach 21 Tagen stattfindcn. Ta nur die Versaffungsändernng einer Dreiviertelmehrheit zu ihrer Annahme bedarf, das in den weiteren Paragraphen der Vorlage enliialtene Wahlgesetz aber nur einer einfachen, so ist die Annahme der Wahlrechtsänderung so gut wie gesichert. Abänderungen des Entwurfs, auch in wichtigeren Einzelheiten, sind natürlich nicht ausgeschlossen. Für die H a np t v c rsa ni ml un g des Allgemeinen Deutsche» Schulvereins, die in der Pfingstwoche in München stattslndet und zn dcr alle Freunde der SchnlvereinS» arbeik willkommen sind, ist folgendes Programm ausgestellt: Am Mittwoch, den 14. Juni, von 8 Uhr abends ab: Begrüßung der Gäste in den Prinzcnsälen des Cafes Luitpold. Von mittag ab werden im Hanptdahnhos einige Herren zum Empfang und zur AuSkunsterteilung bereit sein. Donnerstag, den 15. Juni. 8 Uhr morgens, Spaziergang durch die Stadt unter ortskundiger Führung. Bei schlechtem Wetter um 9 Uhr Besuch der Alten Pinakothek unter sachverständiger Führung. Um 11 Uhr: Bertretertaa w» Saale des Knnslgcwcibchauscs. um 3 Uhr: Gemeinsames Dresdner Nachrichten. Pr. 158. Seite s. DonuerSlag. 8. Juni Lvos