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- W - Merkwürdig, aber wahr — von allen Menschen, die dem junge« Gelehrte» je über ven Wea gelausen. hat er sich noch mit niemandem so lange beschäftigt, wie mit diesem kleine» Trotz koos. Vielleicht, weil das eigenwillige, aber so wunderhübsche jung« Ding «ine Saite in seiner Brust »um Tönen bringt, die biSI-er noch nie erklungen war — da- Gefühl der Jugend. Ost. wenn er in letzter Zeit in seinem Studierzimmer, über di« «ngdeschr,«denen Seite» seine» neuesten Werkes gebeugt, denkt und griwelt und per- gleich — schiebt sich ein kastanienbrauner Lockenkops »milchen die losen Blätter und ein Paar lachender Äugen gucken ihn spöttisch an. Over, wenn er »wischen den zer- sallenen Ruinen irgend eine- ausgegrabenen antiken Palastes nmhergem. uw auf selten« Altertümer »u stützen — glaubt er plötzlich eine übermütige Helle Stimme zu vernehmen, die verwundert auSrust: „Neunundztvanzig Jahre sind «sie alt? Nicht mehr? " Ja. unverwandt blickt der junge Gelehrte das reizende Kind vor sich an ^ ... ----- ve .. - Ist sie eigentlich noch ein »lind? Ist sie schon erwachsen? Wie voll-erblüht sie deutt aussiebt, in dem kaum sutzfreien rosa Tüllklcid, über welches lange Girlanden non Heckenrosen herabsallen! Die Arme sind frei bis zu den Schultern, und diese Arme sind wohlgeformt, keine Kinderarme. Das pikante Gesichtchen beginnt sich zu runden; -es ist nicht mehr so mager, wie es vor ein paar Monaten gewesen, als er Graziella zum erstenmal sah. Nur der Blick der groben schwarzen Auge» ist ganz kindlich und Las Helle Auslachen, und die ungenierten, ost fast jungenhaften Bewegungen sind es erst recht. Gras Tattenbach guckt und guckt in das hübsche Gesicht, bis er plötzlich fühlt, datz eine verlegene Röte ihm in die Stirn steigt. Um diese ihm unbequeme Verlegenheit zu verdecken, zieht er ein möglichst ärgerliches Gesicht. „Natürlich, Sie halten mich für ein ungezogenes Kind!" schmollt Graziella, die Stirn kraus ziehend. „Warum?'" „Ihr Gesicht zeigt es. Sie sehen soeben gerade so aus. wie meine Stiefmutter, wenn sie mich fragt, warum ich in meinem Roman herum geschmökert habe, anstatt ihr zu helfen. Eier einzulegen. Oder —„Hat Ihre Stief mutter nicht das Recht, Sie danach zu fragen?" wirft der junge Mann trocken ein. „Sie ist doch Ihre Mutter!" „Meine Stiefmutter!" „Ihre Mutter — wenigstens in den Augen des Gesetzes." „Pah! Was geht mich das Gesetz an! Mag mein Bater sie hundertmal geheiratet haben. Ich — habe sie nicht geheiratet." Graf Tattenbach schüttelt den Kops. Gerade will er etwas zu gunsten der armen Frau Oberst erwidern, als ein kleines, überaus zierliches, schwarziockige- Mädchen von etwa fünf Jahren auf Graziella zugesprungen kommt. Es ist ganz in eine Wolke von weißem Mull gehüllt, mit hingestreuten Buketts von Vergissmeinnicht und flatternden blauen seidcnvändern. Die runde» Wangen sind vor Elser gerötet. Die schwarzen Augen glänzen. „Komm', koimn', Graziella! Mttma sucht Dich überall!" ruft das bübjche Kind. Teresitas einziges Töchterchen, hastig. Lachend fatzl Graziella die Kleine bei beiden Händen und vernicht, sich mit ihr im »weise zu drehe». „Nein, nein." kichert das kleine Fräulein Eosta, sich gewaltsam stemmend. „Mama sagt, ich soll mich ruhig verhalten und hübsch artig antworten, wenn mich jemand etwas fragt. Aber Du machst mich lachen." Und wieder ein unwiderstehliches Gekicher aus dem kleinen Rosenmündchen. „Kannst Du nicht lachen und dabei artig sein, kleines Fräulein?" fragt Graf Tattenbach höchlichst belustigt. Doch Rita Eosta lätzt sich nicht so leicht verblüffen. Mit unnachahmlicher Würde richtet sie ihr kleines Persönchen hoch auf. „Ich sprach zu meiner Tante Graziella!" sagt sie, ihr Stumpfnäschen in die Lust steckend und den Grasen keines Blickes würdigend. „Ab — bitte sehr um Entschuldigung, mein ver- cortes kleines Fräulein!" erwidert er mit gemachtem Ernst. Die Antwort mutz wohl die Kleine befriedigen. Mit drolliger Würde nickt sie oem Grasen zu. „Weißt Du, warum ich nicht lachen will?" fragt sie überaus ernst. „Nein." „Wegen meinem Mund. Ich soll ibn nicht weit aufmachen." „O, schade!" erwidert der junge Gelehrte mit einem Ernst, der den ihrigen noch vollkommen in den Schatten stellt. „Warum denn nicht?" „Tante hier weiß es —" kichert die Kleine. „Aber, ich will es Dir auch sagen — ganz im Geheimen." Sie reckt sich auf die Fußspitzen und flüstert in Graf Tattenbachs zu ihr herabgeneigtes Ohr: „Die Zähne sind mir vorne ausgefallen. Aber cS kommen schon neue!" Und wieder bricht der sonst so ernste Gelehrte in ein schallendes Gelächter aus — gerade so wie vorbin. als Graziella ikm mit hochmütigster Miene erklärt hatte, es gäbe auch Katzen ohne Fell und Krallen. Er lacht und lacht — herzhaft, ansteckend, unwider stehlich . . . Die beiden jungen Geschöpfe, die kleine Rita Eosta und ihre nicht viel vernünftigere Tante Graziella. blicken erst ein wenig verwundert darein. Dann stim men auch sie ein in das "herzhafte Lachen. Und die drei naiven Menschenkinder lachen und lachen, bis ihnen die Tränen in die Augen treten, bis sie fast nickt mehr können, bis sie erschöpft aufs Sofa sinken . . . Ach, wie tut dieses herzhafte Lachen dem ver- knöcherten Gelehrten aut! Wie so unendlich gut! Die Hochzeitstafel ist vorüber mit ihren Toasten. Trinksprüchen und unvermeid lichen Anspielungen. Die junge Neuvermählte hat sich hinauf in ihr Zimmer begeben, um daS Reisekleid anzulegen Teresita Eosta, die in ihrem purpurnen Samtgewand aussieht wie eine Königin, tut ihr Bestes, um die Gäste zu unterl-alten. „Denn pah! die Stiefmutter —" denkt sie mit verächtlich«« Zuck«« tz«r runden Schulter» — ..wa» kann di« machen, um «in Kitzchen Leben in eine Gesellschaft zu dringen! Nichts!" Und wirllich - steif und frostig wie immer bewegt die hagere, schwarz« Gestalt sich »wisch«» der lachenden, scherzenden, festlich gekleidete» Menge umher, wv sie sich mir blicken lätzt, ein Gefühl der Kälte verbreitend. In ihrer unlirbenswürdige» Art halt« sie de« jungen Braut erklärt, si, wünsche, datz die Tochter ihre» Gatten «ine anständta« U«L. «teuer erhielt«. Si« Hab« deshalb zehntausend Lire dazu deigetraaen. CleltoS schüchtenr hervorgebrachter Dank lehnte sie schroff ab. Auch heute, als sie der jungen Neuver. mahlte» noch ein diamantenbesetzteS Rirdaillo« mit dsm Bilde ihre» Vaters überreichte, al» Elelia. lies gerührt über da» sinnige Geschenk, in warmen Worten dank, winkte sie wortlos ab. Jetzt, da sie. Zivar.äußerlich kalt und iso recht von Herzen zufneden, durch d frohe, lachend« Gesichter. I Auch Elelia. die hie Reihen der HochzeitSgäste danken wollt« — ltia, aber innerlich rettet, sieht si« m» ihrem Gatten, nochmals fttur alS sie die Arme um den Nacte Sekunden lang fest an sich gedrückt flüstert: „Gott segne Dich, mein Ki wegung. DaS Lächeln schwindet von ihren Lippen bält, als er mit vor Rührung zitternder Stimm« bleich vor tiefer Be- an die Reih segne Dich, mein Kind!" da wird sie ein wenig bl . eln schwindet von ihren Lippen. 'Dann kommen die beiden Schwester« Inter Tränen lachend Herzen und küssen sie die scheidende jup «ihr. U - ^ „ „ indem bei Teresita das Lachen, bei Graziella das Weinen das Uebergewi Wortlos drückt Eugenia der Schwester die Hand zum Abschied. Dann kommt die Sties» mutter an die Reihe. Schüchtern, fast ängstlich nähert Elelia sich der schwarzen Ge« statt. Sie fürchtet, wieder eine Znrüctweisung zu erfahren Aber nein. Ein paar Arme umschlingen sie — so warm, so sest, so voller Liebe, und pressen die Scheidend« an «i» Herz, daS w heftig, so leidenschaftlich erregt Pocht — Elelia fühlt zum erstenmql: dies« Frau hat Gemüt, hat Seele . . . Doch nur wenige Augenblicke. Dann schiebt die Iran Oberst die Stieftochter unsanft beiseite. „Geh" jetzt!" murmelt sie seltsam raub und ver» schwindet sofort im Nebenzimmer. Täuscht sich Elelia? Oder hört sie wirtlich hinter der geschlossenen Tür verhaltene» Weinen? . . - Sie hat keine Zeit, darüber nachzudenken Aniodeo nimmt liebevoll ihren Arm. um sie kinunterzuführen. Leises Geflüster zwischen den Gästen. Ein Hinuntergrützen zu den Fenstern binaus. Lebhaftes Flattern der Taschentücher . . . Dann unten daS Zuschlägen einer Üöagentür. Die Equipage rollt mit den Neuvermählten davon. Welch herrliche Hochzeit! Welch schönes Paar! Welch großes, großes Glück!" So schwärmt und bewundert und preist cs durcheinander. Niemand sieht die finstere Gewitterwolke, die sich in der Ferne drohend am Horizont zusammenballt. Wird sie sich über de» Häuptern der Neuvermählten entladen? Wird ein Blitzstrahl herabzucken, der ihre vertrauenden Herzen zu Tode trifft? . . . Oder wird sie ruhig weiterziehen, so daß nichts den klaren Himmel ihres jungen Eheglücks trübt? . . . K. Kapitel. Im vollsten Lichtermeer erstrahlt das .nächtige Teatro Nazionale. Der prunk- volle Zuschauerraum trägt den Ehärakter einer Premiere, da heute nach fast einjäh riger Abwesenheit von Rom die berühmte Serpentintänzerin Zuleika Aristides wieder ihre erste Gastrolle gibt. Im Parkett dicht gedrängt Kvpf an Kopf. Die vielfachen Lvgenrcihen geschmückt mit einem Kranz blendender Frauengestalten, flankiert von glän zenden Uniformen und mit allerhand Orden geschmückten Fracks. Alles, w was die ewige Stadt an Geist, Rang, Schönheit, Geld aiiszuiveisen hat, ist anwesend. Schon bei ihrem ersten Gastspiele vor etwa einem Jahre l-atte die damals urplötzlich am Kunst» Himmel aufgetauchle Prima-Ballerina Aussehen erregt. Ihre inzwischen von beispiel losen Erfolgen begleitete Tournee durch Deutschland, Frankreich, Rußland und Amerika neuen Nimbus um ihr strahlendes Haupt gewoben ' l fiel ^ Heule sieht man hat einen neuen Nimvus um ihrem Wicderaustreten mit fast fiebernder Spannung entgegen. In einer der nahe der Bühne gelegenen Logen des ersten Rangks haben soeben zwei Damen Platz genommen, welche allgemeine Aufmerksamkeit erregen. Sofort sind sie das Ziel unzähliger Operngläser. Es ist das erste Mal nach ihrer Verheiratung, daß die Marchela Elelia Orlando sich der Gesellschaft zeigt. Als das junge Paar irach von Kairo bis hin war, lebte es die . ctgezogen, nur sich leibst und ihrem Glück, auf dem Schloß des Marchese in der römischen Eampagna — glückselig wie zwei Kinder, die nach niemaich fragen, sich um niemand kümmern, wie um sich selbst. Da traf eines Tages eine Tante des Marchese, die alte verwitwete Herzogin Torlonia von Florenz, zum Besuche in Rom ein, und die Höflichkeit erforderte es. daß das junge Paar die Anverwandte zu sich aufs Schloß einlud. Obgleich Elelia lieber noch ein Weilchen in stille? Zurück gezogenheit nur sich und ihrem Gatten gelebt hätte, so fügt sie sich doch der konven tionellen Pflicht, die alte Dame in den Galerien. Museen und Theater zu begleiten. tSorlfttzung folgt) / sllMilü'WgMrte AmM X Llotaelisle llanrlliadiiog. — Orössto Itloetiilatloii. ^ Lelelilentsv I»e«laltr1tt. 1000, 850. Itvi»rvrt-8lnii»I«x Mk. 8»Io» - 81i»>plvx Mk VortAdrmag Bedingungen für Erleichterung beim Ankauf von Apparaten und des Notenwechsels zu erfragen bei General-Vertreter der Simvlex-Eo., ^ vresete«-^., 8ee»1v»»ss« I, II. Aoltlausnnrs VLllor iw «»»so. ^Itsodappnrst 8an»1or. Preis 77»— und SS,- Mk. franko jeder Bahnstation. 6. Ü»rt6r L 6«., Obtzllyssnttr-Küdodsul. Wer einer kräftig nach Kakao schmec kenden Ehocoladeu- sorte den Vorzug gibt. der ent schließe . sich für Hartwig ä Vogels Tell-Ehocolade. Sic ist noch besonderem sublimen Verfahren und au» bestem Rohmaterial her gestellt, feinst in der Mahlung, hinler- läßt einen ange nehmen Geschmack im Munde, ve>- ursacht nie Durst. Preise: 25 Pfg. die Tafel. 40, 50, «0. 75 Pfg. und 1 Mark per Karton. Grosser Alöbelausverkans. Rur in dieser Woche sollen neue solide Tischler- u. Volker« mobel wegen Räumung billig a»Sverka»ist werde». Sehr günstige Gelegenheit für Brautleute u. zu Sommerwohnungen. H^otttnorstr. 7, I-, Lote« I»otii»,tr. 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