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- VL4 - Allerlei für dle Fra«en«elr. Bfingstmaien. Bon Helene LrLntner. iTortf. und Schluh.j Noch war die Sonn« nicht untergegangen, nur klthler war» geworden, und die Schatten verlängerten sich Die Blumen in den Gärt- che» der Leute strömten wundersamen Duft "alsaminen und Studentenblumen, und Monatsröschen leuchteten durcheinander. Wohlgepflegt und ,wnd di« Blütenpracht, me Bögel aus den Dachfirsten ihr Adendlied. ._>» jedem Hause arühte e» zu Annemarie müder, die für alle em freundliches Nicken itte und trotz der noch immer schwarzen leider, so srühlingSfrisch und sonnig in die elt hmeinschaute, daß man gern ihre tgen suchte. Aus ihrem dunklen Haar ' der flimmernde Glanz der unter- .Men Sonne. Sie ging rasch die Straße nab, denn sie hatte sich mit Lucie im stembruch treffen wollen, und nun mochte sie die Freundin nicht warten lassen. Den noch war sie die erste zur Stelle. Sie setzte sich auf die Bank neben den Schwarzdorn, von wo auS »ran hinabschaut« in die weite, blaue Ferne, über sanfte Hügel hinweg in die belle fruchtbare Ebene. Die weiche Frichlingslust strich ihr um die Schläfen, sie sog den Tust all der Pflanzen sehnsüchtig «in. ES war Ainz still um sie her, nur die Amsel im -rschwarzdorn pfiff noch ihr Liedchem ein jubelndes, wehes, sehnsuchts volle» Schlagen war's, das paßte just in Annemaries Stimmung hinein. Sie dachte an die Fernen, den verlorenen Bruder, an Franz Werner, den stolzen Kandidaten, der eine Reise in» Ausland der Heimat, und denen, die darin seiner harrten, vorgezogen. Lucie kam noch immer nicht: langsam zog die Dämmerung herauf, aus dem Tale stieg 'je empor, noch erstrahlte der Kirchturm >eS Dörfchens glänzend hell. Ein leichter Schauer glitt über Annemaries Körper hin, es wurde kühl hier oben auf den Höhen. Seltsam," dachte sie, „Lucie ist doch sonst immer pünktlich, auch der alte Knauer läßt sich nicht blicken, damit er mir das Bäum chen fällen kann!" — Da schien es plötzlich, ol» ginge ein leiseS Zittern durch die lichten Birken und als bröckelten Sternchen vom Rande des Bruches ab, ein Zeichen, daß Menschen in der Nähe waren. Annemarie kannte keine Furcht, auch hätte sie sie um alles in der Welt jetzt nicht zeigen mögen. Mutig verharrte sie aus ihrem Platze. Mer als sie aufhorchte, war's wieder mäuschen still. Da versuchte sie, den Hang emvor- zirklimmen: es war «in unbequemer Weg, von der feuchten Abendluft schlüpferig und steil, Annemarie war wohl des KletteriiS entwöhnt, ihr Fuß trat fehl, der Birkenast, daran sie sich klammern wollte, brach ab, und sie stürzte mit einem leisen Schrei in die Tiefe. „Die Maien haben uns nur Leid gebracht!" Das Wort der Mutter tönte in ihrem Innern nach, sie sah die weihen Stämme vor sich flimmern, ein kurzer Augenblick, dann schlossen sich ihre Augen. L Da fühlte sie sich plötzlich emporaehoben, von zwei starken Armen gepackt und sanft vor wärts geleitet, und eine ihr bekannte, alle Furcht, allen Schmerz bannende Stimme töirte an ihr Oyr: „Anni, «meine liebe, kleine Anni, hast Du Dir weh' getan?" — Hie schlug die Augen aus. „Lucie?" bauchte sie. ..Nein, Lucie kommt nicht mehr; sie bat mich beauftragt. Dir zu sagen, daß wir beide allein die Maien zu morgen holen sollen; denn sie muß ja die Zimmer Her richten für den unvorhergesehenen Gast: Anni. sag' mal. kennst Tu mich denn noch?'' — Sie strich sich die Locken aus der Stirn und mit einem glücklichen, alle Liebe, alles Vertrauen verratenden Lächeln erwiderte sie: „Franz, o, daß Du gekommen bist!" — „In Frankreich unten blühten die Oleander und die Orangen reiften, Rosen boten sich mir zum Pflücken dar. Aber ich sehnte mich nach der Heimat, ich wußte ja. daß die Maien jetzt im Steinbruch grünen, und daß auch die Rosen bei uns nicht ohne Dust sind, und — daß es für mich nur eine Rose auf der ganzen Welt gibt, die heißt Annemarie Manhardt und sitzt mit mir im Steinbruch und will Maien holen!" — Leise tönten die Abendalocken vom Dorfe herüber, als zwei Menschen einander Liebe und Treue gelobten. Da plötzlich sprang Franz Werner auf. „Ich habe Dir etivas mltgebracht, Anni: Du errätst es aber nicht, willst Du cs wissen? Ein teures Ge schenk ist's, und Du mußt es gut behüten, daß Du cs immer seschältst! Versprichst Du mir das?" — Sie legte das Haupt an seine Schulter. Da stand vor ihr ein junger, schlanker Mensch, sein Auge war fest aut sie gerichtet, in der Hand hielt er ein Birkenbäumchen, die andere streckte er zum Gruße nach Annemarie aus. „Kennst Du mich nicht mehr?" fragte er. Seine Stimme hatte einen weichen Klang. Anne- marie schüttelte den Kops. Da plötzlich stieg eine Ahnung in ihr aus, die Augen der Mutter sahen sie an. es konnte kein anderer sein! „Heinz!" schrie sie, und im selben Augenblick lag sie an seiner Brust und er hielt sie fest mit der freien Hand und küßte, ihre Stirn. „Die Mutier, was wird die sagen!" bauchte Annemarie. „Ein bissel vorbereitet ist sis schon," rief da auf einmal Lucie aus dem Hintergründe. „All- zugroße Freude schadet manchmal, ich Hobe ihr bereits von einem Wandersmanns er zählt, der müde an die Tür der Heimat klopft!" — „Aber schmuck bist Du geworden, Anni," sagte Heinz und betrachtete sie staunend. „Und Du so groß," sekundierte sie ihm. „Großkaustnniin unten in der Provence: willst Du mitkommcn?" — Anni sah zu Franz hinüber. ^Wir baden ja noch Zeit zum Ueberleaen, Schatz!" antwortete er für sie. „Die Maien, nun haben sie uns doch Glück acbracht, Mütterchen!" sagte Annemarie leise vor sich hin. * vogründrt 18S6 " Mo 1L1 Donnerstag, de» 8. Juni. IVOS Gewitterschwüle. Roman von Erich Friese». <7. Fortsetzung.» (Nachdruck verboten.) Mit festen Schritten und leuchtenden Augen verläßt die Marches« Orlando am Arm ihres Gatten den Petersdom. Weißgekleidete Kinder streuen draußen aut der Treppe Blumeu. Eine uitgeheureMenichenincngc hat sich veliammell, um die Braut anzusiauiicn. Die freundlichen Züge des alten Oberst strahlen vor Siolz, daß seine schöne, sanfte Clelia solch gute Partie macht -- gut in jeder Beziehung. Und die frischen Gesichter der beiden rcichgeschmücklen Schwestern strahlen. Und daS ernste Antlitz der Bruders strahlt. Und die Blicke sämtlicher Gäste strahlen. Doch alles überstrahlen die Augen der jungen Frau, die mit verklärter Miene zu ihrem Gemahl aufblickt. Und dazu lacht die strahlende Sonne ihr hellstes Sonnenlächeln... O, Freuden-, o Iubcltag! „Haben Sie jemals eine solch entzückende Hochzeit gesehen?" ruft Graziella dem Grasen Tatienbach zu, als die Reihe der Hochzeitswagen die Gäste wieder noch dem Palazzo Boraoni in der Via Sistina gebracht lmt. „Nicht oft," lautet die trockene Ent gegnung. „Nicht oft!" parodiert Graziella mit einem entzückenden Schmollmiindchcn. „Und bei den anderen Hochzeiten, wo cs nach Ihrer Meinung ebenso schön war. wie heute — haben Sie da auch so gelangweilt ausgesehen, wie jetzt, mein Herr Proscslor?" Gras Tattcubach fährt erschrocken zusammen. „Gclangwcilt . . . Aber — ich langweile mich so gar nicht! Im Gegenteil!" „So, so, hm! . . . M, Sie müssen's ja wissen Ter Augenschein trügt ost . . . Uebrigens —" etivas impertinent steckt Graziella ihr zierliches Näschen in die Lust — „lachen Sie auch manchmal?" „Warum?" „Ist das eine Antwort für einen großen Gelehrten?" spottet sie „Ich frage, ob Sie manchmal lachen?" „Lachen!" wiederholt er betroffen. „Lachen!!" Aergerljch sucht er nach der dünnen schwarzen Schnur, die ihm wieder den Kneifer, seinen desien Freund, ohne den er sich überaus unbehaglich fühlt, entführt hat. „Lachen' Natürlich kann ich lachen!" „So. aber heute wohl nicht?" „Worum sollte ich heule lachen?" „Weil das eine solch schöne Hochzeit ist!" „Schöne Hochzeiten sind doch kein Grund zum Lachen —" „Aber diese ist eine!" ruft sie eigensinnig, mit dem weißbcschubtcn Füßchen aufftampfend. „So sprechen Sie, Fräulein Graziella? Und dabei verlieren Sie doch heute Ihre Schwester!" Einen Augenblick schweigt das Mädchen. Dann zieht sie die Augenbrauen zu sammen. „Ich weiß, es ist der glücklichste Tag im Leben meiner Schwester!" ruit sie indigniert. „Ist das nicht genug Grund für mich, um zu lachen? . . . Was für ein selbstsüchtiger Mensch müssen Sie sein, wenn Sie dos nicht begreifen! Sehen Sie mich an! Loche ich nicht? ... O, ich möchte mich lotlachen — rein totlachen!" Gras Tatienbach. der inzwischen seinen Kneifer gründen und richtig plaziert Kat, blickt das ausgeregte Mädchen forschend an, welches augenblicklich lieber weinen, als lachen möchte. „Ich sehe Sie an!" lächelt er. „O, bitte, nicht!" wehrt sie mit merkwürdiger Inkan- sequenz verlegen ab. „Was nicht?" „Mick anseben!" „Darum nicht? Darf doch die Katze die Königin anschen!" „Ich bin keine Königin." „Es gibt auch ungekrönte Königinnen, mein Fräulein!" „Und es gibt auch Katzen ohne Fell und Krallen!" lautet die prompte Erwiderung. Grazicllas Miene ist so drollig — Graf Tatienbach bricht plötzlich in schallendes Gelächter aus. „Worüber lachen Sie?" sragi das Mädchen, aufs höchste indigniert „Sie sehen, ich kann lachen." „Ja. das sehe ich. Und ich sehe auch, daß Sie über mich lachen, mein Herr!" „Wieso?" „Weil Sie mich dabei immerwährend ansehcn." „Sie sehen eben zu reizend aus, Fräulein Graziella!" Diese galante Wendung erregt den höchsten Unwillen des temperamentvollen Mädchens. Ihre großen, schwarzen Augen sprühen. „Jedenfalls sehe ich besser aus, als manche andere Leute!" „Soll mit dielen „manclie andere Leute" — ich gemeint sein, mein Fräulein? Dann haben Sie unbe dingt Recht." Graziella nestelt verlegen in ihren langen Handschuhen herum. Ihr kommt plötzlich zum Bewußtsein, wie kindisch und ungezogen sie sich benimmt. Und gerade diese Erkenntnis entstammt ihren Zorn immer mehr gegen den armen Professor, der sie unverivandt. leise lächelnd, anblickt. Infolge dovorstüllonäeu erössusto ick einen rrusssroräontliett0ll ckor äurok bedeutende kroisormNssjguug borkorragonäe Liulrguksvortoils bieten zvircl. 2uw ^usvorkruik sind gestellt 1» Älvsvr HVooliv grosso Lortimeuta viMij-lrilim MnIi-llMM UMMe MscliMe lloslüm-üSeiie Mgeii-Illelilei' Zelillne» WliMMliiie ililiM-Klelüel' «im-AilrSge Ikcliüeclteii I llleiMMe etc Lodert LSdmv jr., IO 0«OLKpI»lL LO H^»l8«iRlian88lr»88« 40. SaräineD 81ms. 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