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Nr. ZSS Sette 4 — «Dresdner Nachrichten" — IreUag. IS. August 1S27 Oertliches und Sächsisches. Die Grazer Lehrerattademie in Dresden I» der Osthalle des HanptbabnhosS traf Donnerstag nach mittag. von Berlin kommend, eine gröbere Reisegesellschaft von österreichischen Slammeobrüdern ein, die sich ans einer St »dien fahrt durch Deutschland befindet. ES waren 56 Lehrerinnen und Lehrer nebst deren Angehörigen, die ans der Grazer Lehrer-Akademie einen längeren FerienknrsnS absolviert habe» und nunniebr an den theore tischen Teil ihrer Studien eine» praktische» anschließe» i» Ge stalt einer Studienreise. Zum Enipfange der Steiermärker Pädagogen hatten sich ans dem Bahnsteig etliche Bertreter des Dresdner SchulamtS, des Pädagogischen Instituts der Technischen Hochschule, des Dresdner BerkehrSvereinS, deS Sächsischen PhtlolvgenvereinS. des Sächsischen, Dresdner und Reuen Sächsischen LchrervereinS, des Dresdner Lehrerinnen- und Dresdner TnrnlehrervereinS. des BereinS siir das Dentschtuni im AnSlande, des BvlkSbnndeS der Deutsche» im ehemalige» Oesterreich - Ungarn usw. eingesnnden. Im Namen aller dieser Körperschaften begrünte Stadtschulrat Dr. H a r t n a ck e die Ankommenden und gab der Freude darüber Ausdruck. daN die Tieiermärker Gäste aus ihrem Fluge durch Deutschland auch Dresden berührt hätten. „Möchten die Dresdner Tage Ihne» als ein würdiges Glied in der Kette Ihrer reichsdentschen Eindrücke in Erinnerung bleiben: möchte» Sie als unsere Freunde von uns scheiden, wenn in drei Tage» die Abschiedsstunde schlägt'/' Ein dreifaches „Heil!" aus dem Munde der versammelten Dresdner bekräftigte diese Wünsche. Der Reiseführer der Steiermärker. Schulrat Dr. W e l i s ch. dankte in der nnS Norddeutschen so snmpathischen Mundart seiner Heimat mit einem herzlichen „Grüß Gott ans den Alpen!" und versicherte, das; man sich aus die Dresdner Tage besonders gefreut habe in der Ueberzengung, das; die in der Hauptstadt Sachsens ;u verbringenden Stunden zu Weihe- siuudcu ihrer Reise werden würden. Heil Dresden und de» Dresdnern! Nachdem die Grazer Gäste von Dresdner AmtSgenosfen in ihre O.uariiere geleitet worden waren, versammelten sie sich um 5 Uhr am Haupteiugauge deS Neuen Rathauses zu einer 'Besichtigung der F e st r ä n m e und einer 'Be steigung deS R a thanStur m e S. Für 0 Uhr waren die österreichischen Gäste zu einem Empfang im Rathaus mit auschlieheuden; Imbiß nach dein Roten Festsaale geladen worden. Das Mahl wurde au runden, von der Stadlgärtnerei mit den farbenprächtigsten Herbstblumen geschmückten Tische» eingenommen. Die Taselordunng hatte aus eine bunte Durch mischung von Einheimischen und Fremden, von Damen und Herren Bedacht genommen. 'Nach der Suppe begrüßte im Aufträge des zurzeit abwesenden Oberbürgermeisters und im Namen der gastgebendeu Stadtverwaltung wie auch der ganzen Bürgerschaft SIadirat K ö p p e n die Gäste ans der grünen Steiermark, desgleichen auch den österreichischen Generalkonsul Eiselt, die Bertreter des BolkSbildungsministerinms, der Schulbehörden, der Lehrervrganisationen. des Berkehrs- vereinS, der nationalen Berbände und der Presse. Die Studien reise der österreichischen Pädagogen diene ja nicht bloß Ttudien- zivecken, sondern stehe auch im Dienste des Gedankens, im Reiche neue Freunde zu werben für die Verwirklichung des beißen Wunsches eines Zusammenschlusses zwischen den StammeSgeuvssen im Norden und im Süden. Auch in Dres den schlügen den Steiermärkern und allen übrigen Oester reichern die Herzen warn; entgegen, und wenn die heutigen Gälte der Stadt Dresden aus ihrer bisherigen Reise durch München. Stuttgart, Heidelberg. Frankfurt, längs der Reben hügel des Rheins, durch da-? rheinische Industriegebiet und durch die deutsche ReicliShauptstadt sicherlich auch schon unendlich viel Schönes gesehen hätten, so wage er doch zu hoffen, das; Dresdens Kunstichäve und Naturschönheiten ebeusalls sreund- liche Eindrücke Hinterlagen würden. Mit dem Wunsche, das; die Gäste auch von Dresden das Gefühl mit sortnekmen möch ten. das; cS sich schon lohne. Gut und Blut einzusehen für den Ziisammenschluf; mit dem reichsdentschen Lande, schlvs; er seine BegrünuugSansprache. Ein dreifaches Heil den deutschen Brüder» und Schwestern ans Steiermark! In unmittelbarem Anschluf; an Stadtrat Köppens Rede er hob sich als Bertreter der österreichischen Gäste Schulrat Dr. We lisch und dankte in überaus herzlichen, wohlgesehten Worten allen den obengenannten Korporationen, die den Ost märkern einen solch wohltuenden Empfang am Bahnhos lind nunmehr auch in; MagistratSgebäude bereitet hätten. Nachdem er die Ziele der aus die Fortbildung der österreichischen Lehrer aller Schulaattnngen ivou der BolkSicbule bis zur Universität) bedachten Grazer Lehrer-Akademie dargelcgt und eine kurze Rückschau auf den bereits zurückgLlegten Teil der Studienreise gehalten hatte, sprach er von den ernsten Sorgen, die heute jedem Oesterrcicher bedrücken mühten. Sei doch der Fort bestand deS österreichischen Staates ausS ärgste bedroht, wenn den Ostmärkern nicht die reichk-deutschen StammcSgenosscn die Bruderhand reichten. „Helfen Sie alle mit, sür unserer Bereinigung mit Ihrem stolzen, groben Lande den Boden zn bereiten, damit unser Herzenswunsch: heim ins Reichs in nicht zu ferner Zeit in Erfüllung gebe! Heil Alldeutschland, Heil der schönen Stadt Dresden!" Als Bertreter deS Bolksbunde» der Deutschen im ehe maligen Oesterreich-Ungarn schlvh sich ln einer weiteren Tafel» rede der Bundesvorsitzende Albert Schoize diesem Wunsche eines baldige» Zusammenschlusses an und bewillkommnete die Steiermärker Gäste als gleichgesinnte Schicksalsgenossen. Nachdem im groben Festsaale eine photographische Aus nahme der Festaäste gemacht worden war. verbrachte man noch ein paar Stunden in brüderlichem Beisammensein bet einer Tasse Kaffee und einem Glase Vier in den behaglichen Bor» räumen des Saales. Manch zündendes Wort gegenseitiger Wertschätzung, manch erneutes Gelübde treuen, unermüdlichen Schaffens am Werke der politischen Bereinigung erklang, so n. a. ans dem Munde des zweiten Reiseleiters Oberlehrer TripS IGrazj, des Dresdner Stadtverordnetenvorstehers Dölitz sch und der Borsitzenden des Dresdner Lehrerinnen. Vereins, Frl. Oberlehrers» Thiele, welch letztere ihre An» spräche insonderheit den deutschen Frauen und Müttern als den Erzieherinnen eines neuen, brüderlich geeinten Geschlechts widmete. Der heutige Tag ist zunächst einer Antorundfahrt durch Dresden und sodann der Besichtigung der hiesige» Sammln», gen und Museen, sowie auch verschiedenen Ausflügen in die llmgebnng unserer Stadt gewidmet. Für den Abend ist nach einem Besuch der IahreSschan ein geselliges Beisammensein mit den Dresdner Lehrervereinigungcn im Bergnügungseck der Ansstellnng geplant. Im Lause des morgigen BormittagS setzen die österreichischen Lehrergäsle ihre Dcntschlandreise fort, zunächst mit dem Ziele Thüringen lWeimar, Eisenach) und so dann weiter nach Nürnberg und Regensburg. Lurnerhilfe für -te Opfer der sächsischen Kochwassernol Die sächsischen Turner beklagen den Tod von 24 Turn- schwestern und Turnbrüdern bei dem groben Ueberschwem- mungsunglück im Gotlleuba-Berggießhübel-Gebiet. Unter ihnen befinden sich der Obertnrnwart deö Turnvereins in Berggiehhübel sowie dessen erster und zweiter Bereins- ichwimmwari nud zwei Ehrenmitglieder. Außerdem sind viele Turner in Not geraten, und die 'Vereine selbst haben starke Zerstörungen ihrer Anlagen erleiden müssen. Der sächsische TurnkreiS fordert zn einen; sächsischen Tnrner-Notopfer für die durch -aS Hochwasser geschädigten Bereine nnd Turner- samilicn aus. Beiträge sind an Krcisgeldwart Inhrs. DrcS- dcn-A, 18. Stadtgiro 31 205 und Postscheckkonto Dresden 24 417, zn senden. * Dentschbiihmische Turner als Helfer in Schönwalb i. B. Weil die tschecho-slowakische Negierung dein so schwer heim gesuchten Ort Schönwald am Erzgebirgskamn; noch immer keine genügende Hilfe zuteil werden lief; und reichSdeutsche Hilsstruppeu nicht über die Grenze durfte;;, haben sich ans den uvrdwcstböhmischcn Turnvereinen 260 Mann bereitgefnndcn, freiwillige Hilfe zu leisten und stnd bereits mit Hacke nnd Schaufel eingetroffcn und haben die Ansränmungsarbeiten be gonnen. Die Tnrncrverbändc wollen die Zahl der Helfer ans tausend Mann erhöhen nnd werben weiter. Auch im Eulautale soll die Turnerhilse. der sich auch Jugend- und Arbeitcrver» bände anschlieben, cinsetzen. Ersparung -er neuen Beförderungsgebühr sür Briefe ans Postscheckamt. Der Berkehrsausschus; des Dresdner Bcrkehrsvercins schreibt: Der Po stich eck ln »Sc konnte bisher seine Ueberweisun- gen und Postschecks lBarauSzahlungSausträge) an sein zu ständiges Postscheckamt gebührenfrei cinsenden, wenn er zur llebersendung die amtlichen gelben Briefumschläge benutzte, die die Postscheckkundeu zu diesem Zwecke erhalten können. Die neueste Tarifresvrm der NeichSpost hat diese Sendungen mit einer Poriogebühr von 6 Pf. belastet, vorausgesetzt, daß man die gelben Umschläge benutzt: andernfalls ist. wie schon bisher, das gewöhnliche, jetzt erhöhte Briefporto zu entrichten. Es ist aber anscheinend noch nicht genügend bekannt, daß man auch jetzt noch solche Sendungen — nnd zwar ganz gleich, ob man dabei die gelben Umschläge benutzt oder beliebige Brief- hiillcn verwendet — portofrei an das Postscheckamt gelangen lassen kann, wenn man sic in einen Hausbriefkasten des Post scheckamtes jalso nicht in einen der gewöhnlichen blauen Post briefküsten oder einen der großen gelben Standbrieskästen!) einlegt. Das Postscheckamt Dresden hat zwei solcher Haus briefkästen. Der eine befindet sich im Hauptcingang Anne n- st r a s; e 4 ldicht an; Pvstplatz), gleich rechts hinter der äußeren Türe, vor der zweiten Tür. Er ist zugänglich während der Pubükumsdicnststunden des Postscheckamtes. Der zweite, der Tag und Nacht zugänglich ist, befindet sich G r o ß e Z m i n g e r- st r a f; e 11 «Eingang „B"), kenntlich durch ein gelbes Oncr- schild mit der Aufschrift .„Hausbriefkasten". An beiden Brief einwürfen gibt ein besonderes Schild Auskunft darüber, ob die eingelegten Aufträge noch am selben Tage erledigt werden »der erst an; nächsten Werktag. Diese Kästen bieten noch den besonderen Borteil, das; man Aufträge, die man in den ersten Vormittagsstunden herauSschretbt. noch am selben Tage Fall es ein Werktag ist) zur Erledigung gelangen lassen kann, vor- auSgesetzt. daß man sie bis Kll Uhr in diese Kästen einlegt: bet der gewöhnlichen Beförderung durch die Briefpolt würden sie die Schlnßzeit meist nicht mehr erreichen. Mehr Sorgfalt bei -er Anlage von Auhenantennen. Der Rat zu Dresden. Baupvlizetamt, bringt folgende» zur allgemeinen Kenntnis: UnvorschrlftSmäßig angebrachte äußere Luftleltcr zum Nundfunkenipfange haben Unfälle bei Dacharbeilen verursacht. ES wird darauf htngewiesen, daß alle äußeren Lustletteranlagen, auch die nicht erlaubnispflichtigen, nach 8 2 der Landespvlizeiverordnung vom 14. Oktober 1026 <SGBl, S, 407) in Verbindung mit 8 7 der vom Verbände Deutscher Elektrotechniker ausgestellten Vorschriften sür Außenantennen mindestens in zwei Meter lichter Höhe über dem betreffenden Gebäudeteile tLausbrett, Dachluke, Anssteigelelter usw.) an gebracht sein müssen. Die Besitzer bestehender Anlagen sind nach der genannten Verordnung zu ordnungsgemäßer In. standhaltung bzw. Abänderung der Anlage verpflichtet, Zu widerhandelnde haben Zwangsmaßnahmen und Geldstrafe bis zu 160 NM, zu gewärtigen. — Der NeichSbund der mittleren Betriebsbeamtcn der Deutschen NeichSpost hält vom 21. bis 23. August in Breslau keinen 14./15. Bundestag ab. Neben der im Vordergrund des allgemeinen Interesses stehenden Besoldungsfrage wird sich die Tagung mit allen personal- und betriebspolitischen An gelegenheiten dieser Beamtenschicht sowie mit der Frage der Vergesellschaftung der Deutschen Reichspost befassen. An der Tagung werden Bertreter aus alle» Teilen des Reiches teil- nehmen. — Plaßmustk am Sonntag im Anschluß an den Walhauszug auf dem Wasfenplatz vor dem Blockhaus von der Kapelle de» 3. Bataillons Infanterie-Regiment Rr. IN. Leitung: Musikmeister Schmidt, l. Gc»eral-Stei»inetz-Marlcl> von Bratfisch. 2. Luvcrtürc z. Lp. „Die Nürnberger Puppe" von Adam. 3. Tonbildcr a. t>, Lp. „Tannliciiiscr" von Wagner. 4. Parademarsch des ehemaligen Train- BataillonS Nr. 12. Dte Dauröllgkett im Monai Juni 1927. Mitteilung des Sächsische» Statistischen LandesamleS.) Im Freistaat Sachsen sind Im Monat Juni N33 Bau. g e n e h m t g u n g e n für Neubauten mit Wohnungen er- teilt worden, nnd zwar i» den Regiernngöbezirken Bautzen NO, Ehcmuitz 173, Dresden 313, Leipzig 222 und Zwickau 3u». Diese 1133 Nenbaule», vvn denen 1087 auf neuer Baustelle errichtet werden, sollen insgesamt 3416 Wohnungen enthalten. Außerdem sind 166 Baugenehmigungen für Um-, An- und Aufbauten mit insgesamt 220 Wohnungen erteilt worden, von denen 6 Not. und Behelfsbauten mit 6 Wohnungen sein werden. Ausgeführt und baupolizeilich ab ge. n o m »i e n wurden sind 410 Neubauten mit 1346 Wohnungen. Unter den Bauten befanden sich 206 mit einem und 100 mit zwei Wohngeschossen und unter den Wohnungen 64 mit zwei, 265 mit drei, 628 mit vier und 223 mit fünf Wvhnränmen. 440 Neubauten waren Wohnhäuser, vvn denen 106 nur eine Wolulung, 81 zwei Wohnungen enthielten, also Ein- bzw. Zweifamilienhäuser waren. Weiterhin befanden sich unter den abgenommenen Neubauten 185 gemeinnütziger Art, Durch 87 Umbauten sind 104 Wohnungen gewonnen worden, darunter drei durch Not- und Behelfsbau. Ferner ist ein Umbau abgcnommcn worden, durch den nur Wvhnungs- abgang <l) erfolgte. A» G e b ä u d e a b g ä n g e i; wäre» im Juni 10 Häuser mit 17 Wohnungen zn verzeichnen. Die BcrichtSzcit hat ins gesamt einen Zuwachs von 1433 Wohnungen lMvnat Juni 1826 : 822) erbracht: davon entfallen aus die Städte: Ebemnitz 1. Dresden 448, Leipzig 168, Plauen 65 und Zwickau 53. Dte Entwicklung der gesamten Bautätigkeit im Jahre 1827 zeigt dte nachstehende Ueberstcht, die sowohl die Neu- bauten als auch die Umbauten umfaßt nnd der die Ergeb nisse deS Vorjahres vorangestellt stnd. Jade Monat «Aeille Baugeneh. migungo» mll Mahnungen Ab ge nommene Baute» - mtt Wohnungen 'Reinzugang an Wohnungen überhaupt Jahr 1826 67M 17 664 5350 13814 13 438 I.Hi. >826 2718 6 848 2N15 5 231 5 056 I.Hj. 1827 56!)2 13 636 2888 7 478 7203 Vvi Ill80K1vll8t1oKvIl QvsAoi- dick aufgestrlchen verhindert schmerzhaste» Anschwelle, nnd Juckreiz, wirkt kühlend und retzmildernd, gleichzeitig beste Toilettecrem« vou herrlichem Blütengeruch, weder jettend noch liebend. Tube 6N Pjg. u»d U— Ml. Probetuben erhältlich tn allen llchlorodont-VirkaujLsteUe». Unvergeßlichen Eindruck machte bei Eröffnung der italienischen Abteilung der berühmte Chor der Römischen Basiliken unter Führung von Monsignore R. C. Casimiri. s Dresdner Theatcr-Spielplan für hente: Opernhaus: „Eugen Oncgin" l7>: Schauspielhaus: „Candida" H/28): A l b c r t - T l> e a t e r: Geschlossen. Residenz-Theater: ,F>ch Hab' v"'in Herz in Heidelberg verloren" Uä8>: Tie Komödie: „Fräulein Iosette, meine Frau" l^8>. 1'* Das Städtische Orchester in Heriord avk^iöst. Der Magistrat der Liadi Herford bat in seiner letzten Sitzung die Auslosung des Städtischen Orchesters zu»; 1. Oktober be schlossen. um den Betrag sür die Gehälter zu sparen, die jährlich etwa 25 000 Mark auSmachen. Der Beschluß wird noch weitere Folgen hcibe», da er zugleich die Unterbindung jeglichen »insikali'clicn Lebens in der Stadt und durch die Stadt bedeutet. Auch die Umgebung Herfords ist durch die Auslösung des Städtischen Orchesters schwer betroffen, dg nun auch die Gastspiele im Mindeucr, Raveusberger und Lippi- schc» LavSe c> -ollen. 1-* Nene Dcnischc Gastspielreise der Argentina. Die spanische Tänzerin La Nrgeittina, die im letzte» Winlcr mit großem Erfolg zum ersten Male in Deutschland ausgetreten ist- kommt in der nächsten Spielzeit mit einem Ballett von 20 spanischen Tänzerinnen nach Deutschland, uni einige neue Pciniomimen und Balletts von de Falla nnd GrancidoS zur Aufführung zn bringen. Das Ballett wird in fast allen deut schen Großstädten gastieren. -s* Schillers Glocke sür französische Bibliophilen. Der französische Verleger Laville, der. im Gegensatz ,z» den außerordentlich hochgetriebenen Preisen für bibliophile Aus gaben. zu zeigen beabsichtigt, daß man schöne illustrierte Bücher auch zn erschwinglichen Preisen Herstellen kann, hat einen ersten Versuch aus diesem Gebiet mit Schillers Glocke gemacht, ein Einfall, der einem deutschen Verleger gegen wärtig kaum gekommen wäre. Tie Uebcrsetzung wird sehr gerühmt: die 16 Illustrationen stammen von Ren/- Berti her. Tie Ausstattung wird non der Kritik, von Einzelheiten ab gesehen, als wohlgelungen bezeichnet, besonders wird die Güte von Papier nnd Druck hervorgchoben. ck* Streit nm ein amerikanisches Bühnenstück. Gegen die deutsche Bearbeitung des amerikanischen Bühnenstücks „Ehikago". die Carl V 0 llmöller durchgeslihrt hat, hat der Rechtsanwalt non Frau Nelly Grosavcscu Einspruch erhoben, da er aus Grund von Wiener Zeitungsnachrichten zu der Ueberzeugnng gelangt ist daß das Stück den Fall Grolavescir behandelt. Tcr Verlag, in dessen Bertrich da» Stück erscheint, hat diesen Einspruch mit der Feststellung zurückgewiesen, daß die Voraussetzung nicht zutri-fst, daß das Stück vielmehr seine amerikanische Uraufsürhurtt) lange vor dem Fall Grosavescu erlebt hat und in seinem Inhalt mit dieser Künstlertragödie keinerlei Aehnlichkeit hat, außer daß es sich in beiden Fällen um eine Mordaffäre handelt. ck* Kleist-Gcdächtnis-Ansstellung. Zum 150. Geburtstag Heinrich v. Kleists am 18. Oktober plant die Kleist-Gescllschast neben einer zweitägigen Fcstvcrsammiung in Frankfurt g. O. in Gemeinschaft mit der Leitnna der Preußischen Staats, bibliotbek in Berlin in deren Räumen eine Gedächtnis. Ausstellung, die den in der Bibliothek aufbelvahrten reichen handschristlichen Nachlaß Kleists zeigen, mit ihm aber auch alle in anderem össentlichcn oder privatem Besitz befindlichen Handschriften Kleists, ferner seltene Drucke seiner Werke und das über ihn und sein Wirken erreichbare Bildmaterial ver einen soll. Die Gesellschaft bittet alle Besitzer solchen Mate rials. cS zur Beifügung zu stellen und dadurch der für die Kleist-Forschung wie für alle Ltteraturfrcundc gleich bedeu tenden Ausstellung zu möglichster Vollständigkeit verhelfen zn wollen. Zusagen werden an die Generalverwaltung der Preußischen Staatsbibliothek, Berlin 7. erbeten. ck* Ein Tosti-Denkmal. Wie aus Noin berichtet wird, wurde in Orkong ein Denkmal zur Erinnerung gn Tosit. den beliebten Komponisten italienischer Lieder, unter großen Feierlichkeiten enthüllt. DaS Denkmal ans weißem karra rischen Marmor ist daö Werk deö Bildhauers Maiiart: cS wurde ans dem Platze errichtet, der den Namen des Kom ponisten trägt und von dem man eine weite Aussicht über die Sec hat. Die Gestalt des Künstlers ist von einer Gruppe singender Mädchen umgeben. An; Etnwcihnngstage wurde unter Beteiligung vieler italienischer Sänger ein Konzert veranstaltet, tn dem die am meisten volkstümlichen Lieder Tostis gesungen wurden. ck* Eine amerikanische NanauSstcllung in Deutschland? Tie lebhafte Diskussion über das Ehapman-Bauprotekt, sowie der starke Bedarf am deutschen Baumarkt, haben, wie mir erfahren, amerikanische Kreise der Großfinanz und der Bauindustrie veranlaßt, die Veranstaltung einer ameri kanischen Banansitelluna in Deutschland zu erwägen: imtcr den Banken, die sich für den Plan interessieren, wird nnS die National Eit;, Bank genannt, Dte Auöstellntia soll, ähnlich wie es seinerzeit ans dem Gebiet des Automobil. Marktes geschehen Ist, die für das deutsche Bauwesen maß. aebcnden Kreise, insbesondere dt« großen Kommunen, von den technischen nnd wirtschaftlichen Vorteilen der modernen amerikanischen Baumethoben überzeugen. ck* Erforschung srühgeschichtlichcr Waklanlagcn. Eine Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der nord- und ostdeut schen vor- und srühgeschiclttlichei; Wall- und Wchranlagci; ist auf Anregung der Baltischen Kommission in Kiel, der be teiligten Fachkreise nnd der Nvtgcmeinschaft der dcuischcn Wissenschaft setzt in Kiel gegründet worden, um die vor- und srühgeschichtlichen Beseitigungen von; Stromgebiet der Eibe bis zur Weichsel und Memel nach einheitlichen Grundsätzen und Methoden zn erforschen und damit die Probleme der SiedlimgSforschnng in diesen Gebieten planmäßig zu fördern. Nach der „Anttgnitäten-Rnndschan" ist die Ausnahme dieser Untersuchungen angesichts der ständig wachsende» Gcsalir der Zerstörung besonders drinalick, oewordcn. Die Arbeits gemeinschaft besteht aus 23 Mitgliedern. Vorsitzender ist Geh,-Rat Earl Suchhardt, stellvertretende Vorsitzende sind die Professoren Scheel, Kiel, und Eberl, Berlin. Gcschäftsiiilircr ist Museumsdirektvr Dr. Unverzagt, Berlin. Das Freundschafls-Album. Kurz nach seinem 70. Geburtstag saß Wilhelm Raabe in Herbsts Weinstube in Braunschwcig und ließ das Ge plätscher der Unterhaltung des Weinhändlers Telgmann über sich hinflicßcn. Wahrlich, es ruhte sich nirgends so gut von der Schreibtischarbcit deö Tages aus als hier in dieser däm merigen Ecke, wo einen der Geist der guten Freunde nicht störte, wo man mit sich selbst allein war, ohne sich einsam zu fühlen. Denn Telgmann hatte das köstliche Doppeltalent, plaudern zu können, vhnc Antwort zn erwarten, und ander seits znhören zu können, wenn der Geist Uber Wilhelm Rnabc kam, vhnc törichte Antworten zn geben. Da öffnete sich die Türe der Weinstube, und ein später Gast trat ein. Sein Blick ging suchend dnrch den Raum, dann entdeckte er Wilhelm Naabe. Mit schüchtern zögerndem Schritt ging er auf die geweihte Nische zu, verbeugte sich tief und sagte: .Hch hörte, daß Verehrer und Freunde es wagen dürften, hier und zu dieser Stunde Tie nm ein paar Zeilen zu bitten." Und der junge Mann — den» setzt, da er den Hut tn der Hand hielt, sah man, wie Inng er mar — zog unter seinem Mantel ein Album hervor, legte eü vor den verehrten Dichter htn und sagte: „Darf ich Ihnen da mein Freund. schastSalbnm vorlegen'?" Raabe lächelte gutmütig und wiederholte mit leisem Spott das Wvrt: „Frenndschaftsalbun;." Dan» lud er den Jüng« ling durch eine Handbewcgnng ein, sich zu setzen. Als Teig» mann ihm Tinte gebracht hatte, sann er eine» Augenblick nach und schrieb mit schneller Feder ein paar Zellen. Langsam la» er sie wieder durch, löschte ihre Feuchtigkeit vorsichtig mit einem Löscher, klappte daö Album zusammen und sagte mit