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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.08.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270819011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927081901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927081901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-19
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.08.1927
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.Dresdner Nachrichten" Nr. 3« Seite 5 Areitag. IS. Nvgvst 1S27 Die Entwicklung -er sächsischen Bevölkerung in den letzten Jahren. tMtlteiluug de» Stattsttschen Landelamle») Rach den vorläufigen Ergebnissen der Statistik der Be völkerungsbewegung sind im ersten Vierteljahr 1037 in Sachsen 0093 Ehen geschlossen worden gegen 0287 im ersten Vierteljahr 1930 und 6349 im ersten Vierteljahr 1926. E» ergibt sich, saß die EheschließungS-ahl im Jahre 1920 niedriger liegt al» 1926. Zweifellos ist dies mit daraus zurück- -usühren. daß der Beschäftigungsgrad im Wirtschaftsleben im Jahre 192« ungünstiger war als 1935. Die wirtschaftliche Be lebung im ersten Vierteljahr 1937 hat eine Erhöhung der Hei- ratS-ahl im Vergleich zum ersten Vierteljahr des Vorjahres nach sich gezogen. Die Zahl der Lebendgeborcnen betrug t», ersten Bterteljahr 1937 nach de» vorläufige» Ergebnissen 20 585 gegen 31791 im ersten Vierteljahr 1920 und 29116 im ersten Viertel jahr 1926. Die rückläufige Bewegung der Gcliurtcnhäusigkett tritt auch bet der Vergleichung der Geburtenzahlen sür die anderen Vierteljahre in die Erscheinung. In der Geburtenstatistik der Nachkriegszeit sind zwei Ver- HSltniSziffern besonders bemerkenswert. Die erste ist dieTot - geborenenguote iZahl der Totgebvrenen aus 109 Ge borene). Die Totgcborenenquote ging bekanntlich vor dem Kriege in fast allen Kulturländern stetig zurück. In Sachsen lag sie auch während des Krieges verhältnismäßig niedrig, stieg aber nach dem Kriege beträchtlich an und erreichte 1926 die Höhe von 4,17. Diese Höhe hat die Totgeborencngnotc in Sachsen seit 1875 nicht mehr anfgewiesen. Im Jahre 1920 stellte sich die Totgcborenenguote ans 4.00 und im ersten Vierteljahr 1927 auf 8,99,' es zeigte sich also in der letzte» Zeit erfreulicher weise ein Rückgang. Dieser ist um so bemerkenswerter, als die andere Verhältniszisfer, nämlich die U n e h e l i ch e n q n o t e lZahl der unehelich Geborenen auf 100 Geborene), auch nach 1925 einen weiteren Ausstieg answies. Für das Jahr 1925 be rechnet sich die Unchelichenquote aus 18,66. I» dieser Höhe ist sie, solange cs eine amtliche sächsische Statistik gibt, überhaupt noch nicht beobachtet worden. In der Folgezeit hat die Un- ehelichengnote noch eine weitere Steigerung erfahre». Sie stellte sich im Jahre 1920 aus 20,72 und im ersten Vierteljahr 1927 ans 31,91 Ob die gegenwärtige ansiergewöhnlicke -Höbe der Unehelichenguote nur zufälliger Natur ist oder eine tnpischc Er scheinung der Gegenwart darstellt, wird durch spätere statistische Betrachtungen klargestellt werde» könne». Was die Sterblichkeitsvcrhältnisse betrisst, so ist die Zahl der insgesamt Gestorbenen im Jahre 1920 etwas höher als 1926, die Zahl der im ersten Lebensjahr Gestorbenen aber 1920 niedriger als 1926, Die Zahl der Stcrbesälle insgesamt betrug im Jahre 1926 52 664, davon Sterbcfülle im erste» Lebensjahre 7922, im Jahre 1920 52 804 bez. 7538 und im ersten Vierteljahr 1927 10 821 bez. 2024. Bezieht man die im ersten Lebensjahr Gestorbenen ans die Lebendgeborencn-Gcsamtheit, ans der sie stammten, so findet man, dasi von 100 Lcbcndgcborcnen im Jahre 1926 9,18 und 1920 8,79 im ersten Lebensjahre starben. Im Jahre 1918 stellte sich diese Sterbeziffer auf 15,74. Der gegenwärtige niedrige Stand der Säuglingssterblichkeit Ist zweifellos in erster Linie den Bestrebungen ans dem Gebiete der Wohlfahrts pflege. im besonderen der Mütterberatung und der Kinderfür sorge zu danken. Der Rückgang der Lebcndgeborenenzahl nnd der Anstieg der Gestorbcnenzahl haben zusammen eine Verminderung des Ueberschnsses der Lebendgeborenen über die Gestorbene» be wirkt. Dieser Nebersclinß berechnet sich sür das Jahr 1920 auf 81 829 gegen 85 711 im Jahre 1925. Die letzle Stätte -er PMniher Staals- gondetn. Ein eigenartiger Transport bewegte sich am Donnerstag von Zschachwitz ans durch die Straften der Stadt. Es waren die Ptlln.itzcr StaatSgondcln. die im Jo hann e u m ihren l e tz t e n A n f st e l l u n g S v r t f i n d e n. Sie gehörten einst zu den Prunkstücken des Lustschlosses Pillnitz und lagen dort im Hase» an der großen Freitreppe. Bei großen Wasserfesten, die in Pillnitz besonders unter August dein Starken durch den Grafen Marcolini aus der Elbe veranstaltet wurden, spielten diese Fahrzeuge, die als die schönsten des Landes gepriesen wurden, eine große Nolle. Dem sächsische» Finanzministerium gebührt Dank dafür, daß cs die Auf stellung dieser Prachtstücke in einem Dresdner Museum er möglichte. Die nicht unerheblichen Transportkosten von Zschachwitz, wo die Fahrzeuge in der alten Pionierkasernc aufbewahrt wurden, hat der Landesvercin Sächsischer .Heimat schuh übernommen,' den schwierigen Transport führte die Firma Pfütze L Co. aus. Siegfried Slörzner, Dresden, wird in dem nächsten Hefte der Heimatschuh-Mitteilnngen über die Geschichte der Pillnitzcr StaatSgondcln einige Worte schreiben. — Aus dem St -Paull-Frledhos findet Sonntag früh 8 Uhr bei günstiger Witterung M argen musik statt, veranstaltet von den Posauncnchörcn der DretkönigS- und Paultgeinelndc, mit Ansprache von Psarrer AuenmUllcr. Die Rechtsprechung gegen die Schwarzhörer. Von post sachverständig er Seite werden nu dle solgcnden zweifellos hochbeachtlichen Ausführungen zur Verfügung gestellt. Die in Nummer 804 der „Dresdner Nachrichten" vom 5. August dieses Jahres mitgeteilte Entscheidung sür den Rundfunkverkehr wird bei vielen unserer Leser erhebliches Erstaunen ausgelöst haben. Ein 17jähriger Arbeiter hat im Frühjahr 1920 in der Bastclstnnde einen Funkempsangs apparat (Radioreslexapparat mit Detektor) gebaut und ihn dann in der Wohnung seiner Mutter f e r t i g g e st e l l t, ohne dieGcnehmigungderP oft behördezube- sitzen. Diese G e n e h m ignng hätte er nach den von der Postverwaltung erlassenen Vorschriften einhvlen müsse», ehe er mit der Erricl> tnng der Empfangsanlage begann. Er würde sie ohne weiteres erhalte» haben, wenn er zu seinem zuständigen Postamt gegangen wäre, dort seine Absicht, eine Empfangsanlage z» errichten, gemeldet nnd die Rundfunkgebühren sür die erste» drei Monate gezahlt hätte. Er hätte dann fröhlich daraus lvöbanen können. Die Post- vcrwaltnng hätte sich nicht mehr um ihn bekümmert: seine Anlage märe nicht einmal mehr geprüft worden. Wenn in der Entscheidung des OberlandesgerichtS gesagt worden ist, daß sür die Höhe der Strafabinessung nicht das finanzielle Interesse der Pvstverivaltung, sondern die Tatsache maßgebend sei, daß durch nichtgenehmigte Anlagen viel Unfug an den ge nehmigten und gcbührcnpslichtigen Anlage» angestiftet werde, so ist diese Begründung tan», zutreffend. Für das Ausmaß der Störungen, die mit einer Empsangsanlagc sür de» Unter- haltungsrnndsunk angcrichtet werden können, ist cs gleich gültig, ob die Anlage genehmigt ist oder nicht. Die Post- vcrwaltnng, welcher das Aussichtsrccht über den Rundsunk übertragen ist, die cs also sicher beurteile» kann, schützt die Gefahr der Störungen so niedrig ein, daß sie die Errichtung und den Betrieb einer solchen Anlage genehmigt, ohne sic besichtigt zu haben. Sie läßt, wie bereits erwähnt, die Genehmigungsnrkunde jedem ansstclleii, der die 0 Mark Rundfunkgebühren sür die ersten drei Monate bezahlt. Der 17jährige Arbeiter ist in der Vastelstunde auf den Gedanke» gekommen, zu versuche», ob er sich nicht selbst einen Empsangsapparat baue» könnte. Er hat wahrscheinlich die Absicht gehabt, wenn die Sache ginge, die Genehmigung der Pvstverwaltnug noch einzuholen. Vielleicht hat er gar nicht gewußt, daß eine derartige Genehmigung notwendig sei. Jedensalls ist ihm nicht nachgewiesen worden, daß er den Vorsatz gehabt hätte, sich der Einholung der Genehmigung zu ent ziehen. Er hat lediglich einen Formfehler begangen. Schaden ist da durch niemanden erwachsen, cs ivar auch keiner zu befürchten. Und trotzdem wird das schwere Geschütz der Verordnung zum Schutze des Funkverkehrs aus ihn lvsgclassen, und drei bis vier deutsche Gerichte werden in Anspruch genommen, damit er nur ja seine Bestrafung erhalte. Ob diese Verordnung auf derartige geringfügige Vergehen überhaupt anwendbar ist, erscheint zu mindest zweifelhaft. Tic ist am 8. März 1924 erlassen und lautet in ihren wesentlichen Teilen folgender maßen: Aus Grund des Artikels 48 der Rcichsversaßung verordne ich zur Wie d c r h e r st c l l u u g der ö s s c nIl i ch e u Sicherheit und Ordnung sür das Reichsgebiet folgendes: 8 1. Sendcelnrichiungen und Empfangseinrichtungen jeder Art, die geeignet sind, Nachrichten, Zeichen, Bilder oder Tone aus elektrischem Wege ohne BerlnndnngSIcltungcn oder mit elektrischen an einem Leiter geführten Schwingungen zu übermitteln oder zu empfangen l Fiintanlageni, dürfen, soweit es sich nicht »m Einrichtungen der Reichswehr handelt, nur mit Genehmigung der Rcichstelegraphen- Verwaltung errichtet oder betrieben werden, Für die Genehmigung gelten die Vorschriften des 8 2 des Gesetzes über das Tclegraphen- wesen vom N. April t8y-.' und 7. März 1008 mit der Mahgabc, dag eist Recht auf Erteilung der Genehmigung nicht besteht. 8 S. Wer vorsätzlich entgegen den Bestimmungen dieser Verordnung eine Funkanlage t.8 tl errichtet oder betreibt, wird inil Gefängnis bestraft. Ter Versuch ist strafbar. 8 4. Die Gegenstände, die zur Begehung eines Vergebens gegen die Bestimmungen des 8 ü des Gesetzes über das Tclegraphenwescn vom g. April I8t>2 und 7. März l!X>8 und des 8 2 dieser Verordnung ge braucht oder bestimmt waren, sind sür das Reich lRcichstelcgraphen- »crivaliung cinzuzichcn, gleichviel wem die Gegenstände gehören und ob gegen eine bestimmte Person ein Strafverfahren einge- leilct wird. Wie aus den Eingnngsworten hervorgeht, ist die Verordnung ein Kind einer politisch erregten Zeit, in der Verbünde von links und rechts in Sachsen, Thüringen und Bayern versuchen mochten, ans dem Radiowege unter sich und mit andern in staatSgefährdeuder Weise in Verbindung zu treten. Auch störten wohl wilde Scndceinrichtungen den ganzen Rundfunlverlehr und gefährdeten dadurch die öffent liche Sicherheit nnd Ordnung. Daraus sind die harten Straf bestimmungen in 88 2 nnd 4 zu erklären, nicht durch den Um fang des Schadens, der etwa durch eine nicht genehmigt« Empfangsanlage sür Unterhaltungsrundsnnk angcrichtet wer den konnte. Aus de» Gedanken, daß die Pvstvcrwaltung ver suchen würde, diese Verordnung zur Sicherung von Gebühren zu verwende», von denen kein Wort in der Verordnung steht, ist der Reichspräsident, als er sie erließ, sicher nicht gekommen. UnS will scheinen, daß die Reichsposlverwaltung sich die Ver« einnahmung der Funkgebühren durch andere gesetzliche Vor schriften sichern müßte, wie solche ja schon zur Sicherung der Postgcfällc bestehen. Dabei möchten auch Vergehen und Straf festsetzung in ein einigermaßen erträgliches Verhältnis ge bracht werden. Inzwischen wird der 17jührige Arbeiter sich wundern, daß er dadurch, daß er seine Empsangsaniage nicht rechtzeitig angemeldet hat, die öffentliche Ordnung und Sicherheit im ReichSpvstgrbiet so gestört hat, daß er bestrast werden muß. Solange die Verordnung vom 8. März 1924 »och aus EinpsangSanlagen des UnterhaltnngSrundfnnks angewendet wird, kann wohl zumindest erwartet werden, daß sic nicht eine aüzn scharfe, in ihrem Wortlaut nicht sicher begründete Aus legung erfährt. Dies geschieht aber leider von amtlicher Stelle ans. Vor »ns liegt ein Aussatz ans Hcst 2 der halbamt lichen Tclegraphenpraxis vom Januar 1927. Verfasser ist Herr Oberlelegraphen-Sekretär Wois Schmidt, Dresden, der, soweit bekannt, bei der hiesige» Ober-Postdircktion die Fiinkangclegcnheiten bearbeitet und auch erst kürzlich einen Radiovortrag Uber Scluvarzhörcrtnm im Dresdner Sender gehalten hat. Er gibt also wohl die Anschauung der Ober-Postdircktio« Dresden wieder, wenn er unter anderem erklärt: „Soviel ist zunächst klar: das Wort „vorsätzlich" ist in dem 8 2 vbllin überflüssig, ja nur zu geeignet, Verwirrung zu stifte». Tas ganze Dilemma löst sich auch sür den Laien rein logisch von selbst, wenn man ernstlich und präzis die Frage stellt: „Hat man schon jemals eine Perlon gesehen, die fahrlässigerweise eine Funkanlage errichtet Hütte?" Wer eine Funkanlaae errichte«, betreibt oder den Versuch daz» macht, der hat eben doch die Absicht, elektrische Schwin gungen irgend welcher Art ausznnchmcii: da» die Absicht, der Vor satz, dahin gehe» mügc, das Reich durch die Gebührenhinterzichungen zu schädigen, das ist im Gesetz gar nicht getagt. „Vorsatz ist. wenn ich wci», was ich will und wenn ich tue, was ich will" — so hat vor kurzem ein Vorsitzender in einem hiesigen Bernsnngsgericht lLand- gerichlj den Angeklagten belehrt, der auch versuchte, sich mit Mangel an Vorsatz hcrausznrcdcn, damit aber nicht das Glück wie in erster .Instanz hatte. Und die Moral aus der Geschichte?: Im dem Satz 1 des 8 2 der Verordnung ist jedes Adverbum überflüssig." Damit wird den Männern, welche die Funkverordiinng verfaßt und unterzeichnet haben, unterstellt, sic hätten in den wichtigsten Strasparggraphen Uberflüssigerweise ein Wort, nämlich „vorsätzlich", hincingebracht, das geeignet ist, den ganzen Sinn des Satzes zu ändern. Doch das nur nebenbei. Daß in dem Gesetz nicht gesagt ist, der Vorsatz müsse dahin- gehcn, das Reich durch Gebührenhinterziehung zu schädigen, ist richtig. Aber es ist im Gesetz ausdrücklich gesagt, daß der Vorsatz dahin gehen müsse, die Funkanlage ohne Genehmigung zu errichten. Es ist eben im Gesetz nicht mit Strafe bedroht, wer eine Funkanlage errichtet, — dann wäre, weil dazu immer Vorsatz gehört, das Wort „vorsätzlich" tatsächlich überflüssig —, sondern nur der, welcher den Vorsatz hat, sich der Einholung der Genehmigung zu entziehen und damit das Aussichtsrscht der Pvstverivaltung zu verletzen. Gerade ans den letzteren Punkt kommt es, wie -Herr Schmidt in dem bereits erwähnten Anssatz in der Telegraphenpraxis fettgedruckt mitteilt, an. Er schreibt wörtlich: „Ist sich denn niemand darüber klar, daß die Post mit der Aus stellung von Genehmigungsurkunden zur Teilnahme am Rundfunk in erster Linse die Pilicht der Ausübung der dem Reiche allein vor- behalicncn Rechte übernimmt? Allen Beamten, die im Rundsunk- wesen praktisch zu Inn nnd mit dem Publikum Berührung haben, kann dieser Satz nicht scharf genug eingeprägt und zum Leitsatz empsoblen werden, der auch dem Publikum gegenüber in ange messener Form zu verireien und zu betonen ist. Nicht daß ei« Schwarzhörer die Gebühr hintcrzogcn bat, sondern daß er unter Nichtachtung -er Hobeitsrcchte der Reichs eine Anlage errichtet oder betrieben hatte, die Ihm nicht genehmigt war, — das macht ihn strafbar." Nu» weiß also der Arbeiter, warum er bestraft wer den soll. Die Rechtsprechung bei Anklagen wegen nicht oder ver spätet eingeholter Genehmigung sür Rundsunkempsangs- anlagcn ist außerordentlich widerspruchsvoll. Vielfach gelingt es der Postverwaltnng erst in der dritten oder vierten In stanz, die Verurteilung des Angeschuldigten und die Ein ziehung des oft recht wertvollen Funkgeräts zu erzielen. Daß bei fast immer einfacher und klarer Sachlage ln demselben Fall von den Richter» der verschiedenen Instanzen so ver schieden geurteilt wird, ist das beste Zeichen, daß etwas nicht Das Hu§6N§Ias 1. in ieehniseksc Voilsnöung bei pfSnss Lirüko 23 einem lustigen Zwinkern seiner kleinen Acuglein: „Und nun schlafen Sie wohl, lieber Freund!" Als der junge Autogrammsammler daheim vor seiner Studierlampe mit klopfendem Herzen das Frenndschaftsalbum aufschlng, las er die Worte: „Es gibt drei Klassen von Freunden: erstens solche, sür die man immer da sein muß. zweitens solche, die mit einem Staat machen möchten, drittens solche, die einen in Ruhe lassen. Die dritte Klasse ist mir die liebste. Wilhelm Raabc." Neue Wege -er Wohnkultur. Stuttgarter Merkbundauss1elIunq.,DieWohnung" sinngemäß": das ist das große Wort, das heute im Zeitalter der Technik, in dem nur Sinn und Zweck alles Handeln bestimmen, auch die Architektur völlig beherrscht. Sinngemäße Verwendung neuer Materialien und neuer Kon struktionen: das ist das Prinzip neuer Formen. Mit anderen Worten, die moderne Architektur sucht nicht die neue Form als solche, sondern sie sucht mit neuen Mitteln und Materialien neuen Lebensbedingungc» Rechnung zu tragen. Es kann nicht bestritten werden, daß im Laufe der letzten Jahrzehnte die Lebensart weiter Volkskreise, insbesondere die der sportlich stark interessierten jüngeren Generation bedeut same Wandlungen erfahren hat. Die Ursachen sind mannig facher Art, sie liegen in der sozialen Umschichtung, in dem Drang zurück zur Natur, den die immer stärkere Konzentration in den Großstädten anslöst, im gesteigerte» Sin» für Luft »nd Sonne, in dem durch das Zeitalter der Technik gestärktem Ver ständnis für Mechanisierung und Vereinfachung. Sie liegen in bezug aus die Wobnuna nicht zuletzt in de» schweren wirt schaftlichen Verhältnissen, die eine Einschränkung gerade auf dem Wohnungsgebict mit sich bringt. Alle diese Faktoren mußten unsere Architektur beeinflussen. Klare, neue Mohn- formcn konnten sich bis heute freilich noch nicht hcrausbilden. da wir erst am Anfang einer Bewegung stehen, da alles noch in stärkster Gärung Ist. Eine neue Wohnkultur kann auch den Massen nicht anf- gezrvungen werden, sie muß von ihnen selbst errungen sein. Zu diesem Erringen nun gehört das Wissen um die Möglich keiten einer modernen Bauweise. Die Stadt Stuttgart hat sich deshalb mit der Veranstaltung der WerkbundauSstellnng ,T»e Wohnung" ein außcrordenl- Uche» Verdienst erworben. Im Frühjahr 1920 entschloß man sich Im Rahmen des all gemeinen Wohnbauprogramm» eine Muste.rsieblung von 00 Wohneinheiten erbauen zu lassen. Nach den Vorschlägen de» deutsche« WerkbunbeS, der moderne Architekten aller Welt zur Beteiligung einlud, wurde eine Siedlung errichtet, die für die Dauer der Ausstellung der Oessentlichkeit zu gänglich gemacht wird. Es handelt sich also nicht um Aus- stcllniigsattrappen, sondern um Danerbauten. Man sicht teils Einfamilienhäuser, teils mehrstöckige Wvhnblöcke. Der Be bauungsplan stammt von dem Berliner Architekten Mies van der Rohe, der auch die lüustlcrischc Oberleitung der Aus stellung übernommen hat. 17 führende Architekten haben sich an der Errichtung dieser Wohnsiedlung beteiligt. Die besten Namen, wie 'Walter Gropiils, Dessau, Hans Poelzig, Berlin, die Brüder Taut, Peter Behrens, Le Eorbnsiey, Oud und Mart Stam u. a„ haben iniercssailie Miisterbaulen errichtet, die den Weg der neuen Wohnnngekultnr weisen. Um diesen Kern der Aus stellung gliedern sich eine Anzahl von Hallen und ein VcrsnchS- gelünde. ans dem die wesentlichsten neuen Baukonstruktione», Bauteile und Materialien zur Darstellung kommen. Besonders dieser Teil ist es. der neben der großen Siedlung selber das Interesse, auch des Auslandes. gefunden Hai. Besonders er freulich ist das Bild in den Ausstellungshallen. Mit dem üblichen Ausstcllnngsbctrieb hat man gebrochen, um eine klare Uebersicht und eine restlose Erfüllung des Ausstcllungszwcckes zu erreichen. Die Parole lautet: Luxus ist ausgeschlossen, bringt gnic, schlichte, zweckmäßige, gediegene Wohnungen für die Bedürfnisse der großen Masse, denn deren Wohnsorm zu bessern ist heute eine der größten sozialer Aufgaben. Unter diesem Gesichtspunkt wurde die Wertanslcse radikal durch- gesnhrt. Mnsierküchen werden im Betrieb vorgeführt, die die zweckmäßige AuSnntznng auch des kleinsten Raumes zur Dar stellung bringen. * Den Gruppen Elekiriziiät Im Haushalt »nd Gas Im Haushalt hat man den weitesten Spielraum gegeben und für diesen Zweck die Frauen und ihre Erfahrungen in weitestem Maß zur Mitarbeit heraugezogen. Und all dies Material löst beim Beschauer selbsttätig die große Frage aus: Wohin steuert nun die neue Bank»»st? Welche Probleme beschäftigen die Führer, welches sind die Früchte ihrer Arbeit? Zur Bcanilvorinng dieser Frage ist eine besondere Ab- tcilnna als internationale Plan- und Modcllansstellnn« ge schaffen worden, die zeigt, ums andcrorts geschaffen wurde und nms erstrebt wird. Neben dem Verwirklichten auch manches Programmatische. Sv ist die Stuttgarter WerkbnndanSstellung mehr als nur eine ühersschtgcbcnde, Interessante Schau. Sie wirb die Grundlage für die Entwicklung dcS modernen Wohnnngs- bau>.s werden »nd viel zn einer Klärung de» Problems der modernen Wohnung der heutigen Wohnkultur amch bei den Massen beitragen. vr. 8. 8. Bücher und Jeitschristen. X Aus der Praxis sür die Praxis. Ratgeber sür Maschincn- besitzcr, Handbuch sür Betriebsleiter, Hilssbnch sür Schmiervlsabrt- kanien. HeranSgegcbcn von Fabrikdircklvr I. L. Bch, Bremen. iVerlag: Nordwestdenlschc VerlagSgesellichast m. b. H„ Bremen.j Der Versasier spricht ans langjähriger Berusscrsahrung heraus und wendet sich mit seine» Ausführungen an seine Vcrussgenoßen, aber auch an Maschincnbesiüer und Betriebsleiter. Allen beweist er, welch persönlicher nnd geschäftlicher Nutzen darin liegt, sich mit der zu be dienenden Maschine, ihren Teilen, deren Zusammenhang, ihren Aus gaben und der Art ihrer Erfüllung usw. eingehend zu besahen, so daß Maschincnbcsttzer, Maschinenmeister und -Wärter, Betriebsleiter, Schmtcrölsabrttantcn nnd -ltcseranten aus gefestigter Erkenntnis heraus icder Maschine und ihren Testen dar Lchmicrinittcl zciftthren, dcsjen sic bedürfe». V Spaziergänge in Frankreich. Beim westlichen Nachbarn Er lebtes und Erschautes. Mit 52 Kupscrtiesdruckbildern. Von Gerhard Benziner. iWetibund-Vcrlag, Hamburg 25.t — Ein Buch über Frank reich z» schreiben, ist in der heutigen Zeit gewiß eine heikle Aufgabe! Man darf sagen, daß Vcnzmer, der »ns schon von seinen früheren Neisewcrkeii „Ans Fernem Osten", „Jcnseit des Atlant", „Ncuvorker Spaziergänge" und der „Fliegende Koffer" her in guter Erinnerung ist, sic in geschickter Weise gelöst hat. In glänzenden Schlaglichtern zeigt er Bilder aus der Hauptstadt Paris in ihrem bewegliche» Leben bei Tag und bei Nacht, läßt den Leser Bordeaux, die Metropole des Weinhandels kcnncnlcrncii, rollt vor seinem Auge das Bild des ele ganten Treibens im Wcltbadc Biarritz auf, erzählt ihm vom Jammer und Elend in LonrdeS, der Stadt der Wunder, läßt von seinem Blick Earcajsonc, die uralte Festung aus der Wcitgotcnzcit entstehen, macht ihn mit dem internationalen Leben und Treibe» in Marseille, der Stadt der Gegensätze, bekannt, zaubert Sonncnglanz, Farbenpracht nnd Blütcndnst der Riviera vor sein geistiges Auge, um ihn schließlich durch die gcschichicnreichc Provence nach Hause zu geleiten. Die 52 prachtvollen Bilder in Kupfertiefdruck unterstützen aufs wirk samste die lebenssrischcn Schilderungen. X „Die großen Toten Gottes" tVertog E. L. Ungelenk, Dres- dcii-A.24>. Von II. thcol. E r i ch S t a n g c. Es ist sicherlich nicht zufällig, wenn in diesen Zciigiilssen, die die hohe» Feste der Kirche, ihre Vorbereitung und Nachfeier in das Licht der Heiligen Schrift stellen, am Anfang nnd am Ende eine Verkündigung an die Ju gend steht, die zum Teil Botschaft aus bereits zur Oieschichte ge wordene» Höhepunkte der cvangcltschen Jugendarbeit, wie etwa dem großen Jiingmännerpsingsten von tl>21 in Kassel, fcsthält. Hier »nd an dem, was sonst da» schmucke Hest enthält, wird sich jeder selbst ein Urteil Über die Botschaft bilde» können, die einer der Führer evangelischer Jugend unserer Tag« seinen Scharen z« bringen bat. V Neues Wohnen — neues Bane«. Von Ndols Bchne. »Leipzig, Heye L Becker Verlag.) Mit vielen Abbildungen. Der < Verfasser behandelt In diesem Buche da» Wohnungsproblem vom kiiltnrell-künftlerlschen Standpunkte an». DI« zahlreichen Bilder find keineswegs „Buchschmuck", sondern ein wichiigcr Bestandteil der Aul- sührungcn. Sie zeigen, wie Bauten und Zimmer lein sollen, und wie sie nicht sein solle».
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