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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.08.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270819011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927081901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927081901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-19
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.08.1927
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Areikag. IS SluqvS 1S27 «Dresdner Nachrichten" — Nr. 3SS Seile Z Das Leben im Sowjet-Para-ies. Aujjische Eindrücke. Bon H. Baeseler, Fabrtkbtrektor a. D. IV. NnLel, Lebenshaltung, Lohnhöhe. Siech», Ehe, Verkehr. Der Rubel hat dem Auslände gegenüber seine Stabilität gehalten, im Inland« aber hat das Volk die Inflation; denn die Kaufkraft des Rubels tst auf etwa 36 btö 40 Prozent herabgesunken. Im Lande bekommt der Russe für sein Geld nur wenig Ware, und zwar durchweg nur daS, was die staat- llchcn Fabriken fertigen, deren Produkte er verhältnismäßig teuer bezahle» mub- Die Auslandspreise sind infolge des Ein fuhrzolls sehr hoch. Verdienst und Lebens,nöglichkeit sollten sich, vortellhast und richtig aiivgewertet, schlechthin das Gleich gewicht halten. Das tun sie in Nusiland weniger als bet u»S. DieS nachzuweisen soll durch die nachfolgenden Wahlen, welche für die Monate Dezember 1020 und Januar 1027 gelten, ver sucht werden Gezahlt wird für die einzelnen Posten, nach Rubel und Pfund gerechnet «der Rubel gleich 2 Mark. daS Pfund gleich 400 Gramms: Brot, schwarz, 0,22. Kartoffeln NM. Milch, Liter. 0.86. Butter, rattontert. I.-1N, nur durch Slustehen und schwer erhältlich, unrationiert 2,10. Eier. Stiict. 0,12, Kalb- und Rindfleisch 1,00. Hammel, und Schweinefleisch OM, Zncker 0.70. Reis 0,80 Wohnung, etwa 20 Quadratmeter, 86 bis 40 pro Monat. Bekleidung: Wäsche. Wollzeug, Anzüge, Artikel des tägliche» Bedarfs sind mehr als dreimal so teuer wie bei unö. So ist eS erklärlich, weil das Einkommen nicht dementsprechend ist. dast jeder nnr ärmlich wohnen und sich ebenso ernähren und kleiden kann. Demgegenüber beträgt der Verdienst pro Monat: Hilfsarbeiter 80 bis 100 Mk., geschulte Facharbeiter 120 bis 160. Beamte 100 bis 2lX>. Der Höchstvcrdienst bars über haupt nicht mehr alö 460 Mark betragen. Dies ist der Verdienst wie er beispielsweise für Direktoren größter Werke tcchnisch-kausmännischen Charakters sowie für höchste Staats beamte und Minister gezahlt wird. Aus de» wenigen in der Gegenüberstellung gezeigte» Zahlen ergibt sich i» Ein- und Ausgaben die Teuerung, die vorherrscht, und damit die größere Anspruchslosigkeit, der der einzelne sich unterwerfen muß. Das tritt noch schärfer hervor, wenn man berücksichtigt, daß die große Masse der Verdienende» sich mit weniger als 120 Mk. monatlich abfindcn muß. Und wenn auch der Durchschnitts» russe an Wohnung, Kleidung, Esten und Trinken, vom Ver gnügen abgesehen, keine großen Forderungen anS Leben stellt, so mub er sich doch geradezu ärmlich durchs Leben hin durchhungern. Tie für die Lebenshaltung genannten Zahlen sind aus Moskau angewcndet. Die Aufkündigung des NrbeitsverhältnisseS ist ohne Unter schied für alle Klassen vierzehntägig. Streiks in kleinen Be trieben werden unterdrückt, in den größeren Betrieben tst eS die Aufgabe der roten Direktoren, sie z» unterbinden. Für Erwerbslose sorgt der Staat t» der Form wie bei unS. Dem Ausbau der Wissenschaften legt man besonderen Wert bel. Man folgt da dem Beispiel anderer Länder. Ebenso ist man bemiiht, die Elementarschulen in Stadt und Land all gemein zu vcrbesfcrn. Das Schulwesen, früher ver nachlässigt — man rechnete mit mehr als siebzig Prozent Analphabeten —. ist schon in gewissem Umsange aus bessere Basis gestellt. Rach statistischen Ermittelungen sollen die Analphabeten heute bereits um 20 Prozent vermindert sei». Man weiß aber nicht, ob diese Angaben stimmen. Kinder, die einige Male zu spät zur Schule kommen, oder sonst Verschlun gen begehen, züchtigt man in der Schule nicht körperlich, auch werden sic nicht mit Strafarbeiten belegt. Die Strafe besteht darin, daß sie einen Tag aussetzen müsse», daß sic also einen Tag nicht zur Schule gehen dürfen. Die Schande gegenüber ihren Schulfreunden soll nach angeblich gemachter Erfahrung das wirksamste und erfolgreichste Mittel gegen Schulvergchen sein. Anssallcnd stark ist der Drang nach Lesestoff. Man muß gesehen haben, wie die untere und mittlere Klasse der russischen Volksgenossen nach Lesestoff trachtet, um sich laufend zu orientieren. Selbst ans Fahrten der Eisenbahn und der elektri schen Straßenbahn sieht man. wie sich die Masse begierig mit Lesestoff beschäftigt. Das LehrlingSwefen tst ansgebildet wie bei unS. Drei Jahre Lehrzeit und Pslichtschnle. Jede Fabrik hat vor schriftsmäßig 10 Prozent vom Bestand ihrer Belegschaft als Lehrlinge zu beschäftigen und diele gut zn unterweisen, damit schnell genügend tüchtige Handwerker herangezogen werden. Ich begegnete Lchrlingßschulcn mit Einrichtungen, wie sic viele deutsche Fabriken nicht answeisen können, »nb ich habe LehrlingSarbeite» beobachten können, wie sie unsere Aus- gelernten nicht bester verrichten können. Die Kirche ha« am schlechtesten abgcschnitten: vor ihr ist nicht Halt gemacht. Während sie vor dem Umsturz Rechte in großem Ausmaße besaß, ist sie heute kaum geduldet, alle beweglichen Kostbarkeiten sind ihr genommen, Schätze von un ermeßlichem Wert hat sic ablrelen müsse». Die staatliche Sub vention ist beseitigt und so lebt die Kirche und mit ihr die ge samte Geistlichkeit von Almosen. Daö verheiraten geht einfacher und schneller vor sich als bei unö. Formalitäten, wie wir sie kenne», sind nicht erforderlich. Will ein Paar die Ehe schließen, so genügt eö, mit dem Etnwvhnerschein in der Hand vor bas Hetratsamt zu treten und die Erklärung abzugebe», daß es einen Ehestand gründen will. Svnderausgcbot oder sonstiges Zeremoniell kommt in Fortsall. Die Trauung wird dadurch vollzogen, daß das Heiratöamt die Namen ermittelt und das Ehepaar alö verheiratet in das Eheregtster einträgt. In gleicher Weise wie die Trauung vor sich geht, kann aber auch die Enttrauung ersolgen. Die Eheleute treten wieder vor das Heiratsamt, erklären ihren Scheidungswillen und wer den im Handumdrehen entheiratet. Daö Heiraten und Ent- heiraten kann also schnell und ganz nach Belieben und schein bar ohne Hindernis wiederholt werden. Nur dann tritt eine Geldabsindnng ein, wenn Kinder ans der Ehe entsprossen sind, und dann, wenn der anderc Teil Anspruch aus Entschädigung stellt. Fordert ein Teil der sich Scheidenden eine Entschädi gung. so werden beide Teile vor das Gericht geladen und da wird der die Scheidung Beantragende meistens verurteilt, ei» Drittel seines Einkommens an den anderen Teil zu zahlen. Wiederholt sich der Fall, so wird das zweite Drittel seines Ein kommens fällig, das letzte Drittel ist unö bleibt aber sein Eigentum. Wollen die Eheleute aus solchen Ehen gezeugte Kinder nicht an sich nehmen und erziehen, so werden diese an ein Findelhaus überwiesen und staatlich erzogen. Der Staat übernimmt für sie alle Kosten, die Kinder lernen dann weder Vater noch Mutter kennen. Ist ein Teil zur Zahlung eines oder zweier Drittel verurteilt, so überwacht der Staat den Eingang der Zahlungen. Die Note Armee. Die Sowjetregierung hat eine Armee vonSoldaten mit strenger Zucht und Disziplin. Diese Pslicht- armee seht sich zusammen aus allen Schichten der Bevölkerung, jeder gesunde rüstige Mann hat 1)4 Jahr Kriegsdienst zu leisten. Die Armee trägt den Namen Rote Armee, dabei ist es aber keine Pflicht, baß die der Armee Angchörenden im Parteileben stehen müssen. Rußland steht bekanntlich unter dem Drucke einer roten Verfassung, es darf aber jeder nach freiem Ermessen Gewerkschaftler sein oder nicht, doch nur wer Gewerkschaftler ist, hat politische Stimme. Seinen Vorgesetzten hat Ser Sol dat aus dem Kasernenhofe oder sonst im Dienste unbedingt zu gehorchen, er wird bei Uebungen sehr angestrengt heran gezogen. Auf der Straße und im freien Verkehr sind sich Untergebene und Vorgesetzte durchaus fremd. Im übrigen sei bemerkt, daß der russische Soldat einen recht guten Eindruck macht. Das Verkehrswesen auf Eisenbahnen, elektrischen Straßenbahnen, Omnibussen hat großen Wandel erfahren. Ordnung und Pünktlichkeit sind bei diesen Ver waltungen Hauptgrundzüge. Die Abfertigung an der Grenz station wickelt sich in angenehmer Form ab. und besteigt man alsdann den Eisenbahnzug, der einen weiterleiten soll, so be merkt man Schlaf- und Speisewagen noch i n der alten früheren gediegenen Pracht. Die Bedienung tst weniger gut geschult, sie ist für das heutige Rußland bestimmt und tritt in derselben Kleidung aus, wie sie solche aus der Straße zu tragen pflegt. Nicht nur die Kleidung, auch das persönliche Auftreten von Schaffnern unö Kellnern trägt nicht den Eharaktcr wie bei uns. Verständlich ist daher, daß der Speisewagen weniger znm Essen und Trinken einlädt. Die Fahrgeschwindigkeit bewegt sich um etwa 60 Kilometer die Stunde und die Fahrt ist infolge gute» Unterbaues und breiterer Spur als bei uns recht ruhig und angenehm. Aus russischen Bahnen werden nur zwei Wagenklassen geführt — Schlas. und Speisewagen extra —, und zwar eine harte, das tst unsere 3. Klasse, sowie eine ge- polsterte, die unserer 2. Klasse entspricht. Lokalzüge führen nnr die harte Klasse. Die Abfahrt und Ankunft der Etsen- bahnzüge erfolgt auf die Minute. Der Verkehr in den Städten wickelt sich in flotter Weise ab. Schnelles Anfahren, hohe Fahrgeschwindigkeit — 46 Kilometer in der Stunde — schnelles Hatten sin- die Merkmale. Alles in allem ergibt sich folgendes Bild: Regierungsseitig verfolgt man kommunistische Probleme, die unlösbar sind, man klammert sich fest an ein Dogma. Sonst wird auf Ord nung gehalten und diese auSgebaut. Es fehlt nicht an JdcaltS- mus in der Arbeit, aber eö fehlt am starken Willen, der Wirt schaft freie Bahn zu geben, sie von der Politik srcizumachcn. Der Wiederaufbau und die Neugestaltung in Industrie, Handel, Verkehr erfolgt in starkem Matze nach Gesichtspunkten der neuesten Erfahrung der Technik. Der Land- und Forstwirt- schast, dem Wohnungsbau wird nicht so großes Interesse ge widmet, wie es sich gebührt. ES ist der Wille vorhanden, zu schassen, zur Führung der Wirtschaft fehlt aber die private Entschlußkraft, sie steht unter politischem Druck. Ohne diesen Druck würden sich Geld und Männer finden, die durch Ihr Können »nd mit zähem Willen die vorhandenen Schätze des Landes und daS russische Volk in eine bessere Lage zu versetzen vermöchten. Zu wünschen wäre es, daß diese Einsicht bald den Sieg davonirüge. Apologie -er Dekennlnisschule. Berlin, 17. August. Der Generalsekretär der rheinischen Zcntrnmspartet, Böhler, besaßt sich heute in der „Ger mania" in sehr interessante» Ausführungen mit der Ab lehnung, die daö NclchSschulgc-setr beim Zcntrnm -nrch dic Avgcordncten Wirth nnd Adam Röder gesunden hat. Böhler weist zunächst daraus hin, daß man schon seit 1018, seit de» Tagen der Nationalversammlung auf das Neichoschulgesetz warte. Häufig seien Ansätze zur Lösung der Frage gemacht worden, die aber am Widerspruch des Liberalismus und des Sozialismus scheiterten, die es nicht über sich brachten, bei dieser Gewissensfrage es mit der Gewissensfreiheit ernst zu nehmen. Inzwischen title» christliche Eltern in Län dern wie Sachsen, Thüringen. Braunschweig usw. unter Ge wissensnot. wohingegen sich dic Anhänger der weltlichen Schule zum Teil widerrechtlich die Berechtigung zur Grün düng von weltlichen Schulen erkämpft haben. Vühler fährt dann fort, endlich im Juli tOS7 erscheint ein neuer Entwurf für ein Ncichsschnlgesctz. Offenbar ist das Bestreben zum Frieden t» der Schulsrage vorhanden. Weithin erklären die christliche» Eltern, daß sie den Entwurf als eine Grundlage für die Verhandlungen Uber ein Neichsschnlgesetz ansehe». Selbst bis in die Kreise des Liberalismus hinein wird an erkannt, daß ans diesem Boden Verhandlungen möglich sind. Ter Gesetzentwurf sucht den Anhängern aller drei Schularten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Das; der Sozialismus de» Entwurf ablehnt und bekämpft, obwohl der weltlichen Schule dieselben Rechte zugestanden werden, wie der Bekenntnis schule. ist für Einsichtige nicht verwunderlich. Der Sozialis mus will eben krasi seines Wesens nicht die Schule der Ge wissensfreiheit. sondern die Schule der Gcwisscnöknechtnng, die staatliche Zwangsschule. Gern sei anerkannt, daß aus dem sozialistischen Lager Stimmen vorhanden sind, dic sich für eine Lösung der Schnlsragc auf dem Boden der Gewissensfreiheit aussprechen, aber bisher sind noch keine Anzeichen vorhanden, daß sic sich durchgesetzt haben. Da ist eö höchst verwunderlich, -aß zwei Zen- trumsabgeordnetc, Reichskanzler a. D. Wirth und Adam Röder, letzterer evangelischen Bekenntnisses, sich entschlossen haben, den Ncichöschulgesetzcntwnrs, der unter Mitwirkung ihrer Fraktion entstanden ist, z« be kämpfen. Böhler geht dann besonders eingehend zunächst auf die Ausführungen ein, dic der Abgeordnete Röder gegen das Neichsschulgcsctz vorgebracht hat und erklärt, sich mit der Stellungnahme Wtrths in einem besonderen Artikel befassen zn wollen. Er fährt dann fort: Wir haben in Preußen, ln Bayern und in vielen anderen Ländern die Bekenntnisschule. Das Volk will sie erhalten. Warum denn diese Bekenntnis schulen in Gemeinschaftsschule» umwandeln, und zwar gegen den Willen der Elterrrschaft? Ich glaube. Herr Röder ist selbst „psychologisch falsch orientiert". Er verlangt für die bestehen, den Gemeinschaftsschulen ein noli me tangero. Verlangt sein Gerechtigkeitsgefühl nicht wenigstens dasselbe für die be stehenden Bekenntnisschulen? Die Bekenntnisschulen in Gemeinschaftsschulen umwanöeln, das würde heißen, Keime eines nie verlöschenden Streites in die Empfindungen des deutschen Volkes hineintragen, Wenn Herr Röder gewisse Kreise gruselig damit zu machen sucht, daß er meint, man wolle die Bekenntnisschule nur, um bas untere Volk in Ordnung z» halten, so sollte man glauben, Gedankengänge eines waschechten Liberalen vor sich zu haben. Dic Rckcnntnisschnlc entspricht der Ge- wissensüberzcngung des christlichen Volkes. Sic als Ruttel für politische Macht hinstellen, das durfte ein gläubiger Christ, ein Zentruuisnrann niemals tun. Lange genug hat man ge wartet, jetzt ist cs Zeit, ein Werk zn schaffen, das die Grund lage aller Arbeit sein soll. Man tut dem christlichen Volk und der christlichen Zentrumspartei den schlechtesten Gefallen, wenn man ihnen in den Rücken fällt und in die gegnerische Presse geht. Sin Flaggenschutzerlah auch In Oldenburg. Berlin. 18. August. Wie der „Voss. Ztg." aus Olden burg gemeldet wird, hat das Oldcnburgische StaatSmIniste- rium eine Verordnung zum Schutze der Reichs färben in den oldcnburgischen Bädern erlassen, in der cs heißt, daß die zuständige» Behörden angewiesen sind, alle Maßnahmen zu treffe», die eine Entfernung, mutwillige Beschädigung oder Vernichtung von Flaggen mit den verfassungsmäßigen NeichS- farben zu verhindern geeignet sind, und etwaige Täter zur Strafverfolgung zn bringen. 24 mexikanische Rebellen gelölel. London, 18. August. Nach einer Meldung aus Mexiko City sind in einem Gefängnis im Staate JaliSco 24 Rebellen durch mexikanische Negierungstrnppen ge tötet worden. <T. U.f Ksi««, Sport, Wanckanwg niemals otin» Lkinosol. Sascha Schneider -j-. In Swtnemttnde, wo er von längerer, schwerer Krank, heitsprüfnng eine letzte Erholung suchte, tst Sascha Schneider im Alter von 57 Jahren durch einen frühen Tod abberusen worden. Eine der kraftvollsten, eigenwilligsten Persönlich keiten unserer engeren Heimat ist mit ihm der deutschen Knnstwelt entrissen worden, ein Hohes und Höchstes Wollen der, im Geistige» wie Technischen nie Stillstehender, sich leibst mit Strenge und Unerbittlichkeit immer wieder in Zucht nehmender und innerer Vollendung seines Selbst znstreben-- öcr Charakter. Wer cs miterlebt hat. wie der junge Petersburger, der auf der Dresdner Kreuzschule seine humanistische Vorbildung genossen und in einem dreijährigen Studium an der DreSd» »er Akademie den Grund zu seiner malerischen Lebensarbeit gelegt hatte, zum ersten Male in der Oesscittltchkett austrnt — wer eS mit erlebt hat. welch einen Sturm ehrlichste» Er staunens und ehrlichster Begeisterung dir Ausstellung er regte. mit der er im Jahre 1808 an die Oeffentltchkeit trat, der wird den Eindruck nie vergessen, den diese gewaltig ge formten Gedanken und Phantasiegestalten dieser großen Kartons auf jeden Unbefangenen machten. Man spürte: hier mar einer, der etwas sagen wollte, und der dieses Etwas auch zu sage» wußte. Gerade die Vereinigung des zeichnerischen und malerischen Könnens mit einem entschiedenen Wollen eines bedeutsamen inneren SchauenS mar cs, was diese Per sönlichkeit sofort über den ANlag der Kunst weit hinaushob »nd von ihm Großes erwarten ließ. Und Sascha Schneider hat diese Erwartungen, so sehr er auch abseits von der großen Straße »nd abseits von allen Ismen der Zeit stand, für den von höherer Warte aus urteilenden Kunstmenschen nicht getäuscht. Zwar dem glanzvollen Beginne seines Auf. stiegS — seine Arbeiten fanden sofort Eingang in öffentliche Sammlungen und dic „Leipziger Illustrierte Zeitung" per- schasste seinem Namen durch Reproduktion seiner Haupt. kartonS eine weite rasche Verbreitung — entsprach vielleicht der äußere Fortgang seines Lebens nicht ganz tm Sinne der übliche» ANerweltsmcinnng. Freskomalereien in Kirchen »nd Villen, vor allem auch im Leipziger Gntenbcrghausc waren zwar äußere Meilensteine seines künstlerischen Wer- dens, nnd eine Berufung an dic Wetmare, Knnst'^nle schien dem jungen Meister daS Tor der vfie> ilich.n Wirksamkeit weit zn öffne». Aber de» Ringenden yiett eS »ich« lange in den enge» Grenzen bürgerlichen Arbeitsverdienstes. In Italien batte er teilweise Erinlliing seiner Natur gesunden und schiif in Florenz und aus Capri in freier und freiester» persönlichster Ausgestaltung seines inneren und äußeren Lebens- und SchasfenSwillenS. Der Krieg rief ihn wieder in die Heimat. Im Künstlerhause zu Loschwitz hatte er sein Atelier ansgeschlagen und hat dort, nur durch längere Reisen unterbrochen, sein in mancher Hinsicht einsames, aber doch starkes Lebe» ausklingcn lassen. Die Tragik des Künstlertum« lag auch über Sascha Schneider. Er war sich selbst genug und suchte doch nach Freunden und verstehenden, mttrtngenben Seelen. Er ver achtete alles äußere Welttum und war doch im Innersten beglückt, wenn ein Wort der Begeisterung, der Anerkennung ihn traf. Tragisch vor allem war, daß das große End- und KrünungSwerk seines Lebens, die Ausschmückung der neuen Gemäldegalerie Dresdens, im Entwürfe stecken bleiben mußte und nun durch sein vorzeitiges Abscheiden zur Unmöglichkeit geworden tst. Oft tst gerade in den letzten Jahren von berufener Sette an dieser Stelle von dem großen, gewaltigen Kampfe Sascha Schneiders um letzte und höchste Schönheit gesprochen worden. Eine unendlich sich abmühende technische und geistige Arbeit, um in der Konzentration des Typischen und Einfachen das Ideal des menschlichen, insbesondere des männlichen Körpers zu finden und künstlerisch wahr zu gestalten, hat ihn bis zu letzt beschäftigt, und was er als Graphiker, als Maler, als Bildhauer gerade auf dieser letzten Etappe seines Künstler, wollend erreicht hat, steht trotz manchem Widerspruche, den er gesunden, doch einzigartig und achtungverlangend da. Eine Seite menschlichen Glückes und menschlichen Leides war dem Heimgegangenen zwar versagt: er hat das Weib nicht gekannt, nnd alles Weibliche, Weiche. Versöhnende, Zarte, Milde mar darum auch seiner Kunst fremd, und so sind auch seine Jbealakte trotz ihrer grandiosen Durcharbeitung und Kon- zentrterthett immer und immer wieder herb und streng, und die bewußt betonte Männlichkeit nnd Mannheit seiner Figuren können in ihrer Wiederholung, oft auch in der rein äußeren Gestaltung, ans die Dauer eine gewisse Einseitigkeit »nd damit Ermüdung nicht bannen. Aber immer wieder haftet Be wunderung a» allem, was der Künstler auch anfaßtc. Wer hat nicht ohne Innerste Erschütterung seine bildnerische Ans- cinandcrsetzung mit dem EU. > K-iegeS in der diesem Thema gewidmeten Mappe erlebt? Schwer ist eS. in einem raschen Nachwort des Künstlers ganzen Reichtum an". nur kurz z» erlassen. Der slawische Einschlag seine», wie er ,m Gedankliche» wie a:::h .m Koloristischen so vielsach u.a.-ant zum Ausdruck kommt, die Begeisterung sur sportliche Betätigung, insbesondere den männlichen Sport, seine menschlich vertiefte Begeisterung für die Antike, sein ehrliches Bemühen um das retn Handwerk liche der Malkunst — wie konnte er läcl>cln über so manche Un fähigkeit der Modernen aus diesem Gebiete! — Alles zieht noch einmal am Auge vorüber, wenn nnr vom Strande der Ostsee schmerzergriffcn die Kunde vernehmen: Er ist nicht mehr. Ein wahrhafter Künstler, ein ganzer, ehrlich mit sich nnd seinem Genius ringender Mensch ist mit Sascha Schneider dahingegangen. Sein Werk wird leben und in Kirchen und Museen, i» Haus und Familie kommende Geschlechter packe» und zu künstlerischer Andächtigkeit vor einem großen Wollen zwingen. Wer ihm aber persönlich nahegestanben, der wird ihm auch ein menschlich gutes nnd treues Angedenken bewahren und tränenden Blickes rufen: Du bist uns. du bist der Welt zu früh gestorben! l)r. Kunst und Wissenschaft. Klalholische Klirchenmusikwoche in Frankfurt. Die Bedeutung der katholischen Kirchenmusik für die ge samte Mnsikentivickliing kam innerhalb des Frankfurter „Sommers der Musik" in einer katholischen Ktrchenmnsikivochc zu eindringlicher Gestaltung. Bon besonderem Interesse waren natürlich die Konzerte, in denen Werke lebender Komponisten aufgcführt wurden, denn an ihnen zeigte sich, daß auch dic gewöhnlich als Hort der Tradition bezeichnet«: katholische Kirchenmusik nicht unbeeinflußt von moderner Ent wicklung geblieben ist. Zu den pcrsönllchkcitSstärkstcn Führern anf neuen Wegen gehört der Salzburger Joseph Meßner. Seine „Savonarola-Sinfonie" ist voll fesselnder Gedanken, denen eine farbenprächtige Orchestcriiistrumcntation glänzende äußere Wirkungen verleiht, ohne daß deshalb Innerliches geopfert wird. Auch der harmonisch eigenartige Aufbau der „Messa paciS" von Franz Philipp und desselben Kom ponisten großzügiges Orgelkonzert bezeugten reiche Ent- wicklungSmöglichkcitcn. iRählscher Gesangverein und Cäcilien verein unter Leitung von K. Ncttsträtcr.) Weniger starke Eindrücke hlnterlteß die Erstaufführung von Gabriel Plern öS etwas oberflächlichem Oratorium „Franz von Assist" trotz ausgezeichneter Ausführung unter Führung von Prof. Gambckc. Im übrigen kamen — vom Münchner Dom- chor «Prof. Verberich), Kölner Domchor sPros. MölderS) und Salzburger Domchor sJos. Meßner) prachtvoll gesungen — so> hl ncnzcttlichc IPHtlipp, Haas. Meßner, Lemacherj, wie alte Meister des kirchlichen /V capdln-Gesangce- zu höchst ein dringlichen Aussührungen.
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