Volltext Seite (XML)
Dresdner Nachrichten" - Areikag. 19. August 1927 Nr. 3SS Seile 2 von de» Demvkralen und Ltnkszeiitrnmslente» politisch ver. hetzten .Kleinbauern und Landarbeiter richten. Daher die relativ gemäßigte Fassung ihres endlich be sä,lonenen illgraiprogramiiis. 'Vor allem richtet sie ihr Augen- merk jedoch ans die Arbeiter a n h ä » g e r des Z e n - t r u m s und der D e n t i ch n a l > o » a l e n ! Daher die Veiettiänittoeikläeniig tun; ÄLtedereintilit in die ReichSregie- ru»a, notzdem sie oor den Wahlen gar nicht ernsthast daran denkt, daraus praktische Folgerungen zu ziehe». Dieser Ein. stellnng gibt die Parletiagoentschließnng Ausdruck, die zur „Behguplnng der Repnblit', zur «Ausgestaltung der Deino» tratie". zur „Aluvelir der sozialen Reaktion" und zur „Er- liogung der Wiriichasl>deniokratte" ialles Ziele, die auch bei der nichisoziaiistiicheu Arbeiterichast Widerhall linden, wenn mau für die Rechtsstehenden von der „Demokratie" »bliebt!I die Vereinigung alter Arbeitenden in einer politischen Partei, der Sozialdemokratie. als eriorderlich bezeichnet. AuS dieser EuiüeUnng heraus erklärte der Parietoorsitzende Her mann Müller: „Wenn wir de» Besttzbürgerblock über- lvinöen wollen, dann müssen wir jede Prucke beschretten, die zu diese» Arbeitern und Anaeüelike» inämlich den Anhänger» des Zentrums und der Deutschuationalenl führt." Be sonders beachlii.b ist Müllers ,»eitere Bemerk»»»: „Tatsache ist, da» leider die uns noch sernnebenden Arbeiter und An- aestellleu nicht links, sondern r e ch t S st e b e n." Und der kluge Taktiker Hilierding gesteht ein. das; nach dem Brieae Hunde; itanlende oon Proletariern nicht mehr bei der Sozialdemokratie neben, sondern bei den Dentschnationalen, der „arbeiterseindlichüen Partei alter europäischen Gros;, siaaten". die infolge ihres ArbciteranhangeS in zahlreichen «Sronaädien beute die 'tarkne bürgerliche Partei geworden ist Dan Hilierding diese Erschein»»» ans die „bei diesen Pro- lela> er» durch Brie» und Zniiation ein»erissene geistige Ver wirrung" znrncluibrt. ist bei einem so skrupellosen Dema- »o»en nicht oerivnnderlich. Auch Stampfer spticht davon, das; die Gewinnung vor allem der bisher deutsch- n a t i v n a l ;v ä blenden A r b c t t e r in a s s e n die zu losende -Iniaabe darüelie. Die sozialdemokratischen Führer ziehen anö diesen Er kenntnisse» auch die nötigen Folgerungen. Hermann Müller streitet mlt kalter Stirn jede Reltgtonsscindlichkeit der Loztaldemokratie ab. »Stur so können wir die Massen der christliche» Arbeiter gewinnen." Hilscrdtng weist die christ. üchen Arbeiter aus die Tatsache hin. daß in England zahl reiche Lektenpredtger auf dem radikalen Flügel der ArbeitS- varlei stehen: also hindere das Ehristentum nicht am .Klasse», kamps. Er will «in tedeS Arbeiter Hirn etiihämmern. daß der Arbeitslolin ein politischer Lohn ist": daher redet er auch einer stärkeren Politisierung der Gewerk, schäften daö Wort. Diese vorsichtig.kluge Einstellung hielt den Parteitag auch von einer Kriegserklärung a» den Deutschen B e a m t c » b n n b ab, weil dieser sich anstatt mit dem sozialistischen Allgemeinen Deutschen Beamtenbnnd mit dem chriltlich-nationalen Gesamtverbanb Deutscher Be. amtrnverbände verschmolzen bat. Das vier gezeichnete Bild der Gruppierung und Borbereitung für den nächsten Wahl, kamps müßte natürlich noch ergänzt werden durch eine Würdi gung der F lucht ins Nnpolitis ch e. wie sie in der WirtichastS- und Auswcrtnngspartei in die Erscheinung tritt. Sollen die nächsten Wahlen nicht zu einer unerwünschten parteipolitischen und parlamentarischen Kräfteverteilung führen, so ist auch ans der Siechten eine sorgfältige und kluge Borbereitung der Kräfte erforderlich. Und nicht nur die Kräfte tu den Parteien, auch jene, die neben ihnen in der vaterländischen Bewegung und in den uns nahestehenden sozialen und wirtschaftlichen Organisationen stehen, müssen rechtzeitig darauf eingestellt werden, daß eS sich bei de» nächsten Wahlen um eine grobe entscheidende Kraft- probe bandelt. Geht eö bei den Gegnern um die Kon- zentration aller Kräfte zur Stärkung der Republik des Weimarer Geistes, so muh ihnen der eiserne Wille entgegen gesetzt werde», den Weg zur Fortentwicklung unse res heutigen sozialdemokratischen Staats- wesenS zu einem chrtstlich deutschen Volks» st a a t wieder frei zu machen, der ans dem Erlebnis deutscher Geschichte seine stärksten Kräfte zieht. Die Vorbereitungen unserer Gegner geben uns wertvolle Fingerzeige auch kür nniere eigene Rüstung auf de» Wahlkamps, unter dessen Schatten das Werden eines groben Stückes deutscher Zukunft heranretft. Könnetles F!rm finanziell gesichert. Abschluß -er Derhandlunqen mi! Köln und -er Pres'a. Köln. 18. August. Die Tatsache, das, die erste Ileber- guerung des Anämischen OzeanS in der Richtung Ost West durch einen deutschen Flieger von Köln aus beabsichtigt ist. ha» die Kölner Stadtverwaltung und die I n t e r n a t i o- n a l e P r e s s c a n s st e l l n n g veranlaßt. den Flug KönneckcS auch ihrerseits zu unterstützen. Der Flieger wird eine Anzahl Briekc des ReichSkviiiiiiiiiarS und des Präsidenten der Prciia an führende Persönlichkeiten der Bereinigte'» Staaten, die an der Kölner Prena interessiert sind, mit nach drüben nehme» und außerdem dem Vorsitzenden des vorbereitenden amerika- „üchen A»sichiines. Zolin Elnde Oswald in Nemiork persön lich Grüne des PrändinmS der Prena »Herdringen. Er soll ferner Begrüßungsschreiben der Kölner Stadtverordneten an die Bürgermeister von Philadelphia und Nennork über mitteln. Das Flugzeug.KönneckcS wird bei keiner Landung in Amerika und bei seinem Rnnöslng in den Bereinigten Staaten die Wimpel der Stadl Köln und der Preüa tragen. Diese Verlautbarung der Ttndt b;w, der AnsstcllungS- leitun» bedeutet, dnb die Berhgndlnngen über eine sinanziellc Unterstützung des Ozcantlnges über die mir bereits berichtete», zu einem Ergebnis geführt haben. Die Stadt Köln wird Könnecke einen Betrag zu seinem Unternehmen znscbießen. der die bisher noch unbetätigte Versicherung des Flugzeuges und der Flieger möglich macht. Morgen wird ein Vertreter von Llond in London hier eintrefsen. nm die Versicherung für Flugzeug und Besatzung abznichlieben. Direktor Mot! von den Easparwerken in Dravemiindc er klärte. dan als Begleiter .KönneckcS nur noch zwei Funker in die engere Wahl kommen. Im Lame des Nachmittags traf a»S Heddernheim der neue Propeller für das Ozean- flngzeng hier ein. Er wurde sofort eingebaut, damit morgen vormittag die letzten Probettngc unternommen werden können. Bon den Probeläufe» des neuen Propellers an? dem Prüfstand ist Könnecke sehr befriedigt. Der Flieger sprach die Gewißheit anS. mit ihm die Maschine in ihrer schweren Ve- laüniia sicher in die Lust zn bringen. Es liegt die Absicht vor, den Zeitpunkt des Ozeanstartes in die Morgenstunde» zn legen, und zwar käme dasür die Zeit von 0 bis 7 Uhr in Frage. Mit dieser Zeitbestimmung verfolgt Könnecke den Zweck, eine eventuelle Notlandung bei Tageslicht vornehme» z» können. Das Flugzeug wird beim endgültigen Start, mit dem vor Sonnabend nicht zu rechnen ist, 2000 Kilogramm Benzin und 100 Kilogramm Ocl cin- tanken. — Der Direktor des Meteorologischen Observato riums in Ngcben. Professor Dr. Pohlis. der als eifriger Förderer deS Wetterdienstes und der Wetterbeobachtung sur die Lustsahrt und auch durch seine zahlreichen Frciballon- fghrtcn bekannt ist, tras heute im Kölner Flughafen ein. Seine Beratungen mit Könnecke ergaben die Bitte deS Flie gers, bis zum Abflug hier anwesend zu bleiben und ihn zu beraten. Eisriqes Riislen zum Ozeansluq bei Rohrbach. Berlin, IR August. Während die JnnkcrS-Flugzenge ihr Ozeanflugproiekt kür unbestimmte Zeit in der Schwebe lassen, rüsten die Rahrbach-Metallflugzeuge eifrig für einen Ozeanflug, der noch in diesem Jahre, wahrscheinlich Anfang oder Mille September startsindeu soll, lieber die Einzelheiten deS Planes hüllt sich das Unternehmen noch in Schweigen, jedoch soll schon längere Zeit der Chefpilot der Rohrbach- Werke. Hermann L t e i n d o r s. der Inhaber einer ganzen An zahl von Weltrekorden, mit einer dreimvlorigen Nohrbach- Malchine deren Tnv seit Jahr und Tag auch im rogelmäßigen Lustverkehr der Deutsche» Luslhausa verwendet wird, aus dem Flugplatz Staaken BersuchSsiuge zur Erkundung der Be- lastungsmöglichkeit auSgesührt haben. Anher diesem Land- slugzeug seien auch noch zwei W a sser m aschinen für den Ozeanflug vorgesehen. Tiefe beiden Maschinen seien vvll- tomnien hochseesähig und so stabil, das; sie jederzeit, selbst beim Sturm, auf das Wasser Niederachen können. Ter Flug selbst soll mit den Wassermaschinen mit Zwischenlandungen ans den Azoren und den B e r m u d a s i n s e l n durch geführt werden, während das Lgiidslngzeiig, falls nicht ein etanpenloier Fing möglich ist. an der Südküste von Irland und aus Neufundland Zwischenlandungen vornehmen soll. Das ganze Unter» b "en we be unter Berücksichtigung rein vcrkehrötechnischcr Gesichtspunkte aufgezogen. Die Hapgg soll starkes Interesse für dieses Ozeanslugprojekt der Rohr- bacb-Werke zeigen. Ergänzend wirb noch berichtet, das, die Vorbereitungen der Noßrbach-Werke für einen solchen Flug, für den man mit dem bekannten Flieger Udet in Verbindung getreten ist. nunmehr so weit gediehen sind, daß in den nächsten Tagen die sür das Unternehmen be stimmte Maschine, ein drcimotoriges Landslugzcng vom Typ Rahrbach-Roland, von Staaken nach dem Halle-Leipziger Flugplatz Schkeuditz iibergesnhrt werden wird, nm von hier aus die Probeflüge mit Hoher Belastung dnrchznsühren. Der Finaplai? Schkeuditz eignet sich für diese Versuche be deutend besser als der Llaakener Plast, aus dessen etwas sumpsigem Gelände schmcrbclastctc Maschinen kaum starten können. Der N o h r b a ch - N o l a n d ist bereits sür den Ozean flug entsprechend hcrgerichtet worden. Der Führersitz ist genau so wie bei den Junkers-Flugzeugen durch einen Ecllvn- Anibau verdeckt worden. Die Vorbauten der Motoren sind In ihrer Form abgeändert, um den Luftwiderstand möglichst zu verringern. Die Tragkabcl zu den Tragflächen haben eine VlechvciKleidung erhalten »nd jchliehlich sind die Fenstcrvss- nnngen der Kabine durch dünnes Fonpinerholz verschalt wor den. In der Kabine sind arohe ReiervebenzintankS eingebaut worden. Be! de» bisherigen Probeflügen haben die mit drei B. M. W. >V - Motoren von insgesamt 7ö0 U8. aus gerüsteten Maschinen eine Geschwindigkeit von mehr als 210 Stundenkilometer entwickelt. Von dem Ergebnis der Hvchst- belastungs- und Dauerslügc, bei denen der Nohrbach-Rvland wie bisher vom Chefpiloten der Rohrbach-Wcrke. Stcindors, gesteuert werden wird, wird es abhängen, wann die Maschine endgültig zum Ozeanflug bereitgestellt werden soll. Flug - Eisenbahnverkehr. Eine Neuerung aus dem Gebiete des Giitcr-TranöportcS. Berlin, l8. August. Die Deutsche Reichsbahn und die Deutsche Lufthansa haben sür den Güterverkehr über die Zu sammenarbeit von Flugdienst und Eisenbahn Abmachungen getrossen. die es ermöglichen, bah Frachlsendunaen auf Luft frachtbriefe sür den gesamten Verkehr anigcgcbcn werden können, ohne das; cS sur den Uebcrgang der Güter von einem zum anderen Beförderungsmittel erforderlich märe, einen neuen Transporlvertrag ausznschreiben. Diese neue Beförde rungsart wird am 1. Oktober 1027 unter dem Namen „F l u g- e t s e n b a h » v e r k e h r" lFlei-Verkchri eingeslihrt. Die Güter können auf seder NeichSbahnstation und jeder Dienst stelle der Lufthansa anfgegeben werden. Hörsing „MdL" für das Reichsbanner. Der „sanfte Druck" aus die Beamten. lDrahimetdung unserer Berliner Schrlsilcllung.» Berlin, 18. August. Wie wir erfahren, hat die Gauleitung des Berliner Reichsbanners an den sozialdemokratischen Ber liner Polizeipräsidenten Zörgiebel ein Schreibe,, ge richtet, in dem sie ihn unter dem Hinweis darauf, bah ge rade der Polizeibcamte in einem besonders bclonlci, Treue- Verhältnis zur Bersaisnng stehen müsse, bittet, doch in seinem Dienstbereich daraus hinzuwirkcu, das, die Polizeibeamten dem Reichsbanner Zchwarz-Rot-Gold bcitrctcn. Dieses Schreiben an den Berliner Polizeipräsidenten ist in AuSiuhrung einer von dem Bundesvorsitzendcn Hör sing an die Unterführer des Reichsbanners gerichteten Anweisung abgejandt worden, in der Hörsing diese daraus ausmerksam macht, dah das Reichs banner, »m seine Ziele zu erreichen, insbesondere mit allen in leitenden Beamleiistellungen befindlichen Republikanern in enge Verbindung trete» müßte, damit eben durch mehr oder minder iansten Druck Beamte^ sowie Angestellte «nd Arbeiter von Reich und Ländern und Kommunen >n das Reichsbanner geprcht werden. Bisher ist noch nichts darüber durchgesickert, wie Herr Zör giebel dieses dreiste Ansinnen deS Reichsbanners beantwortet chat. Man kann nur hoffen, das, er sich über dessen Tragweite im klaren ist. Nach Art. 130 der NeichSversassung sind die BeamtenDtenerderGesamtheit, nicht einer Partei. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Golb kann aber nur als parteipolitische Vereinigung angeiprochcn werden. Nach dem gleiche,, Artikel der Verfassung wird den Beamten die Freiheit ihrer politischen Gesinnung und die Koalitionsfreiheit gewährleistet. Es ist also auf jeden Fall eine Nerfassunasverlcszunn. wenn ein Beamter aus Indirekte oder aar direkte Weise acnötiat wird, einer parlelpolitlschen Bcr- elnianna bcizutretcn. der er ohne den Druck ciucr Vorgesetzten Stelle nicht beigetrctcn wäre. Phaniasien zum Geftlerkehen Flaagenerlah. Der angebliche Geburtstagswunsch HinbcnburgS. tT-kl, , me. du ng u » lerer Berliner Lchrttlletlung.i Berlin, 18. August. Von einem Berliner Blatt war heute eine Zuschrift veröffentlicht worden, tn der zi»n Aus. druck gebracht wurde, bah dem jüngsten Flaggenerlah des RcichswehrministerS möglicherweise ein geheimer Gcburtstagsivunsch des Reichspräsidenten v. Htndenburg zugrunde liege, den Flaggenkrteg dadurch zn begraben, daß die »verfassungstreuen Anhänger der alten Farben vom Geburtstag Htndenburgs ab neben Schwarz-Weth-Not auch Schwarz-Nvt-Gold flaggten". Wie wir erfahren, entbehrt die in dieser Zuschrift geäußerte Vermutung jeder Griindlaae. Reichspräsident v. Htndenbirrg hat von dem Erlaß erst Kennt. »iS erhalten, als er durch Dr. Gehler als dem zuständigen Ressortminister tn Kraft gesetzt worben war. Poincarö wieder einmal argen Driand. Paris. 18. August, vriand «nd Polncars find von ihrem vanbansenthalt wieder nach Paris -urfickgekehrt. Mit besonderem Interesse sieht man dem morgigen Miuisterrat entgegen, der eine endgültige Entscheidnng der sranzvfischen Regierung über die Frage der Verminderung der rheinischen Vesatzun-Struppe« bringen soll. Wie in «nt unterrichteten »reisen verlautet, »erhalte sich Ministerpräsident Pvincarä nach wie vor ablehnend gegen eine wesentliche Herab setzung der sranzvlischen BesatzungStrnppen. während Briand zu weitergrhcnben Zugeständnissen geneigt sei« soll. DesayunKsoermindprung auf 8S00V7 Vermutungen in Londoner Kreisen. London. 18 August. Reuter schreibt zur Frage der Be. satziingsveriiiinderung im Rheinlande, daß die Botschaiier. konferenz in der Nvte von, November l02ö nur eine merk liche Herabietziing der fremde» Besatzung versprochen, nicht aber bestimmte Zahlen genannt habe Man glaube sedvcb j„ London allgemein, daß die Herabietziing der gesamten alliierte» Truppen im Rhetnlandc aus einige bö 000 Mann die Billi gung der britischen Negierung finden würde. Ein Preise-Empsanq beim Saarpriili-enken. Saarbrücken. 18. August. Der Präsident der Neglcrungs- kommission deS TaargcbictrS, Sir Ernest Wilton, empüng heute mittiig die Vertreter der iaurländische» Presse zu einer Besprechung. Diese Besprechungen sollen in Zukunft zn einer ständige» Einrichtung werde». Wilton führte u. a. aus: Als Präsident der NegierungSkomMission bin ich vollständig neu tral. Für die Lage der B e r g a r b e i t e r s ch a f t habe ich volles Verständnis ,n,d Uitch daher auch mit der General- direktion der sranzösischen Gruben l» Verbindung gesetzt. Es sind ZngeKändnii'se von lener Zelte erzielt worden. Die Ur sache der Schwierigkeiten liegt in der Kohlenüberproduklioii. Um Ruhestörungen, wie sie bei der letzten Bergarbelterdcmvn- itration sich ereignet haben, in Zukunft zu verhindern, wer den alle Demonstrationen, von denen man eine Ruhestörung befurchtet, künftig verboten werde». Ein solches Verbot dürste aber kaum ans etwaige ünndacbnngen ans Anlaß des 8N. Gc- bnrcstagcS des Reichspräsidenten anSzudehncn sein, den» >ch verstehe es. daß man auch bei den saarländischen DenOchen den Reichspräsidenten verehrt «nd feiern will. <W. L. B.j Der Saardichnschuy als verkappte LeZatzungslruppe. Berlin, 18. Aug. In der letzten Woche erschien in N e n » k i r ch c n ein Oberregierunäsra« der RegternngS- koinmtssion aus Saarbrücken in Begleitung ctncS französischen Offiziers, um für einige Chargierte der „Bahnschntzabteilnng" einen Mietsvertrag abzuschlicßen. Und zwar waren als Vertragspartner angegeben einerseits das französische Kriegsministerium sFeldeisenbahncns und anderseits die Stadt Neunkirchcn. Der rechtliche Vertreter der Stadt hat trotz aller Zureden die Unterschrift des Mietsvertrages abgelchnt mit -cm Hin weis. daß »ach de» Genfer Abmachungen französisches Militär !», SaargclZet nichts mehr zn suchen habe, »nd daß er des halb auch mit dem KrtegSministerium in Paris als einer an Ständischen Behörde nichts zu schaffen habe. Eine neue ttalienische Grenzverletzung am St. Gotthard. Basel, 18. August. Der Schweizerische BundeSrat hat sich in einer längeren Sitzung nochmals mit den Grenz- zwischensällcn mit Italien beschäftigt. Bundcsrat Motto teilte mit. daß alle Anstrengungen gemacht werden würde», daß durch eine Wiederholung derartiger Vorfälle nicht die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern beeinträchiigt würde». — Der „Berner Bund" meldet nun, daß sich mittler weile eine neue italienische Grenzverletzung ereignet habe. Bei klarem Wetter überflog am Mittwoch ein italienisches Flugzeug den St. Gotthard, obwohl eS fremden Fliegern nicht gestaltet ist. das FcstnngSgcbict zu überfliegen, und in diesem Sinne erst kürzlich eine Weisung erlassen worden ist. iT. ll.j Die Feslttellungsklage Kapitän Ehrhardts. Der Prozeß voransslchtllch erst im Oktober. Berlin, 18. August. Die Feststcllungsklage des Kapitäns Ehrhardt gegen das Reichswehrmtnisterium. der zufolge er nicht als militärischer Führer des Kapp-Pntsches zu betrachten sei und infolgedessen auch nicht sür die aus den Anordnungen des Gencrals v. Lnttwttz entstandenen Schäden in Anspruch genommen werden könne, lst nunmehr beim Berliner Land gericht > anhängig gewacht worden. Der Antrag, diese Klage zur Ferieniache zu erkläre», wurde vom Gericht abgclchni, io daß der Prozeß erst Anfang Oktober zur Verhandlung kommen dürste. In der Klage wird in der Hauptsache darauf hingcwicsen, daß die Schadenersatzansprüche des Reichswehr- Ministeriums acmäß 8 682 BGB. verfährt seien. Die be treffenden Anordnungen des Generals v. Lüttwitz, durch die dem Neichssiskus Schaden erwachsen sei. seien am 13. und 14. März 1020 ergangen, so daß etwaige Ansprüche mit Ab lauf des JahreS l024 hätten geltend gemacht werden müssen. Demgegenüber steht das Neichswchrmintsterium ans dem Standpunkte, daß der zivilrechtliche Bcarlss der unerlaubten Handlung sich durchaus nicht mit dem Begriff des Dicnsivcr- gehcns decke, die General v. Lüttmitz, Kapitän Ehrhardt und Major Bischof zur Last gelegt würden. Schmähliche Verleumdungen Oberleulnanl Nvfjbachs Berlin, 18. August. Zur Haftentlassung des Oberleut nants Roßbach wird noch iilitgeteilt, daß seine Inhaftierung in erster Linie deshalb erfolgt war. weil ein gewisser Linie- mcier behauptet hatte, daß die Erschießung aus dem Brandcn- stcinschcn Gute während des Kapp-Pntsches ohne jegliche Prüfung des Sachverhalts und ohne ein ordnungsmäßiges kriegsgerichtliches Verfahren erfolgt sei Roßbach bestritt diese Darstellung, und bei einer Gegenüberstellung mit Liniemeier nahm letzterer seine Nchauplnngen in vollem Umfange zu rück. woraus Roßbach, sowie die übrigen ln dieser Sache Inhaftierten sofort wieder srcigelassen wurden. Anklage gegen die Lolleriebelrüger Berlin, 18. August. Nach Abschluß der Untersuchung gegen die ungetreuen Lotteriebeamten Boehm und Schleinstcin ist setzt von der Staatsanwaltschaft I Anklage erhoben worden wegen Betruges, schwerer lntcllcktncllcr Urkundenfälschung, Urkundenvcrnichtung und Falschbekundung. Umfangreiche Sprikfchtebungen aufgedeckk. Berlin. 18. August. In der vergangenen Nacht wurden von den Beamten deS ZoUgrenzkommiß'arsatS Berlin bei der Firma Ttcpelmann und ln Küstrin große Mengen von Sprit beschlagnahmt und die Kauslcute G. Ttepelmann und G. Grütze, bach sestgcnommen. Im wetteren Verlaus der Ermittelungen wurden bei verschiedenen Berliner Gastwirten noch weitere größere Mengen von Sprit beschlagnahmt. Wiederaufnahme des Avlz.Prozesfes? Berlin, 18. August. Die seit längerer Zelt schwebende Untersuchung gegen den Bergmann Erich F r t e h e. der sich der Ermordung des Gutsbesitzers Heß bezichtigt hat, beret- wegen Hölz zu lebenslänglichem Znchthanö verurteilt morden war, Ist nitiimchr beendet. Dis Dnrchführnng des Prozeffs- würde eine Wiederansnahme des Verfahren» gegen Mar Hvl» bedeuten.