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Dresdner Nochrichiev Itr. S4 Sette 9 FreUag. rÜ. Aebrvar 1S27 Mae grausige Nacht! Der fnrchthare Zyklon in Porag»«,. <Nach Berichten von Augenzeugen »usa-mmengestellt I »ns Briefen von K Dt« putat.) Am 2S. September las ich in -er Zelt»na ein« kur»« Notiz über ein gewaltiges Unwetter in Paraguay, iva» ganz Stlearnacion zerstört und Hundert« von Menschenleben ge fordert batte. Weiter nichts biS heute. Da ich selbst vor nicht viel mehr als drei Jahren in und ganz nahe von Enearnacion gelebt hatte, ging mir natürlich obige Notiz sehr nahe und evwerktc mein größtes Interesse. Ich sorgte mich um meine Kinder, d-te teils gegenüber von Encarnacion ln Posadas, teil» sechs Stunden davon in einer paraguayischen Urwald kolonie lebten, und ich nicht wühle, wie wett das Unglück seine Kreis« gezogen hatte. So schrieb ich denn sofort an meine Kinder und bat sie um genaueste Nachrichten über de» ganzen Hergang. Diese furchtbare Ungewißheit ist nun zu Ende. Die Briefe sind eingetrossen. beider liest man setzt auü allen Ecken der Welt die erschütterndste» Meldungen Uber ver heerende Ndturerscheinungcn. und verhärtet sich allmählich innerlich gegen all das viele Veld. Aber hier sind Hunderte, ja Tausende von Deutschen, die alles, was sie in hartem täglichen Kanrpf mit den widrigsten Verhältnissen in Jahren und Jahrzehnten erworben, mit einem Schlage verloren. Abgesehen von dem grauenhaften Entsetzen, was alle Ueber- lebenden packte, dem Schmerz, den sie mit ansehcn, selbst emo? finden muhten, fanden dabei zehn Deutsche den Tod. teils mir bekannte, gütige Mensclwn, die mir hilfsbereit Liebes erwiesen, »ttd eliva hundert haben schwer oder leichter ver letzt lnö Poiadaer Krankenhaus oder in Privat Häuser ge bracht werden müssen, wo auch noch manche ihren Ver letzungen erlagen. Das Unglück fing mit einem gewaltigen Regen an, der fast zivei Wochen dauerte und der in solcher Ergiebigkeit sehr selten in Paraguay auftritt, untermischt mit schiocren Ge- wittern. Da plötzlich am Montag, dem 20. September, abends um >47 Uhr, wurde» inmitten eines furchtbaren Orkans wallnu hg roste Ha-g eist licke durch die Lust geschleudert. ES bildete sich mitten aus dem Parana, zwischen PoiadaS und Encarnacion. eine 20 bis 25 Melcr hohe Wassersäule, die nach dem teils flachllcgendcn Encarnacion hi»rollte. Am Ufer versenkt« sie alle Dampfer und Boote und rth den grössten TeU der LandungSbrücke weg. di« allerdings seit Jahren nn- beendet dastaud. Wo diese Wasserhose ans Land stieß. hob der Zyklon das Wasser hoch in die Lust und goß cs über den ganzen tiefliegenden Teil von Encarnacion aus. auf eine Entfernung von l^ Kilometer vom User. Dann ging der Znklon weiter und zerstörte einen etwa kM bis 5.x» Meter breiten Streifen der Stadt vollständig. Als erstes vernichtete er daS Elektrizitätswerk, das stark und massiv, innen und außen mit Zement gebaut war. Halbe Wände, die in sich zu. sam me »hielten, flogen 50 bis 00 Meter weit, erst beim Nieder salle n zerschmetternd. Dadurch herrschte so'ort zu Beginn der Katastrophe allgemeine Finsternis, die daS Granen noch erhöhte. Ebenso wurd-cn alle Geschäftshäuser ebenso wie private dieser Gegend dem Erdboden gleichgemacht. Es herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. Fünf Meter lang« Balken sausten wie Geschosse durch die Luft, alles auf ihrem Woge zertrümmernd, biö sie selbst zersplitterten. Acht bis zehn F-nß breite Dachbleche wurden Hunderte von Metern wogigesegt und mit solcher Vehemenz gegen im Wege stehende Hindernisse geschlendert, dast sie sich oft genau dem Gegen stand anpasstcn und um Balken und Bäume wie Lappe» und Fetzen wickelten. Sogar ein junges Mädchen, eine Para guayerin, hat der Orkan in ihrem Hanse lallerdings einer Holzbudes gefasst, in die Lust gehoben und etwas iiber 200 Meter weggeirgqen, dann mit solcher EVewatt aus die Erd« geschlendert, dah sie. ganz platt gedrückt, vollständig un kenntlich nnsgcsunden wurde. Am Perlobungörtng hat man sie dann später erkannt. Aehnlich erging es auch anderen .Personen, die teils 20 Meter weit von ihrem Standort weg- getragen wurden. Man fand sie später unter den Trümmern fremder Häuser. So sind oft ganz« Fa-miUrn begraben. An die kM Tot« sind bi» »um Abgang d«r Briese gefunden worden und noch mehr Verwundet«. Ungefähr 80 Personen fanden allein den Tod ln den vom Sturip hauShcüh auis- gepcitschten Wellen: nur ein Deutscher konnte sich retten. Und mährend sich all die» Grausige mit solch elementarer Kraft und Schnelligkeit ereignet«, ahnten -die Menschen, di« in den hochgelegenen Teilen der Stabt wohnten, »och nicht, was in dem am User des Paranä gelegenen Haupt teil/ der am meisten bevölkert war. geschah. Momentaufnahmen meines Sohne» aus den nächsten Tagen zeigen mir trostlose Bilder. Man kennt sich in den Straßen überlmupt nicht mehr aus. Es sind eigentlich keine mehr da. Die ganze Stadt ist ei» Trümmcrhausen. Ein un- sägltch trauriger Anblicks Wellbleche kicbcn wie zerknittertes Papier um zersplitterte Bäume oder hängen ivie Fahnen an kahlen, abgebrochenen Aesten. Da und dort, steht eine Küche, ein Stück Miner, so die Vorderfront der Banco Germanicv, eine Tür. ein eingefallener Brunnen. Alles andere ist ein Trümmerfeld, auf dem arme, vorn Schicksal beraubte Men sche» »ach einem Stückchen Eigentum suche». In einer Ur- waidkolouie etwa zwei Stunde» von Encarnacion hat man Papiergeld und Rechnungen gesunden, die der Wirbelwind dahin getragen Hai. Niemand hat bei der gewaltigen Schnellig keit. mit der das Unglück hercinbrach, irgend etwns bergen könnest. Da hat ein Deutscher, Herr Georg Mcmmel, den Mut gehabt, nachdem eben so namenlos Furchtbares geschehend noch i» derselbe» Nacht nach Posadas zu — rudern!!!, um Htlse zu holen. Ein Weg. zu dem ein Motorboot 20 bis 28 Minuten braucht. Sofort haben sich alle Aerzte den Be hörden zur Verfügung gestellt, und eine grobe Anzahl Deutscher ist sofort, teils aus eigenen Motorbooten, den Un glücklichen zu Hilfe geeilt. Sie haben die ganze Nacht ge arbeitet, soviel in jedes Kraft ftastd, um bei kümmerlichem Latcrncn'chcin die Lcbendigbcgrabcnen aus ihren verzwei felten Lagen zu befreien. Das dortige Militär begann wohl gleich mit den ersten Rcltnngsarbeitcii, aber eS geht ja da alles so entschlich gemütlich zu. Tie paraguayische Regie rung scheint sich im übrigen ziemlich kopflos bcttvmmen zu haben, wogegen der argentinische Konsul. Sgr. ArigoS, und der deutsche Neichövcrtreter, der Bankier Emilio Eloß, der schon zu melner Zeit die festeste Stütze der Deutsche» war, sich tu ausvpserndcr Weise mit übermenschliche« Kräften sür die Verunglückten einsctztcn und mit Umsicht und mit an geborenem Organ'sationsgeschick die Hilfsaktion leiteten. Aber noch nach Tagen schwebte ein starker Verwesungsgeruch über der Stadt: ein Zeichen, dah doch wohl »och immer nicht alle Leichen von Menschen und Tiere» geborgen sind. In Posadas hat man trotz seiner Nähe Nichts gemerkt. Man hörte nur ein unheimliches Brausen in der Lust, von dem man sich nicht erklären konnte, woher eS käme. Die zehn Dcnischcn liegen bis jetzt in einem Ddassengrab. Vermisch'es. Der Mngverkeftr Berlin—Draq-Wien. An dem Betrieb der Fluglinie Berlin-Prag—Wie» wer den sich, wie ans Wien gemeldet wird, eine tschccho-slowakische, eine deutsche und eine österreichische Fliiggesellschast bcicllige». Die regelmäßige Flugverbindung zwischen Prag »nd Wien bleibt unberührt, da sie ein Zweig der Linie Berlin—Kon- stantinopcl ist. Die Tschccho-Slowakci hat ferner die Bewilli gung zur Errichtung einer Fluglinie Prag—Wien—Graz—- Triest und Prchburg—Graz—Agram erteilt. Iunqaeselleniieuer auch in Enqianv? Ein Mitglied des englische» Unterhauses, der Abgeord nete Harry Day, hat dem Schatzkanzker einen'Gesetzentwurf unterbreitet, der nach dem Muster Mussolinis eine Be steuerung brr Junggesellen versieht. In der Begründung wird daraus hingewiescn. dah ln England gegenwärtig etwa zwei Millionen Junggesellen in höheren Semestern leben, di« zu den StaalSsinanzen sehr wohl einen besonderen Beitrag leisten könnten. Londoner Auklionen russischer Slaaissuwele«. Eine bemerkenswerte Sammlung von Juwelen, die durchweg aus dem l». Jahrhundert stammen und einen Teil des rnjsiichen «rvnschatzea bildeten, wirb am Ni. März bei Ehristie ,n London öffentlich versteigert werden. Die Juwelen wurden seinerzeit von einem Syndikat in England angecaust. und der Erlös aus der Auktion soll zur Ablösung eines russischen Anteils dienen. Die einzelnen Stücke wurden während der Regierung der Katsertnncn Elisabeth und Katharina II. von berühmten französischen und russischen Juwelieren jener Zeit angcscrttgt und gehörten nicht zum Privateigentum der Zarciisamilie- Es sind im ganzen 12k Ankttvnolvse, die zur Versteigerung kommen. Tie Samm lung ist besonders reich an briüantenbesetztc» Nadeln. Ohr- ringe», Schuhverzierungen und Knöpsen. Darunter befindet sich auch die sogenannte „Hochzeitökrone". die aus einer doppelten Reihe gröberer, von kleineren Steinen um säumten Brillante» besteht und von einem Kreuz aus sechs großen Edelsteinen überragt wird. Ein anderes, besonders kostbares Stück ist eine mit ovalen Brillanten besetzte Tiara, die in -er Mitte einen weißen Saphir von ungewöhnlicher Größe zeigt. Ta sind noch eine Brosche mit Smaragden und Saphiren, drei große Perlentrvpscn in Birnensorm. ein großer Brillant in rosig-weißer Farbtönung, der als Brosche gefaßt ist, und dessen Wert in einem alten russische» Inventar mit 115OM Ruhet angegeben wird, ein Kronschmert. das Kaiser Paul I- gehört haben soll, und dessen Griff und Korb vvllständ'' aus Brillanten bestehen, sowie ein goldener Pokal mit Untersab, der über 72 Unzen wiegt und nach der ein- gravicrten russische» Inlchrist von der Negierung und dem Volke von St. Petersburg dem General Iwan Petrowitsch Svttykow tm Jahre 1700 als Geschenk überreicht worden war. Das neuenideeliie Ephesus. Die nach langjähriger Unterbrechung tm Spätherbst v. I. wieder ausgenommenen Ansgrabnngsarbeitcn bet Ephesus, an denen von rcichsdentschcr Seite der Berliner Tlywlotze Prof. v. Deißmann in hervorragender Weise beteiligt war. halben bekanntlich einige Wochen vor Weihnachten zur Entdeckung einer riesigen Katgkombenanlage geführt. Einem Bericht, den der soeben aus dem Orient zurückgekeftrte v. Deißmann in der Berliner Universität über dieses wissen schaftliche Ereignis erstattete, entnehme» mir die folgende» interessanten Einzelheiten: Die Ausgrabungen, für die IM Arbcitokräfie zur Verfügung standen, wurden von dem Neichsministeriuni des Innern, dem deutschen Gesandten in Konstaiitinopel und nickst zuletzt von dem türkischen Unter richtsministerium erfolgreich gefordert. Ihre Ergebnisse haben nach Ansicht des Berliner Gelehrten erwiesen, daß eS sich bei der berühmten „Sicbenschläscrgrotte" in der Tat. wie die Volköttbcrliescrung berichtet, um einen altchristlichen Kult- komplex handelt, und nicht, wie vielfach angenommen, um eine heidnische Grabstätte. Die großartige ttntakombenanlag« wird viele Jahrhunderte in Gebrauch gcwe e» sein. Tie völlige Er schließung der Basilika, die Justintan aus jener Seite errich tete, steht »och aus. Vor ihrer Durchforschung werden wei tere wichtige Einblicke in das Leben dieses Zentrums ait- chpistlicher lind apostolischer Vergangenheit in Kleinnsicn zu erwarten sein. Von den Einzclfunöcn ist besonders be merkenswert neben einer wertvollen Hcrmeros-Statne und zahlreichen Knllbildcr» der Bcrgmulter Kybcle, die die Wis senschaft noch viel beschäftigen werden, eine aus der Mitte des ersten christlichen Jahrhunderts stammende Inschrift, in der ei» römischer Beamter gegen den Unfug der „Simonie", d. h. der Verschachcruirg von Pricstcrstcllen um äußeren Vorteils willen scharfen Protest erhebt. sForiiegung flehe nächste Seite.) MP.Iicli vollimeiie Lisr (kstno gstagsrlsn) ctsn bückstsn änsoräsacwgsn sotspasoßsvck, rum Uoß- W tainßsn uvck ru jscksm sncioasn gls>cßgut gssignst W 6Me: 1 81. 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Ltncky^nusnNLuiS-i- «ingstONsy ai» >u»g»r«>cns-. dzsyrmsnn'si» ckü-ü» n- n c«n>sn. «. e. pttll-ipp. üv«- 'SO Vsvinoiist. a /»ootnsxss as»n.-t-t,nck>. kn ela- u. stueMiruns »eäned ». posieweri r-rec — ««»» <c,n a»»»e/> c««». /^»kcked^/kk<!n. Lkakciksn. ^«-/k»e/i^t/7on. tV/ksk/octiäaeten Ve/'eL/rsÄ/'ttc/csaekekr eri W / ^ ßlkZZ0L (InagfLkigsteiß 6ss Lbsssis ^l^tzTr)) >cS150. zvzn opkl. « u r r c l. r « k I dl