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— DasMlnisserkum de< Innen, Lat beschlossen, die Komrsfion m» Fmtklidinng de, Königin Earolo-Apothrle in Dresden vom l. Avril ISO? ab einem hierzu geeianclt» Bewerber Ar ietae Berson zu erteilen. Der Betreiirnde wirs die Apotheken» Vnncdtung. die Vorräte und da» hnnAainndilück Etrieiener Straße n. in welchem sich die Avotbeke betindet. für einen an» gemessenen Brei» zu üdernedmen haben. Bewerbungen um dieie Konzession sind spätestens bis zum 1V. Januar IM bei der «reis» hauptmannschast kiiizuretchen. — Der Preis Dresden des Deutschen Apotheker» Vereins ist in Erwägungen darüber eingriieten, wie die AlterS- und Invaltditiltssüriorge iur das phainiazeultlche Personal geregelt werde» soll. Die Frage soll aus die Tagesordnung der Friinjadrs- verlainrulung arlrtzt werden. Im Prlnjtp bat man sich tn de» Kreisen der diesigen Apvlbeker dnbtn anSgrsprochen. daß die Apo- thrkenbrsiher einen Teil der Beitrüge zahlen sollen. — Die Abteilung Dresden der Deutschen Kolonial- aelelllchast veranstaltet Montag de» 17. Dezember im welke» Saale der.Drei Staben" n»eder»m einen Voitragsadend, zu welchem Herr Dr. med Schnee au» Grobltckierfeldr über „Land rrnd feilte in Deutsch-Neuguinea" sprechen wird. Ter Vortrag dürste be sonders interessant werden, da Herr Tr. Schnee ans langjährigen Reisen namentlich dielen Erdteil eingebend kennen gelernt hat. — Der Verein der Blinden für Dresden und Umgegend hat vom l8. biS 16. Dezember in der Scitenhalle des Ausstellung»» Palastes eure Ausstellung von Blindenarbeilen etabliert, um einerseits einen Beweis zu liefern, zu welch hoher Handfertig, keil die bedauernswerten, des Augenlichtes beraubten Mit glieder berangebiidet werden, andererseits aber auch unseren Hausfrauen Gelegenheit zu geben, durch WeihnachlckEinkänse in der Ausstellung den guten Zweck derselben zu fördern. Gilt es doch, aus dem Reingewinn armen Blinden eine Weibnachls- freud« »u bereiten. Der Zulntl ist kostenfrei, die Ausstellung noch heute und morgen bis 7V, Uhr abends geöffnet. Aus langen Tafeln liegen die Arbeitsprodukte der Blinden auS: Seiler». Bürsten», Strick- und Häkelarbeiten. Zierliche Flecht arbeiten, die keinerlei Konkurrenz zu fürchten lxiben, geben einen Beweis von der Geschicklichkeit der Aussteller. Die har monische Farbenzusammensletlung beweist, daß die Blinden ein sein entwickeltes Gefühl auch für die Schönheit der Ausstattung hoben. Interessant ist es auch, die Blinden an ihrer Arbeit zu sehen. L-ie handlzabcn Arbeitsmaterial und Werkzeug mit vollendeter Sicherheit. Nebenbei wird auch gezeigt, wie die armen Unglückliche« im Schreiben und in der Kenntnis der Noten bekannt gemacht werden. Eine kleine Svnderausstelliing beweist, daß auch ein blinder Geschäftsinhaber die Arbeiten seiner sehenden Lieferanten scharf aus Güte und saubere Aus» führung prüfen kann. Der Besuch der Ausstellung sei nochmals angelegentlich empfahlen. Sonntag abends >.T8 Uhr hosst di« AuSstcllungsleitung. die Bestände ausverkauit zu haben. — Der 160 Volks »nterhallungSabend deS Verein» VolkSwohl wird beute '/«9 Uhr im großen Saale de» .Tivoli". Wettiner Straß» 12. abgehalten. Herr Herzog!. Säcm Kammersänger Edmnnd Glömme, welcher an diesem Abend rum vorletzten Male vor Irin,m Weggänge von Dresden Im Verein Volkswodl aiiflrrien wird, hält lm erste» Teile einen mit Rezita tionen verbundenen Vortrag über den Dichter Heinrich Seidel, dessen Leben und Werke. Die Darbletnngen bes zweiten Teile», dessen Arrangement Herr Kammersänger Glömme ebenfalls übernommen hat. bestehen aus Violinvorträgen dos Frl. Inantta Brockinoiin, Vorträgen der Klnvleikünstlenn Fron Martha v. Gromndzinska. Lledervorträgen de» Frl. Cläre Krebs, sowie de» Opernsängers Herrn Adam Köhler. — Der Verband der HandelSgärtner Deutsch land». Landesverband Königreich Sachsen, hält nächsten Sonn tag, nachmittag 3 Uhr. ln den „Drei Staben" eine Versammlung ab. Die Tagesordnung lautet: l. GeschäsilichrS. 2. Neun Monaie unter den neuen Handelsvrrtiäaen. Neferent: Mar Ziegendalg, Laubegast-Drrsden. 3 lieber die Organisation des Pflaiizenichiitz- diensteS im Drillichen Reiche, im allgemeinen und für die Bedürf nisse de» Gnrleiibanes im Königreich Sachsen im besonderen. Referent: Pros. Dr. Skegltch und Dozent Tr. Naumann. 4. Mit teilungen über den Garie»bau-Aus>chuß beim Landesknlturrnt. Referent: T. I. Rud. Seidel. Grüngräbchen. 5. Kurze Mit teilungen über die IN. Internationale Gartenbau-Ausstellung Dresden, Mai 1907. Referent: Obergartendirektor Hosrat Bonche. Dresden. 8 Wahlen deS LandeSverbandS-VorstnndcS, der Aus- schußmitglieder und deren Stellvertreter. 7. Anträge. — Den Aermsten der Stadt, den obdachlosenMünnern. soll lm Asyl. Käiisserstraße ll. wie alle Fahre, wieder der Weib- nachlSbanm leuchten und dabei eine Chrilldeschrrung slottfinde». Geldgeschenke sind dazu sehr erforderlich, außerdem werden neue oder abgelegte Kleidungsstücke, besonders Schubwerk. sehr dringend gewünscht. Wegen Abholung der Sachen bittet mn» den Acht. Inspektor zu benachrickliaen. Gelder dillet man an den Vorsitzende» Gmeiner-Venndors. Sctnvcizerjttaßr 2l. oder an den Achltnspektvr, Käusselstiaßr 11. z» senden. — Ein interessanter Prozeß um «in Paar alt« Stiesel dürfte nächstens die Dresdner Gerichte de» scholligen. Bei der bekannten Firma Emil Pilsch ließ ein Kunde gelegentlich des Einkaufs von einem Paar ..Herz".Stiefel seine ollen, farbigen „Herz"-Sticsel zur Ausbesserung zurück, die er nach seiner eigenen Aussage bereits seit drei Jahren trägt. Ein Reparaturmeisler der genannten Firma hatte nun daS .Pech", die Stiesel durch Saure zu verleben, so daß sie fort» geworfen werden mußten. Die Firma Emil Pitsch bot dem Kunden sofort kostenlosen Ersatz durch Lieferung eines neuen Paares >m Neuwert der verbrannten an. Der Kunde be» hauptet ober, daß die seit drei Jahren in seinem Gebrauch befindlichen Stiesel noch so tadellos schön und vor ollem so himmlisch bequem gewesen seien, daß sein Schoden durch den Verlust dieser bequemen und vorzüglich passenden Stiefel über haupt unersetzlich sei. Er stellt Schadenersatzansprüche im Be trage von 200 Mark, und da die genannte Firma begreiflicher weise diesen Anspruch als ungerechtsertigi abwcist, wird die Angelegenheit jetzt die Gerichte beschäftigen. — Dir Feuerwehr winde gestern nach Dettmerssraße 3. Ammonnraße 63 und An der K r e », kl rch e l 8 alar miert. An den beiden rissen Orlen mußten gestürzte Pferde aus- gehoben werden, während im letzteren Falle etn Schnrifensserbiaiid tn einem Schokoladrngeschäst vmlag. Da» Feuer war bet Be nutzung eine- SpirssuSanbreii»erS zum Anziiiideii der Schaufeufter- beleuchtring entstauben und richtete mehrfachen Schaden an Zucker-, Schokoladen- und Psessrrknchenwaren an. da die brennende Watte- und Rrlsiadekoration ziemliche Hitze entwickelte. HtuzugreUte Leute und die Feuerwehr beseitigten alsbald die Gefahr. — Kömg Friedrich August besuchte gestern nachmittag das Magazin des König!. Holslieseranlen BernhorbSchäser. Prager Straße, und nahm daseM die Ausstelluna in der 1. Etage, wo eine Sammlung alter chinssikcher und japanischer Pomellane käme alter ilaliensicher Stickereien auiacsiellt iss. in Augenschein: weiter erschien der König im Teppich- und MöbMasls-Gesckickst des König!. Hosliclseranten Hieinrich Heß. Seckstraße 21. wo er bedeutende Einkäuse machte. — Die Königin Wilwe besuchte gestern das Wäschegeschäft deS H i lissver« i n s. Am See Nr. 37. und machte dort Einkäufe. — Die Prinzessin Friedrich zu Schönbura^WaHdcnduru be suchte geistern das Koriiett-Maaazin von E. Me ichsner. MoscKinskpstrabe 1. und machte dort Einkäufe. — Der BeztrkSobss bau Verein „ObereSElbtak" in Ntedervoyrltz hält seine Monatsversamnilnna Montag, den 17. Dezember, lm Äasstiau» znm „Erbgericht" i» Nirderpoyntz ab. Für dieie Beriamintniig iss ein Vortrag deS Oberlehrer- Böhme- Loichwitz. Über: .De» Gäitners Gehilfen au» der Logelwelt" »nter Boriührung prasssschcr Geräte (Nistkästen, Futtrrkänscrj zum Schutze und zur Psteae unserer Nntzvögkl in Anssicht ge nommen Freunde des Ovst- und Gartenbaues sind als Gäste willkommen. — Der heutigen Nummer d. Bl. Ural für die Gesamtauflage ein Pwipekt der Buchhandlung von Karl Block, Bieslnu. .Bibliothek des Allgemeinen und praktischen Wissens" betreffend bei. — VArrvrrwaltnnaSaertcht. Der Maurerpolker Müller in Welßlg beabsichtigt, aus dem ihm gehörigen, an der Ecke der Kienkelstraße und des Waldersee-Platzes tn Dresden gelegenen Flurstücke ei» Wohnhaus z» bauen. Aus seine deshalb «Ingerelchte Bouanzeige wurde ihm eröffnet, daß die ValirrlnnbniS erst nach erfolgtem AuSban der östlichen Hälfte des Platzes, an der da» Bauanmdslvck auliege, in Aussicht gestellt werden könne, daß jedoch ein solcher Ausbau vorläufig nicht beabsichtigt sei. Anfang dteses Jahres erneuerte M sein Getuch nnd beantragte, Ihm die Baueilandnt» entweder gegen Sicherstellung der aus da» Grund stück entsallenden Kosten der Platzdrfftell»»g oder unter Bewilli gung einer Ausnahme nach S 27, Ziffer 4 der Straßenbauoldiinng zu geben. Er benirikte hierbei, dag nach 8 30 und 8 27. Ziffer 4 ! icder im Bebauungspläne voraesebenr Platz vor Gestattung des l Neubaues tn selur», volle« Unisange beschafft und heiaeslellt sein müsse. Diese Vorschrift könne aber nur gegenüber vemjeiilgen ! Anwendung sinden. der zuerst an den Platz anbane; den» mir 'dessen LeistiingSveibindlichkeiten würden durch 8 27 geregelt Habe der Slndlrat den ersten Anbauer von dieser Verpflichtung entbunden, lo könne er von den später Anbauenden nur noch Er füllung der notigen Aullearrverbindllchkeiten, aber nicht mehr Beschaffung des gesamte» Platzlandes veilaugen. Ob dem zuerst Anbanenden von der obigen Vorschrift eine Ausnahme bewilligt werden solle, hänge vom Ermesse» des StadlratS ab: sobald er sich ab« hierzu entschlossen habe, sei er nicht mehr bringt, die Leistungen, die au sich von jenem bewirkt werden mußten, von einem brr sväter Anbauende» zu fordern. Feder der letzirie» habe unter allr» limsländen nur dieirnigen Vklbsudlichkeilen zu «süllen, die ibm obgrlegrn hätten, wenn der Platz bereiis beschafft und bergrssrlll geweien wäre. Denn der späte« Anbauende könne durch dir den fluhercn Anbauern bewilligte Ausnahme tu keine un günstigere Lage gebracht werden, als ln der er sich befinde» würde, wenn den ortsacsctzüchen Bestimmungen nnchgegang » worden wäre. Tie Zulassung einer Ausnahme erscheine angezeigt, weil er lediglich durch das Verhalle» des StadlratS in die jetzt für ihn nachteilige Lage gekommen sei. Ter Siadtrat rrösiiieie dem M.. daß die beanlrngle Bankilanbnis versagt werde, so laiiae nicht der östliche Teil des Walderser-Vlatzrö hergrstellt >ei. Ter Ausbau werde ober zurzeit nicht geplant und die Bewilligung einer Aus nahme abgelehnt. Für eine solche liege kein Anlaß vor. da bei dem im Stadtgebiete vorhandenen llrbcfflnsse a» Mietwohnungen aller Art nnd de, »»günstige» Lage des städtischen Grundbesitzes die Ermöglichung der Bebauung von Grundstücken und unieil'.geu Verkehrsrärrmeu durch Gestattung von Ausnahme» nicht ersorder- lick «scheine Tie Annahme, daß die Herstellung des mibevaute» Plntzteilrs jetzt nicht mehr gefordert werden könne, weil bei dem Znerslanbnneudcn ein gleiches Verlangen nicht gestellt worden lei. ftndr in den vilsgesetzlichen Bestimmungen keine» Anhalt Diese letztere Annahme ivnide von der Kreishauplinannichasl ans erhobe ne» Rekurs bestätigt und, insoweit sich dieser gegen erbetene Dis pensation richtete, als versäumt ziilückgewiese». weil eine neue maleiielle Entschließung nicht vorlirge. Die Anfechtungsklage beim OberVeiwallungSgertcht, welche Rechtsanwalt Veiuste», vec- trilt, bat dagegen Erfolg. Die krelshauptuiauulchasiliche Entschei dung wird ausgchoben und die Sache zur anderweile» Entschließung ruiückverwtesen Das Oberverwallungsgeltchl ist in seinem Urteile im wcseutllchen der vom Kläger entwickelten Ansicht beigetrelen, wonach einem später Anbauenden am Platze die den, zuerst An haltenden erlassene Beschaffung und Herstellung des gesamten Plntzlande» nicht ongkionnen werden kann. Es wird nunmchr die Kreisbanplmannschast anderwrite Enttchließnirg zu fassen haben, da auch der Rekurs gegen die Versagung der «bet-rieu AuSnabine- bewilligung als nicht persälimt angeiehen worden ist. da der Sladt- rat til eine neue Erwägung der Sache ringeltet«! war. Anr NclthStaMilflösnng verdient neben der bereits im Abendbkatte Diedcrgegcbenen ofsi- ziösrn Kundgebnug der .Nordd. Allgem. Ztg." noch ein weiterer Artikel desselben Blattes Beachtung, der sied selbst als .SlimmungSberschl" bezeichnet, in Wahrheit aber mehr ist, näm lich die Ankündigung einer kraftvolle» natio nalen und monarchlschen Politik unter Führung der Regierung. ES heißt darin ». a. : „Die enthusiastische Aufnahme, die die Voilcsimg der AustasnnaSorder im Hause gesunden hat, beweist bereits, wie entschiede» der Entschluß der Regierung, sich nicht da zu Kompromissen drängen zu lass«,, wo unser Ansehen vor dem AnSlande. unsere nationale Ehre verpfändet ist, von allen echt patrivltscd fühlende» denticde» Mannen, gebilligt wird, und wie besreienddee se st eWilleder Regierung aus die besten Geister wirkte, da nicht markten und nicht handeln zu lassen, wo es sich nicht »m ein kleines Gut. sondern um den höchsten Besitz eines ebrliebeiide» Volkes handelt. Die stürmischen Kundgebungen wahrhaft begeisterter Zustimmung, die die Kanzlerrede an idrrn markantesten Stellen begleiteten, bewiesen, wie sehr er den Ton patriotischen Ehrgefühls aetroffen batte, der tn deutschen Herzen jederzeit seinen Widerhall findet. So stellte der Kanzler im vollen Bewußtsein seiner Verantwortlichkeit vor dem Volke und vor der Geschichte den Reichstag klipp und klar vor die Frage, ob « sich kleiner zeigen wolle, ros andere Völker . in ähnlich schwieriger Lage. Ml« ganz geringer Mehrheit bat der «rtzige Reichstag diele Frage bejaht, und so blieb »ni übrig der Appell an dasVolk. bas für drrartiye Imponderabi lien. wie es «bliche Werke sind, so oft ein feineres Emp finden zu betätigen weiß, als rechnende und klügelnde Fraktion sführer und BerusSpolit'.ker. Eine Kapi tulation vor den Hottentotten, wie sie gewollt oder nngcivollt in dem Zentrumsantrage liegt, ist für das deutsche Volk unmöglich. Die Gefahr lag vor, daß der Reichstag verderben werde, was das Scdwert gewonnen bat Tie viclbrweate und oft stürmisch ver laufene NeichslngSsitznng hat gezeigt, daß große Parteien. Konser vative nnd Liberale, mit fester Entschlv»e»h«t zur Regierung stehen in dieser Frage, die über eine bloß technische Bedeutung hinaus zu einer Frage von grundsätzlicher und allgemein nationaler Bedeutung geworden ist." Die „Hamb. Nachr.' halten den Moment für günstig zu einer Aenderuna de» Wahlrechts. Sie schleiben: „Wir gehen bei aller Frrtwigkeit. mit der nnS die Auslösung deS Reichs tages «füllt, nicht so weit, zu hoffen, daß die Regierung das tun wird, was wir an ihrer «stelle jetzt unbedingt täten, nämlich durch Kaiserliche Verordnung daS alte Wahlgesetz außer Kraft setzen und für die Neuwahlen provisorisch ein neues «laffen, das eine den nationalen Interessen unseres Vaterlandes besser ent sprechende Zusnimiirtssetznna des Reichstages garantierte als daS jetzige, von welchem sein eigener illhrb«. unser großer Fürst Bis marck, selbst geiagt hat, er rechne daraus, daß Vas deutsche Volk stark und klug genug sein weide, sich desselben zu entledigen, so bald sich seine Schädlichkeit herauSgestcllt habe. Wie geiagt, wir glauben nicht, daß sich die Regierung zu dem heroischen Schlitte ein« Wat>lrechlSä»d«»ng entschließen wird: ab« wir können nicht daraus verzichten, unter dem irischen Eindrücke der Frendenbotschafl von der Auslösung des Reichstages unserer Ansicht nochmals dahin Ansdruck zu geben, daß eine jetzt «folgende Abänderung des RrichStagswahlrrchtS den Beifall von Mtlliane» guter deutscher Patrioten finden, daß sie die Zukniist Deutschlands sicher stellen, daß ab« die Uutkilassilng dieser Abänderung tm jetzigen günstige» Moment nicht bloß Enttäuschung und Unzufriedenheit der natio nalen, staatSerbaltruden Parteien tn Tenlschland Hervorrufen, sondern der Regierung auch eine Verantwortung auserlesen winde, dle wir nicht zu tragen habe» möchten. Wir sind überzeugt, daß. wenn Fürst BiSmarck noch lebte, und berusen märe, jetzt die Ent scheidung zu treffen, er sich nicht eine» Augenblick besinnen würde, daS Wahlrecht in d« festen Znveisicht zu ändern, von dem neuen Reichstage dafür Indemnität zu erlangen, well « die Maßregel im höchsten Interesse Deutschlands getroffen habe. Bleibt cS beim alten Wahlrecht und werden die Neuwahlen unter ihm vorgeuoni- men. so ist die Sicheihrit. daß eS gelinge» wird, die Herrschaft vo» Zentrum nnd Sozialdemokratie zu biechen und die Bildung einer ähnlichen Mehrheit, wie sie seither zur Schmach Deutschlands im Reichstage bestand, zu verhüten, doch sehr viel aerlnger. als sie eS sei» würde, wenn die Wahlen nach neuen Bestimmnngen vollzogen würden. Allerdings, wir verkennen nicht, daß ein heroischer Entschluß, große Fnichtlosigkeil und Tapferkeit dazu i gehören würden, den kühne» Sl'kich der Aeudernug des Wahl- ! rechts jetzt zu wagen. Zweifellos entspräche es zwar dem wahre» I Interesse deS Vaterlandes und dein sehnlichsten Wunsche aller j deutschen Patrioten, aiidererseltS aber darf man sich nicht darüber > täuschen, daß die Aendrrniig des Wahlrechts aus dein Wege der Kaiserlichen Verordnung, je energischer »nd durchgreifender sie er folgt. um so mehr geeignet wäre, gewisse Konvulsionen am deut schen StaatSkölper und gewalttätige Erscheinungen hervorznrilfen s Aber wir fragen, ob solche Eictgulsse nicht das llrlnere Nebel gegenüber der Aussicht darstcllen würben, das Deutsche Reich langsam unter dem gegenwärtigen Wahlrecht zu gründe gehe» zu laffen. DaS jetzige Wahlrecht liefert, darüber kann doch kein Zweifel sein, Reich und Volk immer mehr der Hcnschast der schwarzen und roten Massen ans, und wohin wir ans diesem Weg? unauSblktblich gelangen müsse», bedarf keiner wetteren Aus einandersetzung. Wir unsererseits würden, wenn wlr an Stelle der Regierung wären, «n», wle gesagt, nicht einen Aiigenbltck > besinne«, auf jede Gefahr hin dir jetzt gebotene Gelegenheit z« Aeuderling de» WahltechlS zu benützen. Kann man sich aber nicht dazu anfichwingen. weil die Befürchtungen, die man von der Witknng hegt, zu groß sind, so sollte man sich wenigsten» ent schließen, dle gehrt me A bst im m ung zu beseitigen und die tt»a«echligkeit nach Möglichkeit auszumerzen, die darin liegt, daß best» jrtzigen Wahlrecht die Stimme des uuwissendsten Fabrik- aibettrlS oder BaiirinknechteS bei der Abstimmung über die Grund sätze, »ach denen der Staat regiert werden soll — nichts anderes ist die Wabl — genau dasselbe politische Gewicht hat. wie die des einsichtigsten und gebildetste» Staatsbürgers. Will man r» dagegen ganz beim alten Wahlrecht laffen. w sind die Chancen der veislelluug elnes für die nationalen Zwecke geeigneteren und willigere» RetchSIoges ziemlich gering." TaneSncschichle. Briefwechsel Bülow-Roeren. Die „Nordd. Ailg. Zig." verössenllicht den Briefwechsel, der zwischen dem Reichskanzler Fürsten v. Bülow und dem Abgeordneten Roeren in der Angelegenheit Wisluba stall- gesunden kzat. Dabei wird zwischen zwei sachlich gclrennten Gruppen von Vorgängen unterschieden, nämlich einmal dem Streit der Mission in Togo uni der dortigen Becimlenschast und dem Versuch seiner Beilegung durch die Verhandlungen in der Koioniaiablcilung: sodann den Verfehlungen des Beamten Wisluba, soweit sie außer Zusammenhang mit den Vorgängen in Togo stehen. Die Initiative zu Verhand lungen über den streit der Mission in Togo hat der Ab geordnete Roeren ergriffen mit einem Schreiben an den Reichskanzler vom 14. September 1904. Fürst Biüow anl- wortctc mit einem Briese vom 25. September 1904, worin er die erbetene Besprechung im Kolonialamt zusagte mit dem HinzusngeN; daß inzwischen, der Anregung des Abgeordneten Roeren entsprechend, die Gouvernements von Kamerun undTog" telegraphisch angewiesen worden seien, tunlichst aus eine Ver- lagung der noch schwebenden gerichtliche» Streitsachen bis Ende Oktober hinzuwirken. In den Besprechungen im Kolomalamt wurde eine Verständigung über die Modalitäten der Beilegung »cs Togo-ZwisteS erzielt. Tazu gehörte auch die Verein- barung. daß gegen Wisluba nichts unternommen werden solle, soweit sei» Verhalten in jener Missionsangelcgenheit iß Frage komme. Im Dezember 1905 wurde daher daS Disziplinar verfahren gegen Wisluba einacleitcl, jedoch nicht wegen jener in Togo vegangenen Verfehlungen, sondern lediglich deshalb, weil er sich mit dein Geheimen SektctariatSassistenten Pöplan in Verbindung gesetzt und Maicria! gegen die Kolonialverwal- tung gesammelt habe. In diesem Verfahren wurde Abg. Roeren am 12 Februar 1906 eidlich als Zeuge vernommen. Am Tage zuvor schrieb er an den Reichskanzler, bat abermals um eine Unterredung im Kolanialaml. da die W'istubasche Angelegen heit direkt mit der Mffsivnsangelcgenhcit zusommenhänge, die er bereits als erledigt betracht« habe, nnd wies auf die sehr ungünstige Umstimmung hin, die eine Erörterung des ganzen Togo-Streites im Meicl-stage bei seiner Fraktion zur Folge haben würde. Fürst Bülow anlworlele am 2. März, daß aus dem gegen Wistubo schwebenden Disziplinarverfahren alle ihm etwa zur Last fallenden dienstlichen Verfehlungen ousgeschieden werden würden, die mit den Streitigkeiten zwilchen Mission und Gouvernementsbeamten in Togo in Verbindung stehen. Eine Einwirkung von seiner Seile aus das schwebende Dis- ziplinarverffahren sei nicht angängig. Mg. Roeren trat darauf in einem Schreiben vom 11. Juni 1906 nochmals für Wistuba ein. wiederholte die Behauptung, daß dessen Angelegenheit sich von der Togo-Sache nicht trennen lasse, und stellte in Aussicht, dak er nun dock diese würde in der Ocssentlichkeit ausrollen müssen. Aus dieses Schreiben erhielt Abg. Roeren vom Reichs kanzler selbst keine Antwort, wohl ober hat der Chef der Reichskanzlei am 13. und 16. Juni noch zwei Briefe an Herrn Roeren gerichtet, worin er jede Einflußnahme auf das Dis ziplinarverfahren oblehnte. Deutsche» Reich. Der Kaller nahm gestern vormittag u. o. die Meldung von vier nach Japan kommandierten Offizinen ent gegen. Zur FiühitückStasel waren geladen Reichskanzler Fürst Bülow und der Cbcs des Zioilkabinetts v. Lucanus. Abends folgte der Kaiser ein« Einladung deS italienischen Botschafters zum Diner. Den Berliner Blättern zufolge erklärte Ober-iirger- mei'stcr Äioschner den Antrag der Berliner Stadtverord neten Kassel und Rofenow «wegen Neuordnung der Gehälter d e s L chr p e rs c> n a l s an den Ge in e i nd e s ch u I e n, der einige von der Magistrotsvorlage abweichende Forderungen anssteilte, für unannehmbar. In gleicher Weise verhielt sich die Siadtverotdnclenvcnammlunq der Magistralsvorlage aegenüber ablehnend. Noch längerer Döbattc wurde der Antrag Kaffcl- Rofeuow mit 61 gegen 13 Stimmen in namentlicher Abstim mung angenommen. Bedeutende Aenderungen in der Bewaffnung des deutschen Heeres scheinen wieder bcoorzustöhen. Der neue Etat fordert für „Versuche im Waffenwesen" nicht weniger als 3 273 600 Mk. Eine Begründung dieser Forderung fehlt: Aufklärungen werden wohl erst in der Kommission gtzzeben werden. Ferner ist der Etatslilel für Beschaffung von Hand waffen usw. um 3 296 500 Mark erhöh! und beträgt jetzt 14 Millionen Mark. In den Etats für 1905 bis 1907 sind in diesem Titel zusammen 33.7 Millionen Mark enthalten. Für Schaffung einer Reserve an Feldariilleriematerial werden 21 150 000 Mark gefordert gegen 16177 000 Mark im laufenden Etat. Seit 1897 sind für diese Zwecke nahezu 150 Millionen eingestellt. Ganz neu eingestellt ist ein Titel für Beschaffung von Feldorlillerienialerial nebst Munition für leichte Muni- tionskolonnen mit 7 362 313 Mark. Auch hier fehlt in den Er läuterungen zum Etat jede Begründung. Im ganz«, sieht der neue Etat an einmaligen Ausgaben für Artillerie- und Waffen wesen 57,7 Millionen Mark voraus, während im lausenden Etat für diese Zwecke nur 38,5 Millionen Mark angenommen waren. In Württemberg besteht seit Jahren schon eine .Königliche Zentralstelle für Gewerbe und Handel", die sich namenllich die Förderung von Handwerk und Kleingewerbe in sehr anerkennenswertem Maße angelegen sein läßl. Die Zentralstelle hat zum Zwecke der Fortbilduna von Gewerbetreibenden — um nur ein Beispiel dieses Wirkens hcrvorzubebcn — während des Winters Erläuterungsabcndc eingcsührt. An der Hand der im LandeSgewerbemuseuin befind lichen Maschinen. Molare, Modclle, elektrischen Einrichtungen usw. wird ein hauptsächlich den praktischen Bedürfnissen des Gcwerbestandcs entgegenkommender Abriß der Maschinenkunde gegeben, u. a. wird die Arbeitsweise der wichtigsten Motoren, einschließlich Elektromotoren, acmcinvcrständlich erläutert, und werden über die Auswahl der Motoren für bestimmte Bc- triebsvcrbältnisse und über ihre Betriebskosten die nötigen Ge sichtspunkte anaegeben. ferner erfolgt Anleitung zur Behand lung der in jedem Betrieb vorkommenden Malchinenelemente, wie Lager, Transmissionen, Zahnräder, auch Auszüge u. der gl sowie eine Ucbersicht über die honplsäcklichstcn Formen der Metallbearbeitung. Die notwendige Ibeorclijchc Belehrung wird so kurz und einfach wie möglich gehalten und der Narch. druck wird aus die praktische Vorführung der im Museum vor> handencn Einrichtungen gelegt. Die Veranstaltung ist in erster Linie bestimmt, Männern, die als Betriebsunternehmer. Hand werker, Werksnhrer, Vorarbeiter und in ähnlichen Stellungen mit maschinellen Anlagen umgehen müssen, ohne eine technische Bildung genossen zu haben, nach Möglichkeit ein die Wirtschaft- richtest nnd Sicherheit ihrer Betriebe sörberndes Verständnis zu vermitteln. Der Zutritt ist an keinerlei Bcdingunaen geknüpft nnd iineistgelllich« es wird aber vorausgesetzt werden, voß dtc Teilnehmer die Erläuteruwgsabcnde fortlaufend besuchen, da nicht immer die Erörterung eines Gegenstandes an einem Abend abgeschlossen werde» kann. Diese Einrichtung, schreibt die „Kons. Korr ", schein« uns sehr praktisch und sür Handwerk wie Kleingewerbe sehr bedeutsam zu sein. Ihre Nachahmung dürste sich in hohem Maße lohnen und in gewerblichen Kreisen vielen Beifall linden. Ungarn. Oestcrrcichischt» Delegation. In der Verhandlung über das Budget des Ministers des Aeußercn be tonte Abg. Pittaco, bah die warmen Worte des Ministers des Aeußcren über das VerhältniSzu Italien mit ver schiedenen Anzeichen und Tatsachen kontrastieren, insbesondere mit den forlgeictzten Truppenoerschiebungen nach Süden und der Verstärkung der dortigen Befestigungen. Abg. Bärureittz» Dves-nev Nachrichten. Nr. S4K. Seite L. M» Loanabesd. 18. Dezember 1GVV