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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.12.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061215016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906121501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906121501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-12
- Tag 1906-12-15
-
Monat
1906-12
-
Jahr
1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.12.1906
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Au» nindiaunaen auf der Privaiierle Heil« »Pta : die »IvaitiaeZeile ausTert- ieiie so Pta.. al« l!:»a«iandt Zell« so Pf» In Nummern unch s»»n- und geicrtaae« , ivalna« -irundrelle so Pta . auf Privarlkiit »a Pi,., sipalliae Zeile aus Leriieue und al» Einaelaudi soPi». AuSwLrtiaeAut» rraae nur acae» Borausdezatlluna. BeleadUUier koilen tv Psenniac. Fernsprecher: Sir. U und 2V9L HauplgeschSst-slell«: Maritirstr A Lroulvuedlor ----- ------- kür La», Kotroloum uvcl Kirren. 6. »vvAiilier, Lux. Kviukaräi 9 Leestrssse 9. öeMe kmirisu- »iS tmile Mi. 8porialttiit: Ligen«» Fabrikat. L,»»«er rolndt«;p Llliileott«» ou«1 LInsv. » 8cl>ISn--I,c, Platten, Sdlnüre, kinxe, Klappen. I ^ »H HHH HHH H vuiie«, VValeen. »!,«li: UUlttilH^sIle ÜEü8cit>nönd8üzff8-Ltt!Ii8! »n ar«» SeldalSIer, äascdinenole lielern in besten tzualiiaten dilUürl «» «letall »üc: 8l»pik>icb»cn-pacl>ui>ecn, lis»! Was!>e«»tan>ins;l»ser, bE/77/- L/. keiirkseck Ltieliier L vött^oe. ftresiien.F'ettiner-stf.lö. I Sruedlviävnüsu «'Mi-sialllt 8SIN" vorrt>tr>iok pamancisn unü kwkers Uiiko biawnäo» lt.rn- clap-an sixenor tE.1Iirlosl.or ffc-n- Kl.riiki.ion: tjanäutsisr und Oriiiopää AI.ll.Veuä8vdued svu.. ^ diouurugn xviillnel »v» 11—12 llvr. 1* i^ittanel» Allslt'imig des Reichsl,igs. Lnndwtttschnsil. Kirisverein. Milchprodiizenten. Bezirks- Tzlltjit». aussrdlib Blieswrcblkl Bülow'Nveieii. Klavieinbeiid Kreuber. „Das gelobte Land." Miilmakl. Witterung: Kühl, veraiivcrlick, LonttlN'tttS, iz.De;emlier 1WV. Im Anfang war die Tat! Lange, allzu lange schien die Reichsregiernnq diese Wadr- hcit vergessen zu haben. Muohl anacisjelils der unhaltbaren parlamentarischen Auslände schon längst eine starke Tat von notcn gewesen wäre. Jetzt ober haben wir's erlebt, woran man bis zu allerletzt noch zweifelte: Kaiser und Kanzler sind endlich hart geworden. Das Vergangene soll darum vergessen und vergeben sein, denn der nagende Mißmut aller nationalen Bolkstreise ist über Nacht in Freude und Hoffnung verwandelt worden. Wie eine Erlösung empsindct man's, daß die Span nung gelöst. dem Empfinden. ja dem Wunsche des Volkes nach reinlicher -Scheidung Rechnung getragen worden ist und neue Kräfte frei werden -können. Die allerhöchste Zeit war es allerdings, daß der schwarz-roten Tyrannei der übermütigen Herren vom Acntrum und von der Sozialdemokratie ein Ende bereitet wurde: schon lange bietz es im deutschen Volke angesichts dieses unwürdigen Joches: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Ein billiger Zorn übermannte den Baterlandssreund. wenn er immer und immer wieder sehen mußte, daß der deutsche Reichstag zum Tummelplatz zweier Parteien geworden war, die so gut wie gar keinen Sinn ifür nationale Interessen halben, sondern alles nur zum größeren Nahm ihrer Parteimacht aus heuten wollen. Als wir kürzlich an disser Stelle die deutschen Wähler „zur Attacke" gegen eine derartige Sippschaft rissen, um mit dem Stimmzettel in der Hand zu beweisen, daß Bis marck dem deutschen Volke recht vertrant hat. als er es mit dem allgemeinen, gleichen, direkten Wahlrecht zum eigenen Schmied seines nationalen -Glückes oder -Unglückes machte, da ahnten wir kaum, daß ichon so bald Gelegenheit zur Probe auss Erempel geboten werden sollte. Man stand noch zu stark unter den lähmenden Eindrücken der bislang gewohnten Regicrungs- Agonie. u»H selbst von Dernburgs schneidigem Auftreten — so einmütig es auch allenthalben begrüßt wurde — meinten skep- tische E-timmen. daß eine Schwalbe noch keinen Sommer mache. Wer ist froher, als wir. daß sfürst Bü'.ow alle Awcüel zu schänden gemacht und „im Vertrauen aus das deutsche Volk", wie er -«Mt sagte, den entscheidenden Schritt getan hat: Das soll ihm nicht vergessen werden ! Mit seinem mannhaften Auftreten und mit der Tat der Rrkchstagsauslölung hat er allen patriotischen Männern daS schönste Weihnachtsgeschenk beschert. Wie wuchs er über sich selbst binauS. alS er den Volksbolen die streitbaren Worte znries: .Wir können den Kamps bedauern, mehr aber nicht. Jetzt müssen wir durchhalten. Man hat mir das alberne Wort in den Mund gelegt: „Nur keine inneren Krisen I" Ich habe natürlich das Wort nie gebraucht. ES gibt Situationen, in denen ein Znrnck- welchen vor rlner Krisis ein Mangel an Mut, ein Mangel an Pflichtgefühl sein würde Wenn Sie wollen, haben Sie die Krisis. Sie tragen die Verantwortung. Die Regierung darf nicht vor den Wünschen oder Interesse» einzelner Parteien zurück» weichen, wenn ihre höchste Ausgabe, die Wahrung der nationalen Ehre, in Frage sieht." Wir sind gewiß, daß diese Worte staals- männtscher Kraft und vaterländischen Pflichtgefühls ein Millionen» stimmiges Echo im Volke wecken werden, znsammengeballt in den Schlachtruf: Alle- für daS teure Vaterland! Nieder mit den Parlrigötzen i Man muß eS dem Fürsten Bülow lassen, daß er seinen Hanptschiag gegen Zrntnim und Sozialdemokratie geschickt insze niert und mit allen Mitteln der Kunst vorbereitet hat. Auch der Vrund zur Auflösung deS Reichstages gibt eine so kräftig-nationale Wahlparole, daß man zufrieden sein kann Aller politischer Klein kram. verbitternder wirtschaftlicher Hader sind glücklich auSgeichaltet, und die ernste Frage, die die Neichsregierung mit der Ausschrei bung neuer RrichStagSwohlen an das deutsche Volk richtet, lautet frei von allen Beimlschungen s» einfachster Formel: „Wollt Ihr national sein oder nicht; wollt Ihr Kolonien oder nicht: wollt Ihr einen naltonalgesinnten Reichstag oder wollt Ihr weiterhin des Reiches Größe. Macht und Ehre den ZcntrumSleuten und Genossen überantworten?" Tie Antwort kann nicht schwer fallen, denn das ganze Volk hat genugsam erfahren, wohin unter den schwarzen und roten Steuerleuten im Parlament das Reichs-schiss treibt. Es wird Sache der bürger» lich-nationaien Parteien sein, den gegebenen Sachverhalt nicht vertuschen und die an sich so klare Wahlparole von den Gegnern nicht durch die bekannten Mätzchen mit aanz anderen, gar nicht zur Sache gehörigen — z. B. wirtschaftlichen — Fragen per» auicken zu lassen, denn dadurch würde die elementare Wucht de» «insrontigen geschlossenen Ansturms gegen Zentrum und Sozialdemokratie gebrochen werden. Auch nicht um Haaresbreite darf der Tatbestand verschoben wer- den. daß der Reichstag nur deshalb aufgelöst worden ist. weil mit dem Machtbewußtsein und dem aller nationalen Würde baren Verhalten des Zentrums und der Sozialdemokratie eben beim besten Willen nicht mehr aus,»kommen war. Die kleinmütige und verbissene tzkbiehnung der Forderung«» für unsere schwergeprükte Kolonie -Südwest. afrika durch die klerikal-sozialistische Reichstagsmehrheit war ja nur der letzte Tropfen, der den Krug zum Ueberlauscn brachte: die Summe der Fälle, in denen diese Parteien dem deutschen Nationalempsinden geradezu ins Gesicht geschlagen haben, ist Legion. Schon längst hatte mau die Quittung erwartet und verlangt. Aber Fürst Bülow hat recht daran getan, daß er kaltblütig wartete, wie die „Roten" und die „Schwarzen" in Worten und Taten Schuld aus Schuld hausten, dem deutschen Volke einen Schimpf nach dem anderen zufügten und sich vor grenzenlosem Machtdünkel kaum mehr zu halten vermochten. Er wußte, daß der Krug so lange zu Wasser geht, bis er bricht: wußte auch, daß die deutsche Volksseele nicht dem französischen Temperamente gleicht, das — um mit Gambetta zu reden — einem empfindlichen Thermometer ähnlich auf jeden Druck reagiert, sondern eher einer tiefen Baßsaite, die langsam in Schwingung gerät, aber, einmal in- Gang gebracht, auch lange und gewaltig tönend wciterschwingt. Aus den Preß- stimmen und sonstigen Anzeichen der letzten Zeit mag der Kanzler wohl herausgesühlt haben, daß genug Groll auf- gespeichert war, das Maß der Geduld im deutschen Volke zur Neige ging und die tiefe Saite zu schwingen begann: so hat er nicht lange gezögert und einen Anlaß zur frischen, fröhlichen Tat benützt, der Zugkraft genug besitzt, um das nationale Pslichtbeivußtsein weitester Kreise in nationale Taten an der Wahlurne umznsetzen. Jetzt ist die Reihe am deutschen Volke, zu zeigen, daß es nicht nur bei festlichen Anlässen, sondern aizch im Tobeu der Wahlschlacht sein Hurra zu rufen versteht. Jetzt hcißt's für alle nationalen Parteien von rechts bis links: Das Zic. er- könnt, Kräfte gespannt, Schwarzseher verbannt! Das Ziel ist klar vorgezeichnet: es gilt, mobil zu machen gegen Zentrum und Sozialdemokratie, deren Vorherrschaft im Reichstage den deutschen Namen und die deutschen Interessen vor der ganzen Welt schändet. Die Kräfte müssen gespannt werden durch un bedingte Einigkeit der Parteien und durch Opferwilligkeit in einem Kampfe, der von entscheidender Wichtigkeit für die Ge- staltung unserer nächsten Zukunft ist. Vor ollem aber keine Schlvarzseherei! lllur wer fest an seinen Sieg glaubt, wird siegen, das ist eine alte Erfahrung. Den Weckruf der Regie- rung an dos deutsche Volk durch Unkenrufe zu stören, wie es leider einzelne Aätter zu tun belieben, muß im gegenwärtigen kritischen Augenblicke geradezu als ein nationaler Frevel be zeichnet werden. Was soll man dazu sagen, wenn hier und da in schwächlicher Verzagtheit Skepsis und Sorge darüber geäußert werden, daß unsere Kolonialvolitik viel zu schlecht ge- wesen sei, um mit einem Male die Massen zum Wahlkampfe zu begeistern, und daß auch die Parole: „Gegen das Zentrum" der Sozialdemokratie zum mindesten nicht schaden könne. Das heißt am deutschen Volke verzweifeln! Das Blut deutscher Krieger ist in unserer Kolonie geflossen, es handelt sich uw die Fortsetzung der militärischen Aktion «regen die aufständischen Schwarzen, ja. es gilt im letzten Grunde das Ansehen der deutschen Politik vor der ganzen Welt. Dreimal haben bis- her die deutschen Wähler gelegentlich von Reichstagsoußlöiungcn aus den an sie von der Neichsregierung gerichteten Appell dieser recht gegeben. Wir zweifeln nicht daran, daß daS auch diesmal geschahen wird. Sollte alles, waS in letzter Zeit gegen die ultramontan - sozialdemokratische Mißwirtschaft geschrieben und gesprochen worden ist. leeres Strohseuer gewesen sein? Das wird im Ernst niemand zu behaupten wagen, und wenn von sozialdemokratischer Seite in hysterischer Begeisterung bombastisch prophezeit wird, daß „die kommenden Wahlen ein vernichtendes Volksurteil werden müssen", so wird diese Vor- aussage sich hoffentlich verwirklichen — aber in einem anderen Sinne, als die Herren sich's träumen lasten. Mit dem Gimpel- fange ist's nichts mehr! Weshalb hat unsere Kolonialpolitik manchmal versagt und Mißerfolge zu verzeichnen gehabt, wes halb hat oer südwe-stasrikanische Krieg dem deutschen Reichs säckel so ungeheure Summen gekostet? Antwort: Weil die klerikal-sozialdemokratüche Mehrheit bisher nur ganz ungc- nügende Mittel bewilligt und mit der Ablehnung aller nol- wendigen Forderungen für unsere Kolonien geradezu einen Sport getrieben hat. Der Krieg dort unten wäre vielleicht gar nicht ausgebrochen, wenn wir eine größere Militärbcsatzung und hinreichende Eisenbahnverbindungen zur Verfügung ge habt halten: auf jeden Fall hätte dann der Kampf gcocn einen tückischen Feind nicht ein Drittel der Opfer an Gut und Blut gekostet, weil er schneller und gründlicher hätte beendigt werden können. Aus den Herren von der ultramontan - sozialdemo kratischen ReichStagsmehrheit lastet — so schwer eS auch fällt, dies so nackt auszusprechen — eine Blutschuld, die um Rache schreit. Das deutsche Volk müßte sich selbst verleugnen,' wenn es nicht diesmal derartigen Leuten «inen drastischen Denkzettel geben würde! De Zeit bis zu den Wahlen, die vermutlich am 2V. Januar stattfindcn werden, ist kurz: in eine knapp« Borbereitungs - Periode muß «ine um so aus giebigere Agitation hineingctragen werden. Darum sei's ge- mahnt: „Das Volk steht auf, der Sturm bricht loS. Wer legi noch die Härcke jetzt sei« in de» Schoß!" Wenn alle. alle, denen Deutschlands Wohl am Herzen liegt, zur Wahlurne kommen, ö muß es gelingen, einen neuen, seinem hohen Amte gewachsenen und des Reiches würdigen, pflichttreuen Reichstag zu schaffen. -,'cueste Tralltmclduttqcn kein 14 Dezember. Zur Auslösung des Reichstag cs. Berlin. iPriv.-Tcl.j In parlamentarischen Kreisen erzählt man sich: Die kaiserliche Botschaft über die Auslösung des Reichstages muß versassungsgemäß die eigen- händige Unterschrift des Kaisers tragen. Die Auslösung war auf telegraphisckiem Wege beraten und beschlossen worden. Der Kurier des Kaisers hatte die Urkunde am Vormittage zur Be förderung erhalten und fuhr mit dem Schnellzuge über Hannover nach Berlin. Hier konnte er jedoch vor 4 Uhr nicht euitreffen, und man soll deshalb in Rcgierungskreisen sich dahin per- tändigt haben, daß die Beratung unbedingt bis zur Ankunft des Kuriers hinausgezogen werden müsse, und daß, falls sich kein Abgeordneter mehr zum Worte melden sollte, die Ver treter der Negierung nochmals das Wort ergreifen sollten. Berlin. lPriv.-Tcl.) De offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." chreibt: „Nach Mitteilung mehrerer Natter soll in parlamen- arischen Kreisen an der Richtigkeit der Meldung über ein von L-r. Majestät dem Kaiser dem Grasen Balle st rem zugcgangenes Telegramm feslgehalten werden. Deser irr tümlichen Auffassung gegenüber erklären wir, daß die dem Grafen Ballcslrem zugegangene Depesche weder von Seiner Majestät hcrrührte, noch ihrem Inhalte nach sich auf schwebende politische Angelegenheiten bezog." -Berlin. Mriv.-Te!.) Das endgültige Abstim mung s r es u I la t über die Kolonialkredite' ist heute früh im Reichstage sestgestellt worden. Danach ist der Antrag Ablaß mit nur 4 Stimmen Mehrheit abgelehnt worden. Dafür haben gestimmt 171. dagegen 175 Abgeordnete: ungültig war eine -Ltimme. Tie endgültigen AUtlinmunMifscril über dir Re gierungsvorlage — hier sind 348 Stimmen abgegeben worden, eine mehr als bei der ersten namentlichen ÄVb-stimmung — find mit ja 168, mit nein 177, Stimmenenthaltung eine, ungültig zwei. Für den Antrag Ablaß und die Regie rungsvorlage sind ge-'chlossen einaetretcn die Konservativen die Ratioiiallit'eralen, Rcichsvartei und freisinnigen Parteien Volkspariei. Vereinigung und Süddeutsche Bolkspartei. Die Wirtschaftliche Vereinigung hat in ihrer Mehrheit mit Ja gestimmt, nur die zu ihr gehörigen Mitglieder des Bayiischen Bauernbundes mit Nein. Geschlossen gegen die Koloiiinlsnrdeiungen haben nur die Sozialdemokraten und die Polen gestimmt, die beide sehr stark vertreten waren. Vom Zentrum und den ihm nahestehenden Elsässern haben 27. zum Teil hervorragende Mitglieder, an der Abstimmung nicht triläenommen, so Freiherr v. Hertling. Burlagr. Fritzen, Herold. Graf Praichma, Osel. Dr. am Zehnhoff u. a. Für den Antrag Ablaß haben drei ZentrumSmilglleder votiert: die Abgg. v. Slcombeck. v. Savigny und Humann. Bei der Abstimmung über dir Regiernngsvoilagc haben dann Savignh und Humann mit Nein gestimmt, der Abg. v. Stiombeck hat sich der Stimme enthalten. Gras Ballestrem hat bei beiden Ab- ftlnimnngeii den weiße» Ja-Zettel abgegeben. Von der Rechten feilsten mir sechs, von den Nationalliberalen und Sozialdemokraten ie zwei. Aus dieser Abilimmuiiasliste geht mit Teuilichkcil hervor, daß bei der Zusammensetzung des nnnmebr aufgelösten Reichs tages auch im vollbesetzten Hause eine Mehrheit für den 'Nach tragsetat schwerlich zn stände gekommen wäre. — Im Reichstage hielten hrnte vormittag säst sämtliche Parteien bezw. Partei- vorstände Sitzungen ab zur Feststellung ihrer Wahlaufrufe und zur Beratung von Fragen der Wahlagitation. Die Neu wahlen sollen, wie gerüchtweise verlautet, am 20. Januar stattkinden. und der neue NeichStag am 7. oder 8. Februar zusamnientielen. Berlin. (Priv.^Tel.) Die „NationalM." resümiert die Betrachtungen^ hie die Blätter über das Ereignis -des gestrigen Tapes anwellen, wie folgt: Diese -Bewachungen Heiden sich in zwei große Gruppen nach Maßgabe der ent- ''chcidendeii Abstimmung im Reichstage. Die Organe der Kon- -ewaliven, der 'Nationalliberalen, Fcifinnigen und Demokraten sind einig in dem einen Punkte, daß die Auflösung dir Kon- lequcnz der Zenlrumspolitik -war. Durchweg wird die Auf lösung von jenen auch als eine Befreiung aus unhaltbarer und unerträglicher Lage empfunden. J-m Laaer der Opposition, die die Regierungsvorlage zum Fallen brachte, ist die Stim mung zerfahrener. Das Zentrum markier! Zuversicht, dock blickt das -Unbehagen' überall durch. Das üozialdcmo-kratijschc HaupOlat», daS positive Ziele nicht bat, stürzt sich Hals über Koch ins Pkiraiiengewühl des WaWamches. Nur zum Zentrum, seinem Verbündeten vpn geistern, weiß es noch keine reckte Stellung zu gewinnen. Berlin. lPiiv.-Tests Die „Post" richtet an alle Gruppen, die diesmal unter gemeinsame, nationaler Flagge fechten, von der äußersten Rechten bis zur deutschen Volkspartrt, die Aufforderung Bilden wir einen Wahlblock zur Verteidigung der Ehre und des Ansehens des Deutschen Reiches gegen Sozial- drmokcatcn und Zentrum! Das .Verl. Tagebl." meint: Es habe wohl keinem Zweifel unterlegen, daß der Kaiser seit einiger Zeit mit lener Politik unzufrieden war. die ihr einziges Heil nn Zu sammengehen mit dem Zentrum suchte und sich von Konzession zn Konzession wei'ertrriben ließ. Das Blatt glaubt zu wissen, daß Prinz Hodensohe-Langeuburg während seiner kurzen Tätigkeit im Kolonialamtc dem Kaiser in einem Vortrage die unerträgliche Herrschaft des Zentrums schilderte, und vermutet, daß dem mund lichen Vorträge später eine schriftliche Eingabe folgte. Karlsruhe. <Priv.-Tests Eine Berliner Zuschrift der offiziösen „Südd Rrichskorreip." erklärt: Als in der Presse ange sichts der Ablebnungstaktik des Zentrums die ersten Mahnrufe ln»t wurden, war an leitende, Stelle die Gefahr schon erkannt und der Entschluß, darauf die einzig mögliche Antwort zu geben, schon gefaßt. Der Kanzler selbst in eS gewesen, der rechtzeitig dir Krone aus die von der Reichst-igSniehrbeit zu erwartende Haltung aufmerksum gemacht und seinen Standpunkt sofort dahin präzisiert hat: „Entweder Annahme der Regierungsvorlage oder Auflösung des HausrS" Von Paktieren ist gar keine Rede gewesen.
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