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265, 13. November 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel 14283 Errichtung der »Deutschen Bücherei« mit kurzen genauen An gaben über den Plan, die Ausführung und Beschaffung der Mittel gebracht. In der Abendausgabe gleichen Datums folgte ein ausführlicher Artikel darüber nach, der über Zweck, Mittel, Gestaltung und Grundlagen der »Deutschen Bücherei« berichtet, was unseren Lesern inzwischen hinreichend bekannt geworden ist, so daß es der Wiederholung hier nicht mehr bedarf. Wir geben daher nur den daran anschließenden Teil des Artikels wieder, in dem es heißt: »Dies sind in großen Zügen die Grundlagen der Deutschen Bü cherei. Sic lassen erkennen, daß etwas Großartiges geschaffen wer den soll. Mit ihr wird ein langjähriger Wunsch weiter Kreise er füllt, dein bereits im Jahre 1874 bei der Beratung des Preßgcsetzes der Abgeordnete Dr. Eduard Brockhaus-Leipzig im Deutschen Reichs tag mit beredten Worten Ausdruck verliehen hat, und der im Laufe der Jahre nur geschlummert, aber nie geruht hat. Nach vielfachen Versuchen, den Gedanken der Schaffung einer deutschen Zentral bibliothek ernent zu beleben, ist dies erst vor anderthalb Jahren dem Verlagsbnchhändler Dr. Erich Ehlermann-Dresden mit Erfolg ge- gclungen. Dieses war aber auch nur möglich durch das große Interesse und die unermüdliche Förderung unseres Oberbürger meisters Dr. Dittrich und die großzügige und erfolgreiche Mit arbeit des Vorstandes des Börsenvcreins, insbesondere seines Ersten Vorstehers Kommerzienrat Karl Siegismund, Berlin. Fast schien es, als sollte anch dieses Mal wieder der schöne Gedanke begraben werden, aber der zielbewnßten Tätigkeit der Genannten ist es endlich doch gelungen, alle Fährnisse glücklich zu überwinden. Mit beson derer Anerkennung muß auch der Königlich Sächsischen Staatsregie rung gedacht werden, die in richtiger Erkenntnis der großen Be deutung der Sache für Sachsen und Leipzig den ihr vorgetragenen Wünschen in verständnisvoller Weise Rechnung getragen hat. Neben diesen haben anch noch andere Personen, insbesondere der Erste Vorsteher des Deutschen Verlegervereins, Arthur Meiner (Leipzig), und der frühere langjährige Erste Vorsteher des Börsenvereins Albert Brockhaus (Leipzig), sich um das Zustandekommen der Deut schen Bücherei große Verdienste erworben. Allen gebührt aufrich tiger Dank. Die Stadt Leipzig aber kann stolz sein, eine Nationalbibliothek zu erhalten, nm die uns bald die anderen Nationen beneiden wer den: wir erhoffen ein Archiv des deutschen Schrifttums, eine öffentliche, unentgeltlich an Ort und Stelle zur Benutzung frei stehende Bibliothek, die deutscher Fleiß und deutsche Gründlichkeit bald zu einer Forschungsstätte machen werden, die den Ruhm der alten Metropole des deutschen Buchhandels noch weiter befestigen und im herrlichsten Glanze erstrahlen lasten wird.« Zum Schluß erwähut das Blatt uoch die oben ange gebenen kritischen Ausführungen des Berliner Tage blattes und bemerkt dazu: »Diese Ausführungen bedürfen der Richtigstellung. Zunächst ist die Deutsche Bücherei nicht etwa als eine Konkurrenz für die Königliche Bibliothek in Berlin gedacht, wie es nach dem Berliner- Blatte den Anschein haben könnte. Ferner irrt das .Berliner Tage blatt*, wenn es die Bedeutung der Leipziger Bibliothek .nur als eine bedingte* auffaßt, weil diese nur die Literatur von 1913-an sammle. Wie aus den Satzungen der Deutschen Bücherei, die jedem Interessenten zur Verfügung stehen, klar zu ersehen ist, gestalt«?» die Satzungen ausdrücklich die Sammlung von Werken, die bereits vor 1913 erschienen sind. Außerdem gibt es in Leipzig noch altbewährte Bibliotheken, wie die Neichsgerichtsbibliothek, die Universitäts bibliothek, die Stadtbibliothek, die Comeniusbibliothek und andere, die eine wertvolle Ergänzung der Deutschen Bücherei bilden können. Nicht richtig ist es schließlich auch, wenn das .Berliner Tageblatt* schreibt, der Deutschen Bücherei stehe nur ein jährlicher Nnterhal- tungsfonds von 85 909 zur Verfügung. Staat und Stadt zahlen vielmehr 299 999 jährlich dazu. Wir Leipziger werden uns jedenfalls durch die Kassandrarufe des .B. T.* die Freude an der Deutschen Bücherei sicher nicht nehmen lassen, und im übrigen Deutschen Reiche wird man das Unter nehmen ebenfalls mit freudiger Genugtuung begrüßen.« Auch die Leipziger Neuesten Nachrichten vom 26. September 1912 widmen der Errichtung der »Deut schen Bücherei« nicht weniger eingehend und ausführlich ihre Aufmerksamkeit und begrüßen sie mit gleich lebhaften Glück wünschen, wie sie im Leipziger Tageblatt zu lesen waren. Die Leipziger Abendzeitung begrüßt schon am 22. September 1912, also noch vor der offiziellen Bekanntgabe, die Errichtung einer »Deutschen Zentralbibliothek« in Leipzig mit einem längeren Artikel, dem wir im Auszug entnehmen : »Es kommt hierbei hauptsächlich der Bau eiues großen Biblio- theksgebäudes in Betracht. Als Platz ist ein größeres Areal im Osten unserer Stadt ausersehen. Da der Bau längere Zeit in An spruch uehmcu wird, so muß die Bibliothek, mit deren Sammlung selbstverständlich schon früher begonnen werden muß, inzwischen einen provisorischen Unterkunftsort finden. Einen solchen in ge nügender Größe zu schassen, ist schwierig, aber hieran wird, so wurde uns aus Buchhändlerkreisen versichert, die baldige Verwirklichung des Gedankens nicht scheitern. Ein geeigneter Lcsesaal ist dabei nötig, und zwar um so mehr, weil bei dem Charakter der Bibliothek ein Ausleihen von Bücher» nicht in Betracht kommt, sondern die Be nutzung an Ort und Stelle zu geschehen hätte. In den leitenden Kreisen des Vereins soll man auch bereit sein, die vorläufige Unterbringung der Bibliothek im Buchhändlerhause zu bewirken. So kann denn das großzügig angelegte Projekt, über das vor unnmehr anderhalb Jahren zum erstenmal in der Öffentlichkeit be richtet wurde (und zwar merkwürdigerweise in einem Königsberger Blatt), als völlig sicher gelten.« Im Zeutralblatt für Bibliothekswesen 1912, S. 433 ff. veröffentlicht Geheimrat Dr. Paul Schwenke- Berlin in einem weiteren Artikel die Bekanntmachung und Satzung der »Deutschen Bücherei« vom 25. September 1912, der mit dem freundlichen Wunsche schließt: Trotz der Einschränkungen, die wir bezüglich der Notwendig keit der Leipziger Bücherei auch jetzt uoch machen müssen, stehen wir nicht an, ihre Begründung als einen außerordentlichen Vorgang in der deutschen Bibliotheksgeschichte zu verzeichnen. Es wird ohne Zweifel möglich sein, ihr Aufgaben zuzuweisen, zu deneu die anderen Bibliotheken als Benutzungs- und Ansleihbibliotheken nicht geschickt sind Jedenfalls begrüßen wir die neue Anstalt nnd wünschen ihr aufrichtig eine gedeihliche Entwicklung.« Außerdem sind unter vielen anderen noch die folgenden deutsche« Blätter besonders hervorzuheben, die der »Deut schen Bücherei« in ihren Spalten mehrfach freundlich gedacht haben: Die DeutscheTageszeitungin Berlin (in ihr hat ueuestens noch F. Schwarzenberger (Morgenausgabe vom 4. November 19121 in einem längeren Beitrag, eine Art Echo aller verschiedenen Meinungen aus aller Herren Länder über eine »Deutschen Bücherei« zusammengestellt), die V o s s i s ch e Zeitung in Berlin, die Dresdener Nachrichten, das Dresdener Journal, Deutschland. Zeit schrift für Heimatkunde und Heimatliebe in Düsseldorf, die Hamburger Nachrichten, die Kölnische Zei tung, die Frankfurter Zeitung, das Neue Stuttgarter Tagblatt. Aus der Schweiz ging uns von Bern: 1.6 Droit ä'^u- tour, Organe m6N8»6l cku Lureau international vom 15. Ok tober 1912 und das St. Galler Tagblatt vom 2. Ok tober '912 mit einem Bericht über die »Deutsche Bücherei«, ihre Organisation, ihre Zwecke und Ziele zu. Aus Österreich bezeugen einige Blätter der »Deut- s len Bücherei« besondere Aufmerksamkeit durch begeisterte Anerkennung der hohen Bedeutung des großen, idealen Unter nehmens. Die Neichenbacher Zeitung in Reichenbach in Böhmen vom 29. September 1912 bringt einen längeren Leit artikel, in dem sie die »Deutsche Bücherei« hochgestimmt be grüßt, wie folgt: »Eine nationale Tat, eine wirklich nationale Tat, kein nationaler Vorwand, keine nationale Geste, keine nationale Phrase. Vom 1. Jänner des Jahres 1913 wird in Leipzig eine .Deutsche Bücherei* erstehen, die ein Archiv des gesamten deutschen Schrifttum? 1857*