Volltext Seite (XML)
14284 «rrs-nila« I. d. Dychn. «E-Md-I. Nichtamtlicher Teil. 268, 18. November 1SI2. und damit das grandioseste Denkmal des deutschen Geisteslebens bilden wird. Es ist das Verdienst des Börfcnvereins der Deutschen Buchhändler, diesen seit Jahrzehnten von Schriftstellern und Ge lehrten geänstcrten Wunsch nach einer umfassenden .deutschen Nationalbiblioihest der Verwirklichung zugeführt zu haben. Der B ö r s c n v e r e i n, der sich ja auch sonst um die Organisation des deutschen Buchhandels und damit gewist auch um das deutsche Schrifttum große Verdienste erworben hat, setzt sich durch diese seine Schöpfung gewiß selbst ein Denkmal für ewige Zeiten. Aber auch die Stadt Leipzig, dieses Zentrum des deutschen Buchhandels, und die sächsische Regierung, welche zur Durchführung dieses nationalen Werkes Hilfen im Werte von mehr als drei Millionen Mark beisteuern, dürfen des Dankes aller wirklich national fühlenden Deutschen sicher sein. Dieses Denkmal deutscher Geistesarbeit in Leipzig wird Heller und unvergänglicher in die Jahrhunderte hineinlenchten und die Größe des deutschen Namens kommenden Geschlechtern lauter rühmen, als dies das zu gleicher Zeit auch in Leipzig zu enthüllende Denkmal der Völkerschlacht von Anno 1818 zu tun imstande sein wird. I» seinem Schrifttu m aber ist das deutsche Volk i m in e r sieghaft geblieben, in ihm sind die ideellen Keime jedes Menschhcitsfortschrittes niedcrgelegt, und deshalb wird die.Deutsche Bücherei' ein Denkmal des deutschen Freiheitsdranges und der Sieggewalt des deutschen Nationalgeistcs sein.« Die Neue Freie Presse in Wien kommt mehrfach und besonders ausführlich am 27. September >912 in dem Artikel »Die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig. Zweck und Ziele dieser Neugründung« ans die Deutsche Bücherei in Leipzig zu sprechen und bezeichnet ihre Gründung »als einen Jubiläumsakt, denn 25 Jahre vor ihrem Gründungstage tour- den in Frankfurt a. M. die noch heute gültigen Satzungen des Börsenvereins aufgestellt«. Das Neue Wiener Tagblatt in Wien vom 26. September 1912 veröffentlicht einen Artikel: »Deutsche Bücherei. Errichtung eines kolossalen Literaturarchivs in Sach sen-.« Wir können uns nicht versagen, den begeisterten Worten, die unsere Stammesgenossen in Wien dafür gefunden haben, ani Schluß unseres heutigen Berichtes über die Pressestimmen soviel wie möglich Raum zu geben: »Dem Börsenvcrein der Deutschen Buchhändler ist zu seiner Initiative, dem sächsischen Volke, der sächsischen Regierung, der Stadt Leipzig und schließlich ganz Deutschland — zu diesem riesigen Unternehmen nur herzlichst zu gratulieren. Man hat die Deutschen ein Büchervolk, eine literarische Nation genannt, und dieser Ehren name erhält durch eine Gründung von so gewaltigen Dimensionen gleichsam einen Glanz. Daß Gelb gesammelt wird für Panzer schiffe, erfordert die eiserne Notwendigkeit. Aber diese deutsche Bücherei verdankt ihre Errichtung einem tieferen und zugleich einem menschlich höherstehenden Bedürfnis. Bücher haben ihre Schicksale. Sie kommen und verschwinden, sie herrschen oft nur eine Saison und geraten in Verstoß, wenn es nicht ewige Werte sind, die sie ans sich führen. Aber in den Büchern einer Nation spiegelt sich gleichsam ihr Antlitz. Zug um Zug trägt das Schrifttum in dieses Antlitz, woraus sich die Leiden und Freuden und die Hoffnungen des Volkes ausprägen. In seinen Büchern errichtet sich das Volk ein Denkmal, ein papierenes wohl, aber darob kein minderwertiges und undauerhaftes. Unter den bücherproduzierenden Völkern dieser Erde nehmen die Deutschen eine führende Stellung ein. Die großen Verleger, die Liebe und Sorgfalt und Opscrwilligkeit für die Dokumente des geistigen Lebens haben, leben lind schassen in Deutschland. Immerhin hat es an einer großen Zentralstelle gefehlt, und selbst die aufmerksamsten Bibliotheken sind kaum mehr im stände, als nur einen Teil der Produktion zu sammeln. Die sächsische Unternehmung, die den schlichten Namen .Deutsche Bücherei' führt, ist der erste großzügige Versuch dieser Art, eine Art Eiesamtarchivs der deutschen und zum Teil auch fremdsprachigen Literatur, soweit sic in Deutschland erscheint, zu schassen. Eine Zentralstelle der gcdachten und erfüllten Kultur der Deutschen wird erstehen, der sich an Horizont und Bedeutung kaum etwas Ähnliches zur Seite stellen läßt. i Es ist wohl kein Zufall, daß auch dieser Gedanke und diese Tat in Sachsen zu Hause sind. Man erinnert sich, daß Bismarck in, großen Kampfe von 187V—71 an alle Berichte von Sieg und Erfolg die stereotype Frage knüpfte: ,Was machen die Sachsen?' Und bekannt ist es, wie warm er dann des großen und ruhmvollen Anteils gedachte, den Sachsen am Krieg und an der Errichtung des Deutschen Reiches genommen hatte. Die .Deutsche Bücherei' ist eine neue Antwort auf die Bismarcksche Krage: ,Was machen die Sachsen?' Sie gründen ein deutsches Bücherhaus und ver wenden fürstliche Summen auf dieses gewaltige Unternehmen, darum sie von allen Kulturnationcn wahrhaftig zu beneiden sind. Die alte Stabt des deutschen Buchhandels, Leipzig, wird damit auch äußerlich eine Hauptstadt des deutschen Geisteslebens der ge schriebenen und gedachten und gefühlten Kultur. Die Riescn- bibliothck der Nation wird bald eine ehrwürdige Stätte des Schrifttums sein, ein Reiseziel der intellektuellen Menschheit. Und in den Glückwunsch, den wir ihr darbringen, mischt sich wohl auch ein Seufzer. Es ist nicht überall so viel Geld für geistige Zwecke da, und nicht überall gibt es diese Zwecke selbst.« Zum Schluß fügen wir nun zur notwendigen Ergänzung dieser Übersicht noch ein nach Städten geordnetes Verzeichnis der Pressestimmen bei, die meist rein sachlich und daher im wesentlichen natürlich übereinstimmend ausschließlich den Plan und die Grundlagen der »Deutschen Bücherei« mitgeteilt haben: Altona: Altonaer Nachrichten. — Augsburg: Augsburger Abendzeitung. — Berlin: Berliner Börsen- Courier. — Berliner Börsen-Zeitung. — Deutsche Zeitung. — Das Echo. — Das Literarische Echo. — Deutsche Literatur- Zeitung. — Berliner Lokal-Anzeiger. — Deutsche Nachrichten. — Berliner Morgenpost. — Nene Preußische (Kreuz-) Zei tung. — Berliner Neueste Nachrichten. — Der Reichsanzeiger. — Berliner Zeitung am Mittag. — Düsseldorf: Düssel dorfer Zeitung. — Essen a. d. Ruhr: Rheinisch-Westfäli sche Zeitung. — Frankfurt a. M.: General-Anzeiger für Frankfurt a. M. — Volksstimme. — Graz: Tagespost. — Hamburg: Hamburger Korrespondent. —Hamburger Echo. — Hamburger Fremdenblatt. — Heidelberg: General- Anzeiger. — Jena: Jenaische Zeitung. — Karlsruhe: Badische Presse. — Kiel: Kieler Neueste Nachrichten. — Kieler Zeitung. — Köln: Kölnische Volkszeitung. — Lahr: Lahrer Zeitung. — Leipzig: Leipziger Volkszeitung. - Lübeck: Lllbecksche Anzeigen. — München: Allgemeine Zeitung. — Nürnberg: Fränkischer Kurier. — Prag: Prager Tageblatt. — Rostock: Rostocker Anzeiger. — Stet tin: General-Anzeiger für Stettin und Provinz Pommern. — Stratzburg: Straßburger Tagespost. — Wien: Fremden blatt. — Neues Wiener Journal. — Deutsches Volksblatt. — Die Zeit. — Zwickau: Zwickauer Neueste Nachrichten. Leipzig. Ern st Mohrmann. Herbstversammlung des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im Deutschen Buchhandel in Bayreuth am 14. und 15. September 1912. (Vgl. Nr. 248—254, 259, 280, 261, 282, 263 u. 284.) (Die folgenden Punkte der Tagesordnung sind nicht stenographisch ausgenommen.) 2. »Der Verkauf von Remittenden-Exemplaren durch den Verleger an Warenhäuser oder direkt ans Publikum.« Referent Herr Georg Eggers, Berlin. Herr Georg Eggers, Berlin, als Referent: Meine Herren, es ist eine eigenartige, jedoch nicht fort zuleugnende Tatsache, daß zwei so verwandte Berufe, wie sie Verlags- und Sortimentsbuchhandel darstellen, sich immer mehr entfremdet haben. Die Reibungsflächen mehren sich von Jahr zu Jahr, und eine Spannung ist vorhanden, die eine verderbliche Entladung zur Folge haben muß, wenn es nicht bald gelingt, Abhilfe zu schaffen.