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237, 8, Oktober 1924. Redaktioneller Teil, Redaktioneller Teil. (Nr. 156.) Bekanntmachung. Der Ehrenausschutz des Börsenvereins hat beschlossen, anläßlich des hundertjährigen Jubiläums des Börsen vereins der Deutschen Buchhändler die Bildnisse von Carl Christian Horvath- Potsdam, Friedrich Campe- Nürnberg, Wilhelm Ambrosius Barth- Leipzig und Albert Brockhaus- Leipzig im großen Saale des Buchhändlerhauses anzubringen. Gemäß der Ordnung über die Ausstellung von Bildnissen vom 5. Mai 1912 wird dies hiermit bekanntgegeben. Leipzig, den 7. Oktober 1924. Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig Max Röder. PaulNitschmann. Richard Linnemann. vr. OskarStebeck. AlbertDiederich. Ernst Reinhardt. Bekanntmachung. Mitgliedsbcitrag betrcssend. Die Mitglieder werden hiermit gebeten, den Mitgliedsbei trag sür das vierte Quartal 1924 (Oktober-Dezember) von 7.50 Goldmark, soweit noch nicht geschehen, auf unser Postscheckkonto 13 463 oder durch Kommissionär spätestens bis zum 15. Oktober 1924 zu überweisen. Bei allen Zahlungen bitten wir stets anzugeben: Betr. M. B. IV. Quartal. Soweit der Mitgliedsbeitrag nicht direkt bezahlt wird, wer den wir denselben in der zweiten Oktoberhälfte mittelst Bar faktur beim Kommissionär erheben oder durch die BAG ein ziehen. Die betr. Mitglieder werden gebeten, ihrem Kommis sionär entsprechenden Einlösungsauftrag zugehen zu lassen. Leipzig, den 7. Oktober 1924. Geschäftsstelle des Börsenvcrcins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, vr. Heß, Syndikus. Sächsisch-Thüringischer Duchhändler-Berband E. B. Jahresbericht erstattet vom Vorsitzenden auf der 38. Hauptversammlung am 7. September 1924 zu Jena. Es hat den Anschein, als ob jener Zeitabschnitt unseres deutschen Wirtschaftslebens seinem Ende entgegengehe, der Wohl am besten mit Wilhelm Raabes Worten wiedergegeben werden kann: »Die Wunden der Helden waren noch nicht verharscht, die Tränen der Kinder und Mütter, der Gattinnen und Bräute und Schwestern noch nicht getrocknet, die Gräber der Gefallenen noch nicht übergrünt: aber in Deutschland ging's schon — so früh nach dem furchtbaren Kriege — recht wunderlich her; wie während oder nach einer großen Feuersbrunst in der Gosse ein Sirupfaß platzt und der Pöbel und die Buben anfangen zu lecken, so war im deutschen Volke der Geldsack aufgegangen, und die Taler rollten in den Gossen, und nur zu viele Hände griffen auch dort danach«. Es hat den Anschein, als ob dieser tolle, alles mit sich reißende Strudel zu verebben beginne, und nun aus Geröll und Schlamm neues Leben sprieße. Noch sind die Keime zart, und manches Pslänzlein wird einem kalten Schauer erliegen müssen. Aber die Gesamtheit unseres deutschen Wirtschaftskörpeis läßt doch Kräfte erhoffen, die stark genug sind, um Frucht zu treiben und eine, wenn auch zunächst bescheidene Ernte zu gestatten, von der allerdings ein gut Teil an unsere Feinde abgegeben werden muß. Das verflossene Verbandsjahr zeichnet sich wirtschaftlich aus: einmal durch den gänzlichen Verfall unserer Mark- Währung. Von den Tausenden glitten wir in die Hundert tausende, in die Millionen, weiter in die Milliarden und Billio nen. Zum anderen aber ist ein besonderes Merkmal die Festigung unserer Währung, die auf der Relation 1 Goldmark — 1 Billion Papiermark herbeigeführt wurde und dank der Balancierung unseres Staatshaushaltes verbunden mit höchster Beschränkung aller Ausgaben bis heute erhalten werden konnte. Mit Grauen nur kann man an jene Monate des hinter uns liegenden Geschäftsjahres zurückdenken, wo es galt, vereinnahmte Gelder hastig aus dem Hause zu schassen und irgendwie in Waren oder Sachwerten unterzubringen. So drohte jegliches Gefühl für die Aufgaben unseres Berufes verloren zu gehen. Hast und Sorge um den Entwertungsschaden hielten die Geister gefangen. Seit vielen Jahrzehnten vorzüglich bewährte Einrichtungen des deutschen Buchhandels wurden durch die Wirkungen der Inflation außer Gefecht gesetzt. Abmachungen jeder Art wurden in dem Augenblick, wo sie beschlossen waren, überholt und hinfällig. Die buchhändlerischen wie über- Haupt die wirtschaftlichen Organisationen waren schließ lich gezwungen, ihre Mitglieder der Selbsttätigkeit zu überlassen, und mit Anerkennung mag hier fcstgcstellt werden, daß auch in dieser Zeit, wo eine Führung unmöglich gemacht wurde, die Berufsdisziplin des Buchhandels, abgesehen natürlich von einzelnen belanglosen Reibungen, nicht versagte. Im November endlich war der Höhepunkt erreicht. Durch das Verschwinden der riesenhaften Zahlen erschienen die Bücher- preise freundlicher, sodaß das Weihnachtsgeschäft günstig beeinflußt wurde. Alte Kunden, die wir seit Jahren nicht mehr gesehen hatten, stellten sich wieder ein und verstärkten den in der Kriegs- und Nachkriegszeit neuerworbenen Kunden kreis. Der Geschäftsgang zu Weihnachten dürfte Wohl allge mein gut, zum Teil sogar sehr gut gewesen sein. Durch Be richte, die uns aus dem Verbandsbereiche zugegangen sind, haben wir erfahren, daß die Dezemberumsätze bis zu 25?S über den Vorkriegsumsätzen des gleichen Monats liegen. Wir sind über zeugt, daß die erzielten Gewinne restlos wieder zu Einkäufen benutzt wurden, sodaß auch der Verlag mit dem Geschäftsgänge zufrieden gewesen sein dürfte und Mittel zu neuer Produktion gewonnen hat. liöS»