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x° 237, 8. Oktober 1924. Redaktioneller Teil. — Sprechfaul. VSrjeublatl f. d. Dtschu. Buchhandel. 1 A4 Atz Beihilfen zu wissenschaftlichen Arbeiten. — Die Preußische Akademie der Wissenschaften hat bewilligt durch ihre phy sikalisch-mathematische Klasse: 1375 Mark zur Fortführung der Arbei ten am d'omenclsloi animalinm generum et subZenerum, 980 Mark zur Fortführung des Unternehmens »Das Tierreich«, 150 Mark zur Fort führung des Unternehmens »Das Pflanzenreich«, 400 Mark für die Euler-Ausgabe, 150 Mark zur Fortführung der Untersuchungen des vr. Fritz Levy in Berlin zur Zellteilungsphysiologie: — durch ihre philosophisch-historische Klasse: 3750 Mark für die Fortführung der Arbeiten der Orientalischen Kommission, 1500 Mark für die Fortfüh rung der Arbeiten am Wörterbuch der Aegyptischen Sprache, 375 Mk. für die Fortführung der Kant-Ausgabe, 5705 Mark für die Fortfüh rung der Arbeiten der Preußischen Kommission, 150 Mark zur Bestrei tung der laufenden Unkosten für die Kirchenvater-Kommission, 330 Mk. dem ordentlichen Mitglieds Prof. Burdach für die Phowgrapylerung einer Handschrift. Basaris Privatarchiv entdeckt. — Das Privatarchiv des »Vaters der Kunstgeschichte« Giorgio Vasari ist durch den Vorsteher d.'r Museen von Toscana Giovanni Poggi im Archiv des Grafen Nasponi Spinelli zu Arezzo entdeckt worden. Nach einer Mitteilung im «Cice rone« wird es nun auf Kosten der Stadt Arezzo, in der sich auch Vasaris Geburtshaus befindet, unter der Leitung von Alessandro della Vita für die Veröffentlichung geordnet und abgeschrieben. Es handelt sich dabei um Briefe und Aufzeichnungen von größtem Inter esse, besonders wichtig sind die hier aufgesundcnen zahlreichen Briefe Michelangelos aus den Jahren 1550—1557, von denen manche mit hineingezeichneten Nandvignetten des Künstlers versehen sind. Humor im Antiquariat. — Eine Berliner Antiquariatshandlung, die einer alten Kundin für einen antiquarischen Kotze bue 20 Mark geboten hatte, erhielt von ihr folgende gereimte Antwort: »Für 20 Mark den ganzen Kotzebue? Ach Gott, da braucht 'ne brave Kuh Ja noch nicht mal sechs Tage zu, Dann hat sie produziert die Summe, Der Dichter bleibt doch stets der Dumme! O wäre doch das geist'ge Futter So wertbeständig bloß wie Butter! Da 20 Mark nicht glätten meine Sorgenfalten, So will ich lieber sie und Kotzebue behalten.« Aufgehobene Zcitungsverbote im besetzten Gebiet. — Die Inter alliierte Rheinland-Kommission hat beschlossen, in Anwendung ihrer Verordnung 3, in der Fassung der Verordnung Nr. 97, das von ihr früher hinsichtlich der nachbenannten Zeitungen und Zeitschriften er lassene endgültige Verbot aufzu heben: Große Berliner Illustrierte Darmstädter Täglicher Anzeiger Fränkischer Kurier Gummersbacher Zeitung Hessische Landeszeitung (Ersatz für den Darmstädter Täglichen An zeiger) Münchner Neueste Nachrichten München-Augsburger Abendzeitung Frankfurter Post Tägliche Rundschau Simplicissimus Burschenschaft!iche Blätter Das Echo Limburger Kurier (Maestricht) Ter Wahre Jakob Kladderadatsch. Beschlagnahme Druckschriften. — Durch Beschluß des Staats- gcrichtshofes zum Schutze der Republik vom 24. Seprcmver 1924 — 13 I 594/24 — ist die Druckschrift »Protokoll über den drit ten Kongreß der Noten Gewerkschaftsinternatio nale«, erschienen im Führer-Verlag, Berlin NW. 6, gemäß 8 94 StrPO. zu beschlagnahmen, weil sie gegen § 86 StrGBs. ver stößt. Wer Stücke der vorbczeichneten Druckschrift in seinem Gewahr sam hat, ist gemäß § 95 StrPO. verpflichtet, dieselben auf Erfordern vorzulegen und auszuliefern. 2931 I ^ 1/24. Berlin, 27. September 1924. Der Polizeipräsident, Abteilung I Der Beschluß des Amtsgerichts in Aachen vom 31. August 1924 wird aufgehoben. Die Beschlagnahme der Druckschrift: »Die sexuelle Aufklärung des Falles H a a r m a n n«, von Peter Brauer unter Mitarbeit von Or. Hans Linden, 2. ver angeordnet. 4 () 148/24. Aachen, 19. September 1924. Die Strafkammer des Landgerichts. (Deutsches Fahndungsblatt, 26. Jahrg., Stück 7697 vom 3. Okt. 1924.) PersolillIl>MWe>i. Gestorben: im September Herr Kunsthändler Josef Naunecker in K l a g e n f u r t. Uber den Verstorbenen schreiben die »Freien Stimmen« in Klagen- furt wie folgt: »Am 25. September wurde Herr Kunsthändler Joses Naunecker im 74. Lebensjahre in aller Stille beerdigt. Mit ihm ging in seiner Sonderheit ein Stück Altklagenfurt zu Grabe. Herr Josef Naunecker hatte im Andruck) seines Lebens nicht den Berus gewählt, de» er in der zweiten Hälfte seines arbeitsreichen Lebens mit größter Hingabe ausübte. Die Militärzeit verbrachte er zumeist bei der Marine und lernte dort mit Ausnahme von Australien alle Erdteile kennen. 1901 eröffnete er in der Kramcrgasse Nr. 9 eine Kunsthandlung, die er bis drei Tage vor seinem Hinscheiden mit überragendem Eifer und Umsicht leitete. Ein stiller Förderer des Heimatgedankens, ein echter Kärntner ist mit ihm heimgegangen. A. R.« Svreüisaal. tObne Verantwortung der Redaktion; jedoch unterliegen alle Einsendungen dev Bestimmungen über die Verwaltung dcS Börsenblatts.) Stuttgarter Buchmesse. Als die Tagnng des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine be gann, erhielt ich zufällig einen Einblick in die Stuttgarter Buch messe: es war, als hätte ich einen Blick tun dürfen in ein noch ver schlossenes Zauberland. Nur drei Säle überblickte ich, war aber so fort überrascht und geradezu überwältigt über die unvergleichlich schöne Aufmachung der Ausstellung. Alle früheren Ausstellungen ähnlicher Art erschienen mir sofort als wenig dem Zweck entsprechend, denn hier in Stuttgart war ein Ideal geschaffen worden. Jeder Raum war in den Farben einheitlich gehalten, die Tische meist schwarz aus gelegt uni> untenherum mit weißen oder gelben und hellrot-violetten Tüchern bespannt. Diese wohldurchdachte Raumgestaltung, bei der Tisch und Wände harmonierten, in der kein störender hoher Aufbau zu sehen war, in der sämtliche Gegenstände in der Blickhöhc der Augen lagen, verschafften eine große Behaglichkeit. Die Räume an sich waren nicht zu groß, sodaß die einzelnen Tische und Nischen gut zur Geltung kamen. Der erste erhebende Eindruck blieb auch bei drei mal wiederholtem Besuch der gleiche. Ter Gcsamteindruck war der, dafi hier Außerordentliches geboten wurde für den, der das Buch liebt, der vertieften Erkenntnis willen, die es vermittelt: man mußte sich sagen- hier mar ein köstlicher Schatz in vollendeter Form geboten. Auf den Tischen unsere wirklichen Reichtümer, die Dichter, Denker, Ge lehrte und Künstler geschaffen, alles übersichtlich, meist nur in ge ringer Höhe aufgebaut und jedes Buch leicht erreichbar. Alle diese Schönheiten weiteten das Herz, und unwillkürlich wurde das Gefühl geweckt, diese Schätze möchte man alle besitzen; es mußte die Er kenntnis kommen, daß wir stolz darauf fein dürfen, diese geistigen Werke zu verteilen. Man muß den Herren, die diese vorbildliche Ausstellung geschaffen haben, dankbar sein; es mar sehr zu bedauern, daß diese Bücherschau, die mit soviel Liebe, Fleiß und Schönheit ge schaffen, nur für sechs Tage geöffnet war. Verkauft wurde auf der Ausstellung nur an Buchhändler. Daß der Verkauf an das Publi kum nicht gestattet war, möchte ich bedauern, denn durch die glanz volle Aufmachung mußte der Wunsch nach Besitz und Kauf in unge ahnter Weise geweckt werden, und man hätte diesem Wunsche gleich Erfüllung, gewähren sollen, sagt doch schon das Sprichwort, man soll das Eisen schmieden, solange es warm ist. Hier hätte die Kaufgelegcn- heit für alle Besucher wohl gute Früchte gezeitigt, die der Stutt garter Verlag dem Sortiment zukommen lassen wollte: dieses aber erblickte in dem Verkauf eine Konkurrenz, und er unterblieb deshalb. 1757*