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Die Spivnin. Fast alle paar Wochen lesen wir, daß der und der vom Reichsgericht eine langjährige Zuchthausstrafe wegen Spionage erhalten hat. Die Verurteilte» sind in der Regel Männer. Das war anders im Kriege, in dem zahlreiche weib. lich« Personen zu Sptvnagrzwecken oder, wie «S militärtechntsch beißt, im Nachrichtendienst verwendet wurden. Fast iede Dame, die während de» BölkerbrandeS, in welchem Lande eS auch immer war. Politik trieb, geriet in den Verdacht, eine bezahlte oder ehrenamtlich tätig« Spionin zu sein. >» die große Zahl von KriegSsptontnncn erinnert« kürz. Ilch eine Verhandlung, die vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte gegen Frau Helene v. Duntn - Markwttz. geborene Gräfin Grzybowska, wegen Hochstapelei und Betrugs statt- fand. Interessant war, was ihr Verteidiger zur Entlastung über ihre LedenSschicksale sagte. Sie war während des Krieges im Dienste des deutschen Generalstabes tätig gewesen und hatte mehrfach nach Petersburg Gelder zur Auszahlung an Offiziere, dt« von Deutschland verwendet wurden, über- bracht. Später hatte sie selbst Spionagedienste geleistet und sich in Stockholm, um ihr« Zwecke besser zu erreichen, mit einem russischen Offizier verlobt. Nach dem Kriege heiratete sie einen Offizier der polnischen Armee, dessen Name» sic jetzt noch führt. Durch einen Zufall erfuhr der Ehemann von ihrer Wirksamkeit auf deutscher Sette. Als Nationalpvle ge riet er hierdurch in eine derartige Wut, dass er eine Wasch schüssel ergriff und auf dem Kopfe seiner Frau zerschlug. Nach diesem Roheitsakt warf sie der saubere Gatte auf die Straße. Mittellos kam sie nach Berlin. Hier hat sic nun eine Reihe Betrügereien verübt, um ihr Leben zu fristen. Daß erotische Beziehungen zu Männern eins der Haupt requisiten der im Nachrichtendienst verwendeten Damen sind, liegt auf der Hand. Umgekehrt ist manche Spivnin, die den finanziellen Ang«boten der Gegenseite gegenüber stark blieb, durch Liebe mürbe gemacht worden. So erhielt die Oberste Heeresleitung -Anfang l0l7 außerordentlich wichtige politische und militärische Nachrichten Uber Rußland durch die Geschick lichkeit eines ebenso gewandte» wie gut aussehcndcn jungen Husarenleutnants, der der deutschen Gesandtschaft in Stock holm als Nachrichtenoffizier attachiert war. Es gelang ihm, die langjährige schwedische Freundin eines hohen russischen GeneralstabSofsiziers in sich verliebt zu mache». Diese gab ihm einen Wink über die Reise, die sie mit dem General stäbler nach Petersburg machte, und hielt diesen noch aus schwedischem Gebiete im Speisewagen bet Sekt und Likör so lange sest, daß der mitfahrcnde deutsche Offizier aus dem Handkoffer des Russen wichtige Aktenstücke stehlen konnte. Er kehrte nach Stockholm zurück, telegraphierte seinen Fund an die Oberste Heeresleitung und wurde zur Vorlegung der wichtigen Akten drahtlich noch Kreuznach besohlen. Eine s«hr bekannte deutsche Spionin war die Holländerin Eva de Bournonville, die in London für Deutschland spio nierte. Durch einen Zufall kam der Leiter des englischen Spionagedienstes, Sir Basil Thomson, auf ihre Spur. Man ließ sie von zwei Polizeibeamten bewachen, von denen einer die Pension bezog, in der sie wohnte. Er machte ihr den Hof und gewann bald ihr Vertrauen. Eines Tages über raschte sie der Beamte mit der Mitteilung, daß die Engländer ein neues Explostvmittel erfunden hätten. Vierundzwanzig Stunden später fing man im Londoner Hauptpostamt einen mit chemischer Tinte geschriebenen rekommandierten Brief auf. in dem die Absenderin über die Entdeckung des neuen Spreng stoffe» Mitteilung machte. Auf diese Weife gelang cs, die Spivnin zu überführen. Sie wurde verhaftet und zuin Tode verurteilt, doch ließ man Gnade ivalten. Die Todesstrafe wurde in lebenslänglichen Kerker verwandelt. Nach Friedens schluß erlangte Ena de Bournonville die Freiheit wieder und durfte nach Holland zurückkehrcn. Nicht so «nt erging cs der berühmtesten Kricgsspionin, der am 15. Oktober 1017 im Bois de Vincennes dicht bei Paris erschossenen Mata Hart, die mit ihrem richtigen Namen Gertrude Zeller hieß. 1876 als Tochter eines holländischen Pflanzers und einer Javanerin auf der Insel Java geboren, ließ sie ihre Mutter als religiöse Tänzerin in einem Tempel von Burma erziehen. Mit vierzehn Jahren wurde sic von dort durch einen englischen Offizier, Campbell Mac Lcvd, entführt, der sic heiratete. Aber das Loben in den kleinen indischen Garnisonen ivar ihr zu langweilig. Eines TageS fuhr sie nach Frankreich und trat, um ihr Brot zu verdienen, in Parts unter dem Namen Mata Hart — auf deutsch: Auge des Morgens — als Schlangentänzerin auf. ES war ein Barietö-Akt, den man damals In Europa überhaupt nicht kannte. Mit ihren gebräunten gelenkigen Gliedern, ihrer herrlichen Figur und ihrem rhythmischen Talent berauschte sie das Publikum. Reiche Lebemänner lagen ihr dutzendweise zu Füßen, Glanz und Gold war um sie. Ta verliebte sie sich kurz vor dem Kriege in den deutschen Milttärattachä in Madrid, der einer der reichsten Familien d«r bentfche» chemischen Industrie entstammte. Skhv« Liebe wurde erwidert, Mata Hart gab das BartetS aus und zog al» seine Freundin nach Madrid. Indessen löste er bei Kriegsausbruch die Beziehungen zu ihr. Mata Hart ging nach Paris zurück und würbe nun, um im alten Glanze leben zu können. Spivnin. Für wen sie eigentlich tätig war, ist nie recht klar geworden. Aber sie reiste ununterbrochen in Europa umher, entweder auf ge- fälschten deutschen oder aus französischen Paß oder auf ihren richtigen, von der holländischen Gesandtschaft in Paris aus gestellt«« Paß als Gertruüe Zeller. Eines TageS wurde sie in Frankreich verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt. Da nur der Anklageakt und nicht seine Begründung ver öffentlicht wurde, weiß man heute noch nicht, was ihr vor geworfen wurde. Das Kriegsgericht verurteilte sie zum Tode, und nun versuchten alle möglichen Leute, sie zu retten. Am stärksten um ihr Leben bemühte sich der französische Groß industrielle Pierre de Montessac, der als Offizier im Felde stand und sie seit Jahren hoffnungslos liebte. Alles war vergeblich. In der Frühe des 15. Oktober 1017 fuhr ein Auto vor, in dem ein Geistlicher, eine Kranken- lchwester und zwei Geheimpolizisten saßen. ES brachte Mata Hart nach Vincennes. Mutigen Schrittes ging sie zur Nicht stätte, küßte die Schwester, dankte ihrem Verteidiger und streckte dem Gendarmen die Hände zum Binden hin. Nach einigen Sekunden ertönten zwölf Schlisse, Mata Hart siel mit dem Gesicht auf den Boden. Pierre de Montessac aber kämpfte wie «in Löwe bis zum Fricdensschluß. Er suchte den Tod auf dem Schlachtfelde und ging, als er ihn nicht finden konnte, in «in Kloster. Nie mand hatte die Tänzerin so geliebt wie er. Aus -em gesellschaMichen Leben Berlins. Von E. Nigma. Die Theaterspielzeit 1026/27 wird im Zeichen der Revue stehen. Nicht weniger als neun Revuen sollen den Winter hindurch gegeben werden. Von einigen sind sogar schon die Titel bekannt. Die Haller Revue heißt „An und aus", die Charcll-Nevue „Von Mund zu Mund", die politische Revue, die das Renaissance-Theater bringen wird. „Es lebe die Republik". Den gleichen Titel, .HSive la RSpublique", trägt die Revue, mit der Sascha Guitry allabendlich volle Häuser in Paris macht. Sie ist mit schärfster politischer Satire ge spickt. Am neugierigsten ist man natürlich auf die Revue, die Pallenbcrg und seine Gattin Fritzi Massary in der von ihnen gepachteten .Fomödie" am Kurfürstendamm verzapfen werde». Sie soll voll der originellsten, verblüffendsten Ueberraschun- gen sein. Ucbrigens ist eine Revue schon vom Stapel gelassen. Sie trägt den Titel „Der Zug nach dem Westen" und wird all abendlich im Theater des Westens gegeben. Kein Titel könnte aktueller sein, denn der Zug nach dem Westen in puncto Ver gnügen ist wirklich nicht mehr aufzuhalten. Das historische Viertel für alle Arten von Lustbarkeiten, die Friedrichstadt mit ihrem Zentrum, der Friedrichstraße selbst und der Jäger straße, ist kaltgestellt worden. Glanz und Licht, Feste und Freude konzentrieren sich jetzt allabendlich auf der kurzen Strecke zwischen Kaiser - Wilhelm - Gedächtniskirche und Uhlandscck, dem Schnittpunkt des Kursürstendammes mit der beinahe ebenso langen, nur schmäleren Uhlandstraße. Wer das Absterben der Friedrichstadt als traditionellen Ber- gnügungsviertels der Berliner und aller Provinzialer, die die Neichshauptstadt besuchen, seststellen will, der gehe ein mal abends die FriedriHstraße vom Bahnhof Friedrichstrabe bis zur Leipziger Straße herunter. Er wird erstaunt kon statieren. wie leer und still es dort jetzt ist. Wie die Londoner Citn und die Down-Town in Neuyork hat jetzt auch Berlin in der Fri^drichstadt eine nur am Tage belebte Bureau- und Geschäftsgegend. Sein Vergnügungsleben aber hat statt des früheren einen Zentrums zwei Pole, den Alcxanderplatz und den Kursttrstcndamm. In Klubs und bei Herrenabenden stehen natürlich die Magdeburger Affäre und das kürzlich stattgehabte diplo matische Revirement im Miltelpunkt des Gespräches. Das Rennen um den Wiener Posten hat der frühere bayrische Ministerpräsident Graf Lerchenfeld gemacht. Ein kluger Kopf, katholisch, gut aussehend und gewandt, ist er zweifellos der richtige Mann am richtigen Platze. Von seiner Gattin, einer Amerikanerin Ethcl Wyman aus Detroit, kann man nicht das gleiche sagen. Die Nolle, die sie vor einigen Jahren in dem Ehescheidungsprozeß eines bekannten Münchner Bild hauers gespielt hat und die mittelbar die Ursache des Rück tritts ihres Gatten war, wird ihr gerade in Wie» mancherlei Steine in den Weg legen. Daß Herr v. Hassel nicht Gesandter in Bukarest geworden ist, sondern sich vorläufig mit dem kleineren Posten in Kopen hagen begnügen muß, wird ihm ebenso schmerzlich sein wie seinem Schwiegervater, dem Großadmiral v. Tirpitz. Ein ziger Vorteil ist die Nähe Berlins. Man kann nie missen... Die Leitung der Leutchen Mission in Rumänien hat der bis herig« Gesandte in Kopenhagen, Herr v. MuttuS, erhalten. Zwar hat er im Kriege al» Leiter der politischen Abteilung des Generalgouvernements in Warschau keine allzu glück liche Hand bewiesen, indessen bat er diese Scharte al» Vor sitzender der deutschen Frtedensdelegatton in Pari» wied«r ausgewetzt und dort in seiner dreijährigen Amtszeit von 1020 bis 1023 mancherlei Ersprießliches geleistet. Fra» v. MuttuS ist eine geborene Freiin v. Bethmann und entstammt dem Pariser Zweige der bekannten Frankfurter Patrizterfamilte. Ihr Vater, ein rechter Onkel des jetzig«» Chefs des Bank hauses Gebrüder Bethmann in Frankfurt a. M., Baron Simon Moritz Bethmann. hat in Parts ein Bankgeschäft in der Nähe der Groben Oper und ist mit einer Pariserin verheiratet. In eine französische Familie hat auch die einzige Schwester der Frau v. Mutius, Freiin Margarete v. Bethmann, ge heiratet. Sie ist seit 1013 die Gattin des in Paris lebende« Pierre Fauguet-Lemaltre. Uebrtgens hat sich der Gesandte v. Mutlus nicht nur als Diplomat, sondern auch als philo- sophischer Schriftsteller einen Namen gemacht. Er hat 1015 ein gröberes Werk „Die drei Ringe" veröffentlicht und schreibt häufig kleinere philosophische Essays in der im Verlage von S. Fischer erscheinenden „Neuen Rundschau". In den letzten drei Heften dieser Zeitschrift hat sich auch Thomas Mann ausführlich expcktoriert. Unter dem Titel „Pariser Rechenschaft" veröffentlichte er eine bis ins kleinste Detail gehende Beschreibung seines Aufenthaltes im Früh jahr dieses Jahres in Paris, wo er eine» Vortrag in der Sorbonne hielt und ihm zu Ehren ein grober Rout auf der deutschen Botschaft stattfand. Der Nomanzier ist jetzt zum zweiten Male glücklicher Schwiegervater geworben. Nachdem sich sein Sohn Klaus, der trotz seiner Jugend — er ist einund zwanzig Jahre — schon verschiedene Romane und Dramen veröffentlichte, im vorigen Winter mit Pamela Wedekiud» einer Tochter Frank Wcbekinds, verlobt hat, wird jetzt auS München die Verlobung seiner älteste» Tächter Erika Manu mit dem Schauspieler Gründgens vom Wiener Reinhardt- Theater gemeldet. Erika Mann, eine reizende Erscheinung, ist in der vorigen Theatersaison auf Berliner Reinhardt- Bühnen verschiedentlich aufgetreten. Sie gehörte zu den ge feiertsten Tänzerinnen der Berliner Gesellschaft und war auch viel in politischer Kreisen zu sehen. Nicht weniger bekannt in der Berliner Gesellschaft ist der Rechtsanwalt Hugo Kekule v. Stradonttz, der dieser Tage seine Verlobung mit Freiin Elisabeth v. Hanstein anzeigt«. Er ist der einzige Sohn des 1911 verstorbene» Archäologen, der vor seiner Berufung nach Berlin dies Fach jahrelang in Bonn vertrat, wo er mit seiner wunderschönen Gattin, ge borenen Helmentag. ein großes Haus machte, in dem auch Wilhelm H. als Student viel verkehrte. Diese Beziehungen schien sich später in Berlin fort. Der Kaiser befahl Gehcim- rat v. Kekule häufig ins Schloß und ließ sich über die neuesten Ausgrabungen berichten, während die Kaiserin in jedem Jahre vor der Reise nach Korfu bet ihm eine Reihe von Vor trägen über griechische Kunst hörte. Als Dank erhielt nicht nur Geheimrat v. Kekule verschiedene Auszeichnungen, auch sein Sohn wurde bedacht, und zwar mit der Würde eines Kammerjunkers. Ein eifriger Tennisspieler, war Herr v. Kekule jun. eines der ältesten Mitglieder und Besucher de» Rot-Weiß-Klubs. Da indessen die Valljungen den Name« Kekule nicht aussprcchen konnten, nannten sie ihn Kultke. Dieser Spitzname kam auch in die Gesellschaft, wo er seitdem nur noch der Kammerjunker Kulike hieb. VVSVllMllM Von 1>i68l und dlsspvl nach «« dlücki!»!« Xtstakrt nach dlev-Vork LlösmM VVll.80bl sb 1n68t 25. Leptemder, sb Neapel 29. September. Srvvtsr Aomlorl. lioLtenIore Xu-ikünlte, Prospekt« unck piatzdestellunxen cosui-ien usie LerUn dlVV., Unter cken Istucksn 47, unck Reisebüro ^lkreck Robn, vresckeo, krsxer 8tr«üe 26. tz Damen-5panßen5ckuke Lbevrettelecker. in elegant. —. können, mit ge,cbveistem 50 Xk«ckr ^ Damen-5cknürrckuke braun K. - Lbevreou uns —, »ckivarr voxrtncklecker, «sticke Xu»takrung .... 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