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5 das Bunte der Farbe für uns aiikniiid't. Es ist an sieh etwas die Phantasie und das Leben Erweckendes in dein blossen Reiz und Eindruck der Farbe für uns enthalten. Auch abgesehen von dem, was wir- durch die Farbe sehen oder erkennen, hat sie für uns überall einen bestimmten Iteiz und ein eigentümliches Interesse. Jedenfalls aber wird zunächst nur durch sie unsere ganze Erkennt- niss von den räumlichen Dingen getragen und vermittelt. Es mag sein, dass uns der Tastsinn zunächst hilft, die Bedeutung und die Tragweite der Farbcnerschcinungcn in ihrem Zusammenhang mit den wirklichen Dingen zu verstehen. Er ist vielfach der nächste und natürlichste Interpret der Wahrnehmungen unseres Gesichts; das Kind will überall gleich greifen nach dem, was cs sieht. Unter allen höheren Sinneseindrücken aber siud von Anfang an die reichsten und mächtigsten die durch die Farbe und cs empfängt wesentlich hier mit unser ganzes Verstehen und Begreifen der uns umgebenden Welt seinen ersten Anstoss. Es ist an und für sich gewiss, dass wir nur durch unsere Sinneswahrnehmungen eine Kenntniss von der Welt der uns um gebenden Sachen erhalten. Was wir die Wirklichkeit nennen, ist an und für sich nichts als ein Coinplex von Wahrnehmungen und Eindrücken unserer Sinne. Die von uns sogenannten Dinge sind an sich nur die unbekannten Ursachen der sensuellen Wirkungen und Phänomene unseres eigenen inneren Selbst. Wir bevölkern gleichsam nur von uns aus die Welt mit fingirtefi Realitäten, Gegenständen, Ursachen oder Substanzen. Es liegt zwischen dem, was wir die Welt nennen und zwischen uns selbst an und für sich immer etwas Drittes in der Mitte, nämlich die Wirkungen, welche wir von Aussen her empfangen und durch welche wir uns unsern innern oder subjcctivcn Begriff von eiucr äusseren Welt eon- struiren. Es ist nothwendig und gut, dass sich der menschliche Geist einmal dieses seines wahrhaften und wirklichen Verhältnisses zur äusseren Welt bewusst wird oder dass er sich sagt, dass alles dieses für ihn eigentlich und an sich nur in seiner inneren Vor stellung, nicht aber ausser derselben existire. Es giebt streng genommen für uns nur eine Welt der Vorstellungen, nicht aber eine solche der Sachen. Dieses aber darf uns nicht daran hindern, doch von eiucr Welt der Sachen als von etwas wirklich Vor handenem zu reden. Die Annahme der Realität der Dinge ist eine an sich durchaus nothwendige für unseren Geist. Unsere