6 subjeetiven auf die sinnlichenWahruehmungen gegründeten Vorstellungen von ihnen mögen zum Theil unrichtige sein; diese werden berichtigt durch das Denken der Wissenschaft; aber der unmittelbare oder natür liche Mensch lebt nichtsdestoweniger fortwährend in einer Welt der sinnlichen Anschauungen, die für ihn einen Werth oder eine Be deutung besitzen und denen er deswegen auch eine bestimmte Wahrheit oder Realität zuzuschreiben sich berechtigt und ge- nöthigt fühlt. Es ist an sich eine unfruchtbare Weisheit für uns, dass ein sinnlicher Schein wie der der Farbe keine eigentliche objeetivo Wahrheit oder Realität besitze. Das factischc Verhältniss bleibt dasselbe, wenn wir uns sagen, dass die Farbe ein blosser sub- jcctiver Schein ist und wenn wir sie uns als eine objective Eigen schaft an den Dingen selbst denken. Wir sind berechtigt zu sagen, eine bestimmte Sache sei grün oder roth, wenn wir gleich wissen, dass sie nur für unser Auge einen solchen Schein an sich trägt. Die Dinge sind so, wie sic uns erscheinen; dieses ist diejenige» Voraussetzung, auf der unsere ganze natürliche oder unmittelbare menschliche Auffassung von der Welt beruht. Die Wissenschaft ist auch diesen Standpunct anzuerkennen genötbigt; wir fragen jetzt nicht danach, was die Farbe thatsächlich ist oder wie der Schein derselben in uns entsteht, sondern nur danach, was dieser Schein als solcher für einen Werth oder eine Bedeutung für uns hat. Der Begriff der Farbe bedeutet an sich nichts als diesen sub- jectiven Schein der Buntheit des Lichtes an den äusseren Dingen. Nur dieser Begriff ist es, mit welchem wir es hier zu thuu haben und wir schliessen ausdrücklich jede eigentlich naturwissenschaft liche Erklärung und Untersuchung des Wesens der Farbe von unserer Betrachtung aus. Nicht alle Eigenschaften der Dinge haben in dem Sinne wie die Farben den Charakter von Wirkungen oder von subjectiven Erscheinungen und Abspiegelungen derselben für uns an sieh. Der Ton, den eine bestimmte Sache von sich giebt, erscheint uns nicht als etwas in dem gleichen Grade nothwendig und wesentlich zu ihr Gehörendes oder als eine untrennbare und integrireude. Eigenschaft ihrer selbst als die Farbe, welche sie zeigt. Theils giebt es nur wenige Dinge, welche gleichsam an sich und fortwährend tönend sind, theils ist auch das Phänomen des Tones fast immer von einer wirklichen sichtbaren oder sonst wahrzunehmenden Bewegung