10 gilt, zuletzt aucli mehr oder weniger von allen anderen ästhetischen Dingen oder Fragen. Das allgemeine Schönheitsideal der einzelnen Völker und Zeiten in der Geschichte ist ein verschiedenes; alle Urtheile über das Schöne sind zunäehst hlos von relativer oder subjectiver Art; es könnte hieraus anscheinend gefolgert werden, dass es ein bestimmtes absolutes oder objectives Wissen über das Schöne gar nicht geben könne oder dass jede besondere Meinung hierüber den gleichen Anspruch auf Wahrhaftigkeit habe als die andere. Mit dieser Ansicht aber würde aller Aestlietik das Fundament oder der wissenschaftliche Boden entzogen werden. Es ist nothwendig, in Bezug hierauf einen bestimmten reinen und einfachen Standpunct zu gewinnen oder sich die Frage vorzulegen, wie sich das wissenschaftliche Erkennen über das Schöne und alle anderen ästhetischen Dinge zu den gegebenen Verschiedenheiten und Widersprüchen in der Subjcctivität des menschlichen Auffassens hierüber zu verhalten habe. Die Frage nach der Subjcctivität oder nach der Stellung des Menschen zu dem gegebenen Object des Erkennens spielt bei allen ästhetischen Dingen eine entscheidende Ilollc. Das Schöne ist selbst eine ganz ähnliche Beschaffenheit 0 an den äusseren Dingen für uns als die Farbe, d. h. eine solche, welche wesentlich nur in einer Wirkung oder Beziehung derselben auf uns besteht. Es kann streng genommen auch hier nicht gesagt werden, dass eine bestimmte Sache selbst oder an sich betrachtet schön sei als vielmehr nur, dass sie uns als eine solche erscheine oder von uns schön gefunden werde. Allerdings ist es hier nicht wie bei der Farbe das bubject im physischen, sondern dasselbe im geistigen Sinne des Wortes, auf welches sich diese Wirkung erstreckt. Die Eigenschaft der Farbe an den Dingen berührt zunächst nur unser Auge, die des Schönen aber zugleich unser Empfinden oder unseren Geist. Das ganze Phänomen der Farbe beruht wesentlich auf der subjectivcn Organisation unseres Auges oder Gesichtes; unsere Auffassung des Schönen aber ist zunächst ebenso bedingt durch die subjective Organisation des Empfindens unseres Geistes. Der Schönheitssinn der Menschen ist zum Theil ein verschiedener und ebenso bietet die Organisation unseres Auges wohl auch gewisse Verschieden heiten in sich dar. Wir können an sich nicht wissen, ob wir, d.h. der Mensch überhaupt und näher jeder Einzelne unter uns das Wesen der Farbe und das des Schönen rein und richtig oder so