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Zweites Blatt. MM, » «SW Marandt, Aossen, Sieöenleßn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Ml- Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, KefselSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdors, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mst Perne, SachSdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KefselSdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Epechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnserttonspreiS 15 Pfg. pro viergespaltene KorpuSzeile. «o z». Druck und Verlag von Marli» Berger in WÜSdrnii. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daielbsr. Sonnabend, den 12. März 1SV4. 63. Jahrg. Betrachtung zum Sonntag Lätare. Das Lied vom Glück! — Tausendfältig geht der Strom der Dichtung durch's Völkerlcben, aus tausend quellfrischen Liedern, aus hundert geistmächtig wogenden Dichtungen zusammengesetzt. Und „sie singen von Lenz und Liebe, von sel'ger, gotdner Zeit, von Freiheit Männer- würde, von Treu' und Heiligkeit: sie singen von allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt, sie singen von allem Hohen was Menschenherz erhebt." Sie singen aber auch von Unglück auf dieser Erde und von manchem tiefen und schweren Leide, das den Menschen trifft. Und was einer davon gesungen, das singen ihm Hunderte und Tausende durch die Zeiten nach. Wer aber hat das Lied vom Glück zuerstgesungen, und wer singt es ihm nach? Ja, es gibt ein Lied vom Glück, und 3000 Jahre ist es schon alt, aber noch kennt's fast Jeder von uns — auswendig. O daß wir es auch inwendig kennten, dann wären wir allesamt auch schon glücklich! Doch nun schlage Deine Bibel auf oder hole es hervor aus Deinem Gedächtnis: Der 23te Psalm den einst der königliche Hirtenknabe zuerst angestimmt hat, ist dies Lied vom Glück. „Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele, er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tale, fürcht ich kein Unglück, dein Stecken und Stab trösten mich — Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar!" Betrachte die betonten, gesperrt gedruckten Worte, und Du merkst sofort: Wer das mit von Herzen aussprechen kann, der muß wahrhaft glücklich sein! Aber übersieh'auch die Anfangsworte nicht: Nur wer den Herrn zu seinem Hirten gewählt hat, dem gilt all' das Schöne, Herrliche in den nachfolgenden Versen! Der Herr aber ist der Herr und Heiland Jesus Christus, der sich ja selbst den guten Hirten nennt. Wie es aber kommt, daß gerade Er und nur Er uns wahrhaft glücklich macht, das erklärt die heilige Passionszeit; denke an den Spruch: „Gott hat seines eigenen Sohnes nicht verschonet, sondern Ihn für uns Alle dahingebeben, wie sollte Er uns in Ihm nicht Alles schenken? Und darum eben wird gerade in der Passions- zeit, zumal am Sonntag Lätare an den Men Psalm, an daS alte heilige und wahre Lied vom Glück erinnert. Und darum wähle auch Du, wenn Du wirklich glücklich werden willst, den Herrn Jesus Christus zu Deinem Hirten. Ihm folge, und vor Ihm verirre Dich nicht. Glaube an den Herrn Jesum Christus, so wirst Du und Dein Haus — glücklich und selig! Jie KMung ms MrWm Kege. Humoreske von Adolf Thiele. (Nachdruck verboten.) Bei Kommissionsrats war heute große Gesellschaft. Schon vormittags war mit Hilfe eines Lohndieners und des mit diesem kokettierenden Stubenmädchens sowie der Küchenfee, die solcherlei Minnespiel mit Argusaugen be obachtete, die ganze Wohnung gründlich auf den Kopf ge stellt worden, und nachmittags wurden in der Küche die Vorbereitungen zum Souper getroffen. Abends schmorte und briet es dann in diesem dem Magen geheiligten Raume, während die Frau KommissionSrat mit Feldherrnblick an der Tafel waltete und ihr Töchterchen, die achtzehn- jährige Klementine, Adjutantendienst versah. Der Herr Kommifsionsrat Rümpler hatte sich, nach ¬ dem er schon auf sein Mittagsschläfchen verzichtet, mit stillen Verwünschungen in sein Stammlokal gerettet, wo er einige fröhliche Stunden verlebte, zu rechter Zeit war er jedoch wieder nach Hause zurückgekehrt, gerade zu rechter Zeit, um eine wohlvorbereitete Predigt seiner besseren Hälfte mit der Geduld eines seit längeren Jahren verheirateten Mannes entgegenzunehmen. Nach 8 Uhr erschienen die ersten Gäste, und nachdem die an freundlichen Gesichtern, freundlichen Worten und unfreundlichen Gefühlen reiche Wartezeit verstrichen, begab man sich zur Tafel. „Die Stunde rennt auch durch den rauhsten Tag", und so ging denn auch diese Festlichkeit vorüber, ohne daß trotz der schweren Speisen und Weine einer der Anwesen den einem Schlagfluß erlegen wäre. Auf das Signat der Hausfrau „Gesegnete Mahlzeit" erhob sich die Gesellschaft, um sich in den Nebmgemächern zu zerstreuen. Die Herren stürzten sich auf die Zigarren, wobei ihnen das übliche „Echte" aus Syphons verzapft wurde, und die Damen harrten nach einem Verdauung- klätschchen des erhebenden Moments, in dem der für heute engagierte Klavierspieler sein Werk begann. Nun erklangen die Takte der Polonaise, und die jüngeren Herren boten den Damen ihren Arm. Während die Paare im Salon ihre unteren Extremitäten bewegten, hatten sich die gesetzten Leute ins Nebenzimmer gesetzt und bemühten sich, teils Zigarren in Asche zu verwandeln, teils Leumund zu rupfen. Zu ihnen herüber tönten die lieblichen Harmonien des Klavierspielers. Die Polonaise und der sich anschließende Walzer waren vorübergerauscht, und die Tänzer hatten ihre Damen zu ihren Plätzen geführt. Assessor Oberend, der das liebliche Töchterchen des gastlichen Wirtes geführt, erholte sich jetzt bei einer Zigarette; bald aber trieb es ihn, den seurigen Verehrer seiner Dame, wieder empor. nicht vorwärts. — Mir ist eigentümlich zu Mute!" Dann schwieg sie und blickte, in Gedanken versunken, nach der Küste hinüber; sie merkte nicht, daß Steinberg mit seinem Künstlerauge unverwandt in ihr schönes, blasses Gesicht sah. Zum letzten Male sah — sagte er sich: Heute, und dann niemals, niemals wieder! — Jeden ihrer Züge, die früher so streng und jetzt so sanft geworden waren, prägte er sich ein, um sie für sein Leben im Gedächtnis zu bewahren; jeden Knopf, jede Falte ihrer Kleides; das schwarze Band auf ihrem Strohhut; die Rose auf ihrer Brust. — Alles sah er einzeln. Alles analysierte er, Alles speicherte er in sich auf — es war ja zum letzten Mal! Die See war glatt wie ein Spiegel; der Kutter lag wie festgebannt, kein Lüstchen rührte sich, und die Segel hingen schlaff herunter. Endlich riß sich Maria aus ihren Träumen empor —sie sah, wie der Maler sie anstarrte. „Sie sehen mich an, Herr Steinberg," sagte sie, „weil ich so still bin. — Ich bin so traurig und doch so glücklich, ich weiß selbst nicht, wie mir ist. — Da liegt der Berg; ich wollte eigentlich, daß wir landeten, aber es ist unmöglich, denn es ist kein Wind, und der Kutter ist zu schwer zum Rudern. — Es ist aber wohl gut so; ich hätte es nicht er tragen!" Plötzlich ergriff sie des Malers Hand, und ehe er es bin dern konnte, führte sie an ihre Lippen, und küßte sie inbrünstig, während ihr dir Tränen herabrollten: „Ich habe Ihnen bis jetzt noch nicht gedankt, und ich wollte Ihnen hier danken, daß Sie mir zweimal das Leben gerettet haben. Ja, zwei Mal, ich weiß es, Vater hat es mir gesagt, daß Sie mich auch in meiner Krankheit durch Ihre Pflege vom Tode gerettet haben. Und auch meinem Vater haben Sie das Leben gerettet, und haben unsereiwegen Ihr Leben gewagt, und baden Ihren Arm gebrochen, und sind io lange krank gewesen! — Ich ranke Ihnen, ich danke Ihnen!" 37 .Es erfrischt und regt an. Die Sonne brennt, und ich fühle etwas Müdigkeit. Der Wind ist ganz und gar eingeschlafen, und wir kommen gar Wnm Hilde. Roman von Gersegg. rr abreisen. Aber das war nur eine Seite der Medaille; die Rückseite sah ganz anders aus. Auf der Rückseite stand die hohe Figur dieses jungen Mädchens, stolz aufgerichtet wie eine Walküre; sie streckte den Arm weit über das Wasser, und ciej: „Laß sie nur kommen, die Franzosen!" — Ein Gesicht war es das Marias, als sie ihn empfing. „Sie haben ein Glas Wein getrunken, ich habe es ge- „Trinken Sie nicht das Wasser so pur6, Fräulein Hart- ungg," sagte er, „wir fahren schon ein paar Stunden, und in der warmen Kajüte möchte es abgestanden sein und be kommt Ihnen nicht. Geben Sie den Wein dazu!" Sie tat wie ihr geraten wurde, und trank mit durstigen wie eine Königin, und eine Figur wie eine Göttin — und eine Liebe — das fühlte er wohl — eine Liebe — sonder gleichen! Und das Alles sollte vorbei sein? Morgen vorbei sein? Unmöglich! Glücklicherweise hielten Marias Augen jetzt scharfe Um schau nach den Hindernissen im Wasser, sonst hätte ihr der Gesichtsausdruck des Malers auffallen müssen, denn die plötz liche Offenbarung, dieses so ganz unvermittelte „morgen vor bei!" waren zu viel für die eminente Selbstbeherrschung so gar dieses Mannes. Er fühlte, daß er zitterte, und trat in die Kajüte, wo er sich ein Glas Wein einschänkte und es austrank. Als er wieder in's Freie trat, hatte er seine Fassung zurückgewonnen. Wenn das Liebe war, was er für das Mädchen empfand, so hatte er vorher noch nie geliebt! — Aber dennoch — was sein mußte, mußte sein — morgen! — Heute gehörte ihm! Heute wollte er nichts hören, nichts sehen, an nichts denken, als an diese« Mädchen! Sein Kind, seine einzige Liebe! — Morgen war Nacht. Und wenn je ein Lächeln lieblich und sonnig war, so Möchten Sie mir nicht ein Glas Wasser geben?" Er eilte hinein und brachte ein Glas halb voll Wasser, dazu ein Glas Wein. „Die Steine sind in lauter Fahrzeugen gekommen, die unserer Regierung selbst gehören — und bei Nacht und A>el si^ sie vchn Stüdemünde hierher gebracht und ange- ^75 ,worden, so daß kein Mensch etwas davon erfahren hat. ^an-ol-n^E'n Wellenbrecher war nur ein Vorwand, um die b^ aufmerksam zu machen, denn sie spionieren ^NatUU wird7,^ Zügen. „Das tut gut," sagte sie. wissen — unv vuye klar ' v"" „ . . forderte, daraus hatten sie eine Mausefalle gemacht, der Feind gefangen werden mußte! — Welter brauchte er ia absolut nichts; der Zweck seiner Reise war mit einem Mae erreicht! — Er konnte jede Stunde abreisen, denn er halte hier nichts mehr zu suchen, und er mußte es tun, denn es liefen schon Gerüchte um, über Spione. — Morgen würde „Vor diesen Stemkähnen müssen wir »ns in A-bt nehmen," schloß sie ihre Erzählung. m Acht Der Maler war wie versteinert. — In zwanzig Worten erzählte da das junge Mädchen das, worauf alles ankam, and was er in anderer Weise niemals — jedenfalls zu spät — erfahren hätte. Die ganze übrige ui eiu re ^ war un- ^us "v -w"- un ¬ angreifbar — das mußten ja diele Deutschen am Besten^ hort. Sie fühlen sich doch wohl? Die Fahrt strengt Sie und diese eine Stelle, die zum Angriffe heraus- uochnuht an? Die Seeluft ist scharf, ich fühle es selbst. —