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Freitag. Nr. 84. 25. Octbr. 1850. Inserat« aller Art werden wtt « Pf«- tißcriH-Zcitung. ? Diese-Blatt erscheint Dienstag« u. Freitag« und kostet vierteljähr lich 10 Ngr., wofür e« durch alle Postanstal- tr» und Buchhandlun gen zu beziehen ist. Zeitung angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman«. Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Aus dem Vaterlande. Dresden, 22. Oct. Das Ministerium der Justiz macht unter'm 21. Ocl. Folgendes bekannt: Die Zahl derjenigen wegen Theilnahme an dem vorjährigen Mai aufstande zur Untersuchung gezogenen Personen, welche in Gemäßheit der von Seiten der Regierung bei dem Landtage von 1848 abgegebe nen Erklärung, theil« auf die wegen gewisser Kategorien der Mai angeklagten von den AprellationSgerichtcn zu erstatten gewesenenVor- träge, theil« auf besonderes Ansuchen, noch vor dem Verspruche der Acten völlig begnadigt worden sind, beläuft sich gegenwärtig auf 4297. Auch sind bereit« bei 182 wegen ihrer Theilnahme an jenem Aufstande Berurtheilten die erkannten Strafen im Gnadenwege mehr oder min der, und zum Theil sehr bedeutend, ermäßigt worden. Wenn diese Ermäßigungen nicht immer in demselben Verhältnisse zu einander ücbcn, wie die erkannten Strafen, so ist daran zu erinnern, daß die Gesichtspunkte be.t der Begnadigung andere sind, als bei der richter lichen Beurtheilung, welche sich streng an da« Gesetz zu halten hat, und daher manche Umstände, die bei der Begnadigung in Betracht kommen können, nicht berücksichtigen darf. Auch hat man für an gemessen krachtet, selbst bei bereits verurtheilten Jnculpaten, wenn nach dem Erkenntnisse noch Umstände hervortratcn, wonach sie un zweifelhaft zu den obgedachten Kategorien zu rechnen gewesen wären, einen gänzlichen Erlaß der Strafe allerhöchsten Orts zu bevorworten. Und da nun zu jenen Kategorien auch solche Angeklagte gehören kön nen, d>e nach dem Gesetz Todes- oder lebenslängliche Zuchthausstrafe verwirkt haben so darf es nicht befremden, wenn in einzelnen Fällen, wie bereits geschehen, selbst diese schwerste» Strafen im Gnadenwege gänzlich erlassen werden. Leipzig. Ueber den seit einem Jahre verhafteten Stu dent Schanz zu Leipzig enthält die Mz. Z. folgende Mit theilung: „Julius Schanz war in den Maitagen vorigen Jahres ein begeisterter Kämpfer für die Demokratie; seine Gedichte, welche von einem bedeutenden dichterischen Talent zeugen, und wodurch er sich auch in weiteren Kreisen be kannt machte, glühen für Freiheit und für Hebung des ge sellschaftlichen Elends. Im Kreise seiner Freunde, die durch seinen Enthusiasmus und seine Talente angezogen wurden, war er der extremste Socialist und rotheste Republikaner, und ließ sie an Ueberschwänglichkeit der Gesinnung weil zurück. Nachdem er längere Zeit in Untersuchungshaft ge sessen hatte, versuchte er durch ein um Vergebung flehendes Gedicht an den König, seine Freiheit zu erlangen; als dies aber ohne die gehoffte Wirkung blieb und selbst der öffent lich ausgesprochene Abfall von seinen früher bekannten Ge sinnungen und Grundsätzen nichts über seine Richter ver mochte, entschloß er sich zu dem niedrigsten und entehrend sten Schritt, durch Denunciation seiner vertrautesten Freunde Gnade zu erwerben. Mehrere seiner Studiengenossen, Glie der der.Studentenverbindung Markomannia, der Turnlehrer Kunze, die Sprachlehrer Albrecht und Krause, Schuhmacher meister Küttner und Andere sind in Folge dieses schmach vollen Verraths verhaftet und in Untersuchung gezogen, — ja selbst seine Geliebte, welche aus Liebe für ihn günstige Zeugenaussagen machte, ist in Untersuchung, weil er sie be schuldigte, falsche Aussagen beschworen zu haben." — 21. Oct. Die nun beendigte Michaelismesse hat allen Erwartungen, die man in Bezug auf ihre erfreu lichen Resultate gehegt hat, vollkommen entsprochen; man kann sie als eine durchweg gute bezeichnen. In vielen Ar tikeln reichten die Vorräthe nicht auS, um allen Nachfragen zu genügen; Aufträge wurden viele geachen und in allen Artikeln höhere Preise bewilligt; an Geld fehlt eS nicht, und die Zahlungen gingenziemlich gut ein. Für den Klein handel brachte das in den letzten beiden Wochen fast unun terbrochen anhaltende schlechte Wetter empfindliche Verluste, doch wird es den Verkäufern gelingen, für den großen Be darf des Publikums, der sich zeigte, andere Absatzwege aus zufinden. — Den übereinstimmenden Berichten sächsischer und nicht sächsischer Blätter entnehmen wir die betrübende Nach richt, baß die Deputation der hiesigen Buchhändler, welche eine Vorstellung wegen deS neuen PreßgesetzentwurfeS dem Könige in Pillnitz überreichen sollte, zurückgekehrt ist, ohne vom Könige empfangen worden zu sein. Der König nimmt persönliche Deputationen nicht mehr an. Politische Weltschair« Dem Hamb. Corrcsp. wird von Berlin geschrieben: „Seit der Bregenzer Zusammenkunft hat sich die Lage der deutschen Angelegenheit wieder sehr geändert. Preußen, wie entschieden auch sein Entschluß ist, in nichts nachzugeben, wodurch seine Interessen und seine Machtstellung in Deutsch land in irgend einer Weise gefährdet werben könnten, hatte zur Aufrcchihaltung beö Friedens in den deutschen Landen dem österreichischen Cab in et den Vorschlag gemacht, alle Zwischenfälle, wie z. B. die kurhessische Angelegenheit, von der Frage in Betreff der Frankfurter Versammlung und der Union ganz zu trennen und die Regelung und Ordnung dieser Zwischenfälle mit Preußen gemeinschaftlich in die Hand zu nehmen. Da Oesterreich bei Zusammenberufuna der Frankfurter Versammlung darauf hingewiesen habe, daß diese Versammlung hauptsächlich den Zweck habe, die Re vision der Bundesverfassung einzuleiten, so könne in Bezug auf die von preußischer Seite vorgeschlagene Behandlung de» Zwischenfälle kein Hinderniß obwalten. Wolle Oesterreich auf die freien Beraihungen sämmtlicher deutschen Regierun gen jetzt noch nicht eingehen, so sei der von Preußen in Vorschlag gebrachte Weg das Auökunftömittel, wodurch ein in jedem Falle beklagenSwerther Zusammenstoß der deutschen Mächte vermieden werden könnte. Es hatte nun auch den Anschein, als ob Oesterreich auf diesen, im Interesse des deutschen Friedens gemachten Vorschlag Preußens einzu gehen geneigt sei, indessen Hal die Bregenzer Zusammenkunft diese Aussicht vereitelt, so daß die Lage der Dinge gegen, wärtig wieder «ine drohende ist. Nach den hier einge gangenen Berichten über jene Zusammenkunft hat sich di« feindseligste Gesinnung gegen Preußen unter den dort an wesenden Monarchen kundgegeben. Von Seiten der kleinen» Könige scheint Alles aufgeboten zu werden, keine Verstän digung zwischen den beiden deutschen Großmächten zu Stande kommen zu lassen. Preußen sieht sich nunmehr an brr Grenze seiner Friedensliebe und Langmuth angelangt." -