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502 Frankfurt a. M-, 10. Ocl. Sicherm Vernehmen nach hat die Bundesversammlung in einer ihrer letzten Sitzungen einen Beschluß hinsichtlich Bavens gefaßt. Nach demselben wird daS badische Land einschließlich der Festung Rastatt innerhalb 3 Monaten von sämmtlichen preußischen Besatzun gen geräumt werden, gleichzeitig aber auch in Vieser Zeil daS badische Militär in Vie Heimath zurückgekehrt sein. Das österreichische Armeekorps verbleibt zur Verfügung des GroßhcrzogS in Vorarlberg in den bisherigen Dislokationen. Berlin, 17. Oct. Aus verschiedenen Gegenden der Monarchie sind Deputationen eingetroffen, um den König zu seinem Geburtstage am 15. Oktober zu beglückwünschen. Dcr Generalmajor Graf Benkendorf haue Gratulations schreiben des Kaisers nnd der Kaiserin von Rußland über bracht. Ein Geschenk deS Kaisers von Rußland, eine pracht volle Schaale von Blutjaspis von seltener Größe und Schönheit des Materials wie dcr Arbeit, zog unter den ausgestellten GeburtstagSgaben die Aufmerksamkeit besonders auf sich. Auf eine eigenthümliche Weise Hal die 8. Com pagnie des Kaiser Franz-RegimentS den königlichen Ge burtstag gefeiert: sie führte unter Leitung des als militäri scher Schriftsteller bekannten Hauptmanns v. Witzleben in ihrem Casernenhofe im Freien Wallensteins Lager im Co- stüme auf, mit folgendem höchst anachronistischem Schluß: „Und ruft uns unserS Königs Machtgcbot, Zu kämpfen für Preußens Rechte, So stürzen wir freueiq in Kampf und Tod, Stehen wie ein Fels im Gefechte, Und rufen dann sterbend mit Stolz noch aus: Hoch lebe das Hohenzollern-HauS!" Berlin, 19. Oct. In Potsdam war gestern die Nach, richt verbreitet, daß der König und die Königin und mit ihnen der Prinz und die Prinzeisin Carl im nächsten Monat einen Besuch bei dem Kaiser und dcr Kaiserin in Warschau abstatten werden. — 22. Oktober. Nach zuverlässigen Nachrichien wird Se. Maj. der Kaiser von Oesterreich am Donnerstag den 24. d. M. Wien verlassen, um sich zum Besuche Sr. Maj. des Kaisers von Rußland nach Warschau zu begeben. — 22. Ocl. Dem Militär ist dieser Tage durch Paro- lebefchl das Tragen von Kinnbärlen völlig untersagt. Die Bacltrachl soll wieder den Charakter wie vor 1848 annehmen. (Coirst. Z.) Kassel, 19. Ocl. Dcr Obcrgerichlsralh ElvcrS ist heute Morgen nach Wilhelmsbad zurückgekehrt. Ec Hal sich hier besonders über die finanziellen Schwierigkeilen unter richten wollen, welche etwa dcr Bildung eines neuen Mi nisteriums entgegenstchcn. Hierüber sind ihm beruhigende Nachweisungen gegeben worden. Kurhcssen kann ohneSieuer- zahlung noch mehre Monate eristicen, ohne daß ter Staat zu Grunde geht. In der HanpistaatSkasse ist so viel Geld vorhanden, daß sämmtliche G>halte der Beamten und noch manche andere nothwentige Ausgabe davon bestritten werten können. Aber Hassenpflug Hal jede Auszahlung von Ge halten verboten, um wo möglich Noch und Verwirrung her- beizusührcn, und so bleibt daS Geld ungenutzt liegen. Wie Herr Hassenpflug am 7. Sepibr. Ausstand im Lande singirle, um den Kriegszustand verhängen zu können, so fingirie er später Geldnoth, damit er ans der verfassungswidrigen Bei treibung der Steuern beharren konnte. — Die Allgemeine Zeitung vom 20. Octbr. hat eine telegraphische Depesche aus Frankfurt a. M. vom 19. Oci., wonach in Folge einer Depesche aus Bregenz die bewaff nete Einschreitung in Kurhessen definitiv beschlossen sein soll. Kassel, 21. Oct. DaS Hasienpflug'sche Organ, die Kasseler Zeitung, schreibt aus Kassel vom 19. Oct.: „Die militärischen Vorsichtsmaßregeln sind in den letz ten Tagen verstärkt worden; so soff der Glockenlhurm von St.-Martin besetzt werden, um VaS Sturmläuten zu ver- hindern, ebenso der Bahnhof und einige offene Sladllhore." ES scheint wahrhaftig, als wolle Hr. Hassenpflug ganz auf eigene Faust eine Revolution machen, an die doch >m gan. zeu hessischen Volke Niemand denkt. Und nur gegen diese Hasienpflug'sche Revolution — eine andere giebt eS nicht! — können die bairischen Aufgebote gerichtet sein. Aus Holstein, 19. Oct. Dem schleswig-holsteinischen Comiic in Kiel find in letzter Zeit wieder bedeutende Geld sendungen, sowohl vom Jnlande wie vom Auslände zu gekommen, die recht deutlich zeigen, baß der Enthusiasmus für die Sache der Herzogtümer noch immer sehr im Auf schwünge begriffen ist. Von allen deutschen Ländern dürfte Hannover dasjenige sein, welches am entschiedensten sür Vie Hcrzogthümcr Sympathien zeigt und am meisten dafür zu thun bereit ist. Kopenhagen, 19. Oct. Die Berling'sche Zeitung von gestern Hal an der Spitze des Blattes eine Mitthellung über die Angelegenheit dec Gefion. Nachdem bemerkt ist, daß Preußen eS bei der FrievenSratificaiion zur Bedingung gemacht habe, baß Die Gefion sofort ober jeven Falls nach der Ratification dem Deutschen Bunde zur Verfügung ge stellt werbe, sowie daß Dänemark daraus bei der Auswech- selung zu Protokoll erklärt, wie man von dänischer Seite, sobald der Friedcnstraclal vom Deutschen Bunde raiificirl sei, dem genannten Bunde unverzüglich das freie Eigen- lhums- und DiöpositionSrechl über die Fregatte überlassen werde, wird bann, nach Erwähnung der Ratification von Preußen, mit mehren andern deutschen Staaten, bie nun mehr am 3. Oktbl. erfolgte Ratification von Seilen der „Deutschen Bundesversammlung" gemeldet und hinzugesügl: „Da solchergestalt die Bebingnng, daß die Fregatte Gefion frei weggeführl werde, eingelreten, wirb dem beikvmmenden commanblrenven Offizier von der königlichen Negierung kein Hinderniß in den Weg gelegt, um mit dem gedachten Schiffe vcn Eckernförber Hasen zu verlassen." Nach andern däni schen Blättern ist bie Gefion bereits auS dem Hasen herauSgeholi. — DaS Berliner Korrespondenz - Bureau sagt: Die schleSwig-holsteinische Sache wirb, wie wir vernehmcn, in ber Thal durch eine Intervention Rußlands, Englands und Frankreichs bebcobi. Oesterreich, das hierzu nicht die Hand bieten möchte, Hal die Absicht, mit Preußen in Ver handlungen zu lreien, um vielleicht eine Vermittelung durch gemeinsame Schrille ber beiden deutschen Großmächte möglich zu machen. Namentlich würde man in Bezug aus Holstein sich selbst zu einer energischen Parteinahme verpflichten. Altenburg, 20. Ocr. Am 7. Ocl. haben unser Her zog Georg unb die Herzogin Marie ihr silbernes Eheju biläum im Jagdschloß Hummelshain >m stillen Familien kreise geseieri. Hier in der Residenz wurde das Fest durch ein glänzendes Banket von der Casinogesellschasl gefeiert. Vom Thüringerwald, 17. Oct. Unter allen thürin gischen Residenzen giebt es wohl keine, in welcher der Pöbel in so widriger Gestalt auslräle, als Rudolstadt. Wenn unS glaubwürdige Männer erzählen, daß ber bekannte HSü ll iger mit seinem Anhänge den aus dem Theater nach Hause zurückkehrenden Hauptmann v. Ersfa gröblich gennßhandelt Hal, daß Tagö daraus dec blutig Geschlagene, weil er sich zu verlheidigen gewagt halte, von Einem auS HönnigerS Anhänge gefordert worden ist; wenn der Schuhmacher Schult heiß, der nach Baden zu dem Heere ber Aufständischen zog, nach seiner Rückkehr einen NegierungScommissar mir öem Dolche verfolgt, weil dieser beauftragt war, bei Hönniger