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Riesaer G Tageblatt ««d A«reigrr (LlbeblM und AuMger). LAegranuEmsstr 6 Fernsprechstelle .Tageblatt-. Rt»sa. Nr. 20. M die Köwgl. Amtshcmptmannschast Großenhain, das König!. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba. . 294. Mittwoch, 18. Dezember 1997, aven-S. 69. Javrg. Da- Rtejaer Tageblatt «scheint jede« Tag abends mtt Ausnahme der Emm. und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in der Expedition in Rteja 1 Marl SO Pjg., durch unjere Träger jret iu» HauS 1 Mart öS Pjg, bet Abholung am Schall« d« katjeri. Postanstalten 1 Mark 6V Pjg, durch den Briefträger tret ins Hau« 2 Mark 7 Pjg. Auch MonatSabonnementS werden angenommen. Luzetgeu-Aunahme sür die Nummer de» Ausgabetage» bi» vormittag v Uhr ohne Gewähr. Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle! Goethestrahe bst. — Für die Redaktion verantwortlich: Herman« Schmidt in Riesa. In da» GüterrechtSregifter de» unterzeichneten Amtsgericht» ist auf Seite 6l, den Klempnermeister Max Wettze in Riesa und dessen Ehefrau Bertha Marte Magdalena gebr. Nier betr. eingetragen worden: Die Verwaltung und Nutznießung de» Ehemannes ist durch Ehever- vertrag vom 16. Dezember 1907 ausgeschlossen worden. Riesa, am 17. Dezember 1907. Königliches Amtsgericht. Auf Blatt 370 de» hiesigen Handelsregister», die Firma Alfred Büttner, Frncht-lantage«, Baum- and Rosenschnle«, Blumen halle, Paufitz betr, ist heute eingetragen worden, daß der Inhaber Karl »«stad Alfred Büttner ausgeschieden und Alma Margarethe verehel. Büttner gebr. Storl in Pausitz Inhaberin ist, sowie daß die neue Inhaberin nicht für die im Betriebe de» Geschäfts begründeten Verbindlichkeiten de» bisherigen Inhaber» haftet, auch nicht die im Betriebe begründeten Forderungen auf sie übergehen. Riesa, den 17. Dezember 1907. Königliches Amtsgericht. GemeindeanlageneinschStzuug. Nach der Bestimmung in Z 9 de« Gemeindeanlagen-Regulativ» der Stadt Riesa steht eS jedem Abgabenpflichtigen frei, vor Beginn deS Steuerjahre» und der Abschätzung^ arbeiten dem Stadtrate schriftlich anzuzetgen, wie hoch er sein jährliche» Einkommen veranschlagt. In der Anzeige müssen die verschiedenen Einkommensquellen und Einkommens beträge speziell angegeben werden, damit die Richtigkeit vom AbschätzungSauSschusse geprüft werden kann. Auf diese Bestimmung wird hierdurch erneut mit dem Bemerken hingewiesen, daß die Anzeigen für die nächstjährige Einschätzung zu den Gemeindeanlagen bi» zum 15. Januar 1908 bet uns einzurekchen sind. * Der Rat -er Stadt Mesa, am 17. Dezember 1907. R. Freibank Glaubitz. Nächsten Sonnabend von nachmittags 2 Uhr an gelangt da« Fleisch zweier Schweine (roh) zum Preise von 50 und 40 Pf., sowie das Fleisch eines Schweines (gekocht) zum Preis« von 30 Pf. pro »/, dx zum Verkauf. Der Gemrtudevorstaud. Zum Ableben der Königin Carola. Bor der Bahre der Königin Carola. 88 In der katholischen Hofktrche, vor dem Hochaltars, vom Scheine der Ewigen Lampe und den Kerzen von 40 mächtigen Girändolen beleuchtet, ruhen seit gestern abend die sterblichen Ueberreste von Königin Carola« Heimge gangener Majestät. Schwarz verhüllt ist ringsumher, wa» dem weiten Gotteshaus« sonst einen Teil de» äußeren LichtS und Leben» zu geben scheint: schwarz verhüllt in weißer Gardinenfassung ist der Hochaltar, verhüllt sind die Arraken deS Hauptschiffes, verhüllt in Trauer die mäch tigen Pfeiler und Hauptfenster, die Oratorien, der Chor, die Tribünen und schwarz bekleidet mit Tüchern sind auch die Sitze und Bänke der Kirche. Inmitten dieser Maje stät des Todes ruht Königin Carola, bevor sie hinabsteigt zur Gruft ihre« Gemahls. In ein weiße» Gewand ge kleidet, liegt die edle Fürstin mit freundlicher zufriedener Miene, scheinbar matt und ermüdet, wie man nach langem, schwerem Kampfe zu liegen pflegt — man könnte meinen, sie schliefe, wenn die wachsbleiche Farbe des Antlitze» und der Hände, bte ein kleine» silbernes Kreuz umfassen, nicht darauf hinwiesen, daß hier der Nllbezwinger Tod nach seinem Rechte verlangt hat. Den auf hochgehobenen Kata falk gestellten Sarkophag umsteht die Letchenwacht: ein König!. Kammerherr, Leibarzt Dr. Hoffmann, ein Geistlicher, ein O fiziant, zwei Pagen, zwei Lakaien und, wie in Erz gegossen, ein militärischer Doppelposten mit blanker Wehr. Vor dem Sarge ruht in silbernem, herzförmigen Gesäß das Herz der Königin und davor der letzte Gruß der Kö- nigSkinder: ein mächtiger Kranz auS weißen Rosen; un mittelbar daneben gelegt sind die herrlichen Vlumengebinde der Kaiserlichen Majestäten von Deutschland, Oesterreich und Rußland Rechts und link» vor dem Katafalk auf purpurnem Kiffen liegen da» Diadem und die Orden der Königin. Darum herum sind gebreitet in weitem Kreise die Kränze der regierenden Fürsten, der der Königin ver- liehenen Regimenter und vieler hochgestellter Persönlich- ketten Alle Zeichen der Liebe und Verehrung am Kata falk ntederzulegen, hat die erdrückende Menge der Huldig, ungen unmöglich gemacht. Zwei große Seitenkaprllen bergen noch nach Hunderten die Blumengrüße der Offizier korps, der patriotischen, der Beruf»-, Wohltätigkeit», und gesellschaftlichen Vereinigungen. Königin Latola» letzte Fahrt. Ein kalter trüber Dezemberabend! Einige Schneeflocken rieseln hernieder. In den hrllerleuchteten Straßen eine undurchdringliche Menschenmenge, die lautlo» dem Trauer- kondukt entgegensteht. Große Flammenbecken lodern zum nächtlichen Himmel empor. Wehende Fahnen mit langen Lrauerschleifen geben dem Abend da» richtige Gepräge. Mtt den Gefühlen andächtiger Ehrfurcht und stiller Trauer begrüßte da» Volk die verewigt« Königin auf ihrer letzten Fahrt. Im Sterbehause, dem einfachen Landhaus« in Dor stadt Strehlen, fand in der achten Abendstunde noch eine letzte AbschiedSfeter statt. König Friedrich August mit seinen fünf Kindern, die Prinzessinnen Mathilde und Johann Georg, die treue Jugendfreundin der Verblichenen, die Gräfin von Flandern, der Fürst von Hohenzollern, Königin Carola» alter Vertrauter, die Diener- und Beamten schaft, die Leibärzte und Geistlichkeit hatten sich noch ein- mal am offenen Purpursarge versammelt, um für immer Abschied zu nehmen von der teuren Entschlafenen. Unter dem Geläute aller Glocken der Stadt setzte sich dann der Kondukt von der Billa Strehlen in Bewegung. Unabseh bare Menschenmassen verharrten in schweigender Andacht und Ergriffenheit. An allen Fahnenmasten und Häusern schwarze Florbehänge, die Gaskandelaber zu lodernden Flammenbränden umgewandelt. Der Zug wurde eröffnet von zwei Zügen deS Gardereiter-Regiment». Dann folgten die Hoftrompeter, Furiere, HauSosfiztanten und Livreediener der verewigte« Königin. Unmittelbar vor der hohen Leiche schritten Hofmarschall Graf Rex, Staatsminister von Metzsch, Oberhofmarschall Freiherr von dem BuSsche-Streithorst. Leibarzt Dr. Hofmann, Oberhofmeister von Malortte und HauSmarschall von Metzsch-Reichenbach, begleitet von Fackel tragenden Leibpagen. Hinter den von 8 Pferden gezogenen Leichenwagen schritt, begleitet von de« ältesten Prinzen König Friedrich August, gefolgt von den persönlichen Adjutanten, Hofmarschällen und Kammerherren. Die Kommandeure deS Gardereiter-RegimentS und der König!. Leibgrenadiere und zur Rechten der Stadtkommandant bewegten sich im Zuge vor den Abgesandten fremder Fürsten. Hieran schloffen sich daS OfstzierkorpS deS 2. Husaren- RegimentS „Königin Carola" Nr. 19, Deputationen deS Gtadtrat» und der Stadtverordneten, der beiden Stände kammern, die Generalität usw. In drei Königlichen Stadt wagen folgten die drei langjährigen Hau-genossinnen und Vertrauten der Königin: Frau Oberhofmeisterin von Pflugk, Hofdame Gräfin Reuttner von Weyl und Hofdame Frl. von Nauendorff. Die Nachhut war wiederum von zwei Zügen Bardereiter gebildet. Am Ziele angelangt, hoben 10 Hoflakaien den Sarg vom Wagen. Der Zug bewegte sich dann durch das Hauptportal der katholischen Hofkirche, wo im Mittelschiff bis zum Katafalk am Hochaltar zwei Reihen Militär aufgetreten waren. Neben der am Katafalk niedergelassenen Bahre stellten sich die Ehrenträger und die Pagen mit Wachrfackeln auf, wie auch der ganze Zug von Livreedienern mit Fackeln begleitet war. Die Geistlichkeit waltete darauf ihre» Amte» mit Gebet und Segen. Nach beendigter Trauerfeier nahmen die Beteiligten ihren Weg über den verdeckien Kirchgang nach dem Schlöffe, wo die Trauerversammlung auSetnanderging. Die Letckenwacht trat bet der hohen Leiche auf, und die Kirche ward ge schloffen. — Draußen auf den Straßen und Plätzen wälzte sich die ungeheure BolkSmaffe langsam hinweg von der Stätte de» majestätischen Schauspiels. Die schwarzen Massen, die in stundenlanger Regungslosigkeit beharrten, strömen jetzt durch die florgeschwückten Straßen, wo ernste Gefühle den Beschauer beim Anblick reicher Trauerdekorattonen überall anwandeln. . . . )-( Dresden, 18. Dezember. Im Laufe deS hen- Ligen Vormittag» trafen hier zu der BetsetzungSfeier ein: der Großherzog von Baden, Fürst zu Lippe-Detmold, Prinz Leopold von Bayern, Erbprinz zu Schaumburg-Lippe, Prinz Ernst von Sachsen - Meiningen, Fürst von Hohenzollern, Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz, Erbprinz von Reuß jüngere Linie, Prinz Stzzo von Schwarzburg-Rudol stadt, Prinzessin Friedrich von Hohenzollern, Prinz Michael von Braganza, Herzog von Dendome, sowie eine Reihe außerodenlltcher Abgesandter fremder Höfe und Staats oberhäupter. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 18. Dezember 1907. —M. Nachklänge vom Manöver wurden dorm Kriegs gericht der 4. Division (Nr. 40) in Chemnitz verhandelt. Ter Sanitätsunteroffizier Moritz Max Schlimper des Fcldartillerie-Regiments Nr. 68 (Riesa) war während des letzten Manövers in Bergisdorf bei Lobstädt beim Guts besitzer Esche einquartiert. Bei seinem Abgänge aus dem Quartier leistete sich Schsl. den Witz, an das Eingangstor des Gutes die Worte zu schreiben: ,Lunger-Gut". Ter Gutsbesitzer E. fühlte sich natürlich durch diese Nachschrift beleidigt und, wie die Beweisaufnahme ergab, mit Recht, denn selbst nach den Angaben des Angeklagten hatte der Gutsbesitzer E. bezüglich der Verpflegung mehr geboten, als er nach dem Tarif verpflichtet war. Lediglich dadurch, daß sch. als Untewfsizier glaubte, mehr Ansprüche an die Verpflegung stellen zu können als die Gemeinen, hat sich Sch. zu dieser Beleidigung hinreißen lassen. Das Ge richt erkannte auf 14 Tage Gefängnis und Publikations befugnis des Urteils an der Gemeindetafel in Bergisdorf. — Die Königliche Generaldirektion der sächsischen Staatseiscnbahnen läßt nach dem „Freib. Anz." gegen wärtig Erörterungen wegen Einführung der vier ten Wagenklasse auf den Schmalspurbahnen! in Sechsen anstellen, Erörterungen, die sich namentlich auf die Frequenz in der dritten Wagenklasse im letzten Jahre erstrecken. Ta die Königliche Staatsregicrung dem Landtage gegenüber ihr Geneigtsein zur Einstellung von Wegen vierter Klasse an den Sonnlagen zu erkennen gegeben hat. so sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Er örterungen bei den Schmalspurbahnen auch auf diese in Erwägung befindlichen Maßnahmen zurückznführcn. — Tic Wiederholung der N a d s e r n f a h r t W i c n — Berlin hat der Gau Berlin des deutschen Nadfahrerbundcs im Einverständnis mit dem ^unmchsorcausschuß zur Durchführung übernommen und zwar sind der 25. und 26. Ium sür die 600 Kilometer lange Fahrt in Aussicht genommen. Tie Fahrt würde das Königreich Sachsen in seinem östlichen Teil in der Richtung Zi.tan—Bautzen be rühren, wenn die sächsische Regierung die Genehmigung erteilt. Andernfalls müßte die Fahrt um Sachsen herum geleitet werden. — Ter Ausschuß der deutschen Turnerschaft hat ein mütig beschlossen, den deutschen Ka i s e r um llebernahme des Protektorates iibcr das 11. deutsche Turn fest in Frankfurt a. M. zu bitten. Grund des Beschlusses ist der Wunsch der vaterländischen Turnsache die lang- Wchnabmtimts auf da» Riesaer Tageblatt — 6 laufende Nummern 15 Pf. — nur bei Abholung in der Geschäftsstelle Goethestraße 59. Einzel-Nummer 10 Pf. WchmbmtMZ.