Volltext Seite (XML)
1. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". Rotatlonldruck und Verlag von Langer L DlntrrliL in Rlela. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. S94. Mittwoch, 18. De;ember 1997, abends. «9. Jahr». Statistik der Aktiengesellschaften. bc Di« Reichsstattsttk hat, einem wiederholt zutage getretenen Bedürfnis entsprechend, die Statistik der Attten- gesellschasten und Kommandiiakttengeseüschaften in ihr Ar beitsgebiet einbezogen. Erstmalig wird in dem 4. Btertel- jahrSheft zur Statistik des Deutschen Reich« 1907 eine Statistik de» Bestandes der deutschen Aktiengesellschaften und Kommanditaktiengesellschaften am 81. Dezember 1906 veröffentlicht. Die Einleitung »erweist auf die bisherigen Leistungen der Retchsstattstik auf dem Gebiete der privaten Unternehmungsformen und auf die besonderen Schwierig keiten, die sich einer vollständigen Erfassung der Aktien gesellschaften entgegenstellen. Der vorliegenden Bestands aufnahmen diente als wichtigste Unterlage eine private Quell«, das Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, allerdings ergänzt und kontrolliert mittels Durchsicht des „ReichsanzetgerS" und durch zahlreiche Nachfragen bet Ge sellschaften und Registergel tchten. Di« Bestandsaufnahme, die durch eine Statistik der in Liquidation und in Konkurs befindlichen Gesellschaften ergänzt werden wird, soll die Grundlage für eine laufende Statistik der Beständsorränderungen (Gründungen, Auf lösungen, Kapitaloeränderungen) und für eine Rentabtlt- tätSstatistik bilden. In vier Uebersichten werden die Aktien- und Kom- manditaktiengesellschaften gegliedert nach Tewerbegruppen, Nominalkapttal (getrennt nach Stamm- und Vorzugsaktien) überhaupt und auf eine Gesellschaft, Kapttalgruppen, Dauer, GründungSzett, Staaten und Landerteilen. Eine Darstell ung der Art der Aufnahme und eine kurze Würdigung der Ergebniffe ist vorangestellt. Im Deutschen Reiche be trug am 31. Dezember 1906 die Zahl der «ktiengesell- schäften 4952, die der Kommanditaktiengesellschaften 108, zusammen 5060 mit einem nominellen Aktienkapital von 13 839 Millionen Mark. Die meisten dieser Gesellschaften finden sich in den Tewerbegruppen Nahrungsmittelgewerbe, Handelsgewerbe, Maschinentndustrie, Verkehrsgewerbe, In dustrie der Steine und Erden, Textilindustrie, Bergbau, „sonstige" Gesellschaften, Industrie der Leuchtstoffe, chemische Industrie, Versicherung, Metallindustrie, Polygraphisches Gewerbe mit Zeitungswesen, und insbesondere in den Ge- werbearten Brauerei, Banken, Maschinentndustrie, Jmmo- btlienhandel, Klein- und Straßenbahnen, Zuckerfabrikation, Vaumwolltndustrie, Gasanstalten, Schiffahrt, und Kohlen bergbau. Die größten Kapitalien weisen aus: Banken mit 3736 Millionen Mark, Kohlenbergbau mit 706, Klein- und Straßenbahnen mit 677, Maschinentndustrie mit 610, Brauerei mit 608, Elektrizitätswerke mit 593, Immobilien gesellschaften mit 525, Schiffahrt mit 460, Eisenbahnen mit 303, Elektrotechnik mit 297, chemische Großindustrie mit 289, Salzgewinnung mit 242 und Baumwollindustrte mit 231 Millionen Mark. Im Durchschnitt entfällt auf eine Aktiengesellschaft überhaupt ein Nominalkapttal von 2,67 Millionen Mark, dagegen auf ein« Aktiengesellschaft der verbundenen Berg- bau-, Hütten-, Metall- und Maschinenindustrte 19,12, deS HandelSgewerbeS 5,39, de« Bergbaus 5,18, der Maschinen industrie 3.6 und der chemischen Industrie 2,90 Millionen Mark. Bon den bestehenden Aktiengesellschaften sind ge gründet 1,6 vH. vor 1851, 7.5 vH. 1851/70, 36,5 vH. 1871/90, 35,4 vH. 1891/1900 und 18.1 vH. 1901/06. Unter den Staaten und LandeStetlen stehen nach dem Kapitalbetrage der in thnkn domizilierten Gesellschaften an erster Stelle: Berlin mit 2753 Millionen Mark, Rhein land mit 2269, Königreich Sachsen mit 997, Westfalen mit 858, rechtsrheinisch Bayern mit 807, Hamburg mit 803, Hessen-Naffau mit 689, Schlesien mir 574, Baden mit 476, Provinz Sachsen mit 448, Hannover mit 425, Elsaß Lothringen mit 386 und Bremen mit 360 Millionen Mark. Aus aller Welt. Nvrdhausen: Auf der Strecke Halle—Kassel in der! Nähe von Groh-Werther erfaßte die Lokomotive eineH Schnellzuges ein auf den Schienen befindliches Geschirr. Ter Kutscher Brüder und die beiden vorgespannten Pferde wurden getötet, während ein anderer Kutscher sich im letzten Augenblick durch Abspringen retten konnte. Tiej Gattin des Getöteten, die sich zufällig an der llnfallstelle befand, brach vior Schmerz ohnmächtig zusammen. —; Stargard: Vorstand und Aufsichtsrat der Stargarder! Pank haben gestern mittag nach mehrstündiger Sitzung be schlossen, die Zahlungen einstweilen einzustelleu. Ter Be schluß ist gefaßt worden, weil man das Ergebnis des Vor schlages auf Bewilligung eines Moratoriums abwartens will, welchen die Bank vor einigen Tagen ihren Gläu bigern unterbreitet hat. Es sind bereits wiederum übers, 100000 Mark Spareinlagen gekündigt morden. — Schweidnitz: Ein schweres Renkontre mit Wilderern! ereignete sich in der Nacht zum Stonntag in einer Wald ung bei Schwengfeld. Ter Jagdaufseher Kvuter, der einen! Wilderer gestellt hatte, wurde durch mehrere Schüsse int die Brust schwer verletzt. Ter Wilderer entkam. — Zv b- ten: Ein Einbrecher drang nachts in das Bahnhofsge bäude zu Stephanshain ein und stahl u. a. aus dem Büfett; eine Flasche Nordhäuser. Er betrank sich derartig, daß evt einschlief und am Morgen mit der Flasche in der Hand!' schlafend gefunden wurde. Ter Dieb, ein Arbeiter auH Zobten, wurde verhaftet. — Kattomitz: Um eine WettS zu gewinnen, kletterte auf der Ferdinandgrube ein galt-! zischer ^Arbeiter 100 Meter tief am Drahtseil in den Schacht; hinab. Tann verließen ihn die Kräfte und er stürzte auf. 8ol'«Iv Issokvnukr-vn IR 8 ^ocl. 2immsi-ukk-sn io yoneu gepeott unv reguliert, ru «nerkinnt vortellkeNen preieen. 8o!lv« kedriksts . Unübertroffene von IS bis 100 ^erlc. l ri tis d sr>: statin LelilE Coil-oits-Malösimg. Am 1. Januar fällige Coupons und verloste Wertpapiere werden p»a heute ab an unserer Kaffe spesenfrei eingelöst. Riesa, 15. Dezember 1907. Meuz, vlochmaim L Lo^ Filiale Riesa. Heute spiegelglatte Eisbahn. Um gütigen Zuspruch bittet W. Muschter. Mr WullMiMufe empfiehlt zu billigsten Preisen sein großes Lager peukrtifcüer Gegenstände in flrm- Mtl MiellmgerAen Liren-, Ilurr-, Vsr- nnü sorrelknwsreu L. LIdrvvdl, Umtausch «ach dem Feste gern gestattet. V»env»1r«88vr8, 8porttrv88«r8 in bekannt großer Auswahl zü billigen Preisen. Paul Marle, ' Paufitzerftratze Ist. Tncot-TMkll * neu eingetroffen. Hauptstr. 64». Franz Börner. KinberMüen, um zu räumen, äußerst billig. Ernst Weber, Klempnermeister. * Plüschgarnttur, Nutzbaumbuffet, großes echtes Trumeaux empfiehlt billigst Goethestratze 85. Z)er Kunstreiter. Lrigtnal-Roman von Vebh. LchLtzler-Peraslut. 25 Rudhards spöttisch sein sollendes Lächeln war verzerrt. ,^lhr habt Tuch wohl in der Hausnummer geirrt, Vorstand", stieß er rauh hervor. „Weshalb sollte ich verhaftet werden?" „Wan klagt Euch der Einbruchs und der Vrandstifkung an. Die Anzeige geht von Schloß Tiandeck aus. Seid ver nünftig, Förster, wir tun nur unsere Pflicht". „Allmächtiger Gott", hauchte Anna. Rudhard schnellte empor. Seine Fäuste ballten sich, seine Augen schoflen Blitze. Einen Moment schien es. als wollte er sich auf den Sprecher stürzen. .„Ein Dieb, ein Mordbrenner l" hahaha!" Schauerlich schallte dieses Lachen aus «seinem Munde. „Folgt uns. Förster", sagte nun der Gendarm kurz. „Ob Ihrs nun seid oder nicht, darüber haben wir nicht zu verhandeln. Kommt". Rudhard streckte abwehrend die Hände von sich. „Roch eines", stieß er mit bleichen Lippen hervor, „ehe Ihr mich fortführk. Von wem geht die Anklage aus? Ohne Beweise könnte man es nicht wagen, mich zu verhaften". Der Gendarm blickte den Orksvorstand an. „Ra, Ihr sollt es wissen", versetzte dieser. „Man hak Euch erkannt, als Ihr aus dem Fenster; des brennenden Zimmers sprangt". „Wer hat mich erkannt?" „Die gnädige Baronesse Linda". Rudhard taumelte zurück, sekundenlang starrte er die Männer an, als habe er den Verstand verloren. War es denn möglich, was er hier vernahm? Helene hätte ihn verraten? Sie selbst? Seine Brust keuchte, er schüttelte den Kopf, dann plötzlich schlug er sich mit der Faust vor d->n 6o„f. „Ich blödsinniger Tor!'« schrie er. „Die Falle ist mir gestellt worden und ich bin hineingegangen!" Wieder flog ein wildes Lachen über seine Lippen, dann aber, als der Gendarm sich ihm näherte, und ihm am Arm ergriff, stieß er den Mann mit solcher Kraft zu rück, daß dieser gegen die Wand taumelte. „Rührt mich nicht an!" keuchte er und seine Gestalt reckte sich höher, alle seine Muskeln spannten sich. „Roch ist nicht an der Zeit, dem Falken die Fänge abzuschneiden. Sucht Euch den Förster Rudhard". Sein Gewehr er greifend, stürzte er nach dem Hintergrund des Zimmers, wo eine zweite Tür hinausging. „Franz, Franz!" schrie Anna händeringend. Der Gendarm wollte sein Gewehr erheben. „Steht Förster, oder —" Aber seine Arme blieben wie gelähmt. Er sah die blitzschnell in Anschlag gebrachte Büchse des Förstes auf sich gerichtet. „Keine Bewegung, Mann, — oder der Rudhard wird zu dem Brandstifter und Dieb auch noch ein Mörder!" donnerte er. Dann ging er, bis gegen die Tür, langsam, stets das Gewehr erhoben und plötzlich war er verschwunden. Krachend stürzte die Tür zu. Der Gendarm stürzte darauf zu; sie war verschlossen. „Himmelkreuz", fluchte der Orlsvorstand, „Muß uns das passieren.". Mit dem Gendarmen rannte er ins Freie und vor das Haus. „Dort gegen den Berg ist er entsprungen", schrie der Gendarm. „Wir müssen ihm nach, entwischen darf er nicht". Der Orksvcr.teher nickle hastig. Er hatte indessen wenig Hoffnung mehr, den Förster wieder einzufangen. Ann« si-l vor Sckrecken nicht in Ohnmacht, wie eine Stadtdame, aber es wäre ihr vielleicht wohltätig gewesen. Wie ein Blitz aus wolkenlosem Himmel war der Schlim gefallen, alles vernichtend, was an Träumen und Hoff nungen in ihrer reinen Seele lebte. Franz Rudhard, ihr Bruder, der Stolz des rechtlichen Vaters, dessen strenger Sinn kein fußbreites Abweichen vom Wege der Ehrbarkeit duldete, ein Dieb und Brand stifter! Ging denn die Welk nicht unter? Jammernd stürzte sie vor das Forsthaus. „Franz, Franz!" schrie sie in namenlosem Schmerze laut hinaus. Richts antwortete. Der Wald rauschte so leise und ge heimnisvoll, wie in den Tagen des Glücks, das Sonnen gold spielte mit den gelb werdenden Blättern und ein Vogel zwitscherte im Gehege. Und doch so elend, so verlassen. Das Mädchen schlug beide Hände vor das Antlitz und sank laut schluchzend auf die Bank am Hause. Sie hatte keine Ahnung, daß Graf Leo, der von ihr tief im Geheimen so geliebte Mann, bald darauf einen Schmerz erleben sollte, so gewaltig wie der ihrige. 7. Kapitel. Eine furchtbare Entdeckung. Graf Leo war, als er von der Brandstelle zurückkehrke, tief ermüdet und bedurfte einiger Stunden Ruhe. War doch die ganze Rächt kein Schlaf in seine Augen ge kommen. Auch die Dienerschaft, welche den jungen Grafen be gleitet und wacker mikgeholfen hatte, war völlig ermattet und erhielt die Erlaubnis, sich auszuruhen. Hatte Graf Leo seine Leute doch stets auf die bedrohtesten Stellen dirigiert, um Schloß Randeck von dem verheerend"» mente ,u befreien.