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Tageblatt für M 83 Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Sonntag den 23 Januar 185S. »r>ch. rägl. Morg. 7.-- ZttserattdltHpaltzMt » Pf. weroen bi» Ad. 7 (Svnnl.v. 11—2) angenommen. —<lbonu. Bterteljah*20Rgr. der un» »ntzeldl. Lieferung in « Hau-i. Dur» dir Poft Niertell.20 Ngr. «in« Nummern 1 Rgr. Spedition: Jobannet-Allee » u. Waisenhausstr. 6 pt. Local- und Provinzial-Nachrichten, Dresden, den 23. Januar. -- Bei dem Ministerium des K. Hauses und den zu demselben ressortirenden Hofämtern, sowie bei den Hof staaten »vmden angestellt: bei der K. musikalischen Kapelle: Herr Franz Robert Hammer, als Kammermusikus, zeither Aspirant; beim Hofstaat I. M. der Königin: Herr Jo seph Franz Lavier Heinrich, Privatsecretär Sr. M. des Königs, zugleich als Kammcrzahlmcister I M- der Köni gin; beim Hofstaat I. M. der Königin Marie: Fräulein Sophie Gräfin Stolberg-Brauna als Hofdame; beim Hof staat I. K. H. der Prinzessin Amalie: Herr Karl August Müller als Mundkoch. — Morgen Abend 7 Uhr hält Hr. Prof. Schlömilch in der Aula der K. polytechnischen Schule zum Besten des für Schüler begründeten Reiscstipendiensondö einen Bortrag «über die Sinyestäuschungen". Zutrittskarten sind bei dem Hausmeister der polyt. Schule zu erhalten. — Von heute (Sonntag) an sind im Ausstellungs lokale des sächsischen Kunstvereins auf der Wrühl'schen Terrasse (geöffnet von 11 bis 3 Uhr) neu ausgestellt: Landschaft, Oelgemälde von Scherte! in München; Genre bild, desgl. von Franz; Gypsgruppe, modellirt von H. Weichling; männliches Portrait, in Gyps modellirt von Christofani; zwei Bleistiftzeichnungen von O. Graf. — Bon dem Modell des Weberdenkmals ist eine recht gelungene Photographie im Kunsthandel erschienen, welche, vom günstigsten Standpunkte ausgenommen, die künstlerischen Schönheiten der Arbeit treu wiedergiebt. Der billige Preis des Blattes empfiehlt dasselbe allen Vereh rern Webers wie Rietschels zur willkommenen Erwerbung. — Nach hier eingegangencr Anzeige ist der entsprun gene Zuchthaussträflung Karl Ehregott Schneider aus Lom matzsch, welcher in letzterer Zeit die Gegend von Nossen und Roßwcin etwas beunruhigte, am 22. d. M. durch den Gensdarm Gerlach in Zöblitz aufgegriffen und an das dortige Gerichtsamt cingeliescrt worden. Schneider war übrigens als Verbrecher weder so interessant, noch so ge fährlich, als man ihn von gewisser Seite darzustellen.sich bemühte. Er hielt sich am Tage versteckt, des NachtS stahl er höchstens Das, was er zu Fristung seines Lebens brauchte; an der Person aber hat er sich nie vergriffen. Zu bewundern ist die Schlauheit, mit welcher es ihm ge lang, mehrere Monate lang sich seinen Verfolgern zu ent ziehen. (Dr. I.) . ^ . - L. , — Gestern Morgen wurde der Kassenschrank vom Feldschlößchen aufgefunbcn und geöffnet. Sämmtliche da nn aufbewahrttn Papiere waren unversehrt. Der erwähnte Schrank ist aus der Fabrik unsers Mitbürgers deS Hrn. Carl Richter. Einer Bekanntmachung des Direktoriums zufolge wird der Betrieb der Brauerei vor der Hand in der Brauerei zu Wölfnitz fortgesetzt werden. — Heute Vormittag um 11 Uhr findet in der Wai senhauskirche deutsch-katholischer Gottesdienst, geleitet vom Pfarrer Strunk aus Chemnitz, statt. — An eine Uebcrsicht der vor dem Bezirksgericht Leipzig abgeurtheilten Verbrechen deS vergangenen JahreS wird von der „D. A. Z." folgende Betrachtung geknüpft: Während die wirklichen Raubthiere durch die Civilisation immer weiter zurückgedrängt werden, erfreuen sich die Raubthiere unter den Menschen, d. h. solche, die von frem der Leute Eigenthum leben, noch jetzt der weitesten Ver breitung. Nur insofern ist ein Unterschied bemerkbar, daß die Gewalt immer mehr der List weicht. Straßenraüb, Einbruch, Mordbrcnnerei wird, wenigstens in Deutschland, immer seltener, der hinterlistige Betrug, die gemeine Gau nerei, täuschende Fälschung, aussaugender Wucher immer häufiger. Die Wölfe finden es heutzutage angemessener, in Schafskleidern einherzugchen. Die Betrüger sind ge fährlicher, als die Diebe, da man sich weniger vor ihnen schützen kann und alles Betrauen durch sie untergraben wird. Unsere Stadt Leipzig hat einen guten Theil davon. Ihr neuester gelungenster Kunstname ist „Geschäftsmann*. Wenn ich einem Menschen begegne, der sich „Geschäfts mann* titlllirt, so mache ich einen Umweg von drei Mei len Es sind in der Regel insolvente, heruntergekommene Oskonomen, bankerotte Kaufleute, removirte Advokaten, Leute, vor denen das Publikum nicht oft und nachdrück lich genug gewarnt' werden kann. Sie verleiten durch betrügerische Vorspiegelungen zum Kauf und Ver kauf von Grundstücken, bei denen die Käufer^ und Verkäufer den besten Theil ihres Vermögens .ein büßen, die Unterhändler aber kolossale Proxonetica und Reugelder schlucken. Sie verkaufen Hypotheken von. völlig überschuldeten Häusern, sie ziehen gänz lich werthlose Wechsel aufeinander und suchen sie an den Mann zu bringen. Hierher gehören ferner die Händler, welche auf Credit entnommene Maaren zu Spottpreisen verschleudern und nicht daran denken, ihren Gläubigern gerecht zu werlmn, Schwindler, die gegen ansehnliche Caution EommiS-Markthelfer für Geschäft, suchen, die