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gar nicht existiren, und Hausmänner für Häuser, di« erst noch gebaut werden sollen, Charlatane, welche Univer salmittel für Geschlechtskrankheiten, Kahlköpfigkeit, Lungen schwindsucht rc. zu ungeheuren Preisen verkaufen, spitzbü bische Schriftsteller, die anderer Leute Werke abschreiben und für ihr eigenes Product ausgeben, literarische Flick- schneider, welche die Geschicklichkeit besitzen, aus je zwei vorhandenen Büchern ein drittes zusammenzukleistern, Buchhändler, die von Nachdruck leben und andere. Dann das Heer der Spekulanten mit fremdem Gelbe, Kaufleute, die falsches Gewicht, falsche Etiketten, falsche Waare füh ren, Hazardspieler von Profession, die fast immer gewin nen und wenn sie einmal verlieren, von dem Mitspieler unter der Drohung, auf die Polizei zu gehen, noch große Summen erpressen, Tagediebe, die sehr anständig gekleidet und nobel eingerichtet sind und deshalb auch in den Wirth- schaften und anderwärts reichlichen Credit genießen, aber niemals bezahlen. Kommt es zur Auspfändung, so ge hört alles bis auf Rock uyv Stiefeln laut schriftlichen Conlracts schon jahrelang der Ehefrau und die Gläubiger ziehen unverrichter Sache ab. Ferner Lugerer, die sich für Agenten ausgeben, und den Auswanderern ihr Reise geld klar machen, herunter gekommene Subjccte, die ihr verlorenes Glück auf Kosten von Feuer- und Lebensver- sicherungsgesellschaften wieder Herstellen wollen, Schurken, die junge Leute zu einem tvte-a-tets mit einer Dame verlocken und dann unter der Maske beleidigter Ehemän ner enorme Summen erpressen, Hochstapler, die immer von Zeit zu Zeit mit erborgtem Adelstitel und sonstigem Pfauenschmuck hier auftauchcn und die Guthmüthigkeit und Eitelkeit der domis sooiöle auSplündern- Bon den bescheidenen Dilettanten, den Nöck- und Hutvertau- schern, den Pathcnbittern, den Sammlern von Subscri- benten für nie erscheinende Werke und von Collcctcn für die Hinterlaffcnen gräßlich zerfleischter Familienväter, den falschen Neujahrsgratulanten u. dgl. spreche ich gar nicht. Das Register könnte noch sehr vervollständigt, aber doch nie geschlossen werden. Das Gesagte aber genügt, um den Lesern das trau, schau, wem? eindringlich ins Ge- müth zu rufen. — Aus Leipzig wird geschrieben: „Man spricht von einer sich aufthucnden Aktiengesellschaft, begründet durch einige unserer ersten Geldmänner, behufs des Baues eines würdigen Theaters, und zwar womöglich im Angesicht des neuen Museums auf dem Augustusplatze." — Am 19. d. ertränkte sich in Bautzen in Folge periodischer Geistesstörung eine Frau in dcm auf dem Kornmarkte gelegenen Wassertroge. Daß sofort zur gründ lichen Reinigung desselben von Seiten der Behörde ge schritten wurde, versteht sich von selbst. — Der „S. C. Z." schreibt man aus Nossen vom 21. Januar: Gestern wurde der Mörder des Bergmanns Palitzsch aus Hohentanne von Meißen aus hier durchgc- führt, um am Ort der Thal nochmals über die verschie denen Umstände seines Verbrechens vernommen zu wer den. Auffällig war die wahrhaft entsetzliche Gleichgiltig keit, welche Wüstnrr zur Schau trug nnd die sich freilich erklärt, wenn man erfährt, daß er als Knabe die Katze im Hause mehrmals in das kochende Wasser des Ofen- topfs geworfen und andere Beweise der vollkommensten Gefühllosigkeit bei fremdem Schmerze an den Tag gelegt haben soll. Wie weit die Bcrmuthung begründet ist, daß Wüstncr, der für sein Alter nicht einmal groß und stark genannt werden kann, den Mord keinesfalls allein und ohne jede Beihilfe oder Mrtwissenschast an dem ihm an Alter, Größe und Körperschaft weit überlegenen Palitzsch verübt haben könne, wird erst durch die Untersuchung klar werden. — Versammlungen: Dienstag den 1. Februar Abends 7 Uhr im Stadtverordnetensaale die heurige or dentliche Generalversammlung des Spar- und Vorschuß- Vereins. — Thermometerstand auf der alten Elbbrücke gestern Nacht 12 Uhr: 1 Grad unter 0. TageSgefchichte. Berlin, 19. Jan. Heute früh ist der dicsscüige Gesandte am französischen Hofe, Graf v. Hatzfcldt, an der Lungenzündung gestorben. Auf die Nachricht von dem Todesfall begab sich die Frau Prinzessin von Preußen heute Vormittag in das Hotel Royal, um der Wittwe einen Condolenzbesuch zu machen? Der Prinz-Regent hat in Folge des Ablebens des Grafen den Befehl er- theilt, daß die auf morgen Abend angesagte Assembler bis zum nächsten Donnerstag verschoben bleibe. — Gutem V« «nehmen nach steht die Entbindung der Frau Prinzessin Friedrich Wilhelm in ganz naher Zeit zu erwarten. Heute Mittag verbreitete sich in der Stadt mit großer Bestimmt heit zum wiederholtem Mal das falsche Gerücht, die Ent bindung sei bereits erfolgt. — Aus Pommern schreibt man, daß dort der Landadel gegenwärtig kreuzzeitungsfa,lener als je sei und fortwährend durch Gerüchte der wunder lichsten Art aufgeregt werde. Es heißt dort: »man lege sich in Berlin keinen Abend ohne die Besorgniß schlafen, am Morgen unter Barrikaden aufzuwachen, und sehe dort schwärzer als 1848." Es ist dies, setzt die Volkszeitnng hinzu, natürliche Folge der systematischen Hetzereien dcr „Kreuzzritung" und der von den Landräthcn in den Pro vinzen herausgcgcbensn Zeitungsorgane. Viele Krautjun ker, welche einen Stolz darein setzen, nichts zu lernen, schwören auf jedes Wort, das ihnen die .Kreuzzeitung", ihre einzige Lektüre, vorspricht. Die Prudelwitze haben die Aufhebung des Jagdrechts auf fremdem Grund und Boden noch nicht verschmerzt und sehen mit einem Grauen ohne Gleichen die Zeit nahen, wo die Grundsteuer-Aus gleichung endlich eine Wahrheit werden wird. Schlesien. Aus Mährisch-Ostrau vom 19. d. M. wird nachstehende höchst erschütternde Traue künde gemeldet: Eine gestern Morgen in den fürstlich Salm- schen Kohlenwerken nächst Radwanitz erfolgte Explosion war von einer schauderhaften Katastrophe begleitet. Bald nachdem die Bergleute früh Morgens ringcfahren wäre», nahm man im oberen Theile des Schachtes an dem eigen« thümlichen Gerüche dcr von unten ausströmenden Gase wahr, daß eine Entzündung stattgefunden haben müsse. Um sich diesfalls nähere Ueberzeugung zu verschaffen, wurden sogleich mehrere Häuer, ein Obersteiger und der bei der fürstlichen Brrgverwaltung angestellte Assistent, durch einen zweiten, von dem ersteren Schachte etwa 200 Klaftern entfernten, aber mit diesem communicirenden Schachte an Ort und Stelle entsendet. Als selbe cirrgc- sahren waren, vertheilten sie sich dergestalt, daß sie in Di stanzen von einigen Klaftern einander folgten, um im Falle eintretender Athmungsbeschwcrden oder lUblichkeiten sich wechselseitig beizustehen. Sie hatten kaum eine Strecke von etwa 60 Klaftern zurückgelegt, als der rückwäils ge hende Obersteiger den Assistenten erinnerte, es sei die höchste Zeit umzukehren, indem er sich bereits unwohl zu fühlen anfange, worauf alsbald Alle umkehrten und so schnell als sie konnten dem Schachte zueiltcn. Da der Assistent, .«SS