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Tagesneuigketterr 22 Opfer des Massenmörders in Kannooer Hannover, 7. Juli. Auf Grund der Erkennung von Kleidungsstücken durch Angehörige von Vermißten können setzt etwa 2 2 Opfer des Massenmörders Haarmann als festacsteilt angesehen werden. Den letzten Mord hat Haarmann acht Tage vor seiner Vechasiung ausgesührt. Dis Kiinalkttnnel-Prokekl Wie aus London gemeldet wird, hat der englische Lan- desverleidigungsrat aus nationalen, politischen und strategischen Erwägungen der Regierung empfohlen, alle Pläne zum Vau eines Kanaltunnels abzulehnen. Es ist dazu zu bemerken, daß die angeführten Gründe, die bisher schon immer gegen dies groß artige Projekt ins Feld geführt wurden, durch die Entwicklung der Luftschisfahrt und des Flugzcugverkehrs überholt worden sind und antiquiert erscheinen. Die Ausbildung der modern sten Verkehrswerkzeuge haben dazu geführt, das; das Wort vom „Eiland in der Sicherste" nur noch eine dichterische Reminiscenz ist und daß der „Silberstreisen", der, wie die alten Briten lagen, ihre Heimat die Jahrhunderte hindurch vor politischer Inflation lind Kriegsgefahr und Invasion bewahrt habe, heute keine unüberwindliche Barrikade mehr darstcllt. Von der stra tegischen Seite aus kann man daher kaum noch mit Fug und Recht diesem Projekte im Wege stehen. Der so oft stürmische Kanal und die etioas langweilige Transport- und Ucbcrfahr- möglichkeit sind Verkehrshindernisse, die durch einen vicrglei- sigeu Tunnel unter dem Kanal her, der der entwickelten J»ae- nieurbauknnst keine technischen Schwierigkeiten bietet, glänzend sich überwältige» und beseitigen liehen. Handel und Verkehr- Würden einen ganz gewaltigen Ausschwung nehmen, wenn mau an der Victoria-Station in London in den Extrazug steigen und ohne Aufenthalt und Seefahrt in wenigen Stunden am Bahnhos du Nord in Paris landen könnte. -s- Der Verbrecher im Schornstein. Aus Berlin wird ge meldet: Palizeibeamte, die auf der Suche nach einem aus dem Zuchthaus in Bricg entsprungenen gewerbsmäßigen Einbrecher waren, entdeckten bei der Durchsuchung eines Raumes, der früher zu einer Druckerei gehört hatte, vor der Oeffnung des Schorn steines Nutz auf dem Fußboden. Da sie vermuteten, dass der Gesuchte im Schornstein versteckt sei, riefen sie durch die Oeff nung, er solle herauskommen. Als sie keine Antwort erhielten, begäben sich einige Beamte nach oben und gossen einige Eimer Wasser in den Schornstein. Als auch dies nicht wirkte, drahte ein Kriminalbeamter, daß er in den Schornstein hinausschieszen werde. Darauf kam der Verbrecher durchnäßt und pechraben schwarz aus dem Schornstein heraus. -s- Verurteilung eines Grabschänders. Der Arbeiter Probst aus Althaldenslcben, der im März dieses Jahres in die alte Gruft der Kirche in Hundisburg einbrach, die Särge der Ver zierungen beraubte und die Gebeine wüst durcheinander warf, wurde zu vier Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrenrechts verlust verurteilt. -s- Selbstmord eines estländischen Barons. Der 41 Jahre alte Baron Stahl v. Hollstem, der in Dorpat geboren ist, wurde vor einigen Tagen in einem Hotel in Berlin von Angestellten des Hauses- bewuiztlas aufgefunden. Ein Arzt stellte fest, dasz sich der Baron mit Neronal vergiftet hat. Man schasste ihn noch lebend nach der Charite. Der Beweggrund zur Tat ist noch unbekannt. -s- Tätliche Raubtiberfälle ln Berlin. In dem Wäldchen am Rohrdanun. nahe dem Siemensdnmni in Spandau, wurde .der Schlosser Willi Peter mit einer Kopfverletzung bewußtlos ausgcsunden. Wie sich herausstellt, hatten unerkannt entkom mene Räuber den Schlosser überfallen, ihn niedergeschlagen und ihm sein Fahrrad geraubt. Der Schwerverletzte sand im Kran kenhaus Svandau Aufnahme. r Wirbcltturin in Norditalicn. Ein schwerer Wirbelstnrm bat die Ettenbalm station von San Giovanni—Mnrinno zer stört und den Verkehr zwischen Turin und Parin unterbrochen. -t Das Dach einer Luftkchisftmlle cingestürzt. Was ans ltdine genieloet wird, ist dort daS Tach einer Lnftschiffhnlle ein'- g kürzt. Bier Arbeiter wurden getötet und etwa 20 verwundet. Verantwortlich für den redaktionellen» Teil: Dr. Josef Albert Dresden — Für den Inseratenteil: Josef Fobmann. Dresden. Schloß Lismoyle Erlebnisse in Irland von B. M. Croker. > misierte Uebcrsttznng ans dem Englischen von Alwine Vischel. lNachdrnck verboten.) (27. Fartsetznnst) Mmi-rweile hatte die Tür sich weit geöffnet, und zwei schmucke Diener kamen die Freitreppe bernntergeeilt, um den Damen beim Aussteigcn zu helfen und ihnen die Mäntel nbzu- nchmen. Als Miß Kyle das Haus betrat,'befand sie sich von neuem in der Atinospbäre von Luxus und Reichtnm. Sie sab sich in einer großen Halle mit gelben Marmorsäulen und reizvolle» A Mb licken in küble, dämmrige Wobnrnnme. die mit köstlich duftenden, frisch geschnittenen Blumen geschmückt waren. „Ich will sie gleich lsinanffübren und Ihnen Ihr Zimmer zeigen/' sagte MrS. Donovan „nachher können wir bis zum Lunch im Garten „mhergehcn." Das Rhoda zugewiesene Zimmer sah reizend aus mit seinein zartrosa Teppich, den weihen Möbeln, rosenu,»rankten Tapeten und den dazu passenden Kretvnnebezügen. Da?- war in der Tat ein greller Gegensatz zu ihrem armseligen Zimmern i» Lismohle Der verstorbene Michael Donovan war ein reicher Mann ge wesen, der sein großes Permögen durch Schafzucht und Kohlen bergwerke erworben und als zweite Frau die hübsche unvermö gende. aber recht materiell angelegte Lvdia Kellh geheiratet batte. Die Heimat seiner Vorfahren war indes durchaus nicht Nahan Court gewesen, sondern ein vierziinmerigeS PächterhnnSchcn auf dem Grundstück des jetzt auvgestorbenen alten Geschlechts der Thomond. Rhoda ging zum Toilettentisch hinüber und steckte sich ihren Hut gerade, dann trat sie an ein Fenster mit den, Blick auf den Park. Dort zur Linke» in der Ferne lag Lismohle; sie konnte seine dichten Wälder unterscheiden. Wie viele Erlebnisse inanig- faltigstcr Art hotten sich doch in die kurze Zeit zusammengedrängt! Ihre Reise nach Lismohle mit seinen originellen Dienstboten uns Haustieren. Der hübsche, einsilbige Offizier, der so schwer arbei tete. Und hier war sic nun binnen viernndzwanzig.Stunden schon in einem zweiten Hause zu Elast bei der reichen, viel leicht etwas allzu entgegenkommenden Witwe. Ban ihrer vergeß lichen Tante bis dato kein Lebenszeichen. Ihre Priese und Ver sprechungen war nur wie Schaum auf dem Meere gewesen — trüacrische Irrlichter, falsche Lockrufe! RhodaS Gedanken kehrten zu Niel Conroh zurück, so wie sie-ihn zuletzt gesehen hatte, auf der Hausstaffel stehen, die Mütze in der Hand. Bessie hatte recht. Was immer er auch sonst sein mochte, enttäuscht, vereinsamt, von Geldsorgen gequält, jedenfalls war er kein Mann, den man über sehen konnte. Fest durchdrungen von dieser Ueberzeugung ging Miß Khle auf den Schreibtisch zu. Die irische Post war so un erhört unzuverlässig, daß Rhoda sich nicht der Gefahr aussetzen durste, einen Dag länger zu verlieren. Vermischtes — Die vergifteten Brötchen. Eine Abenteuerin hatte sick wegen Bergistungsversuch und Urkundenfälschung vor dem Ge richt in München zu vernniworieau Es handelt sich um die Wjährige Ludmilla Aristoiva, die mi Jahre 1015 in Dorpat eine» angeblichen Fürsten und russischen Oberleutnant geheiratet und auf der Flucht vor den Bolscipnvisten in den Balkanländern ein Abenteurerleben geführt haben will. Zuletzt trat sie in Berlin zu einem Kaufmann in Beziehungen. Um den jungen Mann zu fesseln, erzählte sie ihm, das; ihr Vater unter Hinter lassung großer Reichliimer plötzlich gestorben sei. Die estlün- dijche Regierung habe ihr Mitteilen lassen, daß für sie 60 Milli onen Goldmark auf der Londoner Bank hinterlegt seien. Zur Bestätigung dieser Behauptung zeigte sie gefälschte Schriftstücke. Der junge Mann sah sich schon als Inhaber einer Großbank in Konstaniinopcl, die er mit der Erbschaft der Fürstin gründen wollte, und entlieh sich von seinem in München lebenden Vater im Hinblick auf die Erbschaft größere Beträge. Als dem Vater Bedenken kamen, suchte ihn die „Schwiegertochter" kurz ent schlossen zu beseitigen und gab ihm vergiftete Brötchen zu essen. Durch den Geschmack gewarnt, nahm er aber sofort Ge genmittel. Der Erbschaftsschwindel wurde aufgedeckt, zugleich stellte man fest, daß die Schwiegertochter aus der Wohnung Sckmuckslücke und andere Sachen gestohlen hatte. Das Urteil lautete aus fünf Monate drei Wochen Gefängnis. — Die verbotene Wahrsagekunst. Die Wiener Polizec- direktion hat in einer Kundgebung „zur Wahrung der gesetz lichen Ordnung und im Interesse der allgemeinen Wohlfahrt", für den Wiener Polizeiraqvn die entgeltliche Ausübung der, sei es in der Form der Handlinienlesekunst, der Graphologie, des Kartenaufschlagens, der Wohrsirgerei, Sterndeuters! oder unter anderer Bezeichnung betriebenen Zukunftsdeulung, desgleichen auch die Entfaltung jeglicher, zugunsten des bezeichneten Unfuges unternommenen Werbetätigkeit — insbesondere auch die Zu lassung einschlägiger Zeitungsankündigungen — untersagt". —. Interessant ist, daß dieses Verbot nur für den Wiener Polizei- rayon erfolgt ist: die Wiener Propheten und Sterndeuter wer den wohl in die Umgebung nnswandern und die Wiener wer den nun in den reizenden Restchen des Wiener Woldes nach oem „Zukünftigen" suchen können. — Die Dürre in Rußland. Die Dürre in Rußland und ihre Auswirkungen bringen über eine große Anzahl russischer Bezirke außerordentlich trübe Nachrichten über den Erntestand. Halbamtlich wird zugegeben, daß in der östlichen Ukraine die Temperatur sich schon seit einiger Zeit auf der früher hier noch nie dagewesenen Höhe non 41 Grad Reaumnr hält. Heuschrecken und andere tierische Schädlinge haben große Saatstcecken ver nichtet. Auch die Lage in der Republik der Wolgadeutschen wird zum Teil als trostlos bezeichnet. In manchen Dörfern hat be reits die Hungerflucht wieder eingesetzt. — Eine vermißte Filmexpedition. Bar etwa zwei Monaten entsandte die Wiener Sascha Film-Gesellschaft gemeinsam mit einer englischen Gruppe eine Expedition nach Aegypten, an der österreichische, englische und französische Schauspieler teilnahmcn. Mau erhielt zunächst laufend günstige Nachrichten und vor etwa Monatsfrist die Mitteilung, daß man sich von Kairo aus in die Wüste gewandt habe. Die letzte Nachricht stammt aus Luxor, wo bekanntlich auch eine deutsche Truppe in der Nähe der Kö- ingsgräber gearbeitet hat. Die Behörden in Aegypien stellen augenblicklich umfassende Nachforschungen an. Man nimmt vor läufig an, daß die Expedition durch einen Unfall in der Wüste aufgehalten wird, und zwar an einer Stelle, von der sie keinerlei Nachricht geben bann. — Tie Natten pan Ncnvork. Natten gibt eS in Neuvork einer Schätzung nach mindestens soviel wie menschliche Einwohner. Eine große Zahl der gefährlichen Nager scheint nicht durch natürliche Vermehrung erklärlich. Und wirklich handelt cS sich bei den in der amerikanischen Hndson-Metrvpvlc lebenden Natten meist »m höchst ttnerwiliischtc Einwanderer ohne Paß und Visum. Sie kommen ans europäischen Schiffen und schwimmen einfach an Land, wenn ihnen das Herabklettern an den Seilen durch daran befestigte große Wetallscheiben nicht unmöglich gemacht wird. Ihre grösste Gefährlichkeit liegt jedoch weniger in ihrer zerstörenden Tätigkeit als Nager, als in der Tatsache, daß sic vielfach Träger ansteckender Krankhcitskeime sind. Benlenpesl. Trichinose usiv. werden durch sie cingeschleppt. Der durch Rallen verursachte Schaden wird ein schließlich dessen, was ihrer Zerstörungswut zum Opfer fällt und was- ihre Bekämpfung kostet, anf die ungeheure Summe von 160 Millionen Dollar jährlich beziffert. Das amerikanische Gesund heitsamt hat eine besondere Abteilung eingerichtet, deren einzige Aufgabe die Bekämpfung dieser gefährlichen und lästigen Ein dringlinge ist. « !>« «> » Als sie dann am Schreibtisch ürß, vor sich ein hyperfeines Briefpapier mit dem Aufdruck in Scharlachrot und Gold „Nahan Court, Dvonbeg", war sie ratlos, wie sie diese zweite Adresse bin nen zwei Tagen erklären sollte, ohne ihre Tante blotzznstelle». Und doch, sie mußte sich so gut als möglich aus der Schlinge ziehen. Schon kam die Furcht sie an, sie werde beängstigend gewannt im Nicderschreiben und Aussprachen von Dingen, die nicht ganz, nicht ganz .... znm Beispiel gestern hatte sie nach London telegra phiert: „Gut angekommen in Lismoyle, alles in Ordnung" — während ja doch durchaus nicht alles in Ordnung war! Sie batte auch ihr möglichstes getan, Rittmeister Conroy anf die Vermutung zu bringen, das; sie eine von Tante Charlotte abhängige arme Ver wandle sei. Aber cS war eben doch so viel interessanter und amü santer, das arme Mädchen zu spielen und nur um ihrer selbst willen cingcschätzt zu werden, überdies hatte sie die feste Ileber- zeugnng, wenn er eine Ahnung davon hätte, das; Lismoyle die Erbin der Kylcs beherbergte, er seiner Stiefmutter die Freude über ihren Besuch nicht nur nnt kalt Wasser begießen, sondern alle Hebel in Bewegung setze» würde, sie, wenn auch mit aller Höflich keit zum Haus hiuauszuwcrfen. Sinnend kaute sie an ihrem Federhalter. Würde er das wirklich tun? Na, jedenfalls war sie jetzt eben schon wieder im Begriff, einen falschen Bericht zu ver fassen, und leise murmelte sie vor sich hin: „Wie wirr wird sein Gewebe fügen, Wer noch ein Neuling im Betrügen." Zugleich tauchte sie die Feder ein und schrieb: „Liebste Tante Charlottel Ans der obenstehenden großartigen Aufschrift wirst Du zu Deinem Erstaune» ersehen, daß ich nicht mehr in Lismohle, son dern in Nahan Court bin als Elast von Mrs. Donovan, einer reichen Witwe und intimen Freundin von Tante Kathlce», die für ein paar Tage verreist ist; und während dieser Zeit genieße ich die berühmte irische Gastfreundschaft. CS gefällt mir ausgezeichnet hier" (zu sich selbst: „das ist nun wirklich wahr"). „Die Gegend ist wundervoll, ich entwickle bereits einen recht wenig damenhaften Appetit und schlafe wie ein Murmeltier. Da die Post zu ganz außergewöhnlicher Zeit abgebk, schreibe ich in fliegender Eile, damit der Brief iwch mitlommt. Ich denke mir, daß Ihr jetzt alle in Aix eingetroffcn seid und den heutigen Abend mit vielen von unfern alten Freunden verbringt — mit Mostyn'z, TapclS, Murrays — grüße sie alle herzlich von mir! Ich werde Dir daS nächste Mal einen langen Brief schreiben — vielleicht schon morgen. MaröhallL meinen Salaam. Stets Deine Dich liebende Rhoda." P. S. „Parker ist fürchterlich schlechter Laune und mit allem unzufrieden. Sie-findet dieses Land gräßlich und wird wahrschein lich fortgchen und mich »winem Schicksal überlassen; aber ich würde mich zu trösten wissen." Dieser. Brief, den Mrs. Kyle in Ai; erhielt, machte ihr viel Kopfzerbrechen. Sie zeigte ihn ihrer Freundin, MrS. Marshall und bat fie um ihre Ansicht. binpfang der amerkkanischen „Nund um die Wcit"- Fliegcr in Tokio Angehörige dreier Staaten, nämlich der Bereinigten Staa ten. Englands und Spaniens, haben säst gleichzeitig einen Rnnö- fiug »m die Welt in verschiedener Richtung unternommen. Man darf sich hierunter nicht einen ununterbrochenen Flug vorstellen, sicherlich würde der Reisende mit anderen Verkehrsmitteln eher zum Ziele kommen. Das amerikanische Geschwader verlies; am 17. März mit vier Flugzeugen den Flugplatz Clooerfieid bei Santa Moniea in Kalifornien und reiste über Alaska, die Ku- lilcn nach Japan. Unser Bild stellt die Ankunst in Tokio dar. Leutnant Smith, der Führer der Flugstassel, wird vam japa nischen Kriegsminister begrüßt. Neben ihm der amerikanische Botschafter Wood und die Flieger Wade und Nelson. Die Ge- santtstrecke der Amerikaner beträgt 25 000 bis 20 000 englische Meilen. Bisher waren sie verhältnismäßig vom Glück begün stigt, während die konkurrierenden Nationen erhebliche Hava rien erlitten haben. — Berauschende Zigarre». Wer nicht gedankenlos raucbt, wer ein Kenner ist, weiß, daß eine Zigarre gut getrocknet und g e - lagert sein muß. Den wenigsten Rauchern dürfte es aber be kannt sein, daß auch die Zigarre in frischem Zustande, an?- noch feuchten Blättern gerollt, einen gewissen Reiz bat. Die fri'cken Tabakblätter enthalten nämlich ein berauschende-?- Narkotikum, und wer wirklich irgend einmal Gelegenheit hatte, eine frische Havanna zu rauchen, wird diesen Genuß näht sa leicht mehr vergessen; ihn kann auch die teuerste Zigarre nickt ersetzen Der Genuß, den die frische und noch feuchte Zigarre in dem Zustand verschafft, wie die Sonne die Blätter gerollt bat, ist allerdings mit einen' erheblichen Nachteil verknüpft. Das Narkotikum wirkt nachteilig auf die Sehnerven. Alles erscheint gestreift, tariert und in den ver schiedensten Farben abgetönt. In Wirklichkeit werden die wenigsten Euroväer in die Lage kommen, dieses als „beseeligend" gerüinitte Narkotikum an Ort und Stelle (etwa auf den westindischen Inseln) kennen zu lernen. — Schlangenserum. In Brasilien und Indien, der Heimat der Giftschlangen, werden alljährlich schätzungsweise 20 «WO Men schen von Giftschlangen gebissen, bei denen bis zu 25 Pr ment aller Fälle der Bitz tödlich verläuft. ES versteht sich von selbst doß die Negierungen Brasiliens und Indiens nickt? nnveriucbt lassen, um den Menschen, die von Schlange» gebiNen wurden, »ach Möglichkeit Hilfe angedeihen z» lassen. Z» diesem Zweck w oe vor einiger Zeit ei» Wiener Arzt. Dr. Kraus, an das --iaalttcke Sernminstiiut in San Paolo berufe». Der Gelehne bat ein Schlangenserum entdeckt, dessen Wirksamkeit außerordentlich groß ist. Die Versuche, die man damit an etwa 2000 Menichen an- gcstellt hat, Verliesen derart, das; von den mit dem Serum Ge impften nur 2PL Prozent starben. Das Schlangenserum wird ans dem getrockneten Gift der Schlangen bereitet, dem in ent sprechenden Mengen Kochsalz zngefügt wird. Da?- Institut erkält monatlich fast 1000 Schlangen, denen das klare Gift eickzoxu wwd. Eine genaue Skala teilt die Gifte in verschiedene Wirksam k.-its« sorteist Wie tödlich dcrS Gift der Klapperschlange wirkt, kann man daran? ersehen, daß eine geringe Dosis biureicbt, um 25 Hände. 20 Rinder, 50 Pferde. 600 Kaninchen oder 2000 Meerschweinchen »ms Leben zu bringen. „Komisch — sehr komisch! Mir ickeim. als Kode ans Mäd chen irgend etwa? Ungewöhnliches, aber »ckln. ttnangenelnn > - lebt. A» bißchen rätselhaft ist die Lacke aNerdn.a. — 'w-st Adressen binnen viernndzwanzig «tnnden. Na, botteniiich statt alles gut ab." „Ach ja," antwortete die Tante, „den,, trotz ihres leielst die' > Wesens ist Rhoda ganz vernünftig. Ick denke mir. daß :«eie Madame Conroy ein recht alberne-?, indolente? Geschöpf ist Na, im nächsten Brief werden wir ja Näkeres erfahre»." Rhoda hatte eben die Brissmarke anfgeklebt. als kräftig an ihrer Schlafzinimertür geklopft wurde. Es war Mrs. T eiiovan in einet» koketten Gartenhut. „Ah. Sie schreiben? Die Post wird zweimal täglich ab- gebolt. Ich hatte mich--schon gefragt, was Sie.so lange hier machten. Nun kommen Sie nur rasch, da»» zeige ick Ihnen die Gärten." Zwölftes Kapitel. Die Gärten in Rahnn Court waren berühmt, und ihre Be sitzerin hatte alles Recht, stolz darauf zu sein. Guter Getckmacl, Geld und ein vorzüglicher Boden hatten zusammeitgewirkl, sie ans diese Höhe zu bringen. Mrs. Donovan war eine »ngewöH-ckickie tüchtige, energische Frau, abgehärtet und wetterfest, die alles festst überwachte und sich auch um ihre Geldangelegenheiten, ihren Haushalt, ihren Stall, ja sogar »m die Angelegenheiten ihrer guten Freunde kümmerte. Während sie mit ihrem Gast auf dem samtartigen Rasen hinginq, gab sie denn auch gleich einen guten Rat: „An Ihrer Stelle würde ich möglichst viel ohne Hut gehen, denn wen» Sie nch ein bißchen von der Sonne verbrenne» ließen, wäre das nur vor» teilhaft, Sie hätten dann doch irgend welche Farbe. Sie nehme» mirs nicht übel, daß ich das sage, Liebste, aber Ihre Haut ist wick- lich ein wenig fahl! Die Luft hier ist doch herrlich, was? So ganz anders, als im rauchigen London." Miß Khle, der diese Kritik ihre? Aussehens auffallen mußte, sagte sich, daß diese dralle Witwe von reckt wenig feiner L-b.-ir?» art sei. Laut aber bemerkte sie nur: „Manche Leute finden t«e Londoner Luft sehr belebend." „Ach was, Unsinn!" rief MrS. Donovan, indem sie verächt lich den Kopf znrückwarf und ihrer Begleiterin anf dem schmalen Wege voranging. „Nichts wie Ruß, Nebel und Ranch." Nun der Autoniantel sie nickt mehr umhüllte, sah man erst, wie breitschultrig und kräftig gebaut sie war. Ihre Verehrer be haupteten jedoch, sie bade eine prachtvolle Figur und eine könig liche Haltung. Wie dem auch sein mochte, ihre Jagdpserde batten über achtzig Kilo zu tragen — den Sattel mit eingeschlossen — und für solche Pferde bezahlte sie riesige Siimineii. Mit lebhafter aber hoheitsvoller Mieue führte sie ihren Gast von den Tnssiieinanlagen zu den künstlichen Bächlein und Teichen, dann in de» Rosengarten und den Park, wobei sic mit großem Etter die besondere» «Schönheiten hervorhob. Sie hielt lange Reden über ihre Pflanzen »nd deren Preise, sowie über ihre Erfolge bet verschiedenen Ausstellungen und tat sich dabei leine» Zwang an« die BvSheit und den Neid ihrer Konkurrenten zu geißeln. (Fortsetzung folgt.)