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Sächsische Volkszeitung : 08.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192407086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240708
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-08
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.07.1924
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« Dienstag, den 8. Juli 1924 sessionen aller Richtungen erleichtern diesen Konfessionen ein Zu sammengehen. Liebevolles Zusammenarbeiten im Geiste Christi ist die beste Borausletzung dafür, aast wir uns auch aus Grund unserer Weltanschauungen als eine ii» tätigen Wirken einige Nation suhlen. Der Grundsatz der Liebe mutz überall zur Geltung ge bracht werden. Wen» uns diese göttliche Liebe mir ihrer ganzen Kraft durchtränkt, werden wir auch fähig sein, den Kamps um das Leben des deutschen Volkes zu einem glücklichen Ende zu sichren. Jede» Einzelnen von uns muh der Wille erfüllen, über all dort zu Helsen, wo es nottut. Durch die Tai dienen wir un serem Volke am besten. Ganzer E'nlah der Persönlichkeit sür das Volk, gerade in den Zeiten der Not. ist katholische Pflicht Zur uns mutz es heute mehr als je heißen: Hinein in die Kirche, hinein in den Staat. Ganze Taten sind not! Taten die getragen sind von unserer katholischen Welt anschauung. aus der allein eine Lösung der politischen und wirt schaftliche» Fragen, die uns heute bedrängen, erwachsen kann. Atemlos war die Versammlung den fesselnden und tempera mentvollen Aue-sühruiigcn dc"s geistlichen Oberhirten der Diözese Meißen, der wirklich ein Führer im besten Sinne des Wortes ist, gefolgt. Lauter und langandauernder Beifall lieh erkennen, datz die Worte dieses Führers jedem Einzelnen in der Versammlung aus der Seele gesprochen waren. In allen Herzen mochte beim Vortrage der außerordentlich glücklichen Gedankens des Redners der Wunsch erwacht sein: Wäre dieser Saal doch viel größer! Ständen hier all die irregcsührten jungen Leute, die etwas für ihr Vaterland zu tun glauben, wenn sie die rote Binde mit dem Hakenkreuz uni den Arm legen. Die Besten von ihnen würden sicherlich beschämt die Köpfe gesenkt haben. Und ständen hier alle die Arbeitgeber und Arbeitnehmer, deren einseitige Einstellung die Wirtschaftskrise der letzten Monate so unnötig verschärft hat, hörte diese Worte das ganze deutsche Volk, das in seiner furcht baren Not nichts mehr bedarf, als den Geist christlicher Einmütig keit und Nächstenliebe! ES war ein Wagnis gewesen, nach dieser Rede des Bischofs noch eine zweite große Rede auf das Programm zu setzen. Aber da? Wagnis glückte. Der zweite Sprecher dcS Katholikentages Justizra» Dr. Schrömbgsns aus Leipzig, verstand es, in sehr vollkommener Weise anzuknüpsen an die vom Bischof Dr. Schreiber vorgetragenen Ideen und un- merk'ich die Hörer hinzuführen zu dem Ziel, das er sich bei seinen Ausführungen gesteckt halte: Zu einer klaren Anschauung der Wechselwirkung, die zwischen dem Katholizismus und de m modernen Staat besteht. Tie vorbildlich verständlich ge haltenen Darlegungen des Redners ließen vergessen, welche weit reichende wissenschaftliche Vorarbeit hinter diesen kristallklaren Sätzen sich verbarg. Die katholische Kirche ist, so führte der Redner aus, heute noch modern und zeitgemäß, zeitgemäß ist auch der katstelische Mensch. Und er ist es immer gewesen. Er war der Gleiche im Altertum, im Mittelalter wie heute. Darum kann er auch unserer Zeit, die alle Nächstenliebe ausgelöscht hat, immer wieder Ewig keitswerte vermitteln. Auch in der Zeit des Umsturzes, wo die Throne wankten und verschwanden, stand die Kirche fester als die Pyramiden Aegyptens. Ja, sie ist lebensfrisch, denn sie ist die e w i g I e b c »- dige Christuskirche. Lenken wir die Augen ans unser Vaterland. Da stehen die stolzen Dome, die Zeugen der Frömmigkeit unserer Vorfahren und künden uns van der Markt der Kirche, die sie schon vor 1000 Jahren hatte. Diese Markt müssen selbst Andersdenkende und Andersgläubige restlos anerkennen. Die Kirche kann auch heute die Wege weisen, die wir zu gehen haben, wenn so viele Umwertun gen in der Welt eintreten. Eines jener Probten,c, dessen Lösung heute alle Welt bewegt, ist die Frage der Stellung de'S Menschen zum Staate. Fragen wir bei der Kirche an, welche Wege sie uns weist. Trotz der schier unglaubliche» Not unserer Zeit kommt der Streit nni unseren Staat nicht zur Ruhe. Und dieser Streit geht um die Wurzel des Staates. Man fragt, ob es noch HoclMrrat gibt, man leugnet de» Hc-chverrat, ja man verleugnet den Staat. Der beste Beweis dafür ist die seinerzeit geradezu ins unermeß liche angeivachsene Steuervcrweigerung. Man behauptet: die jetzige Staatsform besteht nicht zu recht. Ihre Wurzel ist der Hochverrat. Was aber in der Wurzel schlecht ist, ist auch in seiner Entwicklung schlecht. Daher entbehrt die Weimarer Ver fassung der rechtlichen Grundlage. Jeder Kampf gegen sie ist erlaubt. Wie, hat sich der Katholik dazu einzustelle»? Gewiß steht an der Schwelle des neuen Staates der Hoch verrat. Das ist ohne Zweifel. Die Tat des 9. November war vom katholische» Standpunkt aus Todsünde! Sie ist es und bleibt es. Denn Hochverrat bleibt, selbst wenn er gelingt, Hochverrat, und als solcher verwerflich. Denn nach unserer Anschauung ist nach St. Pauli Worten jede Gewalt von Gott. Gott will die Staaten und daher die Staatsgewalt. Wie war nun von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet die Lage am 9. November? Der Kaiser dankte mündlich und schristlick ab und später noch einmal feierlich Ende November. Der rechtmäßige Inhaber der Staatsgewalt war dann nach der Verfassung der Kronprinz. Dieser verzichtete aber ebenfalls end gültig und vollständig. So kam sein minderjähriger Sohn zur Regierung, für den Prinz Heinrich, der älteste Anwärter, die Regentschaft hätte geltend machen müssen. Das geschah nicht! Im Gegenteil, der einzige, der wenigstens formal die Rechte der bisherigen StaatsRilung geltend machte. ivar der da malige Reichstagspräsident Fehrenbach, der gegen die Räteherrschast protestierte und die Einberufung des Reichstages verlangte; denn tatsächlich lag die NcgierungSgewnlt nunmehr in Händen des gesamten deutschen Volkes beziehungsweise seiner Vertretung, des Reichstages. Dieser trat freilich nicht mehr zu sammen. Aber das gesamte Volk, bei dem wohlgemerkt nun, nachdem die bisherigen rechtmäßigen Träger der Staatsgewalt abgcdankt halten, die Negierungsgewalt lag, wählte sich die Na tionalversammlung. die zunächst eine vorläufige Regierungsge walt und dann in langer Arbeit dieneueVerfassung schuf. Damit war ein neues, vollgültiges Recht geschaffen. Der nach dem Verzicht der Monarchen einzige Souverän, das deutsche Volk, hatte diese Verfassung gestaltet. Die Männer, die am 9. November sich die Macht angemaßt hatten, gaben sie durch Einberufung der Nationalversammlung an den rechtmäßigen Inhaber zurück. Die Grundlage der Verfassung vom 11. August 1919 ist das absolute Reckt. So ist sie anznsehen als der Wille Gottes. Darauf gründen ihre Rechte, daraus leiten sich her die Pflichten, die sie verlangt. Denn die Idee des Staates beruht im Willen GotleS, wie es immer Lehre der Kirche gewesen ist, wie es Thoyias von Nqnin und Papst Leo XIII. klar und deutlich ausgesprochen haben. Eine zweite Frage spielt um die Behauptung, unsere Ver fassung sei gottlos. Gewiß, alles Erleben muß in Verbindung stehen mit Gott, also auch ein so wichtige? StaatSgcsetz wie die Grundlage des Staates, die Verfassung. Und rein wörtlich ge nommen. habe» jene Ankläger recht. Das Wort „Gott" fehlt in der neue» Verfassung. Was ist nun aber von der Behauptung zu halten, die neue Verfassung sei im Gegensatz zur alten „gottlos"!? Die alte Verfassung weist das Watt „Gott" nur im Titel „Wir von Gottes Gnaden . . . ." auf. Unter ihren Grundrechten und -pflichten weist sie zum Beispiel das Recht der unbeschränkten Niederlassung an alle» Orte» für jeden Staats bürger auf. Aber schon 8 Jahre »ach Erlaß der alten Verfassung ändert man diese Grimdbesiinimnug und weist die Jesuiten aus irr. 156, Seite < Deutschland hinaus. Bis 1904 bezw. 1917 ist diese Ausnahme für einen der wesentlichsten Verfassungsartikcl in Kraft gewesen, lind wer weiß nicht, daß katholische deutsche Bischöfe und Priester m den 70er Jahren massenweise im Gefängnis gewesen sind? Wi? fragen alle Welt, hat der Staat, der eine solche Verfassung zu seiner Lebensgrnndlage machte, wirklich das Recht, zu behaupten, er handle im Sinne Gottes-? Kein Mensch wird es wagen. Wie ist es demgegenüber.mit der neuen Verfassung bestellt? Nur dann wäre sie wirklich gottlos, wenn sie gegen den Dekalog, die zehn Sittengesetze vom Sinai verstieße. Prüfen wir sie darauf hin. Wir werden finden, daß in ihr alles- verankert ist, was Gott der Herr am Sinai verlangte. Seine Verehrung ist sichergeftellt durch die Freiheit der Religions-Übung, durch die An- erkenung der Religionsgesellschasten, durch die feierliche Sicherung der Sonn- und Feiertage. Die Rechte der Eltern, der Schutz der Ehe, die Sickerung des Eigentums sind fest in der Verfassung verankert. Können wir mehr verlangen? Jener Vorwurf ist un recht. Und unsere Aufgabe ist es, dies- zu beweisen, dadurch, daß wir an und für die Verfassung mit aller Kraft arbeiten. Noch eine Frage brennt uns auf der Seele. Die ungeheure Not, die schreiende Ungerechtigkeit, die das S cha n d d o k u m e n t von Versailles über uns gebracht hat. Treten wir einmal nur als Christen an diesen Vertrag Hera». Gewiß, wir haben den Krieg verloren, und leicht wäre der Vertrag auch unter anderen Umständen nicht geworden. Aber seine Grundlage ist der berüchtigte 8 231, der. die Schuld Deutschlands am Kriege festlegt und dann daraus all das hevlcitet, was bisher über uns gekommen ist. Aber dieser Paragraph ist eine wr schreiendsten Lügen der Weltgeschichte. Die Oeffnung unserer Ar, chive hat nichts für unsere Schuld ergeben. Die anderen Staaten haben aber bis heute ihr Archivmnicrlal nicht der Oeffentliclikeit unterbreitet. Sie wissen wohl, warum. Ans einer Lüge baut sich der Versailler Vertrag ans. So ist er ei» Do kument voll Unwahrhaftigkeit, da? verschwinden muß. Schafft einen neuen Vertrag und holt seine Normen aus dem ewige» Rom, das euch klar und deutlich immer wieder sagt: es fehlt der menschliche» Gesellschaft von heute die Nächstenliebe! So wissen wir denn auch für die anscheinend allmählich auf kommende Gesinnungsänderung bei unsere» Gegnern, für die Frei lassung der Nhciir- und Nuhrkämpfer keinen Dank. Denn sie ist nur eine Tat, die ei» ungeheures Verbrechen wenigstens in etwa wieder gutzumachen sucht. Ileberschanen wir das Gehörte, so luden wir den Beweis da für geführt, das; der Katholizismus auch sür unsere Zeit noch durchaus modern ist. Denn seine Grundlage ist Christus, in dessen Lehre Lösungen für alle Probleme, auch die unserer Zeit, liege». Darum sind wir stolz darauf, katholisch zu sein und wagen voll Stolz zu sprechen: „Am katholischen Wesen wird und muß noch einmal die Welt genesen." Trotz der vorgerückten Stunde und trotz der schier unerträg lichen Hitze, die sich im Saal mehr und mehr steigerte, Ware» die Zuhörer in unverminderter Zahl und mit unverminderter Auf merksamkeit den höchst aufklärcnden und beachtenswerten Aus führungen des bewährten Leipziger Juristen und Politikers- ge folgt. Der Beifall entsprach der Bedeutsamkeit der vorgetragenen Betrachtungen. Der Vertreter Thüringens im Reichstage, der Nclchspostministcr und Minister für die besetzten Gebiete, Dr. Köfle hatt eS sich nicht nehmen lassen, von einem Ministerrat in Berlin weg, zu der Thüringer Katholikenvcrsammlimg i» Gera zu eilen. Er hatte der Versammlung von Anfang a» beigewohnt »nd kam erst spät zu Wort. Seine Rede aber bildete dafür auch einen würdigen Abschluß des großen Gedankengnnges, in den die Zu hörer hineingesührt worden waren. (Den Inhalt der Rede Dr. HöfleS und den Schluß des Berichtes- bringen wir in der nächsten Nummer. Die Red.) Kille Mell -eSeiikM »«rebe hielt am Tage der feierlichen Rektoratsübergabe in Frciburg der neue Magnisicus der AIverw-Luoopiciana Dr. Otto Im misch. Die Ankündigung des Themas: „einige Gedanken über Wort und Begriff der Akademie", ließ nicht ahnen, welche große historische Fragestellung hier aufgeriss'n und sofort in der Haupt- linieniührung schon ihrer Lösung nahe gebracht werden sollte, ließ noch weniger ahnen, welche bedeutsame sittliche und welt anschauliche Mahnung als Furcht aus dieser historischen Unter suchung hervorbrechen sollte. Immisch hat als guter Kenner der Antike seit Jahren es sich zur Aufgabe gemacht, das Nachwirken jener fernen Kultur in unserem lebendigen Sein und Treiben der Gegenwart sest- zusteücn. So ivar es sür ihn eine in der Sache gegebene Frage stellung, daß er als künftiger Rektor einer modernen Univer sität sich darüber besann, ob und wie weit eine lebendige Tradition von der im Jahre 385 v. Chr. von Plato in der athenischen Gemarkung Akademia gegründeten Hochschule auf unsere modernen Akademien oder Universitäten herübcrwirkt. Die Entdeckungen, die Immisch skizzenhaft vortrug, sind über raschend. Wir kennen dank Denifles gründlichen Forschungen den engen Zusammenhang unseres akademischen Wesens, Lehr- vetries, Studcntenlcbens usw. mit dem Wesen und Leben der mittelalterlichen Universitäten bis ins Einzelne. Wir haben durch Grabmanns Geschichte der scholastischen Methode einen kurzen Hiniveis daraus, daß die mittelalterliche Bildungsweise über die Kirchenväter zurück mit der Antike zusammcnhüngt. Wir haben drittens durch die Arbeiten von Zumpt, v. Wilamo- witz und Waiden eine genaue Kenntnis der antiken Hochschulen. Aber niemand hat bis heute das Bindeglied der byzanlinischen Hochschule, wie sie seit Theodosius' Gründung der Akademie zu jKonstantinopel vom Jahre 425 an bestand und im 11. Jahrhun dert eine hohe Nachblüte erlebte, einer quellenmäßigen Dar stellung gewürdigt und uns so die Verbindungsfäden ausgedeckt, die von Plntos Garten über Athens vier antike Siiftungshoch' schulen mit staatlichen Professuren (seit Mark Aurel) und über Theodosius' Akademie von Byzanz nach Paris, Neapel und Bo logna und von da nach unseren heutigen Universitäten laufen. Immisch weist im Wesen der Universität als Stiftung und Körperschaft, als Forschungsorganisation und Studium generale, ferner im Wesen des Lehrbetriebs mit seiner Einteilung in Hauptkollegicn, die von Ordinarien gelesen, und Nebenfächern, die r-on Nichiordinarien gelesen werden, mit seiner Eigenart, den Vortrag an ein vorzulesendes Buch anzuschließen swie es noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts allgemein Sitte war), fer ner in der Organisation der Hörer in Landsmannschaften, Natio- »es, Choroi usw., die Denifles Hauptergebnis in Frage stellen, wonach die Mutier unserer Universitäten, nämlich die mittel alterliche Universität, eine Eigenschöpfnng des christlich-mittel alterlichen Geistes gewesen sein soll. Immisch macht es jetzt schon fast zur Gewißheit, ivas von nun an durch fleißige Einzcl- arbeit untersucht werden muß, daß die mittelalterliche Univer sität durch bewußten Anschluß an oströmisch cs Vorbild in gerader Linie mit der antiken Hochschule und so mit der Aka demie Plalos lebenseinheitlich verbunden ist. Diese historisch hochbedcutsame Rede schloß Immisch mit einer sittlich-religiösen Mahnung an Lehrer und Studenten ab, wie wir sie in dieser Klarheit und Entschiedenheit des Bekennt nisses auf deutschen Hochschulen lange nicht mehr zu hören ge» wohnt waren. Man lese die folgenden Sätze langsam durch und stelle sich den ergreifenden Gesamteindruck vor. den sie machen mußten, da sie von einem im wallenden Silberlywr mit höchster Geistcssrische redenden Rektor einer modernen Universität, in Gegenwart des Staatspräsidenten und Kultusministers, vieler geladenen Gäste und einer großen Studentenschor, im Festraum der Universität, in deren feierlichster Stunde, znm Abschluß einer die Zuhörer miss äußerste fesselnden Rode vorgetragen wurden: „Gewiß, ein sogenannter Fortschrittc-mann, das war er (Plato) zu allerletzt. Er mußte, der Freigeist ist noch lange kein freier Geist, sondern öfter nur frei von Geist. Gar vieles hat er starr und autoritär festgchaltcn, aber das war, wie man sKurt Singer) es glücklich formuliert hat, niemals das Gewe sene, sondern das- Ewige! „Gott das Maß aller Dinge", so spricht der Greis, der selbst einmal als Jüngling in allen Gassen Athens die Losung des Sophistenrelativismus vernommen hatte: „Der Mensch das Maß aller Dinge." — Vielleicht ist eben dieses sogar das Beste, was der Archeget uns akademischen Nachfahren von heute zu sagen hat. „Nimm die Gottheit aus in deinen Willen", — 'auch in deinen Willen als Akademiker, sei es nun als Forscher und Lehrer, sei es, liebe Kommilitonen, als Stu dent. Die so verstandene Wahrheit wird euch frei machen; unser Freiburger Hausspruch steht in der Bibel! Mit solcher Wahrheit und Freiheit, das bedeutet: mit solcher Bindung zugleich und Vorwärtsgesinnung innerlichst erfüllt, seid ihr am besten gerüstet auch für alles, was von der akademischen Jugend die große nationale Stunde fordern wird, von der jetzt nur Gott weiß, wann und wie sie möglich ist. Er wird das deutsche Volk nicht verlassen, wenn dieses nicht zuvor ihn verläßt.*) Vom uralten Adelsbrief der Civitas Academica habt ihr heute gehört. Wir legen stolz und fest die Faust darauf, aller Mißgunst der Zeitgcsinnung zu troß. Aber Adel ist kein Vor recht, er verpflichtet. Auf das akademische Pflichtgefühl soll sich das Vaterland verlassen dürfen."**) *) Dcr kaftolische Theologe erinnert sich bei diesem Wort des protestantischen Altphilologen an Augustin« Oe natura et xratia c. 25 n. 2Y: dlcm cleseriß nisl ckeseratur, und seine Erklärung zu Psalm 145 c. 9: blon enim ckesent opus suum, si ad opere suo non ckeseratur, und erinn-rt sich ferner daran, daß dieses Wort sowohl vom Trienter Konzil Mecretum cke iustikicstione e. N) wie auch am Vatikanischen Konzil (Lonstiiutio Oe licke c 3! als dogmatische Formulierung sür die Treue der Gnadenhilfe Gottes wiederholt worden ist. ") Immischs Rede ist gedruckt erschienen mit dem Titel: ^cackemia, Rektoratsrcdc von Dr. Otto Jmmisch, Freikrieg (Speyer und Kaerner) 1924. Engelbert Krebs. — Bei den Wahlen zur Stiidentenvcrtretnng der Berliner Universität erhielten die vereinigte jüoische Liste 6, Studenten- bnnd 19, Deutsche Finkenschaft 28, Deutsche Gruppe 13, Jugend bewegung 7, Kommunisten 3, Berliner Waffenring 24 Sitze. Von den Hochschulen. Znm Nachfolger von Prof. E. Pape auf den Lehrstuhl oer Betriebswirtschaftslehre in der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Frank furt a. M. ist der a. a. Professor ebenda Dr. rer. pol. Wilhelm Kalo er am anscrsehen. — Zum Ordinarius für öffentliches Recht an der Universität Greifswald ist der Privntdozent Dr. jur. Günther Holstein-Bonn in Aussicht genommen — Im Alter von 39 Jahren starb am 29. Juni in Tübingen der emerit. T-ircktor der dortigen Universitätsbiblithek, Dr. Phil. Karl A-r- g c r. Gebürtig aus Ehlingen a. N., studierte er Theologie, wur„e 1879 Repetent an, evangel.-theol, Seminar in Urach und zwei Jahre später Bibliothekar in Tübingen, wo er später zum Obcrbiblivthekar und 1919 zum T-ircktor ernannt wurde. X Etzrendomherr Tr. RokilauS «ihr s. Im Priester- seminar St. Peter im Schwarzwolo ist Ehrendoiuherr Geistl. Rat Tr. Nikolaus Gihr, ein west über Deutschland hinaus be- kannter Theologe, im Alter von 85 Jahren gestorben. Er hat bis zuletzt im Pricstcrsemiiinr St. Peter als Dozent gewirkt. Nach einem vor einem Jabr erlittenen schweren Unfall, iiisolge deiftn er nicht mehr gehe» konnte, ließ er sich täglich in das Auditorium mittels Tragstuhls bringen. Seine Hauptfächer waren Liturgie und Dogmatik: er war ein Vertreter der Nenicholast'k. Sein Hauptwerk „Das Meßopfer", das seinen Ruf als Gelehrter in, In- und Ausland begründete, ist in 13 Auflagen erschienen und in mehr als 35 000 Exemplaren verbreitet. Dieses Werk ist ins Französische, Englische und Polnische übersetzt. Auch sein großangelegtes zweibänoiges Werk „Tie Heilige» Satrawente" ist außcroroentlich weit verbreitet und in lyehrere Sprachen übersetzt. Das 1914 erschienene Werk „Gedanken über katholisches Gcbetsleben" findet sich ebenfalls in allen größeren wlssensckoit- lichen Bibliotheken. Der Gelehrte hat zahlreiche Anerkennungen gesunden. — Esperanto und Katholizismus. P. Grubcr S. I., der berühmte Verfasser von Werken gegen die Freimauere', schreibt in einem Artikel über „Zeitgemäßen Ausbau der katholischen Weltorganisation": Esperanto ist wirklich sehr leicht erlernbar. Ich habe mich selbst davon überzeugen können. Als ich Anfang August 1921 die erste Nummer der neugegründeten internaiiona- len katholischen Zeitschrift „Katolika mondo" erhalten hatte, konnte ich, der ich schon das 70. Jahr überschritten habe, nach sünsstündigcm Studium des Esperanto-Lehrbuches von Sckama- nek die in Esperanto geschriebene Zeitschrift ohne Schwierig keiten lesen und verstehen. Papst Pins X. erklärte dem Konsul tor beim hl. Offizium, Professor Glembene gegenüber, er i lr: in der Welthilfssprache einen großen Vorteil zur Er' c Einheit der Katholiken der ganzen Welt. Kill neues Mel gegen LmeiMi.!,.« Von Nom kommt die Nachricht über eine sensationelle medi zinische Erfindung, welche von einem dort lebende» jungen Biolo ge», Dr. Alexander Tom arkin gemacht wurde, und sich auf ein neues Heilverfahren für Pneumonie (Lungeucutzüudung) und Broncho-Pucumcmie (Entzündung der Lunge und der Luftwege) bezieht. Die Entdeckung besteht in der Anwendung eines neuen, von Tomarlin erfundenen und hergestellten bakterientötenoeu Mittels, das den Namen „A » timicrobu m" führt, und in den menschlichen Körper eingeführt, die Bakterien, durch welch? die genannten Krankheiten verursacht werden, radikal zerstört. Die Erfindung dieses Mittels ist daS Resultat vieler Jahre mühevoller Arbeit, die Tomarlin, mit den größten Schwierigkeiten materieller und anderer Natur kämpfend, daran gewendet hat, jene Prinzipien der modernen Chemotherapie auf die Behandlung der genannten Krankheiten anzuwenden, welche die allgemeine Sterilisierung des menschlichen Körpers mit Hilfe spezieller, baktcriziter Mittel be zwecken, wobei man in der Herstellung dieser Mittel speziell auf die zerstörende Wirkung derselben, auf die besondere» in Frage kommenden Bakterien abzielt, ein Prinzip, das sich besonders in der chemischen Therapie der luetischen Krankheit erfolgreich er wiesen hat. Das neue Mittel wurde in der Universitäts-Klinik in Rom, unter der Kontrolle des Primarius Professor Nazari, Mitarbeiter des berühmten Professors Marchiafava, einer eingehende» Prü fung unterzogen, und die Resultate in der „Rcvista Ospedaliera", einer der führenden italienischen Zeitschriften, zeigen, daß. während die Mortalität in jenen Fällen von Pneumonie, in welchen „An- timicrobum" nicht angewendet wurde, 35 Prozent betrug, die Mortalitäisziffer in jenen Fällen, die mit „Antimicrovum" be handelt wurden, auf etwa 2 Prozent reduziert hat. Tatsächlich ist von 60 Patienten, die an Pneumonie und Broncho-Pnenmoni» litten, nur ein einziger gestorben, alle anderen wurden geheilt, /
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