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Aus -er kalhottschen Well M »>, «»!> i»e Rveiler In ft! .. Ansprache an die d c u t s ch e n A r b e i t e r sand der Heilige Vater bemerkenswerte Worte für den Wert der Ar beit. „Auch ich — erklärte er — bin ein Arbeiter wie ein jeder oon euch, und mein Leben, welches der Arbeit gewidmet ist, läßt mich die Arbeit immer höher schätzen und lieben Die Arbeit ist's, die Würde dem menschlichen Leben verleiht und das beste Mittel zu einem heiligen und verdienstvollen Leben ist. Auch das, was Eie zur Gewinnung der Iubiläumsablässe getan haben, ist ein Arbeit, eine gute und gewinnbringende Arbeit für Ihre Seelen." » » Der Arbeiterpilgerzug. welcher unter Leitung des General sekretärs Dr. Raps nach Rom gekommen war, hielt seine Ab schiedsversammlung in der Villa Teuere ab, zu welcher auch Pa triarch von Huynund und Prior Ambrosius der Augustiner er schienen waren. Nach den Begrüßungsworten des Vorsitzenden des Lokal- Komitees erwähnte Generalsekretär Raps die Worte, welche der Heilige Vater in der Audienz an sie gerichtet hatte und welche erkennen lassen, welche Achtung der Heilige Vater vor dem Ar- beiterstande habe. — Dechant Paulus von Koblenz, welcher die rheinschen Arbeiter führte, schilderte den Papst als den besonde ren Freund der Arbeiter und ihn selbst als einen unermüdlichen Arbeiter im Dienste der Kirche. Patriarch von Huyn erinnerte in seiner Schlußrede an des Papstes Tätigkeit in der Arbeiterseel sorge in welcher er seine seelsorgerische Tätigkeit begonnen habe, und wie es die Arbeit sei, welche den Menschen veredele und entwickle. Nach einem begeistert aufgenommenen Hoch aus den Heili gen Vater und nachdem der Patriarch den bischöflichen Segen erteilt, begaben sich die Pilger zum Bahnhof, um die Rückreise lr die Heimat anzutreten. M WWiWleil WMsn Der Katholikenausschuß beim Landesverband Sachsen der deutschnationalen Volkspartei hielt, wie von der T.-U. berichtet wird, unter Vorsitz des Kammerherrn v. Schönberg-Thammen- hain in Dresden eine Sitzung ab, in der — wie der Bericht sagt — „allseitig die erfolgreiche Arbeit der Vertretung der deutsch nationalen Katholiken Sachsens zur Sicherung des aufrichtigen Zusammenwirkens mit den Anhängern anderer christlicher Be kenntnisse in der Partei und darüber hinaus in Staat und Ne nn inde anerkannt wurde." Angenommen hat man folgende Entschließung: „Die deutschnationalen Katholiken Sachsens begrüßen die Stellungnahme Sr. Exzellenz des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg bei seiner vor kurzem stattgefundenen Besprechung mit hervorragenden Vertretern der beiden großen christlichen Konfessionen. Sie wissen ihm Dank für sein offe nes Bekenntnis zu ehrlicher Parität auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens und zu der Notwendigkeit unbedingter Achtung vor der Ucberzeugung des Andersgläubigen. Unter diesem Gesichtspunkte ist die freie und ungestörte Entwicklung der christlichen Bekenntnisse zu sichern, und sind alle Versuche, von Staats wegen in dieselbe einzugreifen, unbedingt zurück zuweisen. Das Ziel, im Einvernehmen mit den beiden großen christlichen Bekenntnissen im Reiche und in den Ländern zu einer sicheren, auf paritätischen Grundsätzen beruhenden Rechtsgrundlage für alle kulturellen Belange zu kommen, muß allseitig unentwegt festgehalten und erkämpft werden. Jede Verquickung konfessioneller Bestrebungen mit Parteipolitik, wie sie leider auch in letzter Zeit wiederholt bei einer skrupel losen Agitation in religiösen Vereinen zutage getreten ist, bedeutet eine Störung des konfessionellen Frie dens und muß. nötigenfalls mit Unterstützung der zuständigen geistlichen Behörden, unter allen Umständen verhindert wer- den." Soweit der Bericht der Telegraphen-Union. Es kann ge wiß nichts dagegen eingcwendet werden, daß sich die deutsch- nationalen Katholiken ihre erfolgreiche Arbeit zur Sicherung des aufrichtigen Zusammenwirkens mit den Anhängern anderer christlicher Bekenntnisse in der Partei und darüber hinaus selbst MM Fahre üWe»«-MWr1 Die größte Insel im Bodensee oder vielmehr in dem Teile, den man den Untersee nennt. Reichenau, hatte vor kurzem frohe festliche Tage. Vorträge bekannter Historiker und Kultur forscher gedachten zunächst der Tatsache, daß vor zwölfhundert Jahren in dem .Hauptort der Insel, in Mittelzell oder Münster, die Benediktinerablei Reichenau gegründet wurde, und daß wir heute die Feier einer ei »tausend jährigen Wallfahrt allhier begehen können. Der Errbischos van Frciburg i. Br. hielt persönlich das Hochamt und das Festspiel von Dr. K. Flesch „Her- nrannus Contractus, der Mönch von Reichenau" mit dreihundert Mitwirkenden wird Fremde aus atzen Teilen Deutschlands auch im I u li und A u gu st noch zu dieser goltgesegnetenInsel ziehen, die früher einmal Sintlosau hieß, später aber wegen ihres Korn-, Obst- und Weinreichtums die „reiche Au" genannt wurde. Wer ihre Schönheit so recht im morgendlichen oder abendlichen Lichte erleben will, dieses fünf Kilometer langgestreckte, schmale Stück Paradies, muß sie von den Fenstern des Schlosses Arenenbcrg aus, auf der schweizerischen Leeseite unweit Mannenlmch, gesehen lzaben, wo die Mutter Napoleons HI., die Königin Hortense von Holland, ihre letzten Jahre verlebte und allwo auch die kürzlich verstorbene Eugenie ihren kaiserlichen Traum für immer begrub. Wenn die alten Glocken der Reichenauer Klosterkirche herüber klingen, ist «s wie heilige Stille über dem ganzen Bodensee — in Demut muß sich jedes Haupt hier beugen. Hier fand Karl der Dicke im Jahre 888 nach schwerem Lei den der Epilepsie sein ärmliches Grab. Der heilige Pirminius aus Neustrien, zuerst Geistlicher im Kastell Melcis, dann Missionar in der Schweiz und in Süddeutschland, hatte hier Ende des Jahres 7Ä das Benediktinerklosler gegründet, dessen Schule bis 1250 Weltruhm genoß. Die Mönche Walafried Strabo, der Verfasser der „glossa ovdinaria" und Dichter der Heiligen. Hermannus Eon- tractus, einer der bedeutendsten Quellenschriststeller der deutschen Geschichte, Sohn des schwäbischen Grafen Wolverad von Ms- hausen, Verfasser des „Chronicon ab urbe condita ad annum 1054", des an die Nonnen gerichteten Lehrgedichtes „De octo vi- tiis principalibus" sowie angeblich auch der herrlichen Kirchen- gesänge „Salve regina", „Alma redcmptoris". „Beni sanct« spiri- tu«", — man lese über ihn Hansjakobs Buch „Heriman, der Lahme" — sowie schließlich Berns wurden hier Leuchten des Glaubens wie der Wissenschaft. Die Ablei, 1538 dem Hachstift Konstanz zugewiesen, erlitt 1803 das Schicksal der Säkularisierung. Aber ihr Ruf als uralte Wallfahrtsstätte hat sich bis heute erhalten. Die Wandmalereien der romanischen Säulenbasilika aus dem achten Jahrhundert z» Unterzell, die zweihundert Jahre jüngeren Wandbilder der St. Georgskirche zu Oberzell, sddann aber in erster Linie Mittelzell mit seiner Pfeilerbasilika aus dem elften Jahrhundert, mit seinem spätgotischen Thor, dem Oelberg, vielen Altertümern und den Re liquien des Kirchenschatzes — zieht noch immer wie früher die Pilger zu stillem Gebete herbei. Noch heute wirkt der Segen der Der Katholizismus im fernen Osten Die Thomaschrislen in Indien Vor einigen Tagen starb in Rom, wo er seine Reise „ad limina" machte, der Bischof von Changanacherry in Travancore lAndien), dem syrisch-malabarischen Ritus der Kirche angehörend. Der noch junge Bischof hatte mit seinem Metropoliten an der päpstlichen Pfingsmesse ieilgenommen, wo ihre bronzebrannen Gesichter aufsielen. Beide waren vor langen Jahren Zöglinge des internationalen Kollegs der Propaganda gewesen und der Herzenswunsch des indischen Bischofs, vor seinem Tode noch ein mal Nom zu sehen, ist bei seiner ersten Reise „ad limina" in Er füllung gegangen. Bei dieser Gelegenheit verlohnt es sich auf, jene letzten Neste des apostolischen Christentums in Ostindien hinzuweisen, welche unter dem Namen „ T h o m a s ch r i st e n " bekannt sind, da sie ihren Ursprung auf den heiligen Thomas, den Jünger des Herrn zurücksühren. Das Christentum breitete sich nachweislich durch aramäisch-arabisch sprechende Syrier in Ostindien aus, welche durch die damals schon bestehenden See- und Landwege von den Häfen des Noten Meeres aus einen lebhaften Handel nach dem Wunderlanüe trieben. Die Legende erzählt, daß der Heiland den Apostel Thomas, der Zimmermann war gleich seinem Nährvater, nach Indien be stimmte, als er von jüdischen Kausleuten hörte, daß ein indischer König von ihnen einen Baumeister nach Indien mitgebracht wissen wollte, um seinem Gott einen Tempel zu bauen. Thomas baute auch den Tempel, gleichzeitig aber in dem Herzen des Königs und seines Volkes einen geistigen Tempel indem er die Lehre Christi verkündigte, so daß der Tempel der erste christliche in Indien wurde. Bekannt ist die Beeinflussung desBuddhismus und seines Kultus durch das Christentum der durch die archäolo gischen Funde in Ganghar im Fünfstromlande feststeht. Der ur sprünglich Kultlose Buddhismus übernahm Kultus- und Kunst formen des heidnischen und christlichen Kultus, welche noch heute den Orientreisenden so frappieren. — Die Malabarchristcn in den Hafenstädten besonders Südindiens behielten ihre semitische K i r ch e n sp r a ch e bei und bildeten eine christliche Diaspora in Indien, welche durch Jahrhunderte vom Zentrum des Chri stentums im Abendlande getrennt waren. Die Wiedercntdeckung Indiens im Zeitalter der großen Entdeckungsfahrten stellten den Kontakt wieder her, und heute bilden die syrisch-malabarischen Christen einen eigenen Ritus der katholischen Kirche. Einen schönen Beweis ihres kulturelllen Hoch st an- des gaben diese Syro-Malabaren durch ihren Pavillon in der vatikanischen Ausstellung. Prächtige kunstgewerbliä>e Arbeiten in einem christlich durchgeistigten indischen Stile lassen auf einen eniwickelten Kunstsinn schließen und lassen hoffen, daß Ihre indischen Landsleuten noch eine hohe Kulturstufe erreichen wer den, wenn seine alten und starken Kunst- und Kulturformen erst einmal den belebenden Hauch des Christentums erfahren haben werden. Die katholische Kirche in Australien In Australien hat sich aus Berbrccherkolonien ein Staaten bund auf dem Festlande gebildet, der in den letzten Jahrzehnten durch verschiedene seiner Maßnahmen in ungewöhnlichem Maße das Interesse der alten Welt in Anspruch genommen hat. In den einzelnen Staaten hat man vielbesprochene soziale Experi mente gemacht. Aus dem Schnlgebiete ist man von der unter schiedslosen Unterstützung aller bestehenden Privatschulen im Jahre 1868 zum System der religionslosen Staatsschule überge gangen. Im Verfolge dieser Maßnahmen sind sämtliche Unler- slützungen der Privatschnlen fortgefallen, wodurch die Katholiken zur Errichtung katholischer Schulen gedrängt wurden. Mit gro ßen Opfern gründeten sie dieselben und freudigen Herzens tra gen sie die sehr erheblichen Lasten der Unterhaltung dieser Schu len. Es bestehen heute in Neuseeland und Australien 16 000 katholische Schulen, worunter sich eine ansehnliche Reihe höherer Knaben- und Mädchenschulen befindet. Um die Größe der Opferwilligkeit, welche diese Schulen gegründet hat und er hält, recht zu ivüvdigen, muß man wissen, daß sie Katholiken nicht nur ihre eigenen Schulen erhalten müssen, joni,<rn daß sie auch zur Erhaltung der Staaisschulen den gleichen Teil wie die anderen Konfessionen beitragen, ohne eine Unterstützung von der Negierung für ihre Schulen zu erhalten und ohne einen Nutzen von den Staatsschulen zu haben. Ferner muß man bedenken, welche Opfer die katholische Bevölkerung, d>e meist aus armen, eingewanderten Irländern besteht, für weitere kirchliche Zwecke zu bringen hat Der katholische Geistliche muß ganz von der Gemeinde unterhalten werden. Dabei waren ständig Kirchen bauten in der Ausführung begriffen, denn in einem neuen Lande wie Australien war alles neu einzurichten. Das alles erforderte Opfer, wie sie in alten Kulturländern niemals gefordert und ge bracht wurden. Welche Anforderungen zuweilen an die Schul- sch Western gestellt wurden und wie gern diese Ordensleute bereit sind, auch die größten Opfer für die Jugenderziehung zu bringen, beweisen so manche Schulen in vom Verkehr weit ab gelegenen Bezirken und unter Temperaturoerhältnissen, die an die Wüste Sahara erinnern, wo die Schwestern oft lange Zeit aus jede religiöse Tröstung, Messe und Sakramente verzichten müssen, weil der Geistliche des Destrikts jährlich Tausende von Meilen zu durchwandern hat, um den weit zerstreut wohnenden Katholiken die Tröstungen der heiligen Religion ein- oder zwei mal im Jahre zu bringen. Daß die katholischen Schulen, beson- ders die Kollegien und höheren Töchterschulen, auf der Höhe der Zeit stehen, beweist die Tatsache, daß eine große Zahl ihrer Schüler allen möglichen Konfessionen angehört. Die jährlichen Vrüfungen in diesen Kollegien, dis vor Regierungs- und llniver- sitätsbehörden abgelegt werden, weisen glänzende Ergebnisse aus. Die meisten Preise fallen Schülern katholischer Kollegien zu. Ein jüdischer Kaufmann äußerte sich einem hohen Prälaten gegen über, daß er seine Kinder nur in die katholischen Schulen schicke, denn die katholischen Sckulbrüder und Schulschwestern fassen das Unterrichtgeben als Pflichtfach auf während andere Schuft,nier» nehmen oft nur Gelderwerb bezwecken. Nach einer Zeit der Unterdrückung alles kocholischen Lebens begann in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts die Zeit der Freiheit für die Kirche in Australien. Früher gehörte Austra lien oder Neuholland zur apostolischen Präfektur Mauritius. Im Jahre 1834 wurde ein eigenes apostolisches Vikariat Neuholland errichtet und die Leitung desselben dem unver geßlichen Benediktiner Johannes Polding aus der englischen Abtei von Donai in Frankreich anvertrant Dieser apostolische Mönch hat während der 43jährigen Dauer seiner Regierung als apostolischer Vikar den Grund zur heutigen ausgedehnten Hier archie Australien gelegt. Ihm zur Seite stand ein großer Mann, Ullatharno, der später als Bischof von Birmingham ln England starb. Beide apostolische Männer haben sich die größ ten Verdienste um die werdende Kirche Australiens erworben. Im Jahre 1905 zählte die katholische Kirche in Australien und Neuseeland nur etwas über 900 000 Seelen, die von 6 Erz bischöfen und 17 Bischöfen geleitet wurden. Heule zählt man mehr als 1 Million 200 000 Seelen unter 9 Erzbischöfen und 19 Bi schöfen. Es bestehen über 2200 Kirchen Welt- und Ordensprie- ster gibt es über 1600. Auf den Inseln der Südfte wurde die katholische Missions- tätigkeit erst im Jahre 1827 begonnen. Englische und ameri kanische Methodisten haben sich dort schon früher festgesetzt. Wäh rend in den ersten Jahrzehnten die Predigt des Evangeliums aus der Inselwelt der Südsee nur langsame Fortschritte machte, haben sich in den letzten vierzig Jahren nickt nur die Iurisdibtians- gebiete. sondern auch die Erfolge in erfreulicher Weise gemehrt. Im Jahre 1910 gab es dort 12 Apostolische Vikariate und 6 Apo stolische Präfekturen. Ilm die Missionierung der Südseeinseln Koben sich besonders deutsche Missionare verschiedener Omen und Genossenschaften verdient gemacht. So vor allem die Kapuziner, die Marillen, die Stenler Missionare und die Mis'wuäre vom Heiligen Herzen Ieln bescheinigen. Außerhalb dieser Vereinigung deutschnationaler Katholiken hat man von dieser Arbeit recht wenig gemerkt. Und wenn man daran zurückdenkt, weiche Töne von seiten nichtka tholischer deutschnationaler Führer über den Katholizismus noch bei den letzten Wahlen gefunden wurden, dann kann man auch nicht so recht daran glauben, daß die Arbeit der deutschnationalen Katholiken in der Parte! erfolgreich war Aber das mögen die Herren unter sich ausmachen. Das Interesse der Außenstehenden aber erweckt es. daß die Entschließung des deutschnationalen Katholikenausschusses die Autorität des Reichspräsidenten gegen die „Agitation in reli giösen Vereinen" zitiert. Der Kamps gegen diese loge- reichen Vergangenheit hier nach, von der Oeftering sagt: „Am Wege nach Italien gelegen und bestimmt, neben dem Evangelium die geistigen Schätze des sonnigen Südens dem rauhen Norden zu vermitteln, wurden sie sdie Klöster St. Gallen und Reichenau) Pflanzstätten einer hohen und weithin ausstvahlenden Bildung, deren Ruhm auch in den Zeiten des Niederganges nie verblaßt ist." Der Weg nach Rom, der für so viele Gläubige in diesem Jahr Gebot ist, führt so manche» Deutschen am Bodensee vorbei. Ein stiller Sommertag aus der Reichenau kann ihm zum reichste» Erlebnis werden. Die Wiedergeburt eines berühmten Orbens In El Parral fand die Wiedereröffnung des alten Hiero- nymitenklosters statt, ein Ereignis, das den Blick auf jenen glorreichen Orden lenkt, dem Spanien und Italien soviel ver danken. Jeder Rombesucher kennt das idyllisch am Gianicolo gele gene Kirchlein S. Onofrio mit dem anstoßenden Hleronymiten- Kloster, in welchem Torquato Tasso die letzt« Zeit seines Lebens, den Todeskeim in der Lunge, zubrachte, als Gast jener „unwissenden Mönche", ivelche ihm hier ermöglichten, sein Le- bcnswerk, das „befreite Jerusalem", dieses Meisterwerk der ita lienischen Literatur, zu vollenden. Die letzten Gesänge schrieb er unter jener noch erhaltenen ehrwüvdigen Eiche, unter welcher gleichzeitig und später der Heilige Philipp Neri seine Sonn- lagsschule für die „ragazzi" sIungen) von Trastevere hielt. Die italienische Regierung nach 1870 dankte den Mönchen ihr Märe- natentum, indem sie dieselben vertrieb und aus ihrem Kloster ein Irrenhaus mochte. Aehnlich ging es den spanischen Hleronymiten, dort „los Ieronimos" genannt. Escurial, San Dust, Madrid und Par ral ivaren ihr« berühmtesten Klöster. Die „Hispanischen Mönche", die dem lebensmüden Carl V. bie Pforten ihres Klosters öffneten, waren Hleronymiten. Nicht als Mönch, sondern als Wissenschaft- sicher Sonderling lebte hier der große deutsche Renaissance kaiser, in seinen wissenschaftsichen Studien u. — Spielereien von einem Augsburger Uhrmacher und Mechaniker und von den über reiche wissenschaftliche Hilfsmittel verfügenden Mönchen unter stützt. — Der Escurial war ein anderes Hieronymitenklostrr, welches Earls V. Sohn, Philipp II-, in seinen letzten Lebensjahren in ähnlicher Weis« beherbergte. Als königliche Grabstätte hat das Escurialkloster noch das beste Schicksal gehabt, denn seine einzigartigen Kunstschätze und Büchersammlungem sind zum gro ßen Teil erhalten und an Ort und Stelle geblieben und erregen heute noch di« Bewunderung des Reisenden vor jenem kunstsinni gen Orden, den der spanische Klostersturm 1830 fast völlig ver nichtet«, vielleicht gerade deshalb, weil er in seiner ganzen hun dertjährigen Geschichte gezeigt hat, zu welchen Kulturtaten „dumme" Mönche fähig sind. Fast in jeder spanischen Stadt oder deren Umgebung stößt der Spanlenreisende auf den Namen Ieronimos, wo er meisten» Klassisch-schön« Bauwerk« und mitunter mich noch d«m Kir- chenraub der spanischen Freimaurer entgangene Werke der Ma lerei und Bildhauerei findet. So besitzt Madrid die schöne go tische Kirche der Ieronimos neben dem Naiionalmusenm, die ost bei großen Feiern benutzt wird. Ausfällig ist in der spanischen Kunst die unzählige Wiedergabe des .Heilige,, Hieronymus,, die Dclazquez, Murillo, Zurbara». Monlanez zu einigen ihrer größ ten Knnstleistungen begeistert Hai. Die Auftraggeber waren na türlich eben diese Ieronimos. — Auch die Musik fand neben den anderen Künste» ihre Pflege in diesen meist sehr wohü-abenden Klöstern, und bekannt ist, daß die meisten aus ihren friedlichen Behausungen von den Vertretern der Wissenschaft freünaure- rischer Observanz vertriebenen Mönche ihr Leben als Musiker und Musiklehrer beschlossen. Nachdem die Freimonrcrwirlsämft auch in Spanien dan- kerott war und man vergebens nach ihren Kulturlaten sucht, fei ert dieser Orden jetzt seine Auferstehung, seine ruhmreichen Tra ditionen wieder ausnehmend. Auch hier kann man lagen: „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!" Bernhard Shaw Uber die päpstliche Unfehlbarkeis Das Vorwort zur „Heiligen Johanna", das Shaw vor bald einem Jahre geschrieben hat. ist äußerst interessant. Es spricht aus ihm ein hoher Ernst und ein starker Wille nach Gerechtigkeit. Freilich, wer den Katholizismus in seinem innersten Kern er saßt hat, wird auf manche schiefe Auffassung stoßen. Das wird bei einem Manne nicht in Erstaunen setzen, der frei bekennt, daß er manches nicht zu glauben vermöge, da seine Mode viktorianisch und seine Familieniradition protestantisch sei. Um so erfri schender wirkt das Verständnis für das Dogma der Unfehlbar keit svom rein natürlichen Standpunkte aus betrachtet), und all die Leute, die noch heute mil Schcuklap;>en in der Welt umher gehen gegen alles, was katholisch ist und heißt, tun gut daran, folgende Bemerkungen Shaws ihrem Hirn und Herz zugänglich zu machen: „Vielleicht tue ich gut daran — sagt Show — meine protestantischen Leser darüber oufzuklären, daß das be rühmte Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes weitaus der bescheidenste Anspruch solcher Art ist. den cs gibt. Mit unseren unfehlbaren Demokratien, unseren unfehl baren ärztlichen Versammlungen, unseren unfehlbaren Astro nomen, unseren unfehlbaren Richtern und unseren unfehlbaren Parlamenten verglichen, gesteht der Papst auf den Knien im Staube seine Unwissenheit vor dem Throne Gottes ein und stellt nur den einen Anspruch, daß in gewissen historischen Angelegenheiten, in welchen ihm offenbar mehr Auskunsts quellen offen stehen als irgendeinem anderen, seine Entschei dung als endgültig hingenommen werde." In jedem Katechismus und jeder Dogmatik steht — freilich nüchterner, mit wenig« Sarkasmus — über die Unfehldarkeits- srage nicht viel anderes zu l«s«n, als was Bernhard Shaw sagt. Mer das; er cs sagt und in dieser Schärfe sagt, das ist doppelt «rfreullchl