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Sächsische Volkszeitung : 19.06.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192506190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250619
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-06
- Tag 1925-06-19
-
Monat
1925-06
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.06.1925
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Freitag, den 19. Juni 1925. Nr. 1«. Seite 8 Tagesneuigkeiten Der gröfzle Slandamm -er Wett London. 18. Juni. In Sennar Makivar am Blauen N i l, 175 Meilen südlich von Kartum. ist. wie schon kurz gemel det, der größte Stau da mm der Welt fertiggestellt worden. Durch den 69 Meilen langen Kanal mit Hunderten von Ab zweigungen ist eine großzügige Bewässerung der Ebne bei Ge- zira und' damit eine bedeutende Förderung des Baumwollanbaus ermöglicht In der Ueberschwemmungsperiode bildet das Fluß- bctt mit dem neuen Damm ein 50 Meilen langes Staubecken. Streik -er Gemein-earbetler in Kessen Kassel, 18. Juni. Der Streik der städtischen Arbei ter lwt über Kassel hinaus auch auf andere größere Orte des hessen-nassauilchen Wirtschastsverbandes übergegriffen. So sind in Esckivege und Fulda die Gemeindearbeiter bereits in den Aus- stand getreten, während in Bad Nauheim. Friedberg und Wetz lar der Streik am Donnerstag beginnen soll. Es bestehen Be fürchtungen. bah sich der Streik über ganz Hessen-Nassau und einen Teil Obeichessens ausbreiten wird. In Kassel selbst ist die Lage unverändert. Die Stratzenbahn hat den Betrieb oollstän- dig einstellen müssen. Den Zeitungen ist die Stromentnahme verboten worden, so daß heute nur die Zeitungen mit eigenen Akkumulatoren erscheinen können. Deutsche Kul- und Pelzsachausslellung Dresden, 18. Juni. Gestern fand im Konzertsaal des Aus- stcllungspalastes die feierliche Eröffnung der Deutschen Hut- und Pelzfach-Ausstellung statt, zu der als Vertreter der sächsischen Regierung Oberregierungsrat Dr. v. Buch, ferner Oberbürgermeister Blüher und weitere Ehrengäste, sowie zahl reiche Mitglieder des Reichsverbandes erschienen waren. Ober bürgermeister Blüher als Ehrenpräsident hatte aus Anlaß der Eröffnung die beteiligten Führer der Hutbranche zu einem Früh stück im roten Zimmer des Neuen Rathauses geladen. Neue Verkehrswege zwischen sächsischer und preußischer Lausitz Das Ne>chspost»il»lsieri„i» hat seht eine Krastwngenlinie genehmigt, die >n Schwepnitz beginnt und in Spreni- berg (Lausitz) endet. Dadurch wird eine durchgehende Nei'e- verblndnng von Westen und Süden »ach der preußischen Lausitz mit erheblicher Verkürzung dieses Neisewegez gegenüber der letzige» umständlichen Verbindung geschaffen. Der Fahr plan der L>nl'e hängt bereits in de,, Postämtern aus und läßt erkennen, das, die 6.11 Uhr vormittags und 5.12 Uhr nachm>trags ans Dresden abgehenden Züge Anschluß nach Straßgräbchen, Bernsdorf, Hoyerswerda und Sprcmberg durch d>e Krastwagen- l>nie erlange». Tn d>e Kraftwagenlinie mehrere Bahnstrecken kreuzt (Arnsdorf-Kanienz—Lübbenau, Kohlsurt—Hoyerswerda - Ruhla,>d — Fnlkenberg — Wittenberg, Bautzen — Hoyerswerda— Spremberg-West), die Linie Görlitz -SPrembcrP—Kottbus--Bei- l>n erreicht und d>e Krasliin.-rnlinie Hoyerswerda-Laata- werk—Senftenberg einen Anscbln,, bildet, entstehen günstige Ver bindungen nach der preußischen Lausitz in allen Nicht»,inen. Ferner entsteht auch eine Erleichterung sür den Sprcewaldrei'ei verkehr bei einem Umste>gcu in Straßgräbchen „ach Lübbenau oder über Spremberg von Kottbus ans. In umgekehrter Rich tung werden von der Kraftwagenlinie b>e in Schwepnitz nach Dresden um 9.08 Uhr vormittags und 7.21 Uhr nachmittags ab- gehenden Züge erreicht. Tie Inbetriebsetzung der Linie steht nilinittelbar bevor und es ist bekannt, daß auch d>e Reichsbahn s'.ch bemüht und erwägt, die bisher lange Bahnfahrt Dres den—Schwepnitz zu verkürze». -f Nuntius Pacelli siedelt im A> giist »ach B> l , über Zur Meldung, daß der Nnntins Pacelli, der bisher sie beide» päpstlichen Nnntiature» m München und Berlin vertreten hat, nunmehr »ach Ernennung des neuen Nnntins für München, des Erzbischofs Vasall» di Torregrossa am 20. Jun> nach Berlin übcrsiedel» werde, erklärt die „Germania" daß die dauernde Uebersiedelnng Pacellis erst M>tte August erfolgen werde. f Der Deutsche Bankbeamtenverein, der mit rund 54 000 Mitgliedern 53 Prozent aller kaufmännischen Angestellten im Bankgewerbe umfaß!, hat sich dem Gewerkschastsring deutscher Arbeiter. Angestellten und Beamtenverbände angeschlossen. s Diebstahl wertvoller Gemälde in Königsberg. In Ser Nacht vom 16. zum 17. Juni sind aus den Räumen der Königs- berger städtischen Gemäldegalerie acht Gemälde im Werte von 50 000 Mark durch Einbruch entwendet worden. Der Dieb Hai die Gemälde aus den Rahmen herausgenommen. Es sind dies: Ostade: Der Leiermann, Begas: Lustige Unterl-altung, Wilhelm Dich: Das Verhör. A. Kaufmann: Die Unterhaltung in der Sennhütte. Waldmüller: Sonntag Nachmittag. Pistorius: Der Dorfgoiger, Louis Eorinth: Bildnis der Frau Kommerzienrat Simon, Willi Slöwer: Panzergeschwader. f Schneefall im Niesengebirge. In der Nacht zum 15. Juni ist im Niesenoebirge Schneefall eingetreten. s Wachsende Arbeitslosigkeit in England. Times weist aus die neue ernste Steigerung der Zahl der Arbeitslosen in der Die Rheinlarwfeier in Leipzig Leipzig, 18. Juni Die Iahrtausendseier der Rheinlande gab dem Verein der Rheinländer ln Leipzig Anlaß zu einer festlichen Veranstaltung, die unter Beteiligung zahlreicher landsmann schaftlicher und kameradschaftlicher Bereinigungen sowie studen tischer Verbindungen in Anwesenheit von Vertretern der staat lichen und städtischen Behörden, der Universität, der sächsischen Akademie der Wissensä-asten und der politischen Parteien am Mittwoch im Zoologischen Garten stattsand Auch das Schwei zerische Konsulat und die Schweizer-Gesellschaft waren vertreten. Nach den Begrüßungsworten des ersten Vorsitzenden des Nheinländervereins Uberbrachte Kreishauptmann Dr. Marcus im Austrage des Gesamtmintsteriums die Grüße und Wünsche der sächsischen Staatsregierung. Er betonte den Willen, auch die schwersten Opfer auf uns zu nehmen, um die Nheinlande vom Joch der Fremdherrschaft zu befreien. Die Grüße der Stadt Leipzig entbot Stadtcat Kommerzienrat Hugo Seifert, der auf die vielfachen Beziehungen der rheinischen Industrie zu der Messestadt Leipzig hinwies Für die Universität und die deutsche Studentenschaft sprach Pros Dr. Litt Die Empfindungen und Wünsche des Grenz- und Auslandsdeutschtums brachte der Ver treter des Instituts sür Auslandskunde Dr. Luig zum Ausdruck, der betonte, daß für die Ausländsdeutschen der Rhein das Sym bol des Deutschtums überhaupt sei. Die Festreden hielten an Stelle des verhinderten rhei nischen Abgeordneten Pfarrer Korell, Pfarrer Mühlhausen- Leipzig und der Reichstagsabgeordnete Otto Thiel-Burscheid- Solingen. Pfarrer Mühlhausen kennzeichnete das tausend jährige Streben Frankreichs nach dem Rhein, um zu herrschen, während Deutschland den Rhein brauche um zu leben. Der Rhein sei deutsch und werde deutsch bleiben Die Rheinländer kcimpslcn nicht aus verlorene», Posten, sondern kämpften und duldeten für das ganze deutsche Volk, und in diesem Kampfe stehe ihnen das ganze deutsche Volk einmütig zur Seite. Solange die Sehn sucht nach dem Rhein gehe, gebe es auch eine deutsche Zukunft. Neichstagsabgeordneter Thiel schilderte die wirlscliaslliche Be deutung der Nheinlande. der „Herzkammer der deutschen Wirt schaft", und umriß di« Pflichten der Männer der Wirtschaft gegenüber Volk und Vaterland. Das Ziel müsse sein, dem Grundsatz der Selbstbestimmung der Völker auch gegenüber dem Deutschtum Geltung §u verschaffen und auf diese Weise dl« „deutsche Frage" zu losen. Die Feier wurde durch ein Konzert der Kapelle des 2. Ball, des Ins.-Ncgts 11 unter Leitung des Musikdirektors Giltsch und Gesänge des Leipziger Männerchors unter seinem Dirigenten Prof. Gustav Wohlgemuth sowie Gruppenaussührungen der Leip ziger Vereine des Deutschen Turnerbundes würdig eingerahmt. Wlrlschaslsverlreler bei Kindenburg Berlin, 18. Juni. Der Reichspräsident empfing am Mittwochabend Abordnungen wirtschaftlicher Spitzen verbände. Namens des Deutschen Industrie- und Handels- tages war dessen Präsident Franz von Mendelssohn, der Han delskammerpräsident Grund-Breslau und Kaufmann-Stuttgart, sowie der Reichsminister a. D. Hamm erschienen Der Neichs- landbund ivar durch seine Präsidenten Gras Kalckreuth und Hepp, sowie Herrn von Goldacker vertreten. Als Vertreter des Handwerks war der Vorsitzende des Deutschen Handwerks- und Gewerbekammer-Tages, Ehrenmeister Plate-Hannover, General sekretär Dr. Mensch als Vertreter des deutschen Handwerks Berlin, der Vorsitzende der Handelskammer Berlin Lebert und dessen Sekretär Hermann anwesend. Später empfing der Reichspräsident die Vertretung der Großgemeinschaft des deut schen Einzelhandels, bestehend aus den Vorstandsmitgliedern Heinrich Gruenfeld und Dr Neuendors aus Berlin, Emil Schalter aus Charlottenburg und Oberregierungsrat Tiburtius-Lichter felde. Die verschiedenen Abordnungen Uberbrachlen dem Reichs präsidenten die Glückwünsche zu seinem Amtsantritt und legten in längeren Ausführungen die Lage der einzelnen Zweige der deutschen Wirtschaft dar. vergangenen Woche hin. die nahezu 44 000 beträgt, wodurch sich die Gesamtzahl auf 1291000 erhöht. f Die Krastslation In der Hanauer Popiersabrik explodiert. Am Mittwoch explodierte in dem Neubau der Haynauer Papier fabrik die neue Kraftstation. Das über 12 Meter große Schwung rad wurde vollständig zertrümmert Einzelne Stücke wurden in einem Umkreise von 100 Meter umhergcschleudert. Der Dach- stuhl ist in die Luft geflogen. Menschenleben sind nicht zu be klagen; nur einige Verbrühungen sind vorgekommen. f Liebesdrama unter Schülern. In Bederkesa in Oldenburg schoß ein 16 Jahre !) aller Schüler der Oldenburger Aufbauschule seine Geliebte eine 13 Jahre <!) alte Schülerin nieder, die das Verhältnis lösen wollte. Der Täter schoß sich darauf selbst eine Kugel in den Kopf. Beide wurden lm hoffnungslosen. Zustande in des Lcher Krankenhaus eingeliefcrt 4- Autobusunsall bei London. Mittivochfrüh iiberschlng sich ein mit zahlreichen nach der City fahrenden Angestellten voll besetzter Motoromnibus. 45 Fahrgäste wurden verletzt, davon mehrere schwer. Lwri TOo,Miner Konzertr iir Baa Elster Am Sonnabeid und Sonntag, den 20. und 21. Juni kommt der berühmte Tl.omaner Chor ans Leipzig nach Bad Elster, um hier zwei Konzerte zu veranstalte». Am Sonnabend abend findet unter Mitwirkung des Organisten der Leipziger TbomnSkirrhe Güniher- Rainiil in der Evangelische» Kirche ein Kirchenkonzert statt. Das zweite Konzert ist ein weltliches, das am Sonnt'g »ach- nittlag aus der Elsteraner Freilichtbühne gen»,gen werden wird. Beide Konzert wird Professor Straube persönlich dirigiere,. Aus den sächsischen Landiags-Ausschüfsen Dresden, 18. Juni. Der Sonderausschuß für Be amten? ragen hielt gestern unter dem Vorsitz des Mg. An ders (Dn.) ein« Sitzung ab. zu der eine ganze Anzahl von Ein gaben von Beamte» uiid Organisationen vorlag, die erledigt wurden. Eine längere Debatte führte eine Äinahl van An trägen herbei, die sowohl von der Deutschen Volkspartei als auch von den Deutschnationalen gestellt waren, in bezug auf Schaffung höherer Richlerstcllen, aus die Sechslcilung sür mitt lere Polizeibeamte und auf Höherstusung der Justizwachtmeister. kmcl iüsienhos -- 5cipÄg Notel Oer cetprttz deluchentlen «alliolikea Tille Ltmmer mit Halt- nnä Ilbirmwaster llonferenrs3le '«Preise mäßig Sämtliche Anträge wurden auf Antrag des Berichterstatters Abg. Uldrich <D. Vp.) vom Ausschuß angenommen. 50 neu« Autobuslinien in Sachsen Ter H a u s h a l t a u s s ch » ß B des Landtags bewilligte am Mittwoch 3 Millionen Mark sür Beschaffung »euer Auto busse, mit denen in Sachsen i„ nächster Zeit annähernd 5 0 neue staatliche Autobuslinie» eingerichtet iverde» sol le» Gerügt wurde, daß die Negierung sich mit dieser Fordern»!, direkt a» den Ausschuß gerichtet hat, ohne vorher eine Vor lage an den Landtag gelange» zu lassen. Es wurde der Be schluß gefaßt, die angefvrderten 3 Millionen Mark nachträgglich bei den, >n Frage koniinenden Etatkapitel einzustellen W Wls -es MM WM« »es Ireien AMves Von Thomas Esser, M. d. R. Eine alte, immer wiederkehrende Forderung des Handwerks bezieht sich auf die Abwehr der Ausdehnung öffent licher Regiebetriebe aus Arbeiten, die zum Tätigkeits bereich des freien Gewerbes gehören. Die dahin zielenden Be strebungen. die namentlich bei zahlreichen Gemeindeverivaltungen unter dem Druck der Kommunalisierungsidee ausgetreten sind, konnten häufig nur unter Anspannung aller Kräfte zurückge drängt werden. Trotzdem sind die Fäll« nicht selten, in denen Letter städtischer Betriebswerke in der irrigen Meinung, dadurch dem kommunale» Finanzintercsse zu dienen, durch Uebernahme von Hausinstallationen und in ähnlicher Weise das einheimische Gewerbe empfindlich schädigen und steuerlich »nleistungsfähig machen, ohne diesen Ausfall durch entsprechende wirkliche Er träge der erweiterten Regiebetriebe ausgleichen zu können. Di« hinter uns liegenden Kämpfe um Sozialisierung und Kommuna lisierung haben ein erdrückendes Beweismaterial dafür erbracht, daß öffentliche Betriebe in der Regel viel weniger rationell und ertragreich arbeiten als wie die freie Wirtschaft. Um die trotz dieser Erfahrungen immer wieder drohenden Uebergriffe der öffentlichen Betriebe in die Arbeitsgebiete des Handwerks und Gewerbes zu verhindern, wurde zu dem Ent würfe des dem Reichstage im Rahmen der großen Steuervorlagcn zugegangenen Körperschastssteuergesetzes von vielen Seiten ge fordert, die bisherige Freilassung der öffentlichen Betriebe von der Körperschaftsstcuer zu beseitigen. Die Zenlrumssraktion des Reichstages hatte in ihrem großen Miltelstandsantrage vom 12. Januar 1925 (Reichslagsdrucks. Nr. 276) die Forderung aus gestellt: „Die öffentlichen Regiebetriebe nach Möglichkeil einzu schränken und alle verbleibenden Regiebetriebe hinsichtlich der öffentlichen Lasten dem freien Gewerbe gleichzustellen." Stavlrichier und Abbe Eine heimatgeschichtlich« Erzählung aus den ersten Jahren der Republik Schirgismalde. Von Fr-anz Rösler. (4. Fortsetzung.) „Wie?" jammerte sie. ein Priester? Vertrieben? Hol' ihn, Adi, geschwind!" -- Der Stadtrichter nahm den draußen Harrenden an der Hand und führte ihn in die Stube. Als die Frau Stadtrichter den verwildert aussehenden Mann erblickte, der bescheiden an der Schwelle stehen geblieben war, erschrak sie. „Mein Gott!" stammelte sie. „Was muß er gelitten haben." Adam Reime hatte den Fremdling bis zum Tische geführt, aus dem die Lampe stand. Ihr Schein ließ den Mann noch dunk ler ausschen als bei Tage. „Ist es auch wirklich wahr," wandte sich Frau Magdale» an Ihren Mann. „Sagen Sie es selbst, Herr Pasterelli," wandte sich dieser an den ängstlich harrenden Fremdling. Gütig klangen seine Worte. So hörte man den Stadtrich ter selten sprechen. Sie machten dem Freinden Mut. Er ver beugte sich leicht und sprach: ^ „Madam, ick sage» die Wahrheit. Ick sein eine Priester, ein katholischer Abbö." Mit zitternder Stimme hatte er die Worte gesprochen. „Armer Mann," lallte Frau Magdalen und reichte ihm die Hand, die dieser rasch ergriff und küßte. - „--Wir müssen ihm helfen, Adi," sprach sie zu ihrem Manne, der ihr gütig zunickte. Zum Abbö gewendet, sagte sie in ihrer raschen Weise: „Bleiben Sie bei uns, Herr Abbö! Wir wollen Ihnen Ob dach geben.' Der sah sie verständnislos an. ganz langsam sprechen, Magdalen, sonst versteht er es nicht. Abbö. Brust. Das tot sie denn auch. Freudiger Schreck durchzitterte den „Mercl, merci," stammelte er und legte die Hände auf die ^ kam Leben in die Hausfrau. Sie rief die Maas und befakl Ibr da, Gastzimmer zu richten. Dann nötiate sie den Fremden, sich zu waschen. Draußen in der Küche holte sie Was ser, Seife und Handtuch herbei und ließ ihren Gast allein. Un terdes gab sie Anweisung, ein Abendbrot anzurichten, und als nach einer Weile der fremde Mann ins Zimmer trat, sah er schon ganz anders aus wie bei der Ankunst. Frau Magdalen holte den Hausrock ihres Mannes herzu und ließ nicht eher Ruhe, bis ihn der Abbö anlegte. Danach brachte sie ein Paar Hausschuhe und bat ihren Gast, auf dem geblümten Kanapee Platz zu nehme». Als nun auch noch ihr Sohn Karl mit dem Abbö bekannt gemacht worden war, trug die Magd das Abendessen auf. Der Fremdling saß beschei den aus seinem Platze. An seinen ganzen Bewegungen erkannte man, daß er ein gebildeter Mann sein mußte. Seine Augen glänzten feucht. Tausend Gedanken durchstürmten seine Brust. Er konnte das Glück nicht fassen. Var Stunden noch ein elen der müder Flüchtling und setzt ei» Gast in so vornehmem Hause. „Gottes Wege sind wunderbar!" murmelte er. Frau Magdalen riß ihn aus seinem Grübeln und nötigte ihn zum Essen. Je länger ihn der Stadtrichter beobachtete, um so mehr wurde es ihm zur Gewißheit, das; der fremde Mann die Wahr heit gesprochen hatte. Ein warmes Gefühl der Zufriedenheit durchströmte ihn. und er halte seine Helle Freude über die sorg same Geschäftigkeit seiner Frau. Gern hätte sie das Schicksal ihres Gastes erfahren. Aber sie bezähmte ihre Neugierde und wollte dem Abbs Zeit lassen, bis er sich ausgeruht hatte. Ein müder Zug malte sich aus seinem Antlitze, so daß der Stadtrich ter selbst vorschlug, zur Ruhe zu gehen. Er geleitete den Gast ins Stübchen und wünschte ihm eine „Gute Nacht." „Bon sotr, bon soir, merci bien," kam es von den Lippen des Flüchtlings. Der Stadtrichter mußte sich gewaltsam die Dankesbezeigun- gen des Abbö verbieten, die er ihm tränenden Auges immer uns immer wieder zu bezeigen versuchte. Unten im Stübchen saßen die Ehegatten noch lange beisam men und unterhielten sich Uber den Gast, bis sie endlich in dem Bewußtsein, ein gutes Werk getan zu haben, selbst zur Ruhe gingen. Noch lange lag der Stadtrichter wach. Der fremde Priester ging Ihm Im Kopfe herum. Nach Rußland wollte er. Das war noch weit, sehr weit sogar. Wer weiß, ob er glücklich dahin kam . Und den Weg? Ja, den wußte er selbst nicht. Aber zum Pfarrer könnte er mit dem Abbö gehen und mit ihm berat schlagen, wie dem Flüchtling geholfen werden könnte. Das würde das beste sein. Der würde schon Rat wissen. Aber vorläufig sollte er bei ihm bleiben. Die Schützerrolle gefiel ihm, je mehr er sich damit beschäftigte. Und seine Schirgiswalder? So unbot mäßig sie waren eins mußte er ihnen lassen: Zur Kirche hielten sie. Und wenn es bekannt wurde, daß er einem vertriebenen Priester Rettung und Obdach gegeben hatte, würde ihnen diese Botschaft sicher gefallen und er in ihrem Ankckcn »ich mehr chscn. M wachsen. Mil diesem Gedanken schlief er ein. (Fortsetzung folgt.) — Ter schönste Mann von London Parts bat »ine Köni ginnen, die ans dec Reihe der anmutigsten Midinetie» von der Bevölkerung jedes einzelnen Bezirkes gewählt werde». Tie Londoner C>t» hat ihren ..Marschall", den elegantesten Mann, den der Gemeinderat dec C>lh unter de» Bewerbern» deren Zahl meist einige Hunderte erreicht, zu wähle» pflegt. Tje Wttil des Marschalls wurde kürzlich i» der C>th vorgenommen. Als Sieger kam ans dem Wahlkampf der Kapitän Derek-Fitzgerald Massy hervor, her zukeht >n der >nd>lchen Kolonialarmee als Offizier seiner Militärdienstpflicht oblag und »nn einen län gere,, Urlaub in London verbringt. Ter »eye ..Marschall" >st eine imposante Erscheinung. Ein Riese mit einer Statur von 185 Zentimeter. Er gilt seit einiger Zeit als Muster d.-r Eleganz. Unter zweihundert Bewerbern, von denen allerdings nur fünf von den, Spezialausschuß z»r Wahl vorgcschlagen w-r- oen waren, trug Kapitän Massy den Sieg davon. Seine ge furchteste» N>valen waren etti Advokat „amenS Provoß und der Kapitän Haccy TaittelS. Im zweiten Mahlgang schied der Advo kat aus und rm dritten vereinigte Kapitän Main, 99 Stimme, auf sich, während Tan'cls nur 63 erhielt. Die Damen der Crty werde» es mit einiger Enttäuschung erfahren, daß der Marschall der Zl>y verheiratet und Pater zweier Kinder ist. Tas Mandat des Marschalls währt ein Jahr lang. Während seiner Amtsdauer erhält er einen Iah res ge halt in der Höhe von vierhundert englischen Pfund. Für diese immerhin ansehnliche Entlohnung besteht d'e Verpflichtung des Marschalls daN,-, an den großen Feierlichkeiten (das heißt zwei- dreimal jährlich) de» Galaivagen des Lord-Mayors auf einem Pferd «n einer prunkvollen Uniform mit blankem Säbel zu begleite,«. Ta» Vollblut, auf dem er reitet, wird nach Ablauf dcS Mandats von der City dem Marschall geschenkt.
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