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Sonnabend, den 11. August 1923 Nr. 145. Seile 4 Sie »tue zii>i«eMlsiierW»r , ^ Die Neuordnung der preußischen Universitätsverfas- ftlug ist einen bedeutenden Schritt weitergesührt. Der Minister kür Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ist ermächtigt worden, den Universitäten und der Akademie in Braunsberg neue Sta tut en zu verleihen. Als Grundlage dafür dienen die Grund- sähe in der voin Staatsministerium genehmigten Fassung, für die die Abänderungsvorschläge der Universitäten und Fakultäten sderiicksichtigt wurde». Ter Minister ist ermächtigt, oie ph.loso- hchischen Fakultäten nach Anhörung in eine philosophische Änd naturwissenschaftliche Fakultät zu teilen. Die Reform des Hochschulwesens behält die bisherigen Grundlagen der Uuiversitätssetbstverwaltung bei, insbesondere die Verteilung der Lerwaltungsansgaben auf die einzelnen Organe dieser Selbstver waltung. Neu eingeführt wird die Weitere Fakultät als Organ für die Beratung allgemeiner Unterrichtsfragen durch Standesangclegeuheiten, ferner oer W eitere Senat (Großer Senat, Generalkonzil, Konsistorium) für oie Universitäten, die diese Einrichtung zurzeit noch nicht haben, als Organ für di« Beratung allgemeiner Universitätsangelegenheiten, und oie Rek tor,vahl. Ter bisherige Wahlkörper für die Rektorwahl kommt damit in Fortfall. Tie Grundsätze des Staatsministeriums be stimmen, daß zu de» ordentliche» Professoren und den Vertretern der Nichtordinarien im kleinen Senat und in den engere» Fakul täten soviel Mitglieder der Gruppen, außerordentliche Professoren, Honorarprofessoren und Privatdozenten hinzutreten, daß die Ge samtzahl der Nichtordinarien die Hülste der Zahl der Ordinarien nicht überschreiten. Eine besondere Regelung siir die Zusammen setzung des Großen Senats der Universität Berlin erfolgt wegen oer Größe des Lehrkörpers in ihrem Statut. In Berlin ist das Universilätskuratorium fortgesallen, an seine Stelle tritt der UniversitätSrat. Tie Aenderung des Disziplin argesetzes für die Studierenden ist in Vorbereitung. Mit dem neuen Gesetz wird insbesondere die Stelle der bisherigen Univer- iilätsrichter insoweit geändert, als ihnen jetzt nur die Leitung des Ermittlungsverfahrens und die Vertretung der Anschuldigung vor dem Disziplinargericht übertragen wird. Entsprechend wird ihr Name in U n i v e r s i t ä t s r a t geändert. Nebenamtlich tätig, sollen sie den jährlich wechselnden Rektoren bei der Aus übung der Selbstverwaltung beratend zur Seite stehen und so die Kontinuität der akademischen Verwaltung wahren helfen. Cie werden nicht inehr wie bisher Sitz und Stinime im Senat haben, doch soll ihre Zuziehung zu dessen Beratungen durch den Rektor, besonders in Vcrwaltungsangelegenheiten, nicht ausge schlossen sein. Tie Studentenschaft erscheint nun als verfassungs mäßiges Glied der Universität in den Statuten. Wahlberechtigt und wählbar für sie sind die reichs- und auslandsdeutscheu Stu dierenden. Zweifelssälle entscheidet der Rektor. Die Studenten schaft kann sich mit denen der übrigen deutschen Hochschulen zur Bearbeitung gemeinsanier Aufgaben vereinigen. Während das Statut der Universitäten nur grundlegende, voraussichtlich dau ernde Bestimmungen — im Gegensatz zu den bisherigen Unst versitütsstntutcn — enthalten soll, werden Sonderbestimmungen über Fragen wechselnder Regelung erlassen, z. B. über Höhe und Verteilung der Gebühren, wöbet das Ministerium Ge legenheit hat, das schwerfällige und zum Teil veraltete Ge- hüh»e»wcsc>i zu ändern und zu vereinfachen. Die Bestimmungen über Immatrikulationen kommen in die demnächst zu revidierenden Vorschriften für die Studierende». Dabei wird die Vorschrift fallen, daß das akademische Bürgerrecht nach Ablauf o»n fünf Jahren seit der Immatrikulation erlischt. Vermischtes Die Bienen erklären den Krieg Englische Blätter berichten von einem Vorfall der so un glaublich klingt, daß man versucht ist, ihn für eine hübsche Erfin dung M halten. .Kürzlich hat »ch in Stone ein Vorfall ab- gesp'clt, der geeignet sein könnte, die eingewurzelte Vorliebe der Engländer für die Biene»,zuchl eimgecinaszen abzukühlen. Die Bienen, die sich bisher begnügt hatten, in ihren Stück?» unter der strengen Herrschaft ihrer Königin Honig und Wachs zu be reiten, besannen sich plötzlich darauf, daß ihnen die-'gefahrliche Waffe ihres Stachels d>e Möglichkeit biete, den Menschen, denen sie bisher dienstbar g-:w?sr:i waren, den Krieg zu erkläre». Daß die Feindschaft der Bienen keineswegs leicht zu nehmen sei. bekam plötzlich der ehrsame Schneider Mr. Thomas Talbot in Stono zu verspüren, der-, sie samt seiner Familie von Grund und Baven Vertrieben haben. Ein u»g?- henrer Bienensckmmcul überfiel das HauS drang durch alle Spalten und Ritzen in die Wohnraume ein und bedeckte in schwirrendem Gewimmel die Wände des Schlafzimmers. Alle Ver suche, die Bienen zu verscheuchen, erwiesen sich als fruchtlos, und Mr. Talbot dacht- 'ich. „Der Klügere gibt nach", verließ das Schlafzimmer und hoftte, d>e Bienen würden sich schließlich eines Besseren besinnen und das Feld räumen. Aber er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn die Bienen, durch ihre anfängliche» Erfolge ermutige, wurden offenbar von imperia listischer Machtbegier ermß! und beschlossen die Fortsetzung ihres EroberungSzuges, indem üs VaS Schlafzimmer auch seruerhiu sozusagen als ihr Laauptauartier benutzten, unternahmen sie plan mäßig uild mit militärischer Disziplin Feldzüge in sämtliche Räumlichkeiten des HamseS, von denen sie methodisch Besitz er Fort mit der Halbheit Da? leuchtende Beispiel der Rhein- »nd Nilkrtzevölkerung hat uns wohl den besten Be »eiS erbracht, das; ein Volk, cas sich nicht selbst aufgibt, aller Vergenaliigunqeu »nd Drangsalierungen zum Trotz nicht verloren ist. E>» u»be»gsamer Wille und höchste Sittlichkeit verkörperndes Pflichtbewußtem habe» cs zu Wege gebracht, daß der heute hart bedrängte deutsche Weste» unentwegt standhält in schwerem Abwehrlawpf und in der Treue zum hei- Ingen Vaterlands. Diese Kraft des Willens ist leider n-cht in« gleiche» Maße überall auch im unbesetzten Deutschland z» finde». Ich meine, wir müßten in unserem ehrlichen Bestreben um den Neubau und Ausbau unseres gesamten Kulturlebens gerade jetzt, da der Exi» steuzkairpf an der Ruhr über unser aller Sch-cksa! entscheiden wird, keinen Feind rücksichtsloser bekämpfen als die Lauheit des Fühlens dis Halbheit des Denkens und WallsnS. die für uns Deutsch.; der letzten Jahrzehnte fast zu einem Charaltermcrknial geworden ist. Welch eine Fülle von Worten haben wir uns auS unserem reichen Wort'Hatz nicht mit den: ausgesprochenen. Zweck herausgeholt, um durch ihre Anwendung bei jeder Gelegenheit die Unsicherheit und Uneiit'ck'iedenheit unserer Rede zu verdecke». Cs wimmelt nur so von ..immerhin", „gewissermaßen", „sozu sagen". „möglicherwcise" und ähnlichen, weniger als nichts be sagenden, jede klare Wirkung de» gesprochenen Worte? ängstlich abschwächenden Zusätzen und Beifügungen. Und hat nicht gerade uns Deutschen einmal die schlichte, klar: Forderung Jesu ge falle». ..Eure Rede sei ja. ja — nein. nein"I? — Nun — was hier an einem die Schönheit der Sprache ent stellenden Wortaebranch zum Ausdruck kommt, da» treibt reichlich ärgere und häßlichere Blüten in unserem Kultur- und Wirt schaftsleben, in PiKitik, Kunst und Wissenschaft. Eigentümlich, man findet jene Redeweise im Volk haupt sächlich bei halbgetildeten Leuten, die doch gern mit ihrer Bil- oune prahlen möchten. Sie sind »insicher; sie ioollcn den Fall- gruoen ihrer eigenen Halbb'lduug ans dem Wege gehen und dennoch als klug und wohlunterrichtet erscheinen. , Und so ist e» mit allem k Wir sind unser selbst nicht sicher und huldmen deshalb unentwegt der verderblichen, kraft» und saktlostn StNiicSweise lte» s-lbstungewissen .möglicherweise" «:e griffen. Vom Keller 5iS zum Dachboden gab e» im ganzen Hause keinen Fleck, wo sich nickt Bienen angesiedelt und jedem Menschen, der sich in seiner Tollkühnheit in ihren Machtbereich wagte, wütend mit dem Stachel bedroht hätten. Auch.in de» Möbeln, in ten Schubläden der Schränke, in den Ritzen und Soalten der Kästen und Kommoden nisteten sie sich ein. und der Hauseigen tümer war sozusagen enteignet. Mr Tal bot und seine Familie fanden es schließlich unbequem, beständig im Freien zu über nachten und ihr HauS. daß fix tick, kür teure» Geld a-ufgebaut hatten, den ungebetenen Gästen zu überlasse», muhten aber in den sauren Atfe' beißen und überstedelten zu Freunden. Als lich alle Anstrengungen, die Bienen zu verscheuchen, als fruchtlos erwiesen hatten, beschloß mau. die äußersten Mittel zu ergr?'fen. zum GaSkriea überzugebcn und die Bienen auszuräutzern. Alle Ritzen und sZuaen deS Hause» wurvei, verstopft und giftige Gase in die Woharäume eingelassen. Aber die Bienen hakteil stärkere Nerven, als man ihnen zu,getraut hatte, und nahmen in »nerschüterlickiem Gleichmut von dein Altentatsversuch auf ihre Gesundheit nicht die geringste Notiz. Ja, böse Zunge» bcbaupieten sogar da» Gas habe ihnen sehr gut angeschlagen »nd ihre An griffslust nach erhöht. Nach de» neuesten Berichten vom Kriegsschauplätze befinden sich die Bienen noch immer im Besitze des heißumstrittenen H ruseS. Den Aermel-Kanal durchschwommen Eine sportliche Leistung, die bisher nur zwei Menschen vor ihm erzielten, hat der amerikanische Schwimmer Sulltvan jetzt mit dem Durchschwimmen des Aermel-Kanals voll bracht. Der erste, dem es gelang, die Entfernung von 17 See meilen, di« als Kanal zwischen Dover »nd Calais liegt schwimmend zu durchmessen, war der englische Kapitän Webb, der am 25. August 1875 dieses Kunststück zustande brachte. Seit dieser Zeit blieb die Kanaldurchquernng durch Schwimmen ein Ziel sportlichen Ehrgeizes, das aber nach Webb nur noch der Engländer Burgos erreichte — im August 1905 — bis sich ihm jetzt als Dritter Sullivan zugesellte. Wen» Kapitän Webb seinerzeit die Durchquerung fast ohne technische Hilfsmittel nnia Unterstützung unternahm, so waren Sullivan und alle mit ihm, die sich in den letzten Jahren an der Durchquerung versucht hatten, weit besser daran. Ein eigener meteorologischer Dienst, eine Untersuchungsstation für Wassertemperatur und Strömnngsver- hältnisse beraten ihn, ein Verpflegungs- und Sanitätsdienst be gleiten ihn ans der Fahrt und nimmt ihn nach Beendigung seiner Strapazen in Pflege. Diese ist aber auch enorm und schon mancher, in sonstigen Schwimmkonkurrcnzen. glänzende Sieger mußte sein Vorhaben aufgeben. Die 17 Seemeilen können näm lich nicht gerade ourchmessen werden, sondern der Schwimmer muß sie in der Form eines großen lateinischen W znrücklcgen, wo durch sich die Entfernung, je »ach Seegang, ans 31—32 See meile» erhöht. Das Tempo darf dabei nie unter ein bestimm tes Maß hernntergehe», da der Schwimmer des Verlustes der Blutwärm« wegen nicht unbegrenzt im Wasser bleiben kann. Daß die Anstrengung für den Schwimmer eine geradezu übermensch liche ist, hat sich jetzt auch bei dem dritten Bezwinger des Kanals gezeigt. Sullivan, der bis zuletzt in gnter Form und mit kräftigen Stößen das Wasser dnrchniessen hatte, war, an Laich gebracht, unvermögend, ein Wort zu sprechen und ver fiel in tiefe Schlafsucht. f Opfer des Verkehrs. Die Berliner Statistik über Un fälle im Straßenverkehr vom April bis Juni d. I. verzeichnet 22 Todesfälle und >04 schwere Verletzungen, wobei allerdings die Unfälle bei der Straßenbahn noch nicht berück sichtigt sind. Im einzelnen ergibt sich folgendes Bild: An der Spitze stehen die privaten Personenkraftwagen. Bei 12l Unfällen wurden 5 Personen getötet, 3l schwer und 57 leicht, in 28 Fällen niemand verletzt. Durch Fahrräder wurden 118 Unfälle herbeigesührt, bei denen 2 Personen getötet, 17 schwer und 85 leicht, in >4 Fällen niemand verletzt wurde. Die Zahl der K r a f t d r v s ch ke» - Un f ä l le beläuft sich auf 103. Von den dabei Veriiiiglücllen wnraen 6 getütet, 25 schwer und 08 leicht verletzt. Bei 12 Unfällen wurde niemand, bei 4 im ganzen 8 Personen verletzt. Bon Gespannwagen verschiedener Art waren 65 Unfälle gemeldet, bei denen eine Person getötet, 20 Personen schwer und 34 leicht verletzt wurde». Bei 10 Unfällen kam niemand zu Schaden. Bei Last- und Geschäftskraftwagen wurden 59 Unfälle notiert. Dabei wurden 8 Personen getötet, 8 schwer und 32 leicht verletzt. Bet 12 Unfällen kam niemand, bet einen« Unfall 2 Personen zu Schaden. Krafträder führten insgesamt 45 Unfälle herbei, bei denen 3 Personen schwer und 30 leicht verletzt wurden. In weiten« Abstande folgen dann die Kraftomnibusse mit 7 und die Pferdcdroschken mit 6 Unfällen. 1 Die größte Eiseiibahnkatastrvphe Ver Welt. Bor einigen Tagen wurde von« französischen Kriegsminister Maginot in Saint Jean de Mauriennes, einem Städtchen in Savoyen, ein Denkmal zur Erinnerung an die furchtbarste Eisenbahnkatastrophe der Welt eiiigeweiht, die sich in der Nacht zum 12. November 1917 in der dortigen Gegend abgespielt hat. Bei diesem Un glück sind, wie inan heute erfährt, 437 Menschen »ins Leben ge kommen. Wohl hatte man dainals gehört, daß sich eil« schweres Eisenbahnunglück a» einein Militärurlauberzug ans der Mont- CeniS-Strecke, die Frankreich mit Italien verbindet, ereignet hatte, daß sie aber eine so grauenhafte Ausdehnung genommen hatte, «vurde durch die französische Militärzensur streng ver heimlicht, und ist erst jetzt bekannt geworden. Das Unglück ge schah kurz »ach der französischen Station Modane, als die Brems: der kläglichen, jeden Stolze? und jeder Wirkung nach außen entraUudei« Fühlcnslauheit und WUlenshalbheit des unschönen „sozusagen" WaS kann dabei herumSkommen? Man wird uns verächiljch finden, wenn «vir d:e Halbheit iiicht abtun, die nuser Ansehen schädigtl Können wir denn »ns:res Schiller herrliches Wort vergesse», dem er die Ueberschrist „Pflicht für jeden" gegeben hat: „Imnier strebe zum Ganzen, und kannst du selber Ganzes werde», als dienendes Glied schließ' an ein Ganzes dich an!" Wir haben das Ganz? unseres teuren, heiligen Vaterlandes liiiiidlich vor Anaen. Wir sehen eS. dulden und leiden. Soll eS durch unsere Halbheit selber z» etwas Halbem werde»? Hier kann eS kein geteiltes Liebe», kein „möglicherweise", kein „sozusagen" geben. Hier wird das ganze Herz mit ungeteiltem Denken. Fühlen, Wollen gefordert' Das mag nimmer vergcss?» werden, so noch ein Funke Stolz in uns ist, Deutscher zu heißenI Kurt Engelbrecht. Russische Legenden Von Alexei Remisow. Das Roß und der Löwe. Ein Löwe hatte sich einen Splitter in die Pranke getreten, der heilige Starcz Gcrajsim aber diesen Splitter wieoer heraus gezogen. Und nicht genug, daß der dankbare Löwe den Starez nicht auffrast, viel mehr diente er auch hinfort dem heiligen Starez in stummer Ergebenheit. In der Fastenzeit diente der Löwe dem Starez vom Morgen an den ganzen Tag Über. Er führte ihm Wasser zu, und alle notwendigen Arbeiten verrichtete er, und wenn es Abend wurde, führte er da? Roß zur Tränke, und wenn er das Roß getränkt hatte, führte er e» wie der zur Hütte zurück. So lebten die drei beisammen, der Starez, das Roß und der Löwe. Da nun der Starez diesen Gnadenerweis Gotte» erkannte, bankte er Gott dafür. Der Löwe aber, eingedenk der ihn vom Starez erwiesenen Hilfe, war nach Kräften bemüht, es dem heiligen Starcz recht zu Inachen. der elektrischen Lokomotive versagte und der Urlauberzug in rasen dem Tempo talabwärts glitt, entgleiste, in einen Abgrund stürzte und die Trümmer sodann lichterloh verbrannten. Es kamen nur 150 Menschen, die übrigen» alle schwere Verletzungen oder Brandwunden erlitten, mit dem Lehen davon. 437 Leiche» wurden, größtenteils in verkohltem Zustande, geborgen. Es handelte sich ausschließlich um französische Urlauber von der italienischen Ptave- front. Der Lokomotivführer, der bereits kurz vorher, mitten im Mout-CeniS-Tuiinel, eine Havarie erlitten und gestoppt hatte, hatte sich in Madone zunächst geweigert, den Zug weiterzufahren, weil er ein Versagen der Bremsvorrichtung befürchtete. Doch wurde ihm vom Militärkommissar ver Grenzstation ausdrücklkch besohlen, die Fahrt sortzusetzeu. Wenige Minuten später er eignete sich die Katastrophe. Der. Lokomotivführer, der die Llrecke seil >8 Jahren kannte und Vater von acht Kindern war, lvurve vor ein Kriegsgericht gestellt — alleroings glatt frei- gesnochr». Ter schuldige Militärkommissar blieb unbehelligt — e.hi französisch! 4- Die Sicherheit im Eisenbahnverkehr. Auf eine Anfrage des ,B. T,' bei der Eisen!»,,hndir.-ktion Berlin, weshalb derartige U.iglüciejäll,: durch Ueberrahren eines Signals sich trotz ver »ic-derue» Sich?m>ngSeinrlckta>>q.'» immer wiaderholcn, wurde »liigcteilt daß eö seit langem das Bestreben ver Eisenbahn- iug,' -teure ist der Unaufnierksamkeit von Lokomotivführern durch entsprechende mechanische NLaßnahmen eutgcgeuzuarbeiten. Es und Versuche im Gange, dem Lokomotivführer, der ein auf Hali stehendes Signal »Verfahren hat. auf funken tele graphischem Wege Zeichen zu geben. Man hat auf der Strecke Berlin-Hannover magnetisch: Felder zwilchen die Gleise gelegt die im Beoa eisfalle »nt einem magnetischen Feid auf der Lokomotive in Verül-rung kommen und dem Führer Hupen signal geben, wodurch er auf die Gefahr aufmerksam gemacht w-rd. ES handelt sich hierbei um die letzte und beste. Lösung, an der bereits seit dre, Jahren aearbntet wird Durch sie ist cs möglich, eine Berührung hcrnistelle», die eigentlich keine Be- rühvung ist im Sinne eines störenden FahrtbinderuisseS. ES hängt wie die Eisei-bahudirektio» initteilt. nunmehr von den Entschei dungen des zuständigen Ministeriums ab, ob dieses Sicheru.igS- versahren eingefnbrt werden soll. Aber auch ohne dis Neuerun gen befindet sich das SicherungSwesen bei der deutschen ReichL- eisenbahii auf höchster Höhe, was- allein daraus hervorgeht, daß fast sämtliche Staaten der Welt ibre Vahui»a-:»:eure nach Deutsch land schicken, damit si: unsere mustergültigen Einrichtungen studieren. Deutsch? Stcllwcike lind in der ganze» Welt im Ge. brauch. Aber trotz alledem bleibt letzten Endes Mcnsche»- werk Stückwerk, und die höchste Vollendung technischer Be- triebseinrichtinisien wird cs nicht verhindern können, daß sich ge legentlich doch noch Uiiglücksfülle ereignen werden. ch Ein Esperanto-Kongreß i» Nürnberg. Der unter dem Protektorat des Reichspräsidenten stehende, vom 2. bis 8. August in Nürnberg tagende 15. Esoeranto-Weltkongresz ist in Anwesenheit sohlreicher Besucher, iiainentlich deS Auslandes — Belgien und Frankreich sind nicht vertreten — feierlich cröisnet u-orden. Der Vorsitz ist Prof. Dieterle, Leipzig, übertragen worden. Am Freitag vereinigten sich die Teilnehmer deS Kon gresses zu einer großen Kundgebung vor dem Alürecht- Dürer-Denkmal, wo verschiedene Ansprachen, auch von ausländischen Teilnehmern, gehalten wurde». Hierauf wurde eine Abordnung vom Oberbürgermeister Luppe im Nathause empfan gen, der den amerikanischen Delegierten seine Teilnahme an läßlich des Ablebens des Präsidenten Harding wuSsprach. Unter Führung des Oberbürgermeisters wurden die Räume de» Rat hauses besichtigt. Wirtschaftliches und Verkehr Berlin«»: Prodnktenmarkt Berlin, 9 A„g„st. Preise für 50 Kiloaramm ab Station: Weizen, märkischer 6,9—8,5 Mill, Roaaen, märkischer 5,3—5 M!ll. Wintergerste, neue 5 Mill, Sommergerste, märkische 5,3-5 Mill. Kaser, märkischer 5,8—5 Mill Weizenmehl (100 k<r) 21,5—2S.5 Mill. Noagenmebl (^00 lrgl 16—18 Mill. Wcizenkleie 3,5 Mill. Noqaen- kleie 3 5—3,7 Mill. NavS 5-6 Mill. Klein- Sveist-Erbstn 8 bi, 8,5 Mill. Rapskuchen 4.5 Mill. Trockenschnibel 2.5-3 Mill. Torf- Melasse 2.5—3 Mill. Kartoffelstöcken 4,2—4,4 Mill. Rauhfntle*»Großhandelspreise lin tausend Mark) kär 50 Kiloaramm ab Station: Weizen- und Rogaenstroh, drabtaepreßt 125-130. Haferstrob, drabigepreßt 115-124. Geritenstrol, 95-100. Roggen- und Wcizenstroh, bindkadengepreßt 110—160. Roggenstrob, langer, gebündeltes 125—180, Krummstroh. loies gebündeltes 95—97. He», handelsübliche» 110—120. Heu, gute», ISO—140. Häcksel 220- 346, Dresdner Gchlachtvlehmarkt Dresden, 9. August, Austrieb: 1 Ochst. 139 Kälber. 1 Schaf, 19 Schweine. Zusammen 168 Schlachttiere. Außerdem zur ioiortigen Schlachtung nicht auf den Markt gestellt: 64 Rinder, 43 Kälber, 1 Schaß 61 Schweine. Rinder und Schafe: MontagSyreise. Kälber: 1. —, 2. 94—100 (156452), 8. 88 - 92 (150000). 4, —. Schweine: 98-100 (126923), 2. 08-100 (123750), 3. 88—94 (1213.33). — Geschäftsgang: Kälber, Schweine gut. Für Kälber und Schweine in de? Mehrzahl Preise über Notiz. * Goldzollanfgeld. Für die Zeit vom 15, bis einschließlich 17. August 1923 beträgt das Goldzollaiifgeld 42 579 000 v. H. Wie aber mochte dem Roß zumute sein, was mochte das Roß empfinden, wenn es vom Löwe» zur Tränke und daun wieder zurück zur Hütte geführt wurde! Dieses Roß war ei» braves Roß, ein Fuchs mit einer Blesse, ei» Wunder von einem Roß; klingend stampfte sein Huf; cs spielte gern, — nun aber — so still wie ein Teich, so »iteder wie Gras: War denn das ein Leben mit dem Löwen selbander! — weder durfte man nach Herzenslust Ibras raufen, noch gallop- pieren, wenn's einem in den Sinn kam; denn oer Löwe merkte gehörig auf und lag auf der Lauer, — oa geht'S »in Haares breite — er frißt einen auf! Tenn auch der Mensch — wen» er sich gar bemüht, auch da — merk' wohl! — geht'S just verkehrt, der Löwe aber ist ein Tier. Und das Wasser mundete dein Rosse nicht iiiehr, und das GraS wollte ihm auch nicht mehr schmecken. Und niemand wußte, wie schwer eS das Roß hatte. Der Starez wußte, warum ihm der Löwe diente, und. der Löwe wußte, warum er dem Starez diente, das Roß aber wußte nichts: dem Rotz war der Starez — Starez, und der Löwe — Löwe. Und auch dies wußte niemand: weder der Starez noch der Löwe. Und da entbrannte das Roß in Haß gegen den Löwen und gegen den heiligen Starez in noch grimmerem Haß. Und eines nur ersehnte das Roß, und um nur eines bat es auf seine Weise, auf Pserdeweise, den Baker i», Himmel im Morgen- und Abendgebet: Daß Gott eS vom Löwen befreite und den Starez hi»weg- nähme. ^ imei mAenhof - Mprig Mir Ammer mU Halt« uncl Warmwasser ro vsaer krE NÄW «oukreluM