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Sonnabend. den N. August iv23 Nr. 146, Seite - handelt eS sich um eine Lebensfrage» in drr eS keine Dogmen Gibt. Zum Schluß erklärt zur Frage der Verfassungsfeier »er Rrtner noch: Richten Sie Ihren falschen Uebereifer gerade <n sozialistischen Kreisen nicht so sehr auf den Gedanken der Staatsform, damit ist der Verfassung nicht gedient. Die CtaatSform allein ist tür die Verfassung ein Pie! zu enger Begriff. Es handelt sich letzt aarum gegenüber «llcn destruktiven Elementen, die >bre Stunde gekommen glauben, um die Anarchie herbcizufühcen, daS deutsche Volk aufzurufen, sich zum LmatSgcdanken zu bekennen und durch Taten in dieser VleichStagSsitzung dafür zu sorgen, daß dieser Staat allen Hab »rn aus;en und der Wühlarbeit im Innern gegenüber so ge festigt ist, dah er geg?» alle Stürme gefeit ist. TaS wird die bvsic Verfassungsstier sein, dir wir begehen können. Abg. Hergt (Dn.,: Wir haben keine Zeit, ein frevle- Spie! mit Regierungskrisen zu treiben. Wir bedürfen nicht nur der Fortsetzung des Widerstandes an der Nvibr, sondern auch einer Auffrischung dieses Widerstandes, die das ganze deutsche Volk >. kreißt. Fi ein: Verständigung, welche den deutschen Interessen Rechnung trägt sind auch wir. Gegenwärtig ist aber Verständi» gung für Frankreich gleichbedeutend mit Kapitulation. ES bleibt nur übrig, den Kampf als Deutsche allein zum siegreichen Ende zu sichren, und wir freuen unS, das; in den letzten Tagen eine so allgemeine Einmütigkeit im Gedanken des Festhaltens und d?S Durchhaltens des passiven M'derslanseS hergestellt erscheint. Bei den Bergarbeitern an Rhein und Ruhr liegt das Schicksal Deutschlands. Das uns vorgclegte Wirt- schasisprogramm must rasch und ohne Bedenken erledigt werden. Es must die Opserwilliakcit mit vollen Händen zur Tat gemacht werden. Alte raiialistischeii Bestrebungen gegen die Beriassung verurteile» wir ebenso wie die kommunistischrn. Vor unseren Augen wird die Neichscinheit durch Sachsen begrabt. Der Red ner weist auf die Verhältnisse in Südsachsen hin, wo Räubereien und Plündereien an der Tagesordnung seien und niemand mehr feines Lebens sicher sei. Ich denke, erklärt der Redner, viel zu doch von der deutschen Arbeiterschaft, als datz ich üe bezichtige. Plündcreien und Räubereien zu unternehmen. DaS ist ein fach Gesindel von der Straße. Der Bürgerkrieg steht Vicht erst bevor, er ist schon da. Wir verlangen, daß die. Negie rung dieser einseitigen Herrschaft von links xin Ende macht. Hierauf nimmt daS Wort der Reichsautzenminister Dr. v. Rosenberg Nach der Antwort, die Frankreich auf die englische Note erteilt kat, sehen die wirklichen Ziele des NuhreinbrnchS wesent lich anders auö. Wir wissen, das; Frankreich bewußt daS wirt schaftliche und soziale ChaoL tn Deutschland herbeiführen will. Ich fürchte, die Welt wird noch lange zurückzudenken haben an die 21000 Kubikmeter Schnittholz, an die l)4 Million Tonnen Kehle und an die Historischen 150 000 Telephcmstanaen, wegen deren die französische Negierung, wenn man iie schon veim Worte nehmc» will, in daS Nnhrgcbiet einmarichierte und Europa in eine Verw rrung brachte, die im besten Falle hart bis an den Abgrund führt. Während Frankreich nnS nur eine Gesamtleistung von acht Milliarden zuschrcibt, gelangen unsere mit Sorgfalt ausgestellten Buchungen zu einer Gesamtleistung von 46 Milliarden Golbmark. Sogar in den Bereinigten Staaten hat sich eine gewichtige Stimme zugunsten unserer Berechnung erhoben. DaS volkswirtschaftliche Institut ln Washington hat soeben ei» nmsnngreichcö Werk Uber die deutsche RrtarationSsähigkeit vcrökfentlicht, das eine Fülle interessanter Feststellungen enthält. Darin wird ». a. anSgesührt, das die deutsche M-tbode mit den allaemein geltenden Grund sätzen der Fiimn^wirtschaft, der Volkswirtschaft und d?S Rechtes mehr in Ncbcrrinstlmmung zu bringen ünd als die der Nepara- tionSkoinmission. lLcbbaftcS Hört! Hört ) Gegenüber den von drr NeparationSkommission zugegebenc» etwa 8 Milliarden Golb- mnik koinmt das amerikanische Institut zu dem Ergebnis, das« Deutschland seit dem Waffenstillstand bis zum 30. September 1022 zum allerwenigsten 26 Milliarden Goldmark an greifbaren Werten für Reparationen geleistet hat. Zugleich gibt daS Institut zu, das« cs unzweifelhaft gerechtfertigt ist. noch weitere erhebliche Posten als von Deutschland geleistet zu buchen. ES gibt, so sagt das amerikanische Buch, kaum ein er staunlicheres Beispiel der menschlichen Selbsttäuschung, als daS Verlangen der Alliierten, daß Deutschland ungeheure Reparationsleistungen absühr?» soll, und die gleichzeitige Errich tung von Zollschranken, deren Wirkung eS ist. solche Leistungen unmöglich zu machen. Auch wenn man die günstigsten Ein. und AnSfuhrziffrrn der Vorkriegszeit nehme, könnte Deutschland ehr. lich nicht einmal die Hälfte dessen leisten, was daS Lon doner Ultimatum ihm auserlrge. Ziel unserer Politik ist Unversehrtheit des deutschen Bäl den?, ferne Rückkehr in freie deutsche Verfügung, Wiederherstel lung verfasslungSmäßiger Zustände ün Rheinland, Befreiung der Verhafteten, Rückkehr der Vertriebenen und eine Lösung LeS Reparations-Problems, die unsere wirtschaftliche und soziale Exi stenz nicht zerstört. Dafür, daß die Kraft der besetzten Gebiete nicht erlahmt, dafür haben wir im nnbesetztcn Deutschland zu sorgen. (Lebhafter Beifall.) — Darauf wird die nächste Sitzung auf Freitag 12 Uhr anberaumt. Azlaids Mboislesks LcinWii London. 10. August. Der Besuch Lord Robert CecilS kn Paris hat keinerlei Resultate im Sinne einer Annähermeg drr englischen und der französischen Ansichten hervorgebracht. Lord Cecil traf gestern vormittag wieder in London ein und besuchte den Ministerpräsidenten, mit dem er 2 Stunden konferierte. Dar- aufhin begab er sich in den Kabinettsrat, der ebenfalls 2 Sinn- den dauerte und sich mit der englischen Antwort auf die franzö sische und englische Note befasste, die höchstwahrscheinlich in der nächsten Woche abgeschlckt werden wird. Das Kabinett wird vor her noch einmal zu Beginn der kommenden Woche znsammentrctere. Lord Robert Eeclt, hat. wie in unterrichteten Kreisen behauptet wird, berichtet. Poncarcs Haltung zeige kein ein ziges Anzeichen dafür, daß Frankreich auch nur ein wenig von seinem Ruhr- und Reparations- Programm abzulassen gedenkt. Baldwln hingegen soll eS gelungen sein, eine Urbrreinstimmung des Kabinetts über feine Politik herdclzuführcn. ES bestehen lediglich noch gewisse Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die einzuschlagendeik Methoden. Eorzon dringt auf die Annahme seiner Vorschläge, »ine internationRle Kommission über di, deutsche Zahlungsfähigkeit entscheiden zu lassen, während Lord Cerll. der Hauptrlvale CurzonS. in dee auswärtigen Politik Frankreich »oe den Völkerbund zu zitieren gedenkt. Letztere Formel, hat «ach Ansicht gewisser englischer Kreise den Vorteil, dah »rsteuS, endem der Plan Lurzons von Frankreich schon ab ge wiesen worden ist. Frankreich znm anderen Male, wenn es auch Heu Plan CecilS znrückweise, den Völkerbund «ine Ohrfeige vcr- setzen würde und mit dem Völkerbund auch dem Versailler Ver trag. auf den eS jedoch gerade so außerordentlich viel Wert legt. Die engllsche Regierung hat sich von ihren obersten Gerichts- Grämten bekanntlich begutachten lassen, daß die Ruhrmaßnahmen (Frankreichs, den Bestimmungen des Versailler Vertrages ge mäß. illegal sind. Man nimmt daher hier an. daß unter diesem Dilemma Frankreich doch eher geneigt sein wird, sich den englischen Ansichten näheren, als eine offene Verletzung des Versailler Vertrages zn begehen. Drr Hanptwioerstand gegen CecilS Politik kommt von Lord Curzon uud «an führt ihn hauptsächlich auf bi» zwischen beiden bestehende Eiaensüchtklei zurück. Am KohlkMtist «erlin. Ist. August. Da» Organ der «ohlenwirtschaft hat eine Erhöhung der Kohlenoreike um etwa 863 Prozent vorgenommrn. Die Preise zelten eck S. August bis End« nächster Woche. Dann wird «me automatische An- paflur.g der Kohlenpreise an den Lebenshaltung-- und Groß- baisteirintex «intreten. Die Vrrtrerer drr Arbeitsgemeinschaft für den Stein- und Braunkohlenbergbau in den Revieren Rhein land und Westfalen. Köln, Aachen, Oberschlesien Niederschlesixn, Sachsen, Niedersachsen und Mitteldeutschland haben bei den Ver handlungen im RnchSarbeitSministerrum am 6. August im Hin weis auf die durch die Geldentwertung geschaffene außerordent liche Lage Lohnregelungen getroffen, wodurch die Lohn« der Bergarbeiter vom 8. August ab um etwa 346 Prozent er höht werten. Die Nok»««BImM ms die Atom Berlin, 10. «ngust. Der SteucrauSschuß deS Reichs- tageS beschloß am Donnerstag abend, entsprechend den Vor schlägen d,S Nnterausschnsses die Vorauszahlungen ans die Ein. kommensteuer ans daS 400fache, derjenigen für die Körperschafts st euer auf d«S 6 0 0 sache und bei den Kör perschaften, die vor dem 1. Juli 1022 ihr Geschäft abgeschlossen haben, auf daö tOOOfache zu erhöhen. Bei der Abgabe ans An. laß drr Rubrbesetzung» soll von den Einnahme» auf sestverzinS- lichen Papieren, und bei den Personen, bei denen das steuerbare Einkommen mehr als 1000 000 Mark am Ende des JahrcS 1922 betrug, am 25. August das Hundertfache der Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer für das dritte Kalendervierteljahr 1923 erhoben werden und am 5. Oktober 1923 und am 6. Januars 192 t daS 200fache. DaS StrnerzlnSgesrtz bleibt unverändert. Den Arbeitgebern wird eine besondere Abgabe in Höhe von dem 2 ^fachen der Lohnsteuer aufcrlegt werden. Bon Grundstücken, die landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder gärtnerische«, Zwecken dienen, soll für je 2000 Mark Mclirbctrag ein be stimmter Äoldmarkbstrag erhoben werden, über dessen Höhe der Ausschuß erst heute Freitag beschließen will. Die Abgabe soll auf 6 Monate verteilt werden. Die Berufung Krupps in Paris verworfen Paris, 10. August. Der Pariser KassationShof hat die Berufung Krupps und seiner Mitarbeiter gegen daS Werde,«er Schmachurtcil verworfen. Den Verurteilten bleibt jevt zur Ver kürzung ihrer Strafverbüßung nur noch ein Gnadengesuch an den Präsidenten der französischen Republik Übrig. Oer Mdkoiktt-ttik delchW« Berlin. 10. August. Die Urabstimmung in den Betrieben des graphischen Gewerbes über Annahme der Vereinbarungen oder Streik ergab die erforderliche Zweidrittelmehrheit für den Streik. Da auch die Verhandlungen, die noch in letzter Stunde zwischen den Parteien stattfanden, ergebnislos verliefen, ist der Streik unvermeidlich geworden. Die Arbeit wird 'n allen Betrieben heute früh niedergclcgt werden. Nur dir Arbeiter presse soll erscheinen. Die .Haltung der Belegschaften der NciihS- druckerei, soweit die Notenherstelliing in Frage kommt, ist noch nicht ganz klar n»i> wird sich voraussichtlich erst im Laufe des Freitags ergebe». Von gewerkschaftlicher Seite wird im Hinblick auf die bestehende Lage versucht werden, die Belegschaften von der Arbeitsniederlegung abzuhalten. Ob das gelingt, scheint sehr zweifelhaft. Streik der Danzisier Hafenarbeiter Danzig, 10. August. Mittwoch mittag sind die Hase er arbeit er in Danzig und Neufahrwasser infolge Lohndiffe renzen in den Streik getreten. Sie verlangen Entlohnung auf Dollarbasis. Ein Zug von Arbeitern zog gegen Mittag durch die Straßen, dem sich auch viele Arbeiter aus anderen Betrieben anschlossen. Zu Ausschreitungen ist es nicht gekommen. LWIialhiekmidgcbiiii- vom Wsseld für die Heiligenstadt, 10. August. Von den Katholiken Heili genstad ts ist an das Ministerium für Volksbildung in Dres den und an das Reichsministerium des Innern als Sympathie kundgebung für die Südlausitzer Eltern folgende Ent schließung abgegangen: „Die Unterzeichneten 21 katholischen Vereine Hei- ligenstadts sprechen ihr tiefstes Bedauern aus gegen über der für die Südlausitz erlassenen Gebetsverordnung des sächsischen Kultusministeriums. Man versteht es bei der heu tigen wirtschaftlichen und politischen Lage nicht, daß es in Sachsen für so staatsnotwendig gehalten wird, daß in den 8 katholischen Schulen im Ostritzer Bezirk außerhalb des Re ligionsunterrichtes nicht gebetet werden soll. Die Schulen sind auf Grund geschichtlichen und verfassungsmäßigen Rechtes ka tholisch, und wir verurteilen aufs schärfste jeden Versuch, kon fessionelle Schulen gegen den Willen der El tern in Gemeinschaftsschulen verwandeln zu wollen. Im Interesse des inneren Friedens und unter Berücksichtigung der Gefühle der katholischen Bewohner von Rheinland und Westfalen sollte eine solche Verfügung sofort zurückgezogen werden." Nah und Fern Stierkampf in Peeßburg. Prag, 10. August. AIS erstes tschechisches Matt wendet sich die „Tribuna" gegen die beabsichtigten St «er kämpfe in Preßburg und schreibt: Wenn es das aufrichtige Be streben stk" der Donaumesse gute Dienste zu leiste», so wirb rS besser sein, die Encnbahntarife zu ermäßigen und mit den Frem den an unseren Grenzen besser umzugehen. Das Blatt nennt die Stierkämpfe eine Schande, die dem Rufe der Re, ublik schaden müßte. s- Die Münstersche Dominonstranz vernichtet? Aus Münster i.W. kommt eine neue Nachricht über den Verbleib der Galcnschen S o n n e n m o n st r a »z. D«e Franzosen in Dortmund haben die Zusage gegeben, den Chauffeur Cybulka, der als der Kirchen- ränber verdächtig ist, den deutschen Behörden auszuliefern. Außer Cybulka wurde auch dessen Frau verhaftet und ferner ein Mittäter, der unter dem Verdachte steht, das kostbare Stück in einem Zementsack nach Dortmund gebracht zu haben. Jetzt kommt noch aus Dortmund sie tief beklagenswerte Mit teilung, die M o» st ranz sei zerschlagen uns das Gold nach Duisburg u n d. D o rt m u n k> verkauft worden. Aller dings fehlt noch die Bestätigung dieser Nachricht, mit deren Wahr heit leider gerechnet werden muß. Auch war bis jetzt nichts dar über zu erfahren, wie der Diebstahl hat ausgeführt werden können. Ein Geständnis liegt bis jetzt noch von keinem der Beteiligten vor. tz Naubiiberfall auf ein Hotel in Barcelona. In Barce lona wurde gestern am Hellen, lichren Tage, ein, an die Ge- pflogenhciten Südwests erinnernder Ueberfall «ms ein Hotel un ternommen. 11 bewaffnete Räuber drangen in daS Hotel ein, bedrohten die Elaste und bemächtigten sich einer belrächtlickwn Menge von Schinucks.ichen, sowie höherer Geldsummen. Die Bandit?» sind unerkannt entkommen. s Eine Groß-Funkstelle im nördlichen Eismeer. Die Sow jetregierung errichtet auf der Insel Nowaja-Scmlja im nörd lichen Eismeer eine Groß-Funkstelle, die mit Archangelsk und anderen Funkstellen in Nordrußland und Sibirien verkehre» soll. Besonders wird die neue Station, wie in der „Umschau" mitgeteilt wird, rein wirtschaftlichen uns meteorologischen Zwecken dienen, wobei die für die nordische Schiffahrt so wichtigen Wetter« Verhältnisse des Manschen Meeres sorgfältig beobachtet werden sollen. Das Funkpersonal wird daher durch einen Meteorologen- einen Zoologen und einen Geologen ergänzt werden. s Staatssekretär Zorn von Bulach schreibt Memoiren. Wie es heißt, will nun auch der frühere elsaß-lothringische Staats sekretär Zorn von Bulach seine Memoiren schreiben. Sie sollen von einem Dr. Schrumpf, einem ellässischen Arzt, der vordem mit Professor Tabora in Baden-Baden ein Sanato rium hatte und jetzt in Paris weilt, herausgegeben werden. f Italienische Jugend. Aus R oin wird berichtet, daß zwetz 12jährige Mädchen in Ossi (Sardinien) beim Kartenspiel .ii tödlichen Streit geriete,» Die Mädchen spielten »m den Einsatz von Edelsteinen, die sie vorher gestohlen hatten. Das eine Mäd chen verlor den ganzen Anteil an der Beute und war darüber so erbost, daß eS einen Revolver zog und die Partnerin erschoß. Sie wäre von den Bewohnern des Ortes gelyncht worden, wenn die Polizei sie nicht in Sicherheit gebracht hätte. tz Der Eisenbahntanzwagrn. 'In unseren Eisenbahnen kennt man Speisewagen und Schlafwagen. Die Amerikaner haben bis jetzt außerdem auch Wagen eiugeführt, die als Kapellen gelten, in denen die Reisenden zur Andacht und Sammlung Ge legenheit haben, während der Zug 90 Kilometer in der Stunde zurücklegt. Praktische Leute, wie die Amerikaner sind, haben sie jetzt auch »och einen Tanzwagen in ihren Bahne» cinge- geführt. Das ist ein geräumiger Salonwagen, in dem die Reisenden von einem Ende zum anderen tanzen könne». Da werden alle Arten von Tänzen angekündigt, gerade wie im Speise wagen alle Arten von Speisen. Geschäftige Diener eilen durch vir Gänge des Zuges und kündigen den Reisenden die Tänze an: Foxtrott, Shimmy oder Tango!" Das Amüsanteste ist, so schreibt das „Neue Wiener Journal", daß die rhythmischen Erschütte rungen des Zuges eine vorzügliche Wirkung auf diese Tänze haben sollen, indem sie rhythmisch mit ihnen harmonisieren. Die Markverkäufe ins Ausland Berlin, 10. August. Eine Notverordnung des Reichspräsidenten vom gestrigen Tage verbietet den Mark verkauf ins Ausland. ES dürfe» von jetzt an nur noch Beträge bis zum Gegenwert von 10 englischen Pfund ins Ausland gebracht werden. Der deutsche Kanftnann soll dadurch gezwungen werden, etwa benötigte Devisen im deutschen Geschäft z» erwerben und er wird gehindert, durch die rücksichtslose Ausnutzung aus ländischer Märkte für sich Vorteile znm Schaden der Gesamte heit zu erreichen. Die Verordnung enthält folgende Einzelbrstimmungen: Iw» nerhalb eines Monats darf dem gleichen Empfänger nicht mehr als der Gegenwert von 2.6 englischen Pfund durch den gleichen Leistenden zngcwciidet werden. Auf Zuwiderhandlungen werden, die Vorschriften der Valnta-Spekiilatiausverordnung angewandt. Neben Gefängnis kann auch ans Verlust der bürgerlichen Ehren rechte erkannt werden. 43 Billionen Mark Notenumlauf Wie der Ausweis der Neichsbank vom 31. Juli zeigt, habest die Ansprüche an das Zcntralnoteninstitut zum letzten MonatS- schluß angesichts der sprunghaften Steigerung des gesamten PreiS- und Lohnniveaus eine neue außerordentlich starke Zunahme er fahren. Trotz energischer Steigerung der Banknotenherstellung reich ten die von der Bank bereitgcstellten Notcnmengcn in der letzte^ Juliwvche nicht aus, der enorm anschwellcnden Nachfrage nach Zahlungsmitteln in vollem Umfange zu genügen. Die Zu nahme des Banknotenumlaufs stieg von 6333,1 Milliarden Mark tu der Vorwoche auf 11769,9 Milliarden Mark in der Berichts woche, so daß der Gesamtumlauf die Ziffer von 43 594,7 Mi» starken Mark erreicht hat. Der Umlauf an Darlehnskassen scheinen hielt sich weiter auf 11,2 Milliarden Mark. Von dem im Ausland ruhenden Teil des Goldbestand des sind wiederum 20 Millionen Goldmark veräußert worden. Das Golddepot im Auslande hat sich infolgedessen auf 90 Mi» lionen Goldmark vermindert. Der Goldkasscnbestand änderte sich nicht. Berliner Devisenkurse vom 10. August (Amtlich «itgeteilt von der Commerz- und Privatbank, A.-G., Dresden «,» 10 Geld 8. Brief s. Geld 8. «rief Amsterdam ... 8 I34LI93 I3Z3873 5 «rlstsel .... so ll«9,73 170425 10 9I3««0 9I«3«0 Stzrlstiania . . . 50 (83400 641800 IS popenhagen . . 50 7I6S60 721800 15 8S>Sg0 8S69I0 Stockholm . . . 50 1017373 1037693 15 1276800 1983700 Nom 30 >87380 168« 0 13 207480 '«'08 6 SO London .... 10 179331)00 I80«3000 7 9i9«;ooo 9203,000 Neuhork .... 13 3890250 3909730 6 «S«78»0 «S79IS0 Dari« .... 10 223«0 92«360 5 275310 276690 80rich .... 90 718900 791800 10 867825 879173 vtadrtd .... 536650 3«I3S0 SO «733>9 676687 »len ro 338b 36" Prag io N79b0 11779« varlchau . . . vudapest» . . . 913«« 91«,3« Verliuer Börse Aktienkurs« tn Vrn» Prozent. «erli»«» «n 'axgskurs« 10. 8. 9300 «30 «700 isooo 3930 rooo 3300 «svo 3300 99S 9«o 39000 9,000 33000 3ZV00 leo»o 11000 9«ovo iioao 9773 S.S. 3900 leooo rooo 3000 «oaoo 14000 PHSntr 10. 8. 21000 Nombacher 890Y Thein lche Hebden. . 2700 Dhnamit Nobel . . . 4000 Tb. Woldlchnudl. . . 10000 Höchster glarbwcrle. 5'00 Oberschi, stoköwerko. 15000 Ma.EIestr.-glelestsch. 3900 vergmann Sleklr.. . 5500 Döge Eleltr Iioo Tachlenwerl 2700 Slbrlltzer Waggon. . 3300 Linie-.kiofsmann. . . 15000 ilgeb.-lliarnb. Molch Derlln-Anhalt.Masch. 9700 Berliner Maschinen. 6000 Daimler-Motoren . l«oo Hartman» Match.. . Orenstein ». Ikoppel . 9300 IN300 kimmermannwerke . Bing-Werke Hackeihal 500 lson 220a Hirsch-Nnpser ... I«ooo Hugo Schneider. . . 6"00 Ilorddentfche Wolle. 13000 Slühr Nammgarn. . Zellstosf-Waldhosf . . Otavi 13730 3500 60000 3»r,» »tetchranleihe «chantung-Bahn . . rannda-tpactstc . . . Hamburg. Paketsahrl «ordd. Lloyd .... »erein.iklbtlchistahri «,m.» u. Privatbank Darmstädler Bank . Deutiche «an!. . . . Di»konioKommand» Dresdner Laut . . . Lei»,iger «redtianst. Oesterr. Krebst . . . «ochumer ivuhstahl. De»lch.Sur«mburger »elienkirchen Bergw. Harpener Bergwerk. Hodenloh« LaurahiUte «anne»mann-Böhr. Obschl.«lsenbah»bd!. , «ilemndullri» NNtgetetlt vom Tschechoslowakischen Bankverein, Ll.-G., Dre»den-A. Berliner Börsenstimmungsbild vom 10. August (Drahtbericht) Die gespannte lnnerpoUtksche Lage «nd die Geld knappheit liihmt das Geschält. Bei geringen miihigen Umsätzen stellten sich die Kurse vorwiegend mäh lg niedriger. Größere Rückgänge weisen chemische Werte auf. Hapag gewann zweieinhalb Millionen Prozent. Balutapapiere schwächer. Heimische Renten g«t behauptet. Später unverändert. Dollar 8 9«N0«0. 8. 8. rreoy 9730 <730 3000 rooo 3000 eroo rooo L730 rooo Wetterbericht der Dresdner Wetterwarte Hoher Druck bedeckt dis südliche Hälfte des Erdteiles, das Maximum liegt über Osteuropa und auf dem Ozean. DaS Fest land bat heiteres sonniigcs Wetter. Nur das deutsche Küstengebiet weist stärkere Bewölkung aus. Die grstern erwähnte isländische Depression zieht ostwärts weiter und greift mit idren südlichen Ausläufern bis in das Festland herein. Eine hierdurch hervor» gerufene Witterungsstörung liegt über Westdeutschland und wird voraussichtlich «mich unser Gebiet mkt gewitierartigen Störungen heute oder morgen treffen. Nach Durchzug dieser Störungen dürfte der Grundcharakter des Wetters wieder hergestellt sein. Vorhersage: Heiter bis wolkig, Auftreten von Gewittern/ gern ge Abkühlung, später wieder wärmer.