Nummer 81 — 28. Jahrgang i-m„l waaienN. «ft den Mustr. »«ftSbeftaarn .Dt» Weft- und j»I>, »n-»r» lein»« 0«ft»» -,«>» »»,, Tei,brII»a»n ,G«. Nenno-Vlaft- .Nn«,rvaiftm<i im» VtNeu» .Dl, d«r str»»- R»i<ie»»»- D-» mft» Vn»- .Nftmvm». sbmi'. r»onaina>», » Ml »>»ft»Nu»ld. Wft>trl»„mm»l X» < Sonn-den». ». »««„mnimm,, »V Hau»l>»rUtte>I« i r».». L«»«»dr. Dreldin. SälWMe Sonnlag, den 7. Aprtt 1928 Dr»«»en > Dl» > »»«vallen» Helft,,»» H« « an>,>a»u „. «>»n»l»ft»ft»k>» Tft z. D>, V»ftft»num»>»II» P»m» br-u I ^ll» ftn»»l<l»» »,-ft„br»ftuua»<i»b>e<«O ««» z di» »»>lft,ft»m»,»«l» I."«»Vrteme». !tn s Im^all, bSderek l»»w<ll> »rlll>b> »d» NervSickuiina ,«< INe'-vm« -on>t»! «Gltüllun- n «n,»«a»».U,,ftrlln»u «. V-iftun» » ZidadenelldD»! »el«»Nl>»«, KU «»«»» «»»». D»»Sd«n. >«,-->->,»«»»»»», Denn «.«»»io« .->». »Sr und Dlri«s»rr>.!d»lal» Dr»dd»n.Dr»ed»u.ft.l. Volt»rftrns,»>7. kernru'SlftlS. P«ft>»»<ri«nlo Dr»»d«n eioz. l»a»fto»>o Elndtbnn» D»»dd,n Nr «>71« Für ekriskliche Politik und Kultur Stednttl», »er SSNiftlNien >v»l>»,»«»n>n Drerden.«llllad> l Pdllersiraft, >7. z»r»r» AN>' Wahlkamps und Parleien Die Vorbereitungen zur Lanblagswahl am 12. Mai haben begonnen Klare Fronlen Dresden, 6 April. In einer genielnsa»«», auf Anregung de« Laudesbürgerrales Sachsen adaciMenen Sitzung. baden gestern die beauftragten Ver treter der Deutschen VolkSpartei. der Deutschnatio- nalen Partei, der Aentrumspartci, der WlrtschaktSpartei und der VolksrrckiS- Partci über die Möglichkeiten gemelnfmnen Bargehens im LandtagSwabikamvf beraten. Der Gedanke, eine Einheitsliste zur Vermeidung des Verlustes von Neststimmcn zu bilden, wurde fallen gelaffen. weil die Mehrheit der Vertreter ibn als »ndurcbkübrbar be- zeichnete. Dagegen herrschte Einverständnis darüber, dost der Wabl- kamvs in gegcnsciiiaer FiMunonohme durchgeführt werden soll. Es wurde kolnende Erklärung vereinbart: Die Unterzeichneten staotserhaltenden Parteien geben ans der Grundlage der bisherigen RrgierungS'oasitlon in den Wabssampf, i« de>n Bestreben, das Gemeinsame über daö Tren nende zu stellen und mit der verpsliibtenden Parole, daS sächsische Volk vor der Wiederkehr einer roten Herrschaft zu bewah. re» und ibm eine geordnete und stetige Entwicklung seines Staat»-. Wirtschaft«» und Kulturlebens zn grwSbrlristrn. Sie richten deshalb einen ständigen AnS- sch „st Ihrer verantwortlichen Führer ein. dessen Auf. gab, eS lein wird, di» Führung deS Wahlkampf»» kn diesem Sinne sscherznktellen und die Parteien in dem gemetnsanirn Abwehrkampf gegen Links zusaunnenzusaffrn. Drntfche BoESvartei. ReichSpartel d«S Mittelstandes kWIrtfchaftS- partel), Deutschnationale Partei, Zentrmnspartet, Bollsrechtspartei. » Diese Erklärung Ist zu begrüben. Sie zeigt, hast bei der Mehr- zahl der in der bisherigen RcgIern»aS*oalition zusawmengefchloffe- nen V-rrteien die Erkenntnis im Fortfchreiten ist. dass nur durch cfnbeill'cheS Vorleben und vorl»enaenben Ausgleich der Meinungen im Lager der nich'ckz'nkistsschen Parteien dem sächst'cken Nadikali?» mnS der Weg zur Macht verlegt nurden kann. Bei der Eigenart des sächsischen Wahlrechts, das keine Listenverbindung zulästt. wäre eine Einheitsliste der st>v*Serbofte»ben Parteien allerb-IneS der Weg, aus dem allein -te Summe der nichtsozialistischen Stimmen voll anSgewertet werben könnte Dieser Weg der freilich von den Parteien ein sehr bobeS Mast staatsbürgerlicher Dsszss'kin fordern wifttze bat stch auch diesmal al» rmaanabar erwiesen. Die gemein sam« Erklärung der Parteien und die Bildung eines Ausschusses zur ständigen Fühlungnahme während des Wohskmnpse» zeigen immerhin, hast der W'lle zur Bistum, einer Front geaen link» vor handen ist. Don der Arbeit de« zu beenden Ausschußes, die keines wegs einfach sein dürste wird es aKKönaen. inwiewest di« von den Parte*»" nnter'e'chnete Erklärung vmkstsch wirksam wird. Dost die Nationalsozialisten in der Reibe der Unter zeichner der Erklärung fehlem ist eine Selbstverständlichkeit. Eine Partei die so ost ihren radikalen Ebarakter betont bat. und deren Programm in einigen Dunsten an dos der Kommunisten erinnert, kann sich nicht in eine Front gegen den Rad'kaliSmnz eingllcdern Weniger selbstverständlich Ist das Fehlen der Demokraten. Dir Demokraten haben an der fraglichen Sitzung nicht teilgenommen, sondern di« Einladung des Landesbüro«reales mit einem Brief er widert in dem erklärt wird, dost Vereinbarungen über das Vorgehen bei der LanbtggSwobl nicht vor dem SandeSbürgerrat. sondern durch direkte Vereinbarungen zwilchen den Parteien erkolaen könnten. Die vorstehende Erklärung stellt aber eine solche wechselseitige Verein barung der Parteien dar. ES besteht alio an sich durchaus die Mög lichkeit. dost die Drmokrotisckn: Partei stch dieser Erkläruna anschliestt. Die Zentrumspartet bot noch vor seder Wahl es als Ihre erst« Pflicht angesehen, den Wahlkampf sachlich zu führen. Sie hat vor früheren LanbtogSwahlen scharfe Angriffe von link» und Keuler Die Welt sINustrierte Wochenbeilage) Unterhaltung und Wissen. Turnen. Sport und Spiel Jllmrundschau rechts ertragen muffen. Eine Vereinbarung,dir die Anseinander- setznngen zwilchen den nicbtsozialistischen Parteien nach Möglichkeit ansschliestt. muhte ihr schon onz dieiem Grunde begrnstenswert er. scheinen. Schwerer noch wieot aber die Tatsache, dast für die poli- tischeNrbeit deSZentrums inSachsen ku l t u r politische Gcstchtsvunkte in erster Linie mastoecbnd sind. Durch die unoerlölmliche Einstel lung des sächsischen Sozialismus zn dielen Fragen wird das Zen trum zwangsläufig in das Laaer der Parteien gedrängt, die auf knftnrpolilifckem Gebiet gegenüber den Forderungen der christlichen Weftanschouung größeres Entgegenkommen zeigen. Bei vieler Sach lage konnte die AentrumSportei trotz der grundläklichen Meinungs verschiedenheiten. die in vielen Fragen der ReichSpoliiik zwischen Ibr und den anderen Unterzeichnern der vorstehenden Erklärung he» stehen, stch ohne Bedenken dieser Erklärung anschliestcn. Die Parole, die In dieser Erklärung enthalten ist. ist durch d-'e besonderen Ver hältnisse In Sachsen als selbstverständlich gegeben: Für den Willen z»r Staatserbaltiing gegen den stoatszerltSrendei, Klassenkomvf, für vernünftige Wirtschafts- und So-lalpolitik gegen de» wirtschoftSzer- störenden MorrlSmnS, für christliche Kulturpolitik gegen de» kultur politischen RadlkaliSmu». Vorgefechte in der Presse Ms zum Wohliag sind es heute noch fiinl volle Wochen Trotzdem ist ivenigstens in der Linksoresse der Woblbamvl schon in vollstem Gange, ehe überhaupt volle Klarheit Uber den Aul- marsch der einzelnen Parteien geschaffen ist. Von den Demo- braten härt man. datz der Führer ihrer Landtagsfrabtion. der ?kba. Dr. Seifsert seines voroeriickten Alters w»aen »ich: mehr kandidieren will. Die Rechts- und Links Kommu nisten haben vorläufig noch mit familiären Auseinander- setzunoen zu tun. Die opvosltionellen Kommunisten lMrupvr B»ands»r-Bisttcher> haben an das Zentralkomitee der KVD. «in Sä,reiben gerichtet, worin sie ihre Bedingungen für eine ae- meinlam« Führung des Wahlkamvles in Sachse» aufttellen Sie verlangen non der KBD. d-itz diele ihre Bereitwilligbeit er klären müsse «in« sozialistische Min-derheitsregierung zu unter, stützen. Diese Unterstützung. das wird aanz offen gesagt, soll nur den Zweck lmben. eins kommende linkssonalistische Regie rung In S-echlen als „bürgerl'che" Regierung zn entlarven. Dorum verlangt man auch die Aufstellung eines Programme», van dessen Anerkennung und Durchführung die pgrsumen- lgrilch« und onherftarlamenlatsch» Unterstützung einer Min>-er- heUsreaiervng durch di» K*"D gl-hevaiv gemacht w"r^»n soll Weiter w'rd erklärt, datz di« Annahme dieser Vorschläge eine radikale Aenderung des bisheri".-,, Knrfto der Zentrale und die MIed»raulnahme der Ov"alition in die KBD zur Vor^,,«r»i,„na hr-lv- Andernsalls wolle die Opposition eigen« Kandidaten aufstellen. Es mützte in der KPD. eigenartig zngeben wenn sie stch diesen „logalen" Bedingungen der erst vor hnr-em abgespl'tter» ten Opposition sang- und klanglos unterwerfen würde Ohne Zweifel hat man cs hier auf seilen der Brandler-Gruppe nur mit einem laktischrn Manöver z» tun. Man erwartet die glatte Abfuhr durch die Moskauer, wil! aber vor der Oellentlichkeit "vnn den Märtyrer spielen. Aber dessenungeachtet, ist die Offenheit der Kommunisten den Sozialdemokraten gegenüber, die sie „entlarven" wollen, von einer rührenden Naivität Die sozialistische „Dresdner Bolkszeitnng" reagiert denn auch auf die kommunistischen Anbiederungsversuche der Brondleraruup« kühl und sauer mit der Feststellung: „Beide Richtungen stehen der Sovaldemol"-atie hatzerlüllt gegenüber. Für beide R'ch« tnnoen ist der Nauptfeind die Sozialdemokratie. Was sie nnterlche!d»t. dos sind lediglich die Melbn^en. mit denen sie die Sozialdemokraten zu schwächen versuchen'" Mit der roten Einheitslront sieht es allo vor» läufig noch sehr wackelig aus. Es ist zumindest reicklick vor eilig sich beute sckon über die Unterstütznno einer lozialdemo» krgtjlchy,, Minderheitss'-oktion z» unterkolten Es ist doch besser. di»le Frage der Regierungsbildung bis noch dem 1? Mai »nrück-nstell-'n. An 1l»berras-l-m,nen wird es in diesem Wahl» Kampf sgwielo n-ckt fehsen. Bereits letzt mackt lick eine neue ..Port"!" bemerkbar, die osserchar das Bglent zu» Sicherstellung d»s P-rad'-les ans Eroen gleich ni'ibrim't. Sie nennt stch ..Deutsche Bormärls Pgrtei" Riä'liaer wü'Ae sie wohl ..Mül» l e r - .?> e i m - P a r t e i" Heiken. Daun wiinte m-m wenigsten» ans den erst-'n Bssck. wobin man di-les nn>'gl>»ische G^ssd«, dus an die „B^rä'gcrten Wgbnnng«las»n N--chllol-n und W»>hl» müden" anvessmrt. einzi'stnscn hätte. Fn den W^blverlamm» lunaen diele, Partei werden 50 Bsenniq Eintritt e»boben' Oi> dieses Geschäft sehr einträalicb lein wird, labt sich schwer laaen. Soviel wird man in Sachsen mahl in d-m letzten Fabreir aelernt hak"», datz unserer Pol-tik aelnnde politische ssdeen und gelnnde politische Grnndläb» noitun. d'ek"m ckelichtsvnnbte wird sich der lä-*-lilch-> Wätzler am 13. Mai di<- Partei ansluchen müssen der er lecke stimme neben will. Anders ist eine nalitilch» Aulmärtgentwichluna nnleres Landes n'cht denkbar. Fn diel»m Sinae haben mir slnbänaee der Z e n t r u m s n a r t e I auch der lächsslchen Balitik etwas Wesentliche? zu neben. Mir dienen dem Lande, wenn mir uns mit ganzer Kralt In den nächsten Wachen lür die politischen und weltanschau lichen Grundsätze der Zentrumspartei ein sehe nl MD. Neuwahl auch in Thüringen? Weimar, 8. April. Nach Derlautbaruno-'n aus Tbürlnaer parlamentarischen Kreilen haben sich der Vorlegung des Haushalts planes in letzter Stund« neue und schwer übers"-«ä,lmve Schmieriakeiten in den Wea aestellt. Die Meinungs verschiedenheiten innerhalb der Kaalitionsvartefen be-iehen sich in der Haur>tsache auf die E,häb,,aa der Mietssnsstener um 8 Brozent. für welche die Wirtschgli-maiUsi „nd di» Deutsch» nationalen nicht z„ haben sind. Am Freitag nächster Wache soll eine Kabinettssitzuno stattl'nden. >n der ssch di« Reaierung sch lässig werden wird, ab sse auf sd„rchsl'br"na itzrc,- Bars-l-läqe bestehen oder »"rn-tztveten soll. Man spricht bereits von Neu wahlen im Mai. " Zur Frage -er Wahlreform n/) Eine besondere Beachtung verdient unter den gegen wärtig erörterten Vorschlägen zur Wahlrechtsreform das „freie" L i st e n s y st e m. Diejenigen, die an eine Verwirklichung einer „groben" Wahlrechtsreform in diesem Reichstage nicht glauben, hoben den Gedanken einer „kleinen" Wahlrechtsreform nach dem freien Listen» system in der letzten Zeit erörtert. Zu konkreten Vor» schlügen sind sie durch das Studium der Wahlrechte der europäischen Staaten gekommen, die seit langem das System der Verhältniswahl haben, aber nicht in der Form des deutschen „gebundenen" Listensystems, sondern in irgendeiner Form de» „freien" Listensystems. Der Grundgedanke dieses in Deutschland wenig er örterten Systems ist folgender: Man wählt wie bisher in großen Wahlkreisen nach dem Listensystem, gibt aber dem Wähler die Möglichkeit, zu bestimmen, wer das Mandat von den Bewerbern auf der Liste erhält. Es gibt eine Reihe technischer Möglichkeiten, diesen Grundgedanken zu verwirklichen. Da» einfachste Mittel ist, datz der Wähler auf der Vcwerberliste der Parteien durch An kreuzen den Bewerber kenntlich macht, dessen Wahl er wünscht. Nach der Anzahl der auf die einzelnen Bewerber entfallenden Kreuze bestimmt sich dann die Reihenfolge der Mandatszuteilungen an die einzelnen Bewerber. Bei» spiel: Im Wahlkreis X. werden -kOOOVO Parteistimm zettel des Zentrum» (jede Partei hat einen eigenen Stimmzettel) abaeaeben: dann entfallen, wenn man bei» behält, vast auf 6U 000 Stimmen ein Mandat kommt, auf diese Wahlkreisliste 6 Mandate — 40 000 Stimmen fallen aus die Reichsliste. Die 8 Mandate verteilen sich auf di« — angenommen — 12 Bewerber der Liste so. datz das erste Mandat der Bewerber mit 100 000 Kreuzen, das 2. Man» dat der Bewerber mit 75 000 Kreuzen, das 3 Mandat der Bewerber mit 60 000 Kreuzen, das 4. Mandat der Be werber mit 45 000 Kreuzen, das 5. Mandat der Bewerber mit 35 000 Kreuzen, das 6. Mandat der Bewerber mit 25 000 Kreuzen erhält. Erster Nachriickbcwerber wird der Bewerber mit 15 000 Kreuzen. Die anderen Kreuze — es verbleiben 6000 Kreuze, verteilen ssch auf die 5 anderen Bewerber der Liste. Andere Mög lichkeiten. den Grundsatz des freien Listensystems zu ver wirklichen. sind die mehrnamig« Stimmgebung — das obige Beispiel ist die einnamige Stimmgebung — oder Sie Streichung von Bewerbern der Liste. (Rangordnunas- verfahren bzw. Lftrizugsstimmgebung l Die Vorzüge eines wichen Wahlsystems treten stark hervor. Es gibt kein Wahlsystem, das der bestehenden Bewegtheit des politischen Denkens so stark gerecht wird und trotzdem diese in eine Partei einordnet. Eine Ab splitterung wird sinnlos. Gewiss gibt man auch der beruss« ständischen Auffassung nach. Aber es ist falsch, in jeder Regung bcrufsständischen Strebens etwas Ungesundes, Staatszerstörendes zu sehen. Es ist ja gerade di« Aufgabe des Wahlrechtes, auch die berufsständischen Auffassungen einzuordnen. Tut man es nicht, verselbständigen sich di« berufsständischen Strebungen zu einseitigen politischen Interessenarupven. ebenso wie es lonstiae volitilch« *) Siehe S. B. Nr. 80 vom S. April 19SS.