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>«««er rr Söchfische Dolkszetlung ?. F«br«ar 1«i» Die schutzlose GroWaöl Zsl rustschutz nötig und möglich? Heule noch, ein Dezennium nach dem Weltkrieg, blutet Europa aus vielen Wunden, die ihm in den Iah- ren des Völkerringens geichlagen wurden. So schwer die Leiden aber waren, unter denen Völker stöhnten und zu» sammenbrachen, — gegen die Schrecken eine» Zukunsts krieges werden sie zu einem Nichts verblassen. Denn der Fortschritt der Technik dient nicht nur dem Frieden, son dern leider auch dem Kriege. Neue Massen zum Kampf der Menschen untereinander entstanden und entstehen. Als die furchtbarste: das Giftgas. Di« folgenden Ausführungen eines Fachmannes versuchen knapp die Gefahren eines Zukunstskrieges, in den nach aller Vor aussicht di« Gaswaffe entscheidend eingreifen dürfte, zu umreißen und die Möglichkeit des Schuhes dagegen zu untersuchen. Daß nach unserer Ansicht der beste Schutz gegen den Krieg der Frieden ist und das beste Mittel für die Erhaltung des Friedens das einmütig« Zusam- menstehcn und Wirken aller Friedensfreunde, brauchen wir wohl kaum zu betonen. Als der Weltkrieg begann, war das Militärflugwesen in Deutschland noch nicht fünf Jahre alt. Wenn es sich auch zwischen den Schlachten technisch und organisatorisch hervor ragend weitcrbildete. so konnte es während der viereinhalb Kampfjahre in seiner Leistungssühigkeit und in seiner Zahl noch nicht so vorwärts getrieben werden, daß es schon eine ver nichtende Waffe im Angriff aus Krieasgeist und Krieoswitten des Hetmalgebietes geworden wäre. So empfindlich die Luft- angrifse auf deutsche Städte im Hinterland für die Be troffene» auch sein mochten, im Vergleich mit den sonstigen Kriegsschädcn waren sie Nadelstiche, die, soweit Deutschland in Betracht kommt, über 700 Menschen töteten, ca. 1400 verwundeten und einen Sachschaden von ca. 2 5 Millionen Mark verursachten. Nachdem in Deutschland eine Bombe mit sehr starker Brand- erre nngskrast erfunden worden war. hätte die Tatsache der verhältnismäßig geringen Wirksamkeit von Luftangraffen aus das Hinterland des Gegners vielleicht eine grundstiirzende Acnderung erfahren können. 3S Flugzeuge mochten sich im Sommer 1S'8 zum Start nach London fertig. Es bestand die Wahlsch-inlichkeit, durch Massenabwur> dieser kleinen Elektron- brinidbomen in der englischen Hauptstadt Uber 20110 Brände gleichzeitig zu erregen. Aber eine halbe Stunde von dem Start verS«t die Oberste Heeresleitung die Benutzung dieser Bomben. In Anbetracht dessen, daß damals der Krieg schon so aut wie verloren war. wird diese politische Entscheidung Verständnis finden. In den 10 Jahre» nach Krieasschluß hat sich das Flugwesen ark vervollkommnet. Die Schnelligkeit, die 'Trag- ähllkeit. die Zuverlässigkeit und die Nochtflnosähwkeit sind be- leutend besser geworden. Es werden in einem Zuknnstskrieg auch viel zahlreichere Flugzeuge tätig sein, als im vergangenen. Daher muß erwartet werden, das, das Gewicht der Bomben, die in einem Zukuultskrieg in einer einzigen Nacht a»f das Hinterland nbgeworfen werden, vielleicht ähnlich groß sein wird, wie die G-samtbombenlaß, die währendd es ganzen vicreinhalb- jährllen Krieses auf Heimatgcbiet abgeworsen wurde. Die Abwehraussichten von Luftangriffen sind ungünstig. Im letten Kriegsjahr erfolgten die Bombenangriffe etwa z» 00 Prozent in der Nacht ttm K„- kur.stskrieg wird sich der Vombenflicger das schützende Dunkel der Stacht wahrscheinlich in erhöhtem Maße zuniige machen. Die Stacht beschränkt auch die Iagdjliegcr stark in der Abwehr der angreisenden Vombenslieger. Die Ersolgmöglichkeiten des Bombenslicgers werden noch durch einen anderen Umstand ge steigert werden, nämlich durch die besseren und zahlreicheren Abwehrmitlel. die er hauptsächlich in Gestalt von schnellfeuera- den Maschinengewehren (1000—2000 Schuß in der Minute pro Gewehr) mit sich führen wird. Unsere Riesenflugzeuge von gestern waren zum Teil mit sechs Maschinengewehren für die Abwehr von Kampsslugzeugen bewaffnet. Die Nicsenboinben- fluazeuge von morgen werden vielleicht noch mehrere und noch bessere Feucrschliinde zu ihrer Verteidigung zur Verfügung habe» England hatte im Kriege in umfangreicher Weise Vor sorge für die Abwehr von Luftangriffen aetro.'ken. Es be- ! schästtgte «ln Heer von n Mlli, on Menschen ,m Heimat-Lustschutzdtenst. und trotzdem kamen 83 Prozent unserer aus England«» ge setzten Flugzeuge hinüber und warfen ihr« Bomben dort ab. Der große Eeschoßaufwand. der notwendig war. um mit erd- gebundenen Kanonen ein Flugzeug herunterzuholen, beweist, wie schwer es schon am Tage ist, einen schnellfliegenden Apparat aus einer Entfernung von etwa 7 Kilometern vom Boden aus u treffen. aDs Vorhalten des Geschützes kann durch Kurven- ,lug und Veränderung der Höhenlage des Beschossenen illusorisch gemacht werden. Wieviel schwerer aber ist es. in der Nacht einen Abschußcrfolg zu erzielen? Natürlich leidet in der Nacht auch die Treffsicherheit der abgeworfenen Bomben. Aber für den gedachten Zweck, nämlich den Kriegswillen der feindlichen Nation zu zerbrechen, würde es ausreichend sein, wenn die Vombne gewissermaßen im Streu- verfahren Uber den Großstädten abgeworsen werden. Die Hülle, die den Kampfstoff einer Fliegerbombe um gibt. Hann viel dünner und leichter sein, als die eines Artilleriegeschosses, das beim Abfeuern sehr großen Be anspruchungen ausgesetzt ist. Eine Fliegerbombe enthält etwa vier- bis fünfmal soviel Komvtttois wie ein Artilleriegeschoß gleichen Gewichtes. Das schwerste Geschoß verfeuerte im Kriege die dicke Bertha, die populär wurde durch die Zerstörung der Forts bei Lüttich. Der ..Mustcrkosser" wog 000 Kilogramm. Die schwerste Fliegerbombe von heute wiegt ca. 1800 Kilogramm und enthält acht- b,s zehnmal soviel Kampjstoss, wie das ge wichtigste Mörsergeschoß des Weltkrieges. Die Wirkung wird entsprechend sein. Schon schwächere Bomben werden Häuser zum Einsturz bringen, ohne sie zu treffen. Es wird genügen, wenn sie auf der Straße in der Stühe der Häuser krepieren. Zu erwarten ist der Abwurf von Spreng-, Brand- und Gas bomben. Der Schutz gegen die Spreng- und Gasbombe ist gleich schwer. Ausbau und Berstälkung der Dach- und Kellergeschosse mag bei bestehenden Häusern bautechnisch möglich sein und einen gewissen Schutz gegen kleinere Bomben gewähren, wobei Bor« sorge gegen di« Verschüttungsgcsahe der Flüchtlinge im Keller zu treffen wäre. Die Elektronbrandbombe entwickelt meines Wissens ca. 3000 Hitzegrade. Das heiße Metall frißt sich durch alle Materialien hindurch — schmilzt doch Granit bei etwa 1200 Grad — und entzündet alles Brennbare. Hier ist Wasser als Löschungsmittel fehl am Ort. Wegen dieser hohen Vranderregungsfähigkeit kann die Bombe sehr klein gehalten werden. Dadurch wird die Möglich keit geschaffen, soviel Brandstellen zu erzeugen, daß die Feuer wehr vermutlich machtlos ist. Hier ein Beispiel: Eine Groß stadt wird mit 100 Flugzeugen angegriffen, von denen jedes eine Tonne Bombenlast zu schleppen vermag. Eine kleine Brandbombe soll ein Kilogramm wiegen. Demnach fuhren Ivo Flugzeuge 100 000 Brandbomben mit sich. Nehmen wir an, es werden aus dem Hin'lug 23 Prozent der Flugzeuge ab- grschossen oder gedrängt oder haben Maschinendesekt oder irgend welche andere Störungen oder verorientieren sich, so daß übe dem Ziel nur 73 Prozent der Flugzeug« erscheinen. Demnach werden also , nur" 75 000 Bomben zum Abwurf gelangen. Der angegrisfcne Stadtkomplex soll nur zu 30 Prozent bebaut sein, so daß nur 22 500 Bomben die Wahr cheinlichkeit haben, Ge bäude zu treffen. Erregen von diesen Bomben nur 10 Prozent Brände an verschiedenen Gebäuden, so würde die Feuerwehr ""Fg gleichzeitigen Brandstellen gegeuüberstehen. Wird sie dieser Flammen zusammen mit der Selbsthilfe der Einwohnerschakt Herr werde» können, namentlich wenn die Löscharbeiien gestört werden durch eine zweit« und dritte Welle eines sogenannten rollenden Angriffes, wobei Sprengbomben abgeworfen werde». Am ehesten ist noch ein Schutz gegen Gasangriffe möglich. Allerdings nur dann, wenn jeder Einwohner minde stens eine Gasmaske besitzt und die dazugehörigen verschiedenen Patronen, die in den Luftweg eingeschaltet werden, je nachdem, welches Gas verwandt wird. Außerdem sind die Patronen nur beschränkt benutzungssähig und müssen nacb Gebrauch rechtzeitig erneuert worden. Es läßt sich in den Häusern vielleicht ein g a s sch u tz s i ch e r e r K o l l e k t i v r n u in schaffe». Es muß auch darauf gesehen werden, das, zum mindesten die Wohnungen des Parterres und der ersten Etage, die bei Gasverseuchung der Sraßenluft am stillt«!«,, gefährdet sind. Fenster haben, deren Glas so beschossen ist. das, es nicht springt, wenn in der Nähe eine stärkere Sprengbombe krepiert. Wellkrieq und Lilerakur Als billiger und doch sehr pikanter UiilcrhaltungSstosf ist der Weltkrieg und seine Erlellmswelt schließlich zu schade. Lite ratur über den Weltkrieg, von rein sachlich militärische» und histori. sehen Arbeite» abgesehen, l»a1 nur dann ihre Berechtigung, wenn sie sich ernstlich mit dem Menschheiisproblem des Krieges aus- «inandersttzt. Besser als auf anderen Gebieten bestätigt sich bei dieser Art von Wcltkr'.cgslileratur, daß es im Grunde eine objelliv- nentrale, also oon der grundsätzliche» Einstellung zum Kriege los gelöste Behandlung der Erscheinungen, in die wir Menschen per sönlich verflochten sind, letzte» Endes überhaupt nicht gibt. Es ist nun durchaus denkbar, daß cs eine der Wahrheit sehr nahe kommende Schilderung von der Seil« geben kann, die den Krieg als solchen nicht ohne weiteres abzulehiicii wagt. Die bisherige Literatur, die das Erlebnis des Weltkrieges ausgclöst hat. beweist aber zweifellos das Gegenteil, daß nämlich die Behandlung der Dinge bei den Autoren der Wirklichkeit am nächste» kommt, die der Idee des Krie ges aus ethischen Gesichtspunkten heraus ablehnend gegeuüberstehen. Und das liegt in der Natur der Sache. Eines der besten Beweismittel such dies« These ist zweifellos das bekannte Werk von Arnold Zweig: „Der Streit um de» Sergeanten Grischa" erschienen im Verlag von Gustav Kie"cnl'euer, Potsdam. Von diesem Buche, das bei seinem Er'cheineil iin Herbst 1927 v'el Aussehen erregt hat, liegt heute be reits das 35. Tausend aus. Und in diesem Falle ist die hohe Aui- lagezifstr tatsächlich ein Beweis der Qualität und des lilcrarücbcn Erfolges, der den Vorsprung, den die Franzosen mit ihrem „Le Sol dat ineonnu" von Natznald auf diesem Gebiete bisher hatte», glän zend eingeholt, wenn nicht überholt hat. Die Handlung dars man bereits als bekannt voraussetzen: Ein in deutsche Gefangenschaft geratener russllcher Sergeant sticht aus dem Gefangenenlager, wird eher auf dem Marsch zur Front aufgegrissen und durch unglückliche Verquickungen — er hat einen falschen Namen angenommen — wird er wegen Spionage zum Tode verurteilt und nach langem hin und her von Akten und Men'chen erschossen. Schon in dieser knappen Handlung erkennt man die Tendenz, die L«r Verfasser keineswegs verleugnet, die im Gegenteil auf jeder Seile des 550 Seilen um fassenden Buches zum Durchbruch kommt. Er ist gegen den Krieg, «r ist sogar gegen Religion und Gott — und darin vermögen wir ihm keineswegs zu folgen —, aber sein« Gestaltungskraft der Dinge, die den oft so vage» Begriff Weltkrieg aussüllen, ist so groß, den, realen Leben so geinu und auch psychologisch tief abgelauscht und literarisch jo kunstvoll zum Gesamtwert gefügt, das, man ihm de» literarischen Kunstwert nicht absprccbcn kau», mag man auch der Weltanschauung des Dichters, die nach iiuiercr Auffassung in wescni- liche» Punkten in die Irre geht, ganz entschiede» ablehnend gegcn- üdcrstel'en. Schade nur, das; »vir Werke von gleicher GcstaltuiwS- krast über dieses Thema Weltkrieg in dem literarischen Schasse» unserer Weltanschauung ncch nicht aiiszuwcnen haben! Vielleicht trägt daran die Tatsache die Hauptschuld, das, unter u»S um den Begriff Krieg und um die Einstellung zum Pazifismus noch ge rungen wird. Eine» ctivas andere» Weg zu dem gleiche» Ziele, den Nonsens des Krieges zu zeigen, schlägt Ludwig Nenn ei» in seinem Buche „Krieg". (Franllurter Tocictäts Druckerei G. m. b. H-, Frankfurt a. M, bro'ch. 4 50 Gxrnzlciuc» 6 M.) Das Buch ver zichtet auf die p'ilosophi'ch ästhetisch'«' Gestaltung Arnold Zweigs. Es spricht die einfache kernige, luiUtärisch-nüchternc Sprache des Frontsoldaten. Man crstbt bier wieder den gewaltigen Eindruck der phiascn'ostn. lebensnahe» Wirklichkcitsjchstderung Das grau'-rme Leben dcs Krieges festst ist es. das hier in -ie philosophische Ts» küssten eiligreist u> d die Stimme znungunstc» dieses Krieges in die Wagschale wirkt, jenes nackte Leben, das vor» an der Front, im Hirn des cinsachci, Land'ers am grauiamstc» in di« Erscheinung tritt und das '»„„er mehr von seiner nackte» Grausamkeit verliert, je weiter cs sich von der erste» Schützenlinie der Front entfernt. Aeb»- l!ch aiisgcchaut, um ein E iizclschick'al im großen Kriege, ist ein im Kurt Wolsf-Verlag, München, erschienenes Buch: „Schlump" betitelt, „Geschichten und Abenteuer aus dem Leben dcs unbekannte» Musketiers Emil Schulz, genannt „Schlump". Bon ihm selbst erzählt." (Preis geb. 3.5« M.) Auch hier unter Ver zicht aus philosophische Auseinandersetzungen der Versuch einer real,» stilchen Tatsachciischildcnmg, die für sich selbst spricht. Und man dars sagen, «in im weiten Maße gelungener Versuch. Denn wer die Front und den Krieg und sein Lebe» aus dieser Perspektive de« Strohmannes „Schlump" mitcrlebc» durste, der wird bei vor Lektüre dieses Buches, dessen Lcbciisaussassnng man ebensowenig wie die der beiden vorgenannten kritiklos hinnchmen kann oder auch nur billigen kann, soviel offen« Beobachtungsgabe und soviel ivahrheilS- ,«treue Schilderungen entdecken, daß er sich den Eindrücken und den Bayern bedauert Berlin 5. Februar. D«e Amtliche Preußisch« Preffedlrnst teilt mit: Der bayerische Gesandte in Berlin Dr. von Pregr, er» schien am Montag nachmittag beim preußischen Ministerpräsi denten Dr. Braun. Der Gesandt« sprach dem Ministerpräsi denten das Bedauern der bayerischen Negierung übe» den Münchener Vorfall und über die für dir Kritik gewühlte Form aus. Der preußische Gesandte in München, Dr. Denk, verläßt heute Berlin und geht auf seinen Posten zurück. Wenn auch die physische Wirkung des Enses, die von Wetter« umständen sehr abhängig ist. vielleicht stark überschätzt wird, so kann die psychische Wirkung doch recht groß sein wegen der Un- Heimlichkeit des kaum wahrnehmbaren Kampsstosses, dessen Wir kungen. wie z. B. beim Senfgas, erst nach Stunden eintreten. Es ist daher sehr gut denkbar, daß die Heimat schon zer mürbt ist, bevor eine Entscheidung im Felde gefallen ist. Ee» schlagen« Völker und unbesiegte Heere sind keine Widersprüche mehr. Vernebelung und Drachenbastonsperren vermögen Groß städten kaum Schutz zu gewähren. Dagegen können sie kleine ren, wichtigeren Objekten sehr dienlich sein. Solche Objekte könnten sein z. B. Kraftwerk Golpa. Wulchenseeiverk, Leunawerk, Badische Anilinfabrik, die grasen Erzeugungsstätten für Wasser. Luft, Gas, Fernfeuernng, Ernährung (Schlachthöfe und Markthalle), Hanpttelephon- und -telegraphenämtern, Bahnanlagen, Zentralfeuerwachen und ähnlichem mehr. Deutschland darf keine Militärflugzeuge halten, dagegen vermehren sich die Lnstilotten seiner Nachbarn zusehends. Zur Zeit umfaßt die srontsähige Lustflotte Europas dll>l» Flugzeuge. Vombenmaschinen dieser Luststreitkräfte sind alle in der Lage, deutsches Heimatland anzugreisen. Ihr Aktionsradius reicht für diese Zwecke völlig aus. Der Zustand der Stauung auf der einen und des Vakuums auf der anderen Seite ist auf die Dauer un haltbar und unerträglich. Vom Standpunkt des über zeugten Friedensfreundes aus muß man sor dern, daß die Länder Europas baldigst ab rüsten. und zwar in demselben Maß stabe, der für unsere Zwangsabrüstung maßgebend war. Hin und wieder lassen sich noch immer Stimmen vernehmen, die behaupten, unsere Verkehrsflugzeuge vermöchten im Kriegs fall nicht nur uns zu schützen, sonoern sogar den Gegner mit Erfolg anzugreifen. Eine solche Ansicht verdient nicht ernst genommen zu werden, denn eines der wichtigsten Gebote des Luftkrieges ist Spezialisierung und Differenzie rung der Flugzeuge und der Flieger. Der Luftkrieg sieht sich zahlreichen, ganz verschiedenartigen Ansgabengruppcn gegen über. Jede von ihnen kann nur durch Spezialflugzeuge gelüst werden. Man kann ein Verkehrsflugzeug ebensowenig za kriegerischen Zwecken mit Aussicht aus' »ennensmerten Erfolg verwenden, wie man ein Militärflugzeug in den zivilen Luft verkehr einstellen kann, wenn man nicht dauernd Nacke,»schlüge haben und gänzlich uiiwirtschastlich arbeiten will. Es ist tech nisch auch nicht möglich, ein Flugzeug zu konstruieren, das Sicich-rmnßen für Zivilverllhr und Kriegsdienst geeignet wäre. Es würde weder Fisch nach Vogel sein »nd weder nach der einen noch nach der anderen Seite hin etwas leisten. Allerdings kann ein Staat, der schon über große Luststreitkräfte verfügt, im Kriegsfall zu deren Entlastung bestimmte Zivilsnazeuge hinter der Front zu Kurierdiensten und zur Verbindung der großen Koiiimandostellen untereinander einietzen. In Deutschland wird — ganz im Gegensatz zum lnstgeriiste- ten Ausland — der Lust'chutzirage nicht die Beachtung geschenkt, die ihr zuksmint. Es fragt sich: Ist diese Untätigkeit noch länger zu verantworten? Uebcr diese lebenswichtige Frage kan» meines Erachtens nur das Volk selbst entscheiden. Das seltt voraus, daß unsere Nation zunächst einmal aufgeklärt wist 'über das Wesen des Luftkrieges und Luftschutzes und über die Gefahren die ihm drohen, wenn man die Dinge so weiter gehen läßt wie bisher. Ein St»diena»sschus,. dem sachtundige Männer aus all den vielen Gebieten angehüren sollten, die die Llistschntzsrage berührt, könnte der Oestentlubkeit sachlich richtiges, objettives Material Luilläruna. Vrüiuna und Urteilsiinduna lieiern Schlußfolgerungen dieser Dinge nicht einen Auaeublick entziehen kann. Vielleicht Hot der Verfasser ou e.uzelueu. Sielten, so besonders bei de» Schillerungen der zweite» Hallte des Iabres 1918 teilweise von Uebcrlrcibuiigcn und doniil ciusciligcn Schillerungen sieb nicht sreigebollen. Im allgemeinen aber ist auch hier der Versuch der realistische» Widerspiegelung des großen Kriegs als geglückt zu be zeichnen. Ein so ernstes Erlebnis, wie der Wcllkricg, wird sich zweisel- loS auch noch wcilerbin auf d e Literatur auswirle». Es besteht freilich die Gefahr, daß die Eindrücke der wirilichen Erlebnisse uw io schwächer, bzw. idcalisicncr werde», je weiter wir das furchtbare Geschehe» hinter uns lassen. Bisher scheint di«>e Gefahr noch ge bannt zu sein, wie die hier besprochenen Bücher beweise», die mitten aus der Erlcbuiswelt der KriegSgeucralion hcrausgcüoren sind. —om— Sachsen und das Reich Zu diesem heute außeroldenilich diel erörterten Thema ist jetzt im Verlage von Wolsoaug Icß in Dresden ein kleiner aber bcachlcuswcrlcr Beitrag vo» Max Georg von Loebcn erschie nen „Der Staat Sachsen »nd das neue Reich". Di« Schrift, deren Beiträge zum Teil bereits veiöiicullicbl, aber hier neu zusammeugefaßl sind, setzt sich in sehr ernster Weise mit dem Probst», der Eigenstaatlichkeit Sachsens auseinander, das heißt, ein Problem ist sie schließlich nur für die uueulwcglen Iluitar slcu. Wohl muß man zugeben, daß sich sowohl im polttischc» wie im privaten Lebe» vo» dieser Eigenstaatlichkeit. wenn man daruntcr ein ous- gcpräglcs Staattbcwußtsci» versteht, verschwindend wenig z» ent decken ist. Aber im Grunde bat doch auch der Täckse sein StaalS- gcsllhl. Sonst wäre es in den Tage» der Slaalsiimwcilzung der sozialistische» Mehrheit ein leichtes gcwcicn, d«r Eigenstaallichkeit dieses milieldc»l>chen Industrielandes ein Ende zu bereiten. Sachsen hat immer dem Reiche gegeben, was dcs Reiches ist. Es darf daher auch mit besonderem Rechte die Wünsche gellend machen, die seinen historischen und seinen gegenwärtigen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen entspringen. Das vorliegende Schrislchen geht auf die historische Frag« weniger ein, stellt dafür vielmehr die gegenwärtigen Probleme der Reichs- und Berwallungsresorm in den Vordergrund. Bei der Diskussion dieser Frage wind die Lektüre des Buches nur von Nutzen sein.