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Sächsische Volkszeitung : 07.02.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192902078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290207
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-02
- Tag 1929-02-07
-
Monat
1929-02
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.02.1929
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Eine Sporthalle für Dresden? Das voraussichtttche Dil- -er internationalen Kygiene-Ausftellung 193« Mor- un- Setdltmor- Dresden. 6. Februar. Am Dienst«^ zur Mittagsstunde hat sich im Rittergut Nbhrsbors bei Lachwitz «In« schwere und entsetzliche Wuttat zuget ragen. Der 1887 zu Dresden geborene Schweizer Rudolf Klahre, der erst seit «nsong Nooember vorigen Jahres im dortigen Rittergut tätig gewesen, wegen gewisser Unregelmäßig keit«» aber vor ungefähr 14 Tagen wieder entlassen worden »vor, stach plötzlich aus sein» 1812 zu Struppen geborene Tächter Hildegard, m't einem Messer ein. Er verletzt« das junge Mäd chen am Kops« und im Rücken. Die Gestochene eilte aus dev sogenannten Schweizerwohnung hinaus und lies ln der Rich tung des Wirtschaftsgebäudes zu. brach aber nach etwa vierzig Schritten zusammen, um alsbald das Leben auszuhauchen. Auf diesen Vorgang hin eilten das Gutspersonal hinzu, vermochten aber der sterbenden Schweizertochter nicht mehr zu helfen. Ein Stich in die Lunge hatte den Tod herbeigesührt. Als man in di« Wohnung des Klahr« gehen wollt«, war selbige oerschlossen. Ter sofort durch Fernsprecher herbeigerusene zuständig« Land, gendarineriedeanite Kriegerow aus Dohna drang dann gewaltsam mit anderen Personen von der Rittergutsverwaltung in die von der Schweizersamilie bewohnten Räume, da aus Zu rufe nicht geantwortet und geöffnet wurde. Man fand Klahr« ebenfalls tot aus. Er hatte sich die Pulsader an der linken Hand geössnet und dann den Hals durchschnitten, und aus diese Weise den Tod freiwillig durch Verblutung gesucht und gefun den. Diese Tat geschah während drei weite.« Kinder in der Schul« wellten und dl« Ehefrau zum Besuche von verwandten nach Rottwerndors gegangen war. Im Verlause der Nachmitlagsstunden trafen dann noch Be amte der Mordkommission des Kriminalamtes Dresden im Rittergut Röhrsdors ein, von denen der blutige Vorgang gleich falls zu Protokoll genommen wurde. Die Kunde von dem begangenen V«rbreck>en und dem Selbstmord des Taters ver breitete sich rasch über die Grenzen der kleinen Landgemeinde hinaus. Unbegreiflich erscheint es allen, denen di« Verhältnisse näher bekannt waren, warum Klahre gerade die Tochter Hilde gard getütet hat. „Wings" im Aia DreSdcu, 6. Februar. Wir müssen schon sagen, wir haben schon bessere Knegssilme gesehen. Die amerikanisch« Reklame verfängt auch bei diesem Film nicht recht. Es ist schon ganz gut, wen» man von dreihundert Flug zeugen hört, die nritwirktcn. von 27 Flugzeugen, drei Fesselballons, zwölf Automobilen und sieben Häusern, die wahrend der Ausnahmen zerstört oder schwer beschädigt wurde». Aber das alles macht schließ lich noch nicht das Erlebnis Krieg ans. Die Darstellung ist dazu höchst schanspielermäßig, sowohl bei Elara Bow wie bei Charles Rogers, so dah auch der Bombenangriff auf Marval sowie die Imi tation der Motor- und Vombengeräusche nicht alles wieder gut- machen kan». Anerkannt werden soll die Güte der Lichiaus- n ah inen, di« man in dieser Bortresflichkcit wohl noch in keinem Spielfilm gezeigt trat. Diese Tatsache söhnt einigermaßen aus. Die Objekliviliit des Filmes in der Kriegssrage wolle man nicht so laut rühmen. Den» es ist zu offenbar, daß man den Film in ziemlich eingreifender Weise für den deuischen Bedarf znrecht- gestnhl hat. Warm» man Szenen wie Angriff« amerikanischer Flie ger auf deutsche Truppen oder den Abschuß des deutschen Bomben flugzeuges in Deutschland nicht zeigt, ist nicht recht erklärlich. Haben wir eS nötig, uns von der Objektivität der Amerikaner in diesen Fragen ein Trugbild zu machen? Fühlt man nicht, daß das an Würdelosigkeit grenzt? Wir wollen gern die Güte der Technik in diesem Film anerkenne», könne» uns aber für viele Sciiti»ie»Iali- kälen an den Stellen, wo der Krieg ernst und nüchtern ist, nicht be geistern. : Die öfsentlich« Impfstelle für unentgeltliche Impfungen hier, Schesfelstraße st. 1-, bleibt von Sonnabend, den 9. Februar ab bis etwa Mitte März 1929 geschlossen. Der Tag der Wieder eröffnung wird bekanntgegeben werden. : Rechtsanwälte vor de» Arbeitsgerichten? Die Dresdner Handelskammer stimmte der Anregung zu, daß die sächsischen Han delskammern sich gcmeinsam für den dein Reichstag vorliegenden Antrag anSsprechcn möchten, daß Rechtsanwälte auch t» der ersten Instanz vor Arbeitsgerichten zugclaffen werden sollen. : Einbrecher auf frisii>er Tat ertappt. In der Nacht zmn Dienstag wurde» von Kriminal- und »msormicrten Polizeibcamtc,, in TrcSdcn-Reick zwei Einbrecher crlappt, als sie im Begriff waren, das Kontor einer Kohlenhandlung zu plündern. Die Diebe, die Arbeiter Richard Mäkler und Erich Kaden von hier, wurden fest» genommen. Ans ihr Konto kommen die in letzter Zeit verübten Einbruchsdiebstäblc in Kohlen-, Fourage- und andere Kaiitorrämne, wobei noch der 21iäbrige Schlosser Jäger von hier beteiligt »rar. Auch dieser wurde gestern scstgcnvmmen. Wie sich herauSstcllle, hatte bas Kleeblatt die Diebstähle vorher in einer Gastwirtschaft verab redet. Bis jetzt konnten der Bande 5 Einbrnchsdiebstähle „ach- gewiesc» werden. Tr«Ä»«n, 6. Februar. Tie große internationale Hygiene-Ausstel lung, die Dresden kür 1939 vorbereitet und mit der die Er öffnung des Deutsckzen Hygiene-Museums verbunden sein soll, kündigt sich an. Die 'Ausstellungsleitung hat bereits mit der Versendung ihres Programmes begonnen. Diesem liegt rin Plan iiber die voraussichtliche Gestaltung des Ausstellungs geländes bei. Bekanntlich soll das ganze Sportgeiände der Güntz Wiesen. ähnlich wie bei der Hygiene-Ausstellung 1911 in den Ausstellnngsbereich eingegliederl »»erden. Der Plan sieht die Ueberbrückung der Le lind st ratze zwischen Pirnaische Straße und Iohann-Georgen-AIlee vor, aus dem Gelände des jetzigen Dresdeusio-Sporiplatzes sollen die Hallen der Nationen, sowie an der Front der Albrechtstratze die Ausstellung „Das Krankenhaus" erstehen. Für die jetzigen Tennis-Plätze an der Iohann-Georgen-Ailee sind ebenfalls »eben einen, Parkplatz Ausstellungshallen vorgesehen, di« die Abtei lungen „Frau und Kind", „Körperpflege" und „Seelische Hygiene" ousnehmen sollen. Eine kleinere Hall« mit der Aus stellung „Das Säuglingsheim" dürfte in immittelbarer Nähe des Deutseiw» Hygiene-Museums auf dem Gelände der Sekundo- Geniinr, Ecke Albrechtstratze und Johann Georgen-Ailee, zu stet)«» kommen. Ten Platz östlich des Georg-Ärnhold-Bades wird die Halle der Arbeils- und Geiverbehl)giene bedecken. Westlich, nach dem Hygisnemuscum zu, ist eine grotze Hall« für Leibesübungen geplant. Besonders bemerken»,vert wird di« Umgestaltung der Spielwiesen sein, die sich westlich der Ilgen-Kompsbohn »nd des Georg-Arnhold-Bodes längs der Albrechtstratze hinziehen. Man trägt sich mit der Absicht, an der westlichen Seite der Kampfbahn «inen großzügigen Tribünen- und Sport- Halle »bau zu errichten. Di« Auskleide- und Brauseräume, di« sich bisher bei großen Veranstaltungen stets als unzulänglich erwiesen haben, sollen in dem Tribünenbau untergebrochi iverden, währen- die Snorihall« sür das Wintertraining und für spor!Iict)e Vernnstaltimgen bei ungünstiger Witterung Raum bieten soll. Dresden fühlt, daß es in dieser Hinsicht hinter vielen Schwesterstädten noch zurücksteht. Außer dem Zirkus, der sich für sportliche Veranstaltungen nur sehr bedingt eignet, ist ein größerer Hallenba» in unserer Stadt noch nicht vor handen. Auch der Ausschuß sür Leidesübungen, in dem all« Leibesübnng treibende Verbände sitzen, unterstützt nachdrücklich diesen Wunsch, der Stadt Dresden eine Sporthalle zu verschos sen. Ma» hatte auch daran gedacht, die Halle gleichzeitig als Radrennbahn auszubaue». Dieser Plan wird aber nicht all Oeffnung -er sächsischen Skaalsarchlve Dresden, 6 Februar. In der letzten Sitzung des Sächsischen Alterlums- vereins teilte der Vorsitzende, Gcheimrat Lippert, eine der Ocssciitlichkelt kaum bekannte Tatsache mit. Laut Verordnung vom 3. Novcn,der 1918 ist das sächsische Haupt st aatsarchiv der wisienschastliche» Forschung bis in die neueste Zelt hinein voll kommen frcigegeben worden. Lippert hob hervor, daß kein anderes Land in diefer Beziehung so liberal verfahren sei wie Sach se». Wenn er dabei allerdings geflissentlich betonte, mit dentticher Spitze gegen die heutigen Verhältnisse, daß jene Verordnung von der „Kgl. sächsische,, Slaalsregiening" erlassen worden sei, ist dies Lob in de», Sinne, wie Lipvcrl cs meinte, ganz fehl am Platz, den,, diejenige „Kgl. sächsische StaatSregicrulig", die am 3. November 1018 jene Verordnung erließ, war bereits nicht mehr die alt« kon servative Regierung, die jahrzehntelang i» Sachsen bestanden hatte, sonder» ztvar noch die letzte königliche, zugleich aber auch die erste parlamentarische Regierung, die nur aus Vertrauens männern der Zweiten Kammer bestand und in der »eben National- liberalen auch drei Fortschrittler und Sozialdemokraten saßen. Das Lob Lippcrts trifft also wider Willen nicht die alte, sondern die neue Zeit : Galeriedirekior Passes 59. Geburtstag. Am heutigen Mitt woch vollendet der Direktor der Dresdner Gemäldegalerie, Dr .Hans Posse, sein 50. Lebensjahr. In jungen Jahren, kaum 32 ol!, auf den wirbligen Posten der Leitung dieser alten »nd berühmten Sammlung berufe», Hot er dank seiner Jugend und Tatkraft, seinem gewühlten Geschmack und seinem Finderlalcnt die Galerie wcscnilich bereichert und iiwdcrnisterl. Verschiedene Umgestaltungen wurden vorgenonnnen, eine moderne Abteilung, wenn auch nur als Not behelf, in, Palais an der Parkstrahe eröffnet, SonderauLsteUnngcn gemein geteilt. Oberbürgermeister Dr. Blüher vertritt de« Standpunkt, daß die Halle tatsächlich den Leibcsübung treiben den zur Verfügung gestellt, nicht aber zu Sensations- v r r a » st a l l u n g e n . wie Sechstagerennen und Boxkämpfen Verwendung sindc» soll Es ist an eine Halle gedachi. die etwa doppelt so groß ist, wie der Große Saal des Ansstellungspalaftes, d. h. eiwa -19 mal 65 Meier, mit einem Fassiingsvermögeii von rund 5666 Zu schauern. Auch das Sporlcafu soll von seiner jetzige» Stell« ver schwinden und in diesen Hallen- und Tribiinenbau eingegliedert iverden. Das Städtische Hochüauomt hak bereits einen Vorent wurf dieser Sporthalle ausgcarbeitet, dach hat sich bischer der große städtische Ausschuß sür Leibesübungen noch nicht mit dem Plane befaßt, so daß Beschlüsse noch in keiner Hinsicht voc- licgen. Begrüßenswert wäre der Bau dieser Halle auch inso fern, als Dresden dann neben dem Städtischen Ausstellungs- ixrlast einen weiteren geeigneten Bau sür Massenversammlungen und Km'gresse erhalten würde. „Reisen unü Wandern" Dresden, 6. Februar. Die Geschäftsstelle der Iahresschan hat nunmehr de» dies« jährigen Prospekt über die achte Iahressciwu Deutscher Arbeit serftggestellt und versandt. Der Grundplan gibt zunächst Aus schluß über Zweck und Ziel der Iahresschan in. Allgemei nen. Dann wird im besonderen der Ausbau der Ausstellung 1929 behandelt. Die Ausstellung Reisen und Wandern verfolgt den Zweck, einen eindrucksvollen Nachweis darüber z» erbrln- gen, ivelä)«» Reichtum an Seheilswürdigkeilen Deutschland besitzt, ivelche bedeutenden technischen und kulturellen Einricip tungen vorhanden sind. Sie will sv des Teuftet)«» .Heimatliebe stärken, dis Jugend zur Anhänglichkeit an ihr deutsches kV er laub beseelen und den Ausländer zu seinem Freunde macken. Die Ausstellung gliedert sich in drei Gruppen: I. Die deutsche Heimat, 2. Di« Reise, 3. Di« Wanderung. In der ersten Gruppe sollen Länder und Landschaften mit ihren Reise zielen und Reseivcgcn Kargest«!», ihre Schönheiten, Sehens würdigkeiten, Erholungsstätten, Bäder »nd Kurorte gezeigt werden Di« Gruppierung der erste» Abteilung «rsotgt land schaftlich-geographisch im Gegensatz zu den Abteilungen Reise und Wanderung, in denen technisch wissenschaftlich und in dustriell ausgestellt wird. Der Erössnungstag der Ausstellung Reisen und Wandern ist endgültig gus den 15. Mai 192V festgesetzt worden. veranstaltet und vor allem bi« neuere Zeit nepileql. 1911 na': es in der Galerie «inen Monet, einen Lieber»,«»» »nd zwei Slevogls — jetzt dagegen besitzt die Sammlung 20 Slevemts, 7 Cnrii Ibs, 7 Lic- bermannS, 2 Monets, Manot, Degas. Nanoir. k^ininin nsi». Auch die Altdresdncr Schute ist ausgcbftibt: es gib! 23 Ravskis gegru 2, 9 Friedrichs gegen 5, 9 Earus gegen 1 u>w. Dabei sind die alten Meister ilatürüch nickt vernachlässigt morde»! Cranach, Vftdunz, Rubens, Tiepolo usiv sind hinzuerworbcn worden. C'nuz besonder« sei noch der hervorragende» Leistung Posscs als Orgau saiord de: Internationalen KnnstanSstellnng Dresden 1925 gebockt. Eisbriicken über -ie Eide Bob 2-Honda», 6. Fconiar. Seit Sonnabendabend ist bas Eis auch in Bad Schandau, P o st c l w i tz und Krippen zum Sichen gekommen. Ve.el!" am Sonntag wagten sich Skiläufer über die Elbe. Am Mont-rguorwillag nxir cs möglich, an der Bornsährc einen sickeren Steg über di« Eie- dccle zu legen, der alsbald dein Verkehr übergeben würbe. Die zu- gefrorene Elbe übt eine große Anziehung»!»»! ans inna und alt aus. Seit dem Kriegsmiuicr 19i6ft7 ist es bas erste Mat wieder, baß ei» ElSübergang in Bad Sekunda» möglich ist. Königstein, 6. Februar Nachdem der seitherige Etbübergana am Sonnt«,niachiniltog infolge des Waslcrrnckganges geborsten n-ar, ist liuiiinclil ei" wei terer E i S n b e r g a n g oberhalb des Sckifsbaiipiatzcs Herges»!» worden. Riesa, 6. Februar Das Treibeis ist »u»»iei>r i»> ganze» Untertans der Elbe bis Torgau z»>» Stehen gekommen. Dienstag nacht ist auch i» Mühlberg Eisstand ringctrctc». Man erwartet, daß auch in Riesa die Elb« zugrstirren wird. prolestsnlffches «der katholisches Ethos ln Goethes Zaust? In der Berliner Ortsgruppe der Goethe-Gesellschaft sprach der bekannte Literaturhistoriker Gcheimrat Oskar WalzeI, Bon», über dir Beziehungen zwisckien Goethe und Schiller und besonders über den Niederschlag von Schillers Einfluß in Goethes Dichtungen. Es ist das besondere Verdienst Walzels, mit der Fülle stofflichen Wissens, mit der Exaktheit literaturwiffen- schaftlichcr Forschung die Ergebnisse der Eeisteswissenschasten, der Kunstgeschichte vornehmlich und der Philosophie zu ver binden, daß sie sich gegenseitig durchdringen und befruchten. So wird die Literaturgeschichte aus dem engen Bann einer bloß formalen Fachwissenschaft befreit und in den großen Strom des geistigen Eesamtschafsrns eingeordnet. „Literaturgeschichte als Geist esg^schichte." Mit kluger Auswahl aus reicher Wissensfüll« hob Geheim- rat Walzel di« entscheidenden Linien aus beider Dichter Schrifttum hervor, grenzte sorgfältig ab und teilte mit be redten Worten neue Erkenntnisse einer austnerksamen Zuhörer- sckmft mit. Verwandtschaft und Verschiedenheit find bei beiden Dichtern mit gleichem Maßen verteilt. Genialische Verwandt schaft ermöglichte das Zusammenkommen. Verschiedenheit des Geistes »nd Charakters bestimmte Distanz und gab zugleich die Möglichkeit der Kritik. Und in diesem distanziert-kritischen Ver hältnis war es Schiller, durch den Goethe seine wesensbestim mende Kritik ersnhr. Als Schiller feine Abhandlung über naive und sentimental« Dichtung schrieb und so seinem Jahrhundert den Spiegel znr Selbsterkenntnis vorhiclt — denn das 18. Jahr hundert war sentimentalisch — da erkannte sich gerade der größte Cohn und Genius >ed«r Zeit darin als sentimentalen Dichter. Unendlichkcitssiichtig, Liebe, Welt, Macht, Ruhm, Erde »nd Ewigkeit sehnsuchtsvoll verlangend, so wie er sich in seinen Werken selbst bekannt, beschrieben und beschworen hatte: rm Eötz, Weither, Prome.heus, Tasso nnd endlich u»v zutiefst sin Faust, Immer wieder aber wurde durch Schiller, den Schü ller Kants, der Unendlichkeit des verlangenden Gefühls die Begrenzung des Gebotes, die Bestimmung der Pflicht cntqegen- sesctzt. So in den Wahlverwandtschaften, im Wilhelm Meister. ,n der Pandora, die gegenüber dem Frankfurter Fragment, ln dem Lrometbeu» mUreÜrltteu briukttt. den Eoimetkeus zu fast k. gleichverteilter Machstettung aufkommen iaht: ebenso ln den römischen Elegien, in denen nicht mehr so sehr persönliches Be kenntnis als sachlich« Erkenntnis zum Ausdruck kommt. W>« aber steht es mit Faust? Was haben wir Schiller daran m danken? Ist es mehr, als was Eckermann beim zwei- ren Teil getan hat: die restlose Anspornung zum Weiicrführen des Werkes? Prof. Watzel wies nach, daß Schiller an Faust, so wie er nun als Ganzes uns oorliegt, keinen Anteil mehr hat, daß hier auch das Unendlichkeilsverlangen des sentimenta- lischen Menschen zur Ruhr und Erfüllung kommt. Man hat bischer durchgehend den Faust als protestantischen Menschen- typ ausgefatzt. Nur wollte dazu der Schluß des zweiten Teiles nicht paffen. Man konnte die allzu deutlichen Bezüge auf katho lisches Erb- und Eeisttu-m nicht leugnen. Namen und Gestal ten der mystischen Theologie und des katholischen Glaubens bannten jede fremde Annäherung »nd Annahme. Man half sich mit der Ausflucht, dieser Schluß des zweiten Teiles sei un organisch. Walzel zeigt« hier nun mit subtiler Beweisführung, daß das Ende mit dem Ganzen innerlich konform lei, daß sie sich organisch verhalten wie Keim und Frucht. Er führte dafür einen Satz der Scholastik an, der lautet: k'neienii, guoft in 8« est. cleu8 grntianr non negabit, daß Gott demjenigen also, der tut, was in ihm ist, seine Gnade nicht verwehren wird. Eeistee- geschichtlich ist nun sehr interessant, daß dieser Satz im allge- menen von der Scholastik gehalten, vom Nominalismüs aber »nd besonders von Wilhelm von Occain bekämpft wurde. Von Occam aber kam Luther her, »nd so mußt« auch er jenes ethisch« Axiom ablehnen. Im Sündenbewnßtsein der „verderbten Natur" konnte jenes freimütige und großzügige Vertrauen, das ans jenem scholastischen Satze spricht, keine Wurzel schlauen, Co sehen wir ja auch, wie der Faust des Volksbuches, in '. cm reformatorischer Glaubeiisgeist lebt, der Verdammnis verfällt. Es ist ebenso evident, daß jene ethisch« Anschauung dem kan- tischen Ethos des kategorischen Imperativs z»w>derläiist. Da gegen leuchtet es unmittelbar ein, wie jener Satz zu Goethes organischer Kunst- und Lebensauffaffung paßt«, die wie Shastesbury das Entstehen eines Kunstaverkes gleich dem Werden und Wackstum einer Pflanze ans dem Keime lgnoci in na ent) aufzufaffcn beliebte Und wie sehr stimmt die mittelalterlich-katholische Meinung, daß derjenige, der tut, was in ibm ist. von Gott begnadet wird, mit Faustcns Leben und Erlösung überein. In ihm war das unruhige Streben, das uuerläklicbe Sickbemiiben Diesem inneren Geleit iü er lreu gcdlieden. Strafe der Ber. ammiina stand »ad dem ^iak« a." Versagen. Gnade der Erlösung belodulc die Erfüllung. Er dal getan, was i» ihm >oar. »nd so konnte er gerettet werr.en Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlöse»" sängen die Engel, als sie die Seele Fanstens zur ewigen Ruh« einfübrteii. Co fällt von jenem miiielafterlichen Latz, der den gleichen Inhalt hat wie der Goethes, ein aufklärendes Licht ans den Faust, lieber Abgründe der Verschiedenheit wölbt sich jo ein-.' verbindende Brücke innerer Verwtndftchasi. Mit dieser Auf hellung hat Geheimrat Walzel einen wirklich bedeutenden Bei trag. eine entscheidende Wendung in die Faustforjchnng ge bracht. Man wird gezwungen sein, z» ihr Stellung zu nehmen. vr bl. Land und Leute in England. Die La»gensä)eidtsii« Ber< lagsbuchhandlung, Berlin-Schöneberg, gibt eine Saminiung „Handbücher sür Auslandskunde" heraus. Den vorliegenden Band über England hat Karl Breul, Professor des Deut schen an der Universität Eainbridge, vollständig neu bcarbeitei. In diesem Verfasser ist dem Berlage Langcnscheidt ein aus gezeichneter Mitarbeiter entstanden, obwohl erst ein längerer praktischer Gebrguch des hanülickzen Buches dessen eventuell noch vorhandene Schwächen ofsenbaren konnte, berechtigt doch schon ein allgemeiner Uebcrbiick zu dem Urteil, daß die Be arbeitung und die übersichtliche Anordnung des Stoffes eine ganz hervorragende ist. Alan wird auf alle bedeutsamen Fragen, die sich für den EngianSreisenöcn in Fülle ergebe», vcrblüfteud klare Antwort erlangen. Da» Buch wind so zu einem unent behrlichen Menlor sür jeden Englandrcisenden. Der Benutzer wird tatsächlich schon beim Betreten englisck)«» Bodens kein Fremder im Lande mehr sein, wenn er das Lange,ischeidlsche Handbuch zu Rate gezogen Hai. Den üblichen sich vorzugs weise mit den Seheilswürdigkeilen des Landes beschäftigenden Reisehandbüchern tritt das vorliegende Buch als wichtige und zweckenlsprechende Ergänzung zur Seite. Eine Karle über die britischen Inseln, sowie zunft Karten von London ergänzen Nachschlagebnch in vorteilhafter Weise lPreis ged. 6 Mk.l.
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