Volltext Seite (XML)
Oie Angelegenheit an den Rechtsausschuh zurückgewiesen. Ein Anirag aus dem Gelände der Hcllerberge, einen Winter sport platz mit Rodelbahn und Sprungschanze zu errichten, geht an den Verwoltungsausschuß. In sofortiger Schluhbera- »ung angenommen wurde ein kommunistischer Antrag, oom Landtag und von der Regierung, Gewährung von Winter- beihilsen für alle über 26 Wochen lang Erwerbslosen und siir olle Klein-, Sozial- und Kriegsrentner, sowie Wohlsahrtsunter- ftützungsempfänger zu fordern. In der Frage einer sozialen Gerichtshilfe will man die Stellungnahme des Städte, tages abwarten. Dresden und Umgebung Wochen im Film Dresden. 19. Oktober. Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz hat einen I u b i I ä u m s f i l m vom tausendjährigen Meißen berausgebracht. Der Film wird allgemein als eine prächtige Iubiläumsgobe gerühmt. Daß er in landeskundlicher Beziehung Gutes bietet, dafür ist die Person des Hosrates Professor Dr. Sepfsert die beste Gewähr, der das Werk einer großen Ocffenllichkeit im Vereinshause vorsllhrte. Der Film verbindet die Gegenwart mit Meißens großer Vergangenheit, wobei die letztere vielleicht doch noch zu kurz gekommen zu sein scheint. Veraubernd schön die Bilder vom Dom und von den alten Kir chen dieser Stadt, die zwischen dem modernen industriellen Leben ihr Recht behauptet haben. An Einzelheiten ließe sich manches anführen. Wir Einheimischen kennen es ja, — hoffent lich ist das nicht zuviel gesagt — diese traute altehrwürdige Bifchofsstadt am Mbestrand. Möge der neue Film den Ruf »nd Ruhm der 1900jährigen Kulturmetropole Sachsens in aller Welt verkünden! Sine ungültige Dürgermeislerwahl Struppen, IS. Oktober. In der öffentlichen Gemeindeverordnetensitzung am Diens tag ist die von der Kreishauptmannschaft Dresden als Ver- waliungsgericht in der Bürgermeisterfrage durch Vorbescheid gemäß 8 38 Absatz 2 des Gesetzes über die Verwaltungsrechls- pflege ergangene Entscheidung bekanntgegeben worden. Hier nach ist der Beschluß der Gemeindeoerordneten vom 28. August 1928, der die Feststellung enthält, daß der Bürgermeister Gläß - »er. Sohland. als Bürgermeister für Struppen gewählt sei, für ungesetzlich erklärt worden. Die Kosten des Ver fahrens hat die Gemeinde Struppen zu tragen. Es handelte sich dabei um folgendes: Bei der ersten Wahl des neuen Bürgermeisters erhielten von drei Bewerbern einer 6, die anderen jo 4 Stimmen. Nach den gesetzlichen Vorschrif ten hatte bei diesem Wahlergebnis das Los zu entscheiden. Es mußte demnach eine weitere Wahl zwischen dem Bewerber, der fünf Stimmen erhalten hatte und dem, der vier Stimmen auf sich vereinte und durch das Los bestimmt war, stattsinden. In dieser Wahl wurde nun plötzlich der Bewerber Gläßer ein geschalten, der dabei neun Stimmen erhielt. Obgleich diese Stimmenzahl als Majorität anzusehen ist, ist die Wahl ein Ver stoß gegen 8 71 der Gemeindeordnung. Soweit die Parteien innerhalb von zwei Wochen keine mündliche Verhandlung beantragen, gilt dieser Vorbescheid als endgültiges Urteil. Das hätte zur Folge, daß die Wahl wieder holt werden muß. : Religiöse Vorträge. Vorn Sonntag, den 21. Ok tober bis Sonntag, den 28. Oktober einschließlich spricht in der Hof- «nd Propsteikirche täglich abends 8 Uhr: Iesuitenpater Lehmann, Leipzig, über: „Jesus und sein Werk". Auf diese Vorträge werden alle Katholiken nachdrücklichst hin gewiesen. Gegen eine Ueberspannung -es Bil-ungsprinzips Dresden, 19. Oktober. Seit geraumer Zeit ist in unserm Bild ungS wesen das Bestreben wahrnehmbar, die Anforderungen an die Ausbil dung immer höher und höher zu schrauben und den Eintritt in alle möglichen Lebensberufe von immer weiteren Prü fungen abhängig zu machen. Diese? Bestreben wirkt sich neuerdings auch nach einer Seite hin aus. wo es unmöglich von der großen Masse der Eltern gut- geheißcn werden kann. Man geht nämlich damit um. den Zwang zur Ablegung des Abiturs auch für solche junge Mädchen herbei- iusühren. die sich einmal einem rein weiblichen Berufe, zum Bei spiel demjenigen einer Handarbeitslehrerin, widmen wollen. Nor einiger Zeit ist der Leiter unseres Dresdner Schulwesens, Stadtschulrat Dr. Hartnacke, diesen Absichten öffentlich ent gegengetreten. Zustimmungen aus Eltcrnkreisen sind zahlreich ge kommen. Tie Ueberzcugung scheint vorzuherrschen, daß die Steige rung der Bildungsanforderungen nachgerade zu einem Mb auf unserm Bcrusswescn z» werden droht. Venn schon die Meinungen über die akademische Ausbildung unsrer Volksschullebrcr, wie sie in Sachsen durch neuerliche Gesetze begründet worden ist, geteilt gewesen sind und noch sind, so ist man sich eigentlich in weiten Kreisen einig darüber, daß die Ucbertra- gung weitgespannter Bildungsansprüche auf dos Gebiet rein weib licher Berufe geradezu eine Gefahr darstellt. ES ist ein Widersinn, das gesundempsindende junge Mädchen, das sich zu Haus, mütterlichen Aufgaben hingezogen fühlt, dem Zwange zum Mach weis umfangreicher theoretischer Kenntnisse, ganz abseits jener Nei gung, zu unterwerfen. Darunter leidet das unschuldige Opfer sol che,, Bildungsbetriebcs und der Haushalt, dem es einmal ver stehen soll. Die Organisation zur Verteidigung der Eltern recht e. das heißt die Vereinigung der Eltern, die ihre Kinder auf Privotschulcn schicken, hat auf die Tagesordnung ihrer nächsten öffentlichen Versammlung, Montag, den 22. Oktober, in den „Drei Naben", unter anderem einen Bortrag über dieses Thema gesetzt. Fra» Käthe Hüter wird über das Thema „ H o ch s ch u l st u d i u m für rein weibliche Berufe — eine Ueberspannung des Vildunasprinzips" sprechen. Auch Eltern, die ihre Kinder nicht auf eine Privatschule schicken, an dieser Frage aber Interesse empfinden, haben Zutritt. : Reichswehrminister Gröner inspiziert in Dresden. Wie verlautet, will am kommenden Sonntag Reichswehrminister Gröner nach Dresden kommen, um die Dresdner Garnison und Infanterieschule zu inspizieren. Voraussichtlich wird sich der Minister am Donnerstag nach Berlin zurückbrgeben. : Der Katholische Arbeiterverein Dresden-Altstadt feiert am Sonntag, den 21. Oktober sein 25jähriges Bestehen. Früh 7 Uhr ist Festmesse mit Generalkommunion in der Kapelle des Taschenbergpalais, abends 6 Uhr Feier im Kolpingssaale mi! Theater und Tanz. : Gegen die Schulgelderhöhung. Die Sozialdemokraten haben im Landtage einen Antrag eingebracht, die Verordnung des Volksbilöungsministeriums vom 26. Juli d. I. wegen der Erhöhung des Schulgeldes an den höheren Schulen Sachsens wieder aufzuheben. : Baukosten und Baustoffpreise. Nach Berechnungen des Sta tistischen Rcichsamtes verhielten sich die Baukosten einer Vierzim- mcrwohnung von 110 Quadratmeter nutzbarer Fläche im September 1928 gegenüber den entsprechenden Kosten von 1913 wie 172,1:100. Im Nahmen dieser Baukosten sind gegenüber 1913 die Preise bei Steine» und Erden von 100 auf 173,4, bei Bauhölzern auf 161,4, bei Baueisen auf 139,9 gestiegen. Für die sämtlichen Baukosten be trägt die durchschnittliche Meßzahl 159,8. Das zum Vau verwandte Eisen weist also die geringste Preissteigerung auf. Mit Colin Roß auf Reisen. Im großen Saale der Kaufmann- chast sprach am Dienstag Colin Roß von seinen Reisen in allen i Erdteilen. Mit einfachen Worten nahm er seine Zuhörer sofort ur sich ein und entführte sie in kühnem Flug« nach dem amerikani schen Kontinent, nach Südamerika, noch Afrika und schließlich nach Asien. Geschickt veranschaulichte der Redner fremdes Land und Leute durch Wort, Lichtbild und Film. Reicher Beifall lohnte Colin Roß seine Ausführungen, die besonders in ihren Schlußbetrachtun gen recht beachtenswert« Gedanken eines mit offenen Augen und Ohren Weitgereisten enthielten. Tie Stadtbauk Dresden hat ihren Geschäftsbericht über das am 31. März 1928 abgelausene 17. Geschäftsjahr herausgegeben. Wie aus de,,, Bericht ersichtlich ist, hat die Stadtbank die günstige Entwicklung fortsetzen können, die sie bisher in ständig aussteigender Linie genommen hat. Die Geschäftsumsätze der Stadtbank haben auf allen Gebieten ihrer Betätigung eine namhafte Steigerung erfahren. Die Kundenzghl betrug am 31. März 1928 19036, wovon 161 auf Behörden und öffentliche Kassen, 18 875 auf Privatkunden entfallen. Die Zahl der erledigten Aufträge steigerte sich gegen das Vorjahr um 13 Prozent, das Gejamtguthaben der Kunden um 11,3 Prozent, die Ilmjatzzisfern um 26,5 Prozent. Den städtischen Körperschaften wird von der Verwaltung der Stadtbauk vorgeschlagen, den nach Ab- ührunq von 176 563,55 Reichsmark satzungsmäßiger Stärkung der Sicherheitsrücklagen, 31670,15 Reichsmark Abschreibung auf die Ge schäftseinrichtung, 60 000 Reichsmark Rückstellung sür dubiose Debi. loren und 132 435,80 Reichsmark Abschreibung buchmäßiger Kurs verluste der eigenen Effekten verbleibenden verfügungSsreien Rein gewinn von 30 708.47 Reichsmark vorzutragen. Die SicherheitS- > rückloge wird mit 822 278,11 Reichsmark ausgewiesen. Leipziger Sender Sonnabend, 2V. Oktober: 15.00 Uhr: Frostmeldung. Anschließend: Schallplattenkonzert. 16.00—16.30 Uhr: Dr. Wilhelm Hitzig, Ernst Smigelski, Leipzig: „Allgemeine Musiklehre". 16.30 Uhr: Konzert. 17.45 Uhr: Funkwerbenachrichten. 18.00 Uhr: Funkbastelstunde. 18.20 Uhr: Wettervoraussage, Zeitangabe und Arbeitsnachweis. 18.30—18.55 Uhr: Gertrud van Eyseren, C. M. Alsieri: Spanisch für Anfänger. sDeutsche Welle, Berlin.) 19.00 Uhr: Rektor Greef, Halle: „Psychologie" I. 19.30 Uhr: Robert Gerber, Leipzig: „Die Vogelwarte Nvssitten". 20.00 Uhr: Deutsche Volkslieder. (Zugleich Uebertragung auf den Deutschlandsender.) 20.30 Uhr: Deutsches Volksliederspiel. (Zugleich Uebertragung auf den Deutschlandsender.) 22.00 Uhr: Pressebericht, Bekanntgabe des Sonntagsprogramins und Sporrfunk. 22.30 Uhr: Tanzmusik. : Aus dem Staatssorstdienst. Der Oberforstmeistcr Schie ferdecker scheidet vom 1. Oktober ab aus seine» Wunsch aus den Prüfungsämtern für den mittleren und niederen Staats sorstdienst aus. An seiner Stelle wird der vbersorsimeffter Melzer zum Vorsitzenden beider Prüfungsämter ernannt. Der Forstmeister D i t t r i ch-Crottendorf ist vom 1. Oktober ab cii, stellvertretendes Mitglied in das Prüfungsamt sür den mitt. leren Staatsforstdienst berufen worden. : Durch große Umsicht, derentwegen ihnen auch die beson dere Anerkennung des Polizeipräsidiums ausgesprochen worden ist, ist es in den letzten Tagen Beamten der uniformierten Polizei mehrfach geglückt, zum Teil gemeingefährliche Personen dingfest zu machen. So gelang es zwei Beamten des 7. Polizei, bezirks, einen Mann festzunehmen, der In einer Schankwirt schaft in der Flemmingstraße eingebrochen war. Dem Einbrecher, der auch noch zu anderen Einbrüchen gesucht wurde, kannten die bei dem letzten Einbrüche erbeuteten Sachen wieder ab genommen werden. Beamte der berittenen Abteilung mittesten gelegentlich einer Streife in der Dresdner Heide einen Sittlich, keiisverletzer aus, der in letzter Zeit mehrfach weibliche Per sonen in unverschämter Weise belästigt hatte, und führten ihn dem Polizeipräsidium zu. Ferner gelang es mehreren Beamten des 5. Polizeibezirks, durch sehr geschicktes Verhalten zweier Männer Habhaft zu werden, die sich in einer Gastwirtschaft aus der Seidnitzer Straße der Zeelzprellerel schuldig gemacht hatten, Auch die Festnahme eines Geflügeldiebes auf Tolkewiher Flur und die Feststellung des jungen Mannes, der letzthin eine ganze Reihe öffentlicher und privater Gebäude mit roter Oelsarbr besudelt hat, Ist der Umsicht von Beamten, die dem unlsormieo ten Polizeikörper angehören, zu danken. d. Das seltene Fest der goldenen Hochzelt kann am 20. Ok tober Herr Bauführer a. D. Josef Zacek mit seiner Fron Gemahlin in Meißen begehen. Wir sprechen dem Jubelpaar an dieser Stelle die herzlichsten Glück- und Segenswünsche aus. -. Amtssubiläum und Bürgermeisterwechsel. Am 16. Ok tober feierte Bürgermeister Wilhelm Henke sein Mjähriges Amtsjubiläum in Hinterhermsdorf. Er tritt nunmehr als 7Sjähriger von seinem Amte zurück. Anläßlich des Ab schiedes fand eine schlichte Feier im Gemeindeamte statt, zu der auch Amtshauptmann v. Th ü m m e I - Pirna erschienen war, um dem scheidenden Bürgermeister den Dank der Vberbehmür für die bewiesene Treue auszusprechen. Von der Gemr^k, erhielt der Scheidende eine künstlerische Ehrenurkunde. Int Anschluß an die Feier wurde der neue Bürgermeister Ernst Henke, der Sohn des bisherigen Bürgermeisters für sein Amt verpflichtet. d, Verschmelzung von Gemeinden. Im Rathause Heide nau fand eine Besprechung wegen der geplanten Verschmelzung der Gemeinde Kleinsedlitz mit Heidenau statt. Beschlüsse wurden noch nicht gefaßt, doch ist zu erwarten, daß die Ver handlungen zu einem positiven Ergebnis führen. d. Stillegung des Stahlwerkes Pirna. Der Betrieb des Stahlwerks Pirnaff Gebrüder Hunger, dessen Passiven auf rund 2 Millionen RM. geschützt werden, ist im wesentlichen st lü ge legt. Am Mantagnachmittag haben Verhandlungen mit Interessepten aus dem Rheinland stattgefunden. Außerdem soll mit der sächsischen Negierung verhandelt werden darüber, ob sich nicht eine Fortführung des Betriebes ermöglichen läßi. Bon der zuletzt noch etwa 400 Mann starken Belegschaft arbeiten zur Zeit nur noch die Gußputzer, damit der fertiggestellte Guß ver- kauft werden kann, dessen Erlös zur Deckung von Lohnfor derungen gedacht ist. Konzerte und BorlrSge > Dresden, 18. Oktober. Ter Orchrstervcrein „Tonkunst", Dresden, veranstallete zu- fammen mit dem Musikverei» Lo schwitz im großen G«. werbehaussaal sei» 4. gemeinsames Konzert unter dem Motto .Wiener Klassikerabend". Eine solche Parole wird selten die Anziehungskraft verfehlen und so hatte sich denn ein weiter Zu hörerkreis eingesunde», der sich erfreulicherweise zum großen Teil aus Katholiken zusommcnsetzte. — An erster Stelle bot das Orchester die „Rosomundcn"-Ouvertüre Schuberts als Ehrengabe sür den unsterblichen Meister. Dem Dirigenten Rudolf Goller und feinem Orchester war es natürlich Ehrenpflicht, gerade dieses Werk in einer bis ins letzte ausgcfeilten Gediegenheit wiedcr- zugeben. Dasselbe ist von der Symphonie Nr. 41 von Haydn zu sagen, obwohl hier elnms mehr Tempo nichts geschadet hätte. Sechs Tculsche Tänze von Mozart solgien, voll lyrischen Hinströmens di« einen, launig, übermütig die anderen, ursprünglich im Gefühl und Ausdruck olle. Ten Schluß bildeten drei Wiener Walzer. Mit den „Dorsschivolben aus Oesterreich" von Josef Strauß und dem be kannten Iohann-SIrouß-Walzer „An der schönen blauen Donau" bol das Orchester etwas Abgerundetes, Ganzes, und jeder wird die bedauerlichen Otrcichcrnnstinimigkcitcn in den „Eisschichten aus dem Wiener Wstild" bedauert haben, die in etwa die Wirkung des stim. mungsvollcn melodiösen Gemäldes beeinträchtigten. Im übrigen ober bot das Orchester unter der besonnenen, feinfühlige» Leitung Rudolf Gollers sehr beachtliche Leistungen, und jedes einzelne Werk zeugte davon, daß mit Sorgfalt und Liebe zu Werk gegangen war. Wen» ein Wunsch offen blieb, so >nar cs der, daß daS Orchester noch mehr als bisher sich der Führung eines so talentierten Diri genten anvertraut, damit das Tempo gelegentlich nicht allzu breit genommen wird und so wirkungsvolle Stellen untcrzugehen drohen. Der reiche Beifall zeigte dem große» Orchester und seinem Dirigen ten. das; auch mit diesem 4, Konzert ein gut aufgenommcner Erfolg erstritte» wurde. — Tie Besucher blieben bei einem Festball noch lange in froher Gemeinschaft vereint. —n— 1. Weißmann-Konzert Im Gewerbehause. Die unter dem Protektorat des Richard Wagner-Verbandes deutscher Frauen eit zwei Jahren in Dresden slattfindenden Weißmann-Konzerte inden auch in diesem Konzertminter Fortsetzung. Mit Aus- nahm« der fünften Sinfonie von Gust. Mahler dürsten die Werke sür Dresden neu gewesen sein. Der erste Teil brachte russische Musik und zwar Mussorgski und Nimsky-Korsakoff. Ein Orchesterwerk des erster«» „Eine Nacht auf dem kahlen Berge" besteht wohl zu 80 Prozent aus Orchester lärm, und erst der anbrechende Morgen schlägt milde und poetische Stimmung an. Fesselnd ist an der Konzertfantasie das Temperament des Tonsetzers, das man zum Teil schon aus dem „Boris Godunow" kennt. Weniger Interesse erwecken jedoch das Lied der Parassia aus „Ter Jahrmarkt von Sorotchintsi" und Szene und Arieder Martha aus „Die Zarenbvaut" fRimsky-Korsakofs), obwohl Meta Seine meyer die Klangpoacht ihres Sopranes dafür in die Wagschale warf. Erwünscht wäre ein Abdruck der Texte gewesen (statt der Reklame für Schallplatte»), da ziemlich« Strecken unver ständlich blieben. Die schon im Vorjahre angekündigten fünf Orchesterlieder wurden diesmal zur Wirklichkeit. Sie sind in ihrem musikalischen Charakter gespreizt und schwülstig, an den zartpoetischen, schlicht empfundenen Dichtungen völlig vor beikomponiert, erklügelt und erkünstelt. Die Inspiration Ist gering. Es sind in der Hauptsache aneinandergesetzte Färb- kleckschen, gesuchte Klangkombinationen, die im Verlaufe der süns Gesänge einförmig werden und der Singstimme eine un dankbare Aufgabe entgegentragen. Daß sie dennoch starken Beifall fanden, dürfte der ausgezeichneten Wiedergabe durch die Interpretin und der klangschönen Ausführung durch die Philharmoniker zu danken sein. Den Schluß bildete die Mahlersch« Sinfonie. Eigenartig, wie verblaßt das Werk schon wirkt. Schuld trägt daran die Länge, aber auch die musikalische Leitung, die wohl exakt und routiniert war, aber der geistreichen Schürfung entbehrt und den dynamischen Schattierungen allzu instruktiv nachspiirt. Das schwierige, rhythmisch schrullenhafte Werk fand durch die Philharmoniker eine technisch sichere und blendende Wiedergabe. —Ist— Künstlerhaus. Das Bärtich-Quartett (die Herren Bärtich, Wunderlich, Rokohl, Schilling) widmete seinen ersten Kammermusikabend dem Gedächtnisse Franz Schuberts. Man kennt die musikalischen Qualitäten dieser vier Künstler so reichlich, daß man einem feinnervigcm Musizieren, einem bis ins kleinste ausgeglichenen Kammer musikspiele von vornvcrein sicher ist. Die Werke des Abends — Slreichquartet in G-Dur, Streichyuintett in C-Dur, zu dem, sich Alois Hahn-Kabela als gleichwertiger Fünfter gesellte — erstanden in prachtvoller Geschlossenheit und farbenreichem Geivande. Solistische Abwechslung trug Liesel von Schuch in den Abend. Sie lieh einer Reih« von Schubertlied»xn den Reiz ihrer seinkultivierten Tongebung und ihrer trefflich charak terisierenden Ausdruckskunst. In Paul Schirmer hatte sie einen mitempsindenden Begleiter. Eine sehr zahlreiche Zu hörerschaft lauschte dem hochkünstlerischen Musizieren und dankte durch begeisterten Beifall. -Ist- Leipzig. Erstes Philharmonisches Konzert. B e e t h o v e n 8 „N e u n t e". Es dürfte keinen Komponisten unter der Sonne geben, dessen Musik in gleich gesteigerter Weise als Wil lensausdruck sich kündet als Beethoven. Die Gemeinde derer, dir ohne Musik nicht «in volles Leben auszubringen vermögen, hatte sich zu diesem ersten Abend eingefunden in einer Zahl, daß die schwer zu füllende Halle bis auf den letzten Stehplatz gefüllt war. M Freunde hatten sich auch eingcfunden der gebefreudige Riedel verein und der Neue Leipziger Männergesangver- ein. So sehr wie die Tonkunst, und gerade die des großen Ein samen unter den Sternsehern der Kunst, nach ruhigem Besinnen und stiller Einkehr verlangt, so hat dieser große Seelenführer Beethoven gerade in dieser seiner letzten Symphonie ein Werk geschaffen, dessen Lebenskraft um so reicher strömt, je größer die Scharen sind, die eil spielen »nd singen, und je größer die Menge, die mit ihrem Meist« weint und freudig sich bekennt zum Lichte. — Als Führer dieses Abends wies sich erneut Professor Heinri^ Laber - Gera aus. Und das verstärkte Leipziger Sinfonic-Orchest« folgte seiner sicheren großzügigen Führung und Auslegung — Net« Zwischenfälle gern abgerechnet — mit voller Hingabe und großer spiettcchnischer Meisterschaft. Wer kennte sie nicht, die gefahrvoll« Wendungen, diese überraschenden Gegensätze in Rhythmik und Dy namik. Und trotz aller Beschränkung der Proben aufs äußerst» Maß bei solchen nach Hunderten zählenden Waffen der Ausfuhren- den ging Laber siegesbewußt auf dos große Ganze. Und darin be deutete dieser Abend einen vollen Sieg auf der ganzen Linie. Ter jubelnde Beifall am Schluffe legte davon beredtes Zeugnis ab. D!« Cböre bewiesen unbeirrte Sicherheit, gesättigte Klangfülle, hin reißenden Schwung in allen Stimmgottungen. Das Solistenguartett (Charlotte Schräder, Margarete Krämer-Rergau, Ernst Neubert »nd Kammersänger Alfred Kose mit seiner unverwüstlichen Stimmkraft und Klangfülle) zeigte sich seiner schwierigen Aufgabe vollkommen gewachsen. Bläser »nd Streicher wetteiferten und überboten ein ander in der Darstellung des seclcntiefen, des abgrundlosen Liedes wie der musikalisch berauschenden Ekstase des Schlusses. Diese Auf führung war dnrchtränkt von einem Willen zur künstlerischen Tat, der die Zuhörerschaft innerlich fortriß und diesen Abend zu einem Ereignis für Tausende werden ließ. Dr. Hugo Löbmann.