Volltext Seite (XML)
Eckeners Vlöne ^ London, 18. Oktober. Kk« di« Blätter aus Neuyork melden, hat Dr. Ecken er >» Abficht, bei dem geplanten Flug über die Staaten des mitt- Gert» Westen» so viel Passagiere wie möglich mitzunehmen. Man werde zwei Tage über dem Gebiet zwischen Neu- Dork und Detroit kreuzen. Dr. Eckener beabsichtige diese Luftreise in der ersten Hälfte der nächsten Woche zu unterneh men und hoffe dann unmittelbar darauf nach Deutsch land zurückfahren zu können. Während seines Aufent halt» werde Dr. Eckener Besprechungen mit einer Anzahl amerikanischer Kapitalisten haben. Es handele sich um die Gewährung von Krediten. Von den 14 M i l l i o n e n Dollar, die als wünschenswerte Summe genannt worden seien, seien 8 Millionen für den Vau von vier neuen, »och größeren Luftschiffen und die übrigen 6 Millio nen für den Bau von Landungsplätzen in Amerika und Europa bestimmt. Man glaube, daß bei Einrichtung eines regelmäßigen transatlantischen Luft dienstes die Zahl der Passagiere verhältnismäßig gering sein werde, da ausgerechnet worden sei, daß es viel vorteil hafter wäre, Briefe zu bv Cents (2,— Rm.) das Stück zu befördern als Passagiere zu einem Fahrpreis von je 3000 Dollars. Dr. Eckener bezeichnet« Baltimore oder Washing ton als geeigneter für die Einrichtung des Endpunktes der Luftlinie, da in der Nachbarschaft von Lakehurst dauernd mit dem Auftreten gefährlicher Windströmungen gerechnet wer den müsse. Der deutsche Busgangsflugplatz würde im Rheintal irgendwo in der Nähe von Basel statt tn Friedrichshafen einzurichten sein. Wieviel Passagiere er aus die Kreuzfahrt nach dem mittleren Westen der Vereinig ten Staaten mitnehmen werde, wisse er noch nicht. Auch die Krage, wie hoch das Fahrgeld zu bemessen sei, sei noch nicht ge regelt. Der Start zur Rückfahrt nach Deutschland werde etwa am 28. oder 29. Oktober erfolgen. Wenn die Wet terbedingungen ebenso ungünstig sein sollten, wie zur Zeit, Wierde ein mehr südlicher Kurs gewählt werden. Der Nachrlchken-Derkauf der Zeppelln-A.-G. Maßnahmen des Neichsverliehrsministers. Wie wir hören, hat der Reichsverkehrsminister Dr. GuSrard sofort, als ihm der Verkauf von Nachrichtenmonopolen für die Amsrikafahrt des „Graf Zeppelin" bekannt geworden war — was leider erst verspätet geschah — gegen dieses Han delsgeschäft protestiert. Er hielt sich dazu für um so mehr be rechtigt, da aus Reichsmitteln für den Bau des „Gras Zeppe lin" ein Zuschuß von einer halben Million Mark gewährt worden, ein anderer erheblicher Teil der Kosten bekanntlich durch «ine allgemeine Volksspende ausgebracht worden ist. Nachdem sich nun, besonders auch in Amerika und im übrigen Ausland, die schädlichen Wirkungen eines Monopolvertrages, der von einigen Seiten ohne Rücksicht auf die deutfchcn Inter essen ausgenutzt wurde, so deutlich gezeigt haben, hat vor gestern der Neichsverkehrsminister den Vertreter der Luft- fahrtcckteilung, Ministerialdirigent Brandenburg, der an der Fahrt teilgenommen hat, durch ein Kabeltelegramm aufgesor- dert, alle nötigen Schritte zu unternehmen, damit für die Rück reise des „Graf Zeppelin" der Vertrag gelöst, das Monopol aufgehoben wird. Aufnahme -es Wellrundfunks Berlin, 18. Oktober. Tie ständig wachsende Ausbreitung des Rundfunks in allen Kulturländern hat schon lange den Wunsch reifen lassen, mit Hilse der auf ihre Jernwirkung er probten Kurzwellensender einen Rundfunkaustausch über Länder und Meere, einen Weltrundsunk ins Leben zu »usen. Die Deutsche Neichspost hat diesen Gedanken frühzeitig aufgegriffen und aus Grund erfolgreicher technischer Versuch« vor mehreren Monaten einen Kurzwellenrundfunk sender größerer Leistung in Auftrag gegeben. Aller Voraussicht nach kann mit der Inbetriebnahme dieses Senders, der in der Nähe des Dcutschlandsenders bei Königsw ilsterhausen errichtet wird, im Februar 1929 gerechnet rverden. Damit wird der Plan eines deutschen Weltrundfunks Wirklichkeit. Der dasür benutzt« Kurzwellensender wird in den Dienst der inter nationalen Verständigung gestellt. Er wird deutsches Kultur gut über unsere Grenzen hinaus verbreiten und den im Aus-« land lebenden Deutschen durch Rundsunkempfang mit verhält nismäßig emsachen Geräten die Verbindung mit der Heimat bieten. w eder Lesle des Amimdsea-Zlagzevges Oslo, 18. Oktober. Am Mittwoch abend ist in Valdersund der norwegische Motorschoner „Leis" mit einem Benzintankder„Latham" «n Bord ringetrossen. Der Behälter wurde am Sonnabend etwa aus der Höhe von Dronthcim gefunden. Der Tank, auf dem der Name des Flugzeuges augckebcn ist, und der «9» Liter Benzin saßt, enthielt noch etwa 39 Liter Benzin, wie, jedoch kleine Beulen und Schrammen aus. Nus der Aluminium, «and des Behälters fand man einige Bleistifta uszrich- »ungen, die jedoch stark verwischt find, daß man sie bisher »och nicht eiltzifsernkonntr. Kapitän Rtisrr Larsen er klärte, daß dieser Fund di« Theorie bestätig«, daß dir „Latham" «icht weit von der norwegischen Küste ins Meer gestürzt sein müsse. Auf das Eis könne die Maschine nicht ausgeschlagcn sein, da der Tank sonst zweisrllo» zertrümmert wor. den wäre. Di» norwegische Regierung hat den lö. Dezember, an «elchcm Tage Amundsen seinerzeit den Südpol erreichte, zum Gedenktag für den Polarforscher auoersehen. Warschau zieht sich zurück Berlin, 19. Oktober. Amtlich wird mitgeteilt: Reichsminisler i. R. Dr. Her mes erstattete gestern nachmittag dem Reichskabinett Bericht über seine letzten Warschauer Besprechungen. Daraus ergibt sich, daß zunächst eine Pause in den Verhandlungen eintritt, die durch die polnische Erklärung veranlaßt ist, datz die Kam« m i s s i on s a r b e i te n für den Augenblick gegen st ands- l o s seien. Da trotz deutschen Entgegenkommens von polnischer Seit«, namentlich In der Zolltarifkommifsion. Keinerlei nennens werte Zugeständnisse gemacht worden find, Ist der polnischen Erklärung Rechnung getragen worden. Die deutschen Mitglie der der bis zuletzt in Warschau tagenden Zolltarifkommission kehren deshalb zunächst nach Berlin zurück. Inzwischen wird das Reichskabinett zur jetzigen Lage im einzelnen Stellung nehmen. Dann werden voraussichtlich zunächst die beiden Dele gattonsführer die Besprechungen fortsetzen. In den deutsch « polnischen Wirtschaftsver handlungen ist durch die maßlosen Forderungen von seiten Polens eine gespannte Situation eingetreten. Der Führer der deutschen Delegation, Ncichsminister a. D. Dr. Hermes ist gestern abend nach Berlin zurückgckehrt und hat den zuständigen Stellen Bericht erstattet. Heute nachmittag wird innerhalb der Regierung eine Besprechung stattfinden. Auf polnisch«! Seite wird, wie das auch in den von uns wieder gegebenen polnischen Blättermeldungen zum Ausdruck kommt, cs so dargestellt, als ob die Schuld an der Unterbrechung der Verbandlunaen aut deuticker Seite LU suchen lei. Davon kann aber keine Rede sein. Insbesondere vte gegen oen Führer der Deleganon Dr. Hermes gerichteten Angriffe müssen auf das entschiedenste zurückgewiesen werden. Es hat den Anschein, als ob man auf polnischer Seite überhaupt nicht mit dem notigen Ernst an die Verhandlungen herangegangen ist, denn die jetzt gegen Dr. Hermes gerichteten Angriffe hat man früher auch gegen Staatssekretär a. D. Dr. Lewald gerichtet Seinerzeit wurde dann der Wechsel in den beiderseitigen Dele gat,onsleitungen vorgenommen. Bei den letzten Verhandlungen dienten die Abmachungen zwischen Dr. Stresemann und dem Beauftragten des polnischen Handelsministeriums, der seinerzeit nach Berlin gekommen war, als Unterlage. Es handelt sich dabei um rin Schweinekontingent von 200 000 Doppelzentnern und 200 000 Tonnen Kohle. Polen hat nun in den bereits mehrere Wochen dauernden Beratungen der Zolltarifkommisston dauernd neue Forderungen vorgebracht, ohne seinerseits ein Entgegenkommen zu zeigen. Die von Deutsch land gestellten Forderungen wurden überhaupt nicht anerkannt. Trotzdem hat aber die deutsche Delegation auf veterinärem Ge biet weitere Konzessionen gemacht und noch vor der Abreise machte Dr. Hermes eine neue sehr wichtige Konzession auf dem Gebiete der Schweineeinfuhr und der Kohle. Jedoch hat Polen auch danach immer noch die deutschen Forderungen nicht anerkennen wollen. Es hat vielmehr seine maßlosen For derungen aufrechterhalten. So verlangten sie z. B. völlig freie Einfuhr von Vieh, Schweinefleisch Und Rindfleisch, eine For derung, die Deutschland bisher keinem anderen Lande zugestan den hat, nicht einmal Dänemark, der Schweiz und Holland, Man hat daher den Eindruck, daß die Forderungen nicht ernst gemeint find, daß vielmehr wirtschaftliche Momente eine Nolle gespielt haben. Sicherlich sind dabei auch politische Hintergründe zu verzeichnen, durch die man versucht, einen Druck auf Deutsch land auszuüben. Die polnischen Angriffe, insbesondere auf Dr. H das muß noch einmal gesagt werden — müssen auf ickiedeulte »urückgewiesen werden. ermes — dar ent- Der Juslizminisler zur Todesstrafe Der Strafrechtsausschuß des Reichstages be gann am Donnerstag die Beratung des Abschnittes über die Strafe im neuen Reichsstrafgesetzbuch. Er beschäftigte sich zu nächst mit der Todesstrafe und der Zuchthausstrafe. Vor sitzender Dr. Kahl erinnerte in seinem einleitenden Vortrag daran, daß bei den Beratungen im früheren Reichstag die Neichsregierung betont habe, sie halte die Zeit für die Ab schaffung der Todesstrafe noch nicht für gekommen. Die Anträge auf Beseitigung seien damals mit 17 gegen 11 Stimmen im Ausschuß abgelehnt worden. Reichsjustizminister Koch-Weser erklärte vor Eintritt in di« Aussprache, daß er sich als ein Freund der Abschaffung der Todesstrafe bekenne. Der Streit der Mei nungen gehe nur um die Frage, ob der jetzige Zeitpunkt für die Abschaffung der Todesstrafe schon reis sei. Daß aber die ganze Entwicklung dahin dränge, zeige schon, daß die Todes strafe im Mittelalter noch für die meisten Delikte angedroht ge wesen sei, heute dagegen nur noch für ganz wenige De likte. Nach dem vorliegenden Entwurf brauche sie nicht ein mal mehr für jeden Mord verhängt zu werden. Die Ver hängung der Todesstrafe gegen einen Schuldlosen, die selbst beim besten Prozeßverfahren und beim besten Richterpersonal nicht vollkommen auszuschließen sei, müsse als furchtbares Unglück angesehen werden, da es aus keine Weise wieder gut- gemacht werden könne. Bei der Erwägung, ob der Zeitpunkt für die Abschaffung der Todesstrafe gekommen fei, dürfte man den Blick nicht haften lassen an ein einzelnen Fällen abscheulicher Verbrechen, die immer vorgekommen seien und immer Vorkommen würden, gleichviel ob die Todesstrafe angedroht oder abgefchafft sei. Der Grund, daß die Todesstrafe abschreckend wirke, ,ei nicht durchschlagend. Um die Gesellschaft gegen solche Ver brechen zu sichern, gebe der Entwurf bessere und humanere neue Mittel als die Todesstrafe. Einen Vorbehalt müsse er freilich machen, um nicht der Unaufrichtigkeit beschuldigt z» werden. Für Zeiten außerordentlicher Gefahre» könne der Staat auf die Todesstrafe nicht verzichten. Kein Staat auf der Welt habe für solche Fälle der staatliche« Notwehr gänzlich auf die Todesstrafe verzichtet. In solche« Zeiten seien Freiheitsstrafen wirkungslos, weil es ungewiß sei, ob der angegriffene Staat die Kraft behaupten werde, di« Freiheitsstrafe zu vollziehen. Die Bevölkerung Deutschlands sei nicht verbrecherischer und unmoralischer als diejenige der anderen Staaten Europas, die schon jetzt ohne Todesstrafe auskämen. Zum Schluß wies der Minister darauf hin, datz auch Oesterreich die Todesstrafe abgeschafft Hab«. Ls sei ad geschlossen, daß Oesterreich diese Strafe wieder einführen werde. Niemand werde wollen, daß die Einigung mit Oesterreich über ein einheitliches Strafgesetzbuch an dieser Frage scheitere. Man muffe feststellen, daß die Art unvergleichlich sei, mit der sich unser Volk nach den Schrecken des Krieges, nach den Wirren der Revolution und den Nöten der Inflation rascher und besser zu Sittlichkeit und Staatsbewutztsein zurückgefunden habe, als man habe hoffen können. Dies berechtige zu der Hoffnung, daß unser Volk sein sittlichesVewußtseinzuimmergrößercr Höhe entwickeln werde. Die Entwicklung werde sich um so schneller vollziehen, je mehr es gelinge, soziale und wirtschaftlich« Uebelstände zu beseitigen. Er halte es für seine Aufgabe, der Entwicklung des Volkes nicht mit erhobenen Fingern anklagend und pessimistisch gegenüberzustehen, sondern zuversichtlich und optimistisch an den Sieg den edleren Kräfte zu glauben Parker Gilberls Londonreise London, 18. Oktober. Da der „Daily Telegraph" fetzt die strenge Diskretion durchbricht, mit der Parker Gilberts neuer Besuch in London von den beteiligten Stellen und den übrigen englischen Blättern bisher umgeben wurde, kann die deutsche Presse sich ebenfalls mit den durch das Genfer Verhandlungs ergebnis ausgelösten allgemeinen Spekulationen nicht mehr begnügen. Es muß jedoch Klarheit darüber bestehen, daß d i e neuen Reparattonsbefprechungen sich in einem äußer st heiklen Anfangs st adium befinden und durch eine breite öffentliche Polemik zweifellos geschädigt werden können. Trotzdem die letzten Monate gezeigt zu haben scheinen, daß die Presse tn ihrer internationalen Kontrolltätigkeit kaum jemals zu scharf zufaffen kan», gibt es eben doch noch Dinge, die mit Vorsicht behandelt werden müssen. Nach dem „Daily Telegraph" hat der Reparationsagent sich bei seinem gegenwärtigen Besuch tn London die Aufgabe gestellt, den Boden durch folgende drei Aenderungen an dem derzeitigen Reparationsfystem vorzubereiten: 1. Herabsetzung der deutschen Gesamtschuld, 2. Ersatz der augenblicklichen politischen Repa rationsverpflichtungen durch ein freiwilliges deutsches Zahlungs- versprechen, 3. Aushebung des Transserschutzes. Diese Angaben beruhen offensichtlich nicht aus besonderen Informationen, sondern aus einem mehr oder minder gründlichen Studium der Jahres- und Halbsahresberichte Parker Gilberts, die jedermann zugänglich sind. Es wäre daher ganz unzweckmäßig, weitere Kommentare an sie zu knüpfen. Die Ideen des Rcparations- agenten müssen an Hand der einzelnen Berichte im Zusammen hang, nicht aus Grund unvollständiger Presseauszüge studiert werden. Mehr Gewicht ist den Mitteilungen des „Dailv Telegraph" über die englische Haltung beizumessen. Man hat es, erklärt das Blatt, mit der Revision nicht eilig: Deutschland zahlt die höchste Annuität, ohne daß bisher unüberwindliche Schwierigkeiten bemerkt worden wären. Außerdem würde die Herabsetzung der deutschen Eesamischuld vorwiegend die Laste» Englands erhöhen, denn einerseits würden seine festländische« Verbündeten den Anspruch auf völligen Ersatz für die Wieder herstellung ihrer zerstörten Gebiete erheben, andererseits sei vorläufig an keinen Nachlaß von seiten Amerikas zu denken. Parker Gilbert selbst gibt nicht nur den letzteren Einwand zu, er teilt auch die Ansicht der englischen Sachverständigen, daß zur Zeit nur ein sehr kleiner Teil der Reparationen durch Anleihen flüssig gemacht werden könnte, und auch dies nur unter schweren Diskontverlusten. Das englische Schatzamt sähe allerdings auch den Transferschutz gerne verschwinden. Aber davon kann natürlich erst die Rede sein, wenn die Kommerzialisier» ngs- aussichten sich bessern. Infolgedessen, so schließt der „Daily Telegraph", werde man wahrscheinlich bis nach den amerikanische« Wahlen warten; im Augenblick jedenfalls bleibe alles tn der Schwebe. Amerikanische Zöhlongvatzme (Drahtbericht unseres Vertreters.) O. London, 18. Oktober. Aus Washington wird das Gerücht verbreitet, daß der amerikanische Botschafter in Mexiko Dwight Morrow nach Erledigung seiner dortigen Aufgaben sich nach Europa begeben werde, um eine Fühlung mit den Reparationsverhandlungen der nächsten Monate herzustellen. Ecöffnnng der vahnslrecke Mnsler—yorktvund Münster, 18. Oktober. eine wesentlich "bequemere Verbindung mit der Provinzial hauptstadt Munster. Die Bahn ist zumeist nur als eingleisig« Nebenbahn gebaut.