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dessen Welt er als Spielmann, den „Vater" preisend, durch wandert, dem er sich aber auch schon einst in einem selbstgedich teten Gebet voll vertrauender Liebe anbefohlen halte mit den Worten: Großer Vater, reich dem Sohne, Tiefen Schmerzen nun zum Lohne, Enülich als Erlösungsmahl Teiner Liebe ew'gen Strahl! Dr. phil. A. Ioerger. unc! Umyedung Sächsische Geflüqerausllellung Dresden, 17, November. Daß auch in Sachsen die Geflügelzucht auf einer beachtlichen Höhe steht, beweist die 9, Sächsische L a n d e s - Geflügel- Ausstellung, die augenblicklich in de» Hallen an der Stübel- Allee gezeigt wird. Der Landesverband sächsischer Geflügelzüchter- Vereine und der erste Dresdner Geslügelzüchterverein haben hier gegen 3000 Hühner, Gänse und Tauben zusommengebrachi und geben so einen lückenlosen Neberblick über den heutigen Stand der Geflügelzucht in Sachsen, Auch für den Laien, der gewöhnlich nur die lukullischen Produkte der Geflügelzucht zu würdigen versteht, ist ein Eiang durch diese Ausstellung von dem größten Interesse, Er macht hier Bekanntschaft mit den guten Eigenschaften der verschiede nen Hühnerrassen, mit denen, die die größte» Eier oder aber das meiste Fleisch liefern, mit denen, die am fleißigsten Futter suchen, oder auch mit dem Hahn, der sich der schönsten Stimme rühmen kann, weil er nicht weniger als 8 bis 10 Sekunde» lang kräht, In länder und Ausländer finden sich hier zu friedlicher Aufbauarbeit vereint, Darunter KnrioMtcn, wie die Siebenbürger Nackthälse, die stolzen Yokohamas, indische und japanische Zwergbühner, deutsche Silber- und Goldmvvcn, die Hamburger mit den kleinen Rosen kämmen, englische Wyandottes, die russischen Orloffs, das franzö sische Huhn mit den Hörnern und wie sie alle heißen, Reim Wassergclügel ist die Mannigfaltigkeit der Natur nicht weniger be wundernswert, Auch die Taube» bieten viel Sehenswertes, Aus Anlaß der Eröffnung der Ausstellung fand gestern ein Festabend statt, den der Vorsitzende des Landesverbandes sächs, Geflügel,züchtcrvereine, Kurt A, Meißner, mit einer Begrüßung eröfsnete, Oberregierungsrat Dr, Grundmann überbrachte die Grüße der Staatsbehörden, während Landwirtschaftsrat Dr Marr die Verdienste des Vorsitzenden Meißner würdigte. Die Ausstellung, die bis mit 18, November ge" tt ist, verdient weiteste Beachtung. Die Verbindung Dresden—Leipzig Dresden, 17, November. Der Abg, Börner bat mit Unterstützung der deutschnationalen Fraktion im Landtage eine Anfrage an die Revierung eingebraebt, in der auf die mangelhaften Eisenbahnverbindungen zwischen Dresden und Leivzig hingewiesen wird. Die zahlreichen Vorstellungen der Reichsbahn wegen Abstellung dieser Mängel seien bisher ernebnislos verlaufen. Zur letzten Herbstmesse wurde zwi schen Dresden und Leipzig ein Omnibusverkebr eingerichtet, der lei der später eingestellt wurde. Die Regierung wird aufgelordert, mit der Reichsbahngesellschast sich wegen Verbesserung der Verkchrsvcr- bindungen ins Einvernehmen zu setzen, unter Umständen im Ein verständnis und mit Unterstützung der genannten Städte aus Ein richtung eines regelmäßigen Autobusverkebrz zuzukommcn. r Das Winterfest des Sainmeloerbandes findet, wie wir erfahren, am 14. Januar 1929 in der Ausstellung statt. : Pcrsoiialveränderungcn im Wehrkreis 4. Befördert mit Wir kung vom 1 November 1928: zum Oberleutnant Leutnant Knaufs, I. R, 12, Mit .81, Oktober 1928 ausgeschicdcn: Oberleutnant Leist, I, N, 12 : Kranke Landtagspräsidcntcn. Wie wir erfahren, ist der deutschnaiionale Vizepräsident des Landtags, Dr Eckardt, an Rippenfellentzündung erkrankt Leider muß man damit rechnen, daß er mehrere Wochen hindurch verhindert sein wird, an den Arbeiten des Parlaments Icikzuiicbmcn. Da bekanntlich auch Präsident Schwarz erkrankt und vorläufig an sein Wiedercrschemcn im Landtag nicht zu denken ist, ruht die ganze Last der Präsidial- gcschäste jetzt auf dem volksparteilichcn zweiten Vizepräsidenten D Hickmann. : Steigen der Arbeitslosigkeit. Nach Mitteilungen des Arbeitsamtes Dresden scheint der Höhepunkt der diesjährigen jahreszeitlichen Entlastung aus dem Dresdner Arbeitsmarkt nunmehr endgültig überschritten zu sein. Durch Saisonschluß in den Verbrauchsgüterindustrien und umfangreiche Entlassun gen in den Außenberufen Hot sich die Zahl der Arbeitsuchenden in Dresden bedeutend erhöht. Das Arbeitsamt Dresden war deshalb besonders eifrig bemüht, auch in den neu hinzugekom- ' den 20. August reist der Prinz Napoleon nach Florenz ab Viktor Emanuel wagt es, ihm zu antworten: „Um in den Krieg einiretcn zu könne», würde ich mehr als eine» Monat brauchen. Nun wird aber das Schicksal Frankreichs vor einem Monat entschieden sein So zahlte man uns Magenta und Solferino zurück!" Tie Kaiserin keuchte, geriet außer Altem und hielt eine Minute inne. Dann sprach ich: , „Ja, Madame, man befindet sich in einer üblen Lage sür die Verhandlung über «in Bündnis, wenn man soeben eine Nieder lage erlitten Hai... was sage ich? zwei Niederlagen!" Nun fährt die Kaiserin mit Nachdruck sort: „Sie sehen also: wenn wir im August 1870 zu keinem Bündnis mit Italien gelangt sind, so lag dies ausschließlich daran, daß sich das Glück zweimal gegen uns gewendet hatte." SV Jahre „Atlantis" Von A. Gl iß, Holzhausen. Wo die Namen der großen Dichter der Weltliteratur genannt werden, da darf auch der Name des spanischen Dichters Iacinio Verdaguer nicht sehien. Aber nicht nur Spa nien, auch die übrige Kulturwelt sollte in diesem Jahre des Dichters nicht gergessen, sind doch Heuer 50 Jahre vergangen, daß sein berühmtes Epos „Atlant ida" im Druck erschien. Es war die Sage von der schlafenden Atlantis, die er zu ncuein Leben erweckte, die er mit Schönheit und Glanz umgab und der er wieder zum Ruhm seines Vaterlandes Spanien Unsterblich keit einhauchte. Ter Dichter errang mit dem Werk aus den „Blumenspislen" in Barcelona einen außerordentlichen Preis, und es dauerte nicht lange, bis sich das Ergebnis in cer literarischen Welt weit über Spaniens Grenzen hinaus herum gesprochen hatte. Tie Dichtung wurde wohl in alle bedeittcn- dcrcn lebenden Kultursprachcn übersetzt. Eine deutsche Ueder- setzung erschien von Clara Cammer bei Herder in Frciburg im Brcisga» szeitiveilig ermäßigter Preis gebunden 1,20 M>. lieber die Entstehung der Dichtung gibt der Dichter in einem Prolog zur zweiten Auflage des Werkes selbst Aufschluß. Angeregt wurde er zu dem Werke durch die Lektüre der Dialoge Platons, wonach schon Colon versucht haben soll, den Unter gang Ser Atlantis zu beschreiben. Schon in jungen menen Bezirken durch persönliche Vorsprache bei den Arbeit gebern Stellen zu werben. Dadurch gelang es auch, trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit 8200 Arbeitsuchende unterzubringen. Diese Zahl der Vermittlungen reichte freilich nicht aus. die Nenmeldungen auszugleichen. Vielmehr erhöhte sich die Zahl der im Bezirk des Arbeitsamtes Dresden gemeldeten Arbeit suchenden von 23 681 auf 25116, also um 1435, : Ter tödliche Florettstich. Der 19 Jahre alte Drogistenlehrlinz Konrad Richter, der am Dienstagabend in der Turnhalle durch einen unglücklichen Zufall beim Florettfechten schwer verwundet worden war, ist dem Radeberger Tageblatt zufolge gestern morgen im Iolwnnstädter Krankenhause gestorben. : Verdächtiger nächtlicher Vorfall. Auf der Bautzner Land straße unweit der Mordgrundbrücke bei Weißer Hirsch wurde in der Nacht zum letzten Freitag eine junge Kontoristin aus der inneren Dresdner Neustadt mit schweren Verletzungen be wußtlos ausgefunden. Mo» iiberführte sie nach der Diakonissen anstalt. Es wird vermutet, daß die Kontoristin vielleicht mährend der Fahrt aus einem Auto gesprungen ist und dabei zum Sturze kam oder auf andere Weise diese Verletzungen er litten hat. Da eine Vernehmung in den Abendstunden des Frei tag noch nicht erfolgen konnte, so ließ sich der nächtliche Vorfall bisher nicht weiter ausklären. ' : Zu de» gemeldeten Unregelmäßigkeiten in einem Dresd ner Bankhaus, wird ergänzend gemeldet, daß der ungetreue Bankbeamte sofort nach Aufdeckung der Verfehlungen entlassen wurde. Im unmittelbaren Anschluß daran hatte er und seine um 12 Jahre jüngere Ehefrau in der auf der Uhlandstraße ge- legenen Wohnung einen gemeinsamen Selbstmordversuch durch Aufdrehen der Gasleitung unternommen. Die von der Feuer wehr gewährte Sauerstofshilfeleistung war erfolgreich. Man brachte das Ehepaar nach der Heil- und Pflegeanstalt. Wie verlautet, haben die Nachprüfungen einen höheren als den bereits bekannten Betrag von rund 15 600 Mark nicht ergeben. Aus -er Tättokett -er Kan-e!skammer In den Berichten an den Deutsche» Industrie- und Handels log und die übrigen sächsischen .Handelskammern befaßte sich die Kammer in Form einer vorläufigen Stellungnahme mit der Frage einer Neuregelung des amtlichen Schlichtungs wesens. Sie vertrat grundsätzlich die Auffassung, das amtliche Schlichtungswesen dürfe trotz seiner offensichtlichen Mängel nicht schlechthin abgeschafft werden, wohl aber sei es vo» politischen Ein flüssen z» befreien Den streitenden Parteien solle im Gegensätze zur bisherigen Regelung eine eigene Verantwortung sür ihre Stellung nahme anferlegt werden, so -aß, wenn alle Beteiligten die Verbind- licickettserklärnng eines Schiedsspruchs ablchnen, sic nicht mehr zulässig sein solle. Eine Verbindlichkeitscrklärung müsse im übrigen mit Zweiörittcl-Mehrhcit von einem Ausschuß ausgesprochen werden, dessen Vorsitzender der Schlichter ist und dem von den beteiligten W» !IMII»IIIIIIIM»III»IIIIII>lIIIIMIIII«IIIIIIIMIIIIII»»I»IIIIII»IIII»»IIMII»IIII»»I»II»II» MeuevsKsr«u«s ^ des Verlages der Germania A.-G. in Berlin L 2 Soeben «richten: Mestameniliche parallelen ^ zu den einzelnen Sonntags-Evangelien von 0. Dr. Lorenz Diirr» o. Profegor der Theologie. lkt Selten Oktav, drosch. S M. ged. ln Eanzlelnwand 4,20 M. 8I Das AN« Testament auch sür die praktische Seelsorge und die W praklische reliaiüse Unterweisung ausMwerten. ist «ine schon M öslers verlangte und ersehnte Angelegenheit. Zum erstenmal« wird hi< gemacht. Sonntag, wird hier von einem alttestam-ntlichen Fachmann der Versuch gemacht, alttestainentlich« Perikopen mit den neutestamcntlichen -onntagseoangelien zusammenMbringen und jene der neu- testamentlichen Psrikopc entsprechend auszuwerten. Für jeden Sonntag des Kirchenjahres ist ein Stück ausgewahlt. Die Stücke selbst sind den verschiedensten Teilen des Alten Testa mentes entnommen. Dem Texte, der von dem Versager be sonders übersetzt ist. folgt eine homiletische Erklärung und Aus wertung. Sodann ist fast in allen Füllen ein alNcstamentllcher Psalm beigeLeben. der ebenfalls dem liturgischen Seist« des be treuenden Sonntags entlpeicht und als Eeüet oder auch zu homiletischen Zwecken verwendet werden kann, so datz jeder Sonntag auch ein selbständiges Ganzes bildet. Jedenfalls dürfte hier ein einzigartiges Hilsemitlel sür den Klerus und zugleich ein neuer Weg zur Befruchtung unseres gesamten Frümmig- keitslebens durch die Hl. Schnst, besonders die de» Alten Testamentes, gegeben sein. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und durch dl« Suchhandlung der Germania, Berlin il r. Stralauer Sir. rli. ..Karlsbad" und..Zranzeasbad" verschwinden Prag, 15. November. Das Oberst« Verwaltungsgericht hat heute die Be, schwerden der Kurorte Karlsbad und Franzens« bad gegen die Verfügung der politischen Bezirksverwaltung, di« Bäder und ihre Kurrinrichtunge« i« der Staatssprache za bezeichnen, abgelehnt. Der seinerzeit erhobene Einspruch bei der politischen Landesverwaltung war ebenfalls abgcwiesen wor den, da» Ministerium des Innern bestätigt« die Entscheidung der politischen Landesverwaltung. Bei der heutigen Verhandlung vor dem Obersten Verwal, tungsgericht führten die Vertreter der beschwerdeführenden Kur orte aus, daß di« Bäder durch die unbekannten Bezeichnungen in der Staatssprache und durch den Zwang, sich dieser Vezeich. nungen im Auslande zu bedienen, materiellen Schaden erleiden und zwar hauptsächlich dadurch, daß der Wert der Propaganda durch die unbekannten Bezeichnungen illusorisch werde. Der Ver treter des Ministeriums des Innern erklärte demgegenüber, dag die Bezeichnung aller Orte der Republik in der Staatssprach« im Auslande (mit Ausnahme des deutsp-sprechenden) deshalb notwendig sei, weil der Hauptteil und der wirksamste Teil de, Propaganda, nämlich die Propaganda durch Post und Eisenbahn nach dem internationalen Abkommen nur Bezeichnungen de« Orte in der Statassprache kenne. Mit diesem Argument sei be. wiesen, daß von einer materiellen Schädigung keine Rede seist könne. Gegen die Behauptung des finanziellen Schadens sprech, die Kurstatistik. Arbeitgebern und Arbeitnehmern je ein oder zwei Vertreter und von den unbeteiligten Arbeitgebern und Arbeitnehmern je ein Vertreter angehören. Die Kammer erstattete dem Landgericht Dresden ein Gut achten, wonach es Handelsbrauch ist, einem Vertreter nach Auf lösung des Vertreterverhällnisscs die Provision für von ihm vermittelte Aufträge auch dann zu zahlen, wenn die Auszahlung der Provision an den Eingang der Zahlung geknüpft ist und diese erst nach Lösung des VertragSverhällnisscS erfolgt. — Für eine Entscheidung des Oberausschusses sür Vorzugs renten heim Arbeits- und Wirtschaftsministerium war scftzustcllen, welcher Reingewinnsatz im Lebensmittelei uzel. Handel durchschnittlich erzielt wird- Die Kammer berichtete, für Lebensmittelgeschäfte größeren Umfangs sei ein Reingewinn von 8 v. H. als Höchstsatz anzusehen; Geschäfte in bevorzugter Lage und mit besonders hohen Unkosten erzielten In der Regel nicht mehr als 5 bis 6 v. H. Reingewinn. In einem Rechtsstreit ist die Frage aufgeworfen worden, oö nach allgemeiner Gepflogenheit die Banken in gewissen ZckaMu- den sich von ihren Kunden Nachweisen lassen, daß die Zeichv.MO- Vollmachten von Angestellten noch gültig sind. Die Kammer berich tete hierzu dem Amtsgericht DreOen, die Dresdner Banken prusten die Fortdauer der Gültigkeit von Zeichnung-. Vollmachten für Wechsel, Sä;ecke nsw. nicht in regelmäßigen Zeitabständen, sondern nach Bedarf. Grundsätzlich sehen aber die Banken hinterlegte Unterschriften solange als gültig an, als sie durch die kontoführende Firma nicht ausdrücklich widerrufen werden. Dresdner Ausstellungen : Im Staatlichen Kunstgewerbemuseum (Eliasstr. 34) wird vom 14. bis 30. November eine Wanderausstellung des In- ternationalen Archivs für Iugendzeichnungen der Städiischen Kunsthalle in Mannheim gezeigt. Die Sammlung enthält zwei Abteilungen: 1. Entwickelungsreihen zeichnerisch begabter Kin der, 2. Lösungen bestimmter zeichnerischer Aufgaben durch jugend liche Durchschnittsbegabungen und wird durch eine kleine Samm lung van japanischen Kinderzeichnungen und von aus Dresdner Schulen zusammengestelltem Material ergänzt. Geöffnet: Wochentags (außer Montags) von 10—3 Uhr, Sonntags von 16—4 Uhr. Eintritt frei. : Sächsischer Kunstvcrein, Briihlsche Terrasse- Sonntag vor mittag 1030 Uhr Eröffnung der Dezemberaussttt- lung, die, wte alljährlich, der einheimischen Künstlerschast ge widmet ist. Die Besuchsstunden im Winterhalbjahr sind: Wcrktae? von 9 bis 4 Uhr, Sonntags von 10 30 bis 13 30 Uhr. Di- Mit glieder werden noch einmal auf die Notwendigkeit hingewiesen, ihre diesjährigen Karten sofort einzulösen. damit sie der Teilnahme an der Vereinsverlosung nicht verlustig gehen. : Knnstdienst, Dresden, Walpurgiöstraße 15. Qncrschiüiiau?' stellung neuer Kirchenbauten sowie von Arbeiten veil K. Schmidt-Rottluff, Otto Bartning, Elisabeth Coester, Rudolf Koch, Jak. Steinhardt, Berlin, S- Prütz, Gildenhall u. a. Geöffnet werk täglich von 9 bis 13 und 14 bis 18 Uhr. Jahren beschäftigte ihn die Dichtung, die dann schließlich aus einer zweijährigen Seereise zur Vollendung reiste. Doch hören wir den Dichter selbst: „Als ich die ersten Gesänge dichtete, wollt« ich hundertmal aufhören. Es war mir zumute wie einem, der sich aus ein gefahrvolles Meer hinauswagt, dessen Tiefe noch niemand ergründet. Hundertmal versank der ganze Wald meiner Einbildung darin. Ebenso viele Male begann ich wieder die schwere Last, die meinen Dichterschultern so wenig angepaßt war, den hohen Berg hinaufzurollen wie Sisyphus. In diesem schrecklichen Kampfe blieb ich stets der Verwundete, und dennoch war ich zugleich Sieger und Besiegter. Da zwang mich eine Krankheit, die süße Luft des Vaterlandes mit den Wogen des Meeres zu vertauschen. Dies nz^rde mir nicht allzu bitter. Hatte nicht gerade das Meer meine dnstigen Träume gewiegt? Und bei seinem Gesänge fühlte ich mich aufs neue zu ihm hinaezogen durch die schönen Visionen meiner Jugend. Ich sah Cadiz mit den hundert Türmen von Elfenbein, Abyle und Calpe. die zwei Riesen, welche das Meer mit einem Achsel zucken getrennt hatte, um zwischen ihren Marmorfüßen hin. durchzuschreiten. Bon dom eisernen Montgö und dem Kap Finisterra forderte ich die Legenden, die fast vergessen waren, wie die Völker, die sie einst erzählten. Und wo Bctis sQua- dalguivir) und Guadiana ihre Silbergürtel ausfpannten, suchte ich die Spuren jener versunkenen Länder. Ich betete vor der heiligen Asche des Kolumbus, der aus seinem elenden Grabe — Schmach über uns. denen er eine Welt gab — noch immer die Perlen der Aittillcn zu bewachen scheint. Ich fuhr an der Küste der Azoren und anderer Inseln im Atlantischen Ozean entlang. In ihrer Mitte stellte ich mir die „Atlantis" vor. wie sie die Felsen und Klippen zerschlugen, sie gen Himmel warfen, mit Lärmen und Schreien emporstiegen, hernntcrfielen und zusam men mit den Trümmern ihrer pelasgischen Türme in den Ab grund der Wogen rollten." Iacinto Verdaguer war der Sohn eines armen Stein hauers und wurde am 17. .Mai 1845 zu Foigaroles unweit von Barcelona in der Hochebene von Bich geboren. In jungen Jahren mußte der Dichter sein Brot als Feldarbeiter verdienen, und es wird von ihm erzählt, daß er sich einmal bei einem Wettlauf Uber ein frisch gemähtes Kornfeld 5 Pesetas gewann, wofür er sich eine „Odyssee" kaufte. Unter den größien Ent behrungen brachte er es fertig, das Pricsterseminar von Bich zu besuchen. Auf Anraten seines Arztes übernahm «r 1876 die Stelle eines Schiffsgeistlichen auf transatlantischen Dampfern und zwei Jahre fuhr er so zwischen Spanien und Kuba hi» uni her. In diesen Erholungs- und Musejahren schrieb er sein« unsterbliche „Atlantida". Wenn es dem Dichter auch nicht wie anderen an Anerken nung und Auszeichnung gefehlt hat, so ist er doch Zeit seines Lebens arm und einsam geblieben. In den letzten Jahren wer er fast ganz auf die Wohltätigkeit anderer, der Stadt Bare«, lona und des spanischen Königshauses, angewiesen. Er starb am 10. Juni 1904. Kellere Ecke Immer bester. Der vor einigen Jahren verstorbene Theaier- agent Frankfurter wollte einst einem Provinztheatcr eine Hoch- dramatische wegcngagiercn, die — dies wußte er nicht — inzwi schen Len Direktor dieser Bühne geheiratet hatte. Bis zu dem Sahc: „Was wolle» Sie überhaupt an dieser «lenden Schmiere?" sicigerlcii sich die Ueberredungskünste des eifrigen Agenten. Nachher wer er sehr verwundert, als der Direktor, mit dem er Geschäfte machen wollte, ihn ungnädig und abweisend empfing. „Sie waren doch sonst immer so liebenswürdig?" „Sie haben meiner Hochdramatischen", fuhr ihn der Galte-Direklor lies entrüstet an, „gesagt, mein Theater sei eine «lende Schmiere!" „Gott, was sagt man nicht alles zu so einer alten Schachtel!" entschuldigte sich der ahnungslose Agent. Alles sür die Gesundheit. Pension „Stranddistel". Die Gäste unterhalten sich über gesundheitliche Lebensweise. „Es wird ja empfohlen, jeden Morgen einen halben Liter lauwarmes Wasser zu trinken. Das soll sehr gesund sein." — „Dann müssen wir in dieser Pension ja alle sehr gesund sein. Denn wir trinken ja alle Morgen unseren halben Liter lauwarmes Wasser. Nur daß die Wirtin es „Bohnenkaffee" nennt." Anders besonnen. Herr Friedlich ging an einem Neubau vorbei. Plötzlich siel ihm ein Ziegelstein auf den Kops. Wütend rafst er ihn auf und stürmte die Treppe hinauf, bis er aus eine Gruppe von Arbeitern stieß. „Wer hat den Siein herab, geworfen?" schrie er, worauf sich ein herkulisch gewachsener Mensch von der Gruppe loslöste und sagte: „Ich. Wünschen Sie etwas?" — Herr Friedlich nahm den verbeulten Hut ad und jagte: „Ich wollte Ihnen nur den Stein zurückbringen"